Zeugen
Wunder
Worte
Wege
Orte
Kongresse
Geschichte
Hilfen
Gebete
Links

www.loreto.de

Interview

Gebetserhörungen, Heilungen und ein Wachsen der Liebe zu Gott

Früchte der Ewigen Anbetung

Interview mit Pfr. Bernhard Hesse, Türkheim

Seit 1999 gibt es in der Pfarreiengemeinschaft Türkheim die Ewige Anbetung. Wie es dazu kam und welche Früchte daraus entstanden sind, lesen Sie im folgenden Interview.

Wie und wo haben Sie zur Anbetung gefunden?

Die Anbetung habe ich in Jerusalem entdeckt. Ich durfte dort ein Studienjahr als Theologiestudent verbringen und war immer auf der Suche nach geistlichen Orten und Gemeinschaften in der Hl. Stadt. Durch eine schöne Fügung lernte ich eine Gemeinschaft von Schwestern kennen, die zum Gebet einluden. In ihrer Hauskapelle hielten sie viele Stunden stille Eucharistische Anbetung.

Mir war Anbetung durchaus vertraut, aber dass man einfach nur still, schweigend vor dem Allerheiligsten kniet oder sitzt, auf Jesus schaut und dabei nichts hörbar betet, das war mir neu. Ich habe es – zusammen mit einem Freund – einfach ausprobiert. Mehrmals in der Woche sind wir von unserem Studienhaus zu den Schwestern gelaufen, um bei ihnen in die Anbetung zu gehen. Es brauchte nur wenige Tage und ich durfte eine tiefe Glaubenserfahrung machen: Dieser Jesus antwortet mir aus der Hostie heraus! Gebet ist keine Einbahnstraße, Gott teilt sich mir mit. Nicht mit einer hörbaren Stimme, aber ganz tief im Herzen habe ich Ihn gespürt. Jesus hat mir immer deutlicher gezeigt, dass Er mich führt, Er hat mir geoffenbart, welche Pläne Er mit mir hat, was Er von mir will.

Wie entstand der Wunsch nach Ewiger Anbetung?

Als ich aus dem Heiligen Land wieder zurückgekehrt war, war klar: die Anbetung will ich mir bewahren. Doch das war im Priesterseminar gar nicht so einfach, da ich mich ja nicht vor den anderen Seminaristen aussetzen wollte. So spürte ich aber den Ruf Jesu, die Anbetung einfach vor einer Ikone oder einem Kreuz zu halten. Auch dabei hat mir Jesus immer Seine Gnaden geschenkt. Als ich aber nach der Priesterweihe den Zugang zum Tabernakel hatte, konnte mich nichts mehr hindern, die Eucharistische Anbetung fortzusetzen.

War es schwierig, diesen Wunsch all die Jahre durchzutragen?

Es ist letztlich eine Frage der Entschlossenheit. Ich hatte in Jerusalem erfahren, wie wichtig die Anbetung für mein Leben ist und so habe ich in all meiner Armut versucht, um die Treue zu kämpfen. Meine Anbetungszeiten waren (und sind) meist sehr trocken und scheinbar passiert in dieser Zeit des Schweigens nichts. Es gehen einem allerlei Gedanken durch den Kopf und oft ist man in der Versuchung, die Zeit abzukürzen und davonzulaufen. Wenn man durchgehalten hat, spürt man aber, dass Jesus eben doch gewirkt hat und sich etwas in uns verwandelt und verändert hat.

Wie haben Sie begonnen dieses Vorhaben umzusetzen?

Als ich Pfarrer wurde, entschloss ich mich die Anbetung öffentlich in der Pfarrkirche zu halten, jeden Tag eine Stunde, meist abends zwischen 17.00 und 18.00 Uhr. Jeder der wollte, konnte gerne dabei sein. Wir waren von Anfang an auch eine schöne Gebetsgruppe von ca. 10-15 Personen. Diese Anbetungsstunden waren immer still, nur am Schluss beteten wir kurz ein paar gemeinsame Gebete und schlossen mit dem Eucharistischen Segen.

Nach einigen Jahren dieser täglichen Anbetung musste ich allerdings sehen, dass einige treue Anbeter weggestorben waren, und kaum neue hinzu kamen. Ich ahnte schon, dass ich eines Tages mit der Anbetung weitgehend alleine da stehen könnte. In dieser Zeit bekam ich einen Internet-Zugang und ich begann dieses neue Medium zu entdecken und auch nach christlichen Inhalten zu durchsuchen. So gab ich eines Tages auch den Suchbegriff „perpetual adoration" ein und landete völlig überraschend auf einigen Webseiten in Amerika, die haarklein beschrieben, wie man eine Rund-um-die-Uhr-Anbetung mit einer Pfarrgemeinde aufbauen kann. Diese Seiten faszinierten mich tief, ich druckte sie aus und legte sie aber dann in meine Registratur, denn zunächst war ich überzeugt: So etwas geht bei uns in Deutschland nie.

