Christus - Licht der Völker
Aus dem Grundtext zum 45. Eucharistischen Weltkongress
Einführung: Eine Zeit der Gnade
Die Kirche, bewegt vorn Heiligen Geist, schafft Zeiten und Räume der Gnade, wenn sie bestimmte
Anlässe mit einem besonderen religiösen Inhalt und mit besonderen Mitteln der Heiligung versieht, bei denen sie die gläubige Gemeinde dazu aufruft, ihr Leben und ihren Sendungsauftrag zu erneuern.
Der 45. Eucharistische Weltkongress, der in Sevilla (Spanien) vom 7. bis zum 13. Juni 1993 stattfindet,
stellt eine besondere Gnade sowohl für diese Ortskirche als auch für die gesamte Weltkirche dar, die zusammengerufen wird, um das Geheimnis der Eucharistie in größerer Fülle zu erkennen und es öffentlich anzubeten.
Das Thema des Kongresses, “Christus, Lumen Gentium” (Christus, Licht der Völker), wird der Sorge gerecht, die der Geist in der Kirche unserer Tage
geweckt hat, indem er sie zu einer neuen Evangelisierung ermutigt, deren Dringlichkeit die letzten Päpste in ihren vor nicht langer Zeit veröffentlichten Dokumenten anerkennen.1 Diese Dringlichkeit ergibt sich ständig aus der Eucharistie, die “Quelle und Höhepunkt aller Verkündigung des Evangeliums” ist.2
Diese Verbindung zwischen Eucharistie und Evangelisierung ist auch jetzt bei uns “Gedächtnis” eines historischen Ereignisses, das nicht nur für die Kirche
Spaniens und Lateinamerikas, sondern für die gesamte katholische Kirche von besonderer Bedeutung und Tragweite ist: Der 500. Jahrestag der
Evangelisierung Amerikas. Darauf wies Papst Johannes Paul II. hin, als er bei dem Abschluß des 44. Eucharistischen Weltkongresses in Seoul am 8. Oktober
1989 den 45. Kongress für das Jahr 1993 in Sevilla ankündigte. So wird die thematische (Evangelisierung), chronologische (1992-1993) und geografische
(Sevilla) Koinzidenz für uns zu einer zugleich beglückenden und ermutigenden Ermahnung, die uns drängt, jene Evangelisierung zu überprüfen, damit wir aus ihr
lernen, die gegenwärtige Evangelisierung zu stärken, um sie in ihrer ganzen Kraft zu entfalten, und die neue Evangelisierung zu fördern, um all ihre Forderungen anzunehmen.
Eine unvoreingenommene und umfassende Rückbesinnung auf die Wurzeln des Glaubens (erste Evangelisierung Europas durch Petrus und Paulus) und auf die
historischen Augenblicke der Evangelisierung der Welt (unter denen die evangelisierende Begegnung mit den “neuen Welten” Amerikas sich besonders
hervorhebt) wird uns ermutigen, auf der Grundlage dessen, was die Vergangenheit uns lehrt und die Gegenwart von uns dringend fordert, die neue Evangelisierung der Zukunft voranzutreiben.
Dabei müssen wir uns all das vor Augen halten, was der lateinamerikanische Episkopat auf seinen großen Versammlungen von Medellin (1968) und Puebla
(1979) gefordert hat, alles, was in Europa über die “neue Evangelisierung” gesagt und gedacht wurde, und ebenso den “Seelsorgsplan” der Spanischen
Bischofskonferenz für den Zeitraum 1990-1993, dessen allgemeines Ziel es ist, “einer neuen Evangelisierung Impulse zu verleihen”.
Christus, Licht und Leben der Welt
Jesus Christus, das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. (Joh 1, 9). So verkündet es das
Neue Testament. Deswegen verwendet Matthäus (vgl. 4, 16) für Jesus bei seiner Einführung in sein