Aber dieser Gedanke ließ mich nicht mehr los. Also begann ich auch zusammen mit anderen weiter zu beten. Wir machten mit der täglichen Anbetertruppe eine Marienweihe mit 33-tägiger Vorbereitung. Dann versuchte ich einen Termin bei meinem Bischof zu erhalten, was aber gar nicht so einfach war. Nach über einem halben Jahr gelang es mir schließlich mein Anliegen vorzutragen. Er war zwar von meiner Idee nicht gerade begeistert, aber er meinte, ich können es ja mal ausprobieren. Diese Aussage genügte mir völlig. Nun wandte ich mich an das Apostolat in Amerika und wollte mir nähere Informationen einholen.

Kaum hatte ich mich dort gemeldet, kam schon die Ankündigung eines Missionars von dort: „Ich komme.“ Dies erschreckte mich fast. Meine erste Rückfrage war (wie könnte es anders sein?): Was kostet das? Als er mir bestätigte, dass er auf eigene Kosten kommt, konnte ich schlecht etwas dagegen sagen. Bis dahin hatte ich aber in meiner Pfarrei noch niemand näher in dieses Projekt eingeweiht.

Gab es Zeiten des Zweifels?

In der Gemeinde war es in dieser Zeit für mich nicht so einfach. Es gab immer wieder Spannungen. Ich habe daher auch einige Bedingungen an den Herrn gestellt, die Er erfüllen muss, wenn ich dieses Projekt umsetzen soll. Eine erste lautete: Er muss mir zwölf Leute senden, die sich spontan für eine Anbetungsstunde pro Woche bereit erklären, obwohl sie bisher nicht regelmäßig zur Anbetung kamen. Diese Bedingung hat der Herr binnen zwei Wochen erfüllt. Eine zweite Bedingung war, dass mein Pfarrgemeinderat und meine hauptamtlichen Mitarbeiter sich nicht offen dagegen aussprechen. Da viele sowieso davon ausgegangen sind, dass es niemals gelingt, so viele Anbeter zu finden, wie man für eine Rund-um-die-Uhr-Anbetung braucht, hat sich mir niemand in den Weg gestellt.

Wer hat Ihnen dabei geholfen oder den entscheidenden Impuls gegeben?

Die entscheidende Aktion war der Besuch des Missionars aus Amerika. Er kam zum 4. Juli 1999 zu uns und hat in allen Gottesdiensten eines Sonntages gepredigt (damals waren es drei). Bei der Predigt gibt es eine Stelle, an der er einlädt, nun Zettel an alle Gläubigen auszuteilen, mit denen sie sich zu einer Anbetungsstunde bereit erklären können. Diese Zettel wurden nach der Kommunion wieder eingesammelt. Durch diese Aktion haben wir einhundert Anbeter bekommen! Das war zwar noch nicht genug für eine ganze Woche, aber immerhin. Die Woche hat 168 Stunden, aber wir hatten auch einige Gläubige, die schon bisher täglich eine Stunde zur Anbetung kamen. Diese waren auch bereit, dies fortzusetzen. Außerdem gab es einige aus der Umgebung von Türkheim, die versprochen hatten, bei der Anbetung zu helfen. Als wir am 19. September 1999 mit der Anbetung begannen, waren es genau so viele Anbeter, wie wir unbedingt brauchten – keiner zu viel und keiner zu wenig.

Wie hat die Pfarrei diesen Vorschlag aufgenommen? Gab es Widerstände?

Nun die Skepsis war groß und als dann auch noch bekannt wurde, dass die Ewige Anbetung startet und genügend Personen gefunden hat, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. Aber umgekehrt waren ja auch viele Gläubige aus unserer Pfarrei mit dabei und nach und nach hat sich die Situation auch wieder beruhigt. Inzwischen ist unsere Loretokapelle zu einem geistlichen Zentrum geworden, zu dem tagein tagaus Hunderte von nah und fern kommen, um sich bei Jesus auszuruhen, ihre Anliegen abzuladen und wieder getröstet zu gehen. Heute gibt es deswegen keine echten Widerstände mehr.

Ist es schwer, die Liste immer voll zu haben?

Unsere Ewige Anbetung ist ein reines Laienprojekt. Insgesamt gehören ungefähr 200 Personen dazu. Es gibt ein Organisationsteam mit 4 Personen, das sich auch um die Vertretungsstunden kümmert und eine so genannte Hotline organisiert. Es gibt nämlich ein spezielles Anbetungshandy das reihum von diesem Team betreut wird. Normalerweise hat jeder Anbeter eine Stunde pro Woche, immer zur selben Zeit. Wenn jemand einmal verhindert ist, kann er seine Stunde möglichst rechtzeitig in eine rote Liste eintragen, die in unserer Loretokapelle aufliegt. Viele andere Anbeter schauen immer wieder in die Liste, ob sie vielleicht nicht noch eine zusätzliche Stunde übernehmen können, die gerade offen ist.

Es gibt auch jede Woche ca. 10 Stunden, die nicht fest besetzt sind. Auch sie werden in diese Liste geschrieben. Das Organisationsteam beobachtet diese Liste und handelt dann, wenn sich Lücken nicht geschlossen haben. Es gibt auch eine ganze Reihe von Leuten, die bereit sind gelegentlich Stunden zu übernehmen, wenn Bedarf ist. Das System hat in den vergangenen 14 Jahren gut funktioniert. Der Anteil des Pfarrers an diesem Projekt ist eigentlich recht gering. Er sollte es einfach ein wenig unterstützen und ab und zu den Eucharistischen Segen erteilen, bzw. den Zusammenhang zur Hl. Messe herstellen. Wenn die Anbetung durchläuft, muss der Priester noch nicht einmal das Allerheiligste ein- und aussetzen. Wir unterbrechen die Anbetung nur, wenn die Hl. Messe gefeiert wird und von der Nacht des Gründonnerstags bis zum Ostermorgen.

So viele Jahre hindurch Ewige Anbetung in einer „normalen" Pfarrei – das klingt wie ein Wunder – ist es das für Sie auch?

Natürlich ist das gerade für mich ein großartiges Wunder Gottes, andererseits sind Wunder bei Jesus eigentlich ganz normal. Ist nicht die Messe selbst und die Wandlung darin letztlich das größte Wunder? Ich bin fest überzeugt, dass Gott dieses Wunder in ganz vielen Pfarreien wirken möchte. Es braucht nur ein paar Leute, die sich auf das Abenteuer mit Jesus einlassen. Das meiste macht sowieso Er und nicht wir.

Welche Früchte sehen Sie für sich persönlich und die Pfarrei als ganzes?

Die Früchte sind sehr vielfältig. Die größte Frucht ist das Wachstum in der Liebe zu Jesus bei jedem, der sich für die Anbetung öffnet. Es gibt zahlreiche Gebetserhörungen, auch bemerkenswerte Heilungen. Ich beobachte einen ganz außergewöhnlichen Schutz, unter dem unsere Pfarreien stehen, seit die Anbetung begonnen hat. Es gibt kaum mehr tödliche Unfälle oder Schäden durch Unwetter oder ähnliches. Das sind aber nur kleine äußere Zeichen. Für mich ist das Wichtigste, dass Jesus durch die Anbetung deutlich sichtbar und erfahrbar die Mitte der Pfarrei bzw. Pfarreiengemeinschaft ist. Wenn Er die Mitte ist, kommt alles andere auch an den richtigen Platz, Er ordnet den Rest.

Ihr wollt in der Pfarrei in Richtung Mission und Evangelisation weiter machen. Welche konkreten Vorhaben gibt es in diese Richtung?

Wer zu Jesus in die Anbetung kommt, der wird von Ihm auch ausgesendet, Zeugnis zu geben. Die Anbetung ist ein Kraftwerk, sie enthält eine Dynamik und will in der Liebe und im Zeugnis für Christus fruchtbar werden. Dies ist mir in den letzten Jahren immer intensiver bewusst geworden. Daher haben wir uns umgeschaut, was andere Pfarreien mit dem Schwerpunkt Anbetung auf den Weg gebracht haben. Dabei sind wir – auch über das Internet – auf Pfarreien in Mailand und Südfrankreich aufmerksam geworden. Auf der Grundlage der Anbetung hat die Pfarrei Sant'Eustorgio in Mailand ähnlich wie einige Jahre später die Pfarrei St. Nazaire in Sanary-sur-Mer an der Cote d'Azur ein großes Evangelisationsprojekt mit dem Namen „Pfarrevangelisationszellsystem" gestartet. 8-12 Gläubige kommen in wöchentlichen Zelltreffen zusammen und bemühen sich gemeinsam um das Zeugnis für das Evangelium im normalen Umfeld ihres Lebens und der Pfarrei. Diese Pfarreien haben durch diesen Weg eine große Strahlkraft entwickelt, die es ihnen ermöglicht auch Fernstehende an den Glauben heranzuführen. Wir haben seit gut drei Jahren nun auch damit begonnen und hoffen so auf den Ruf Jesu zu antworten, der Seine Jünger ausgesandt hat, allen Menschen das Evangelium zu verkünden. Auch dieser Weg – immer in enger Verbindung zur Anbetung – ist sehr verheißungsvoll und spannend.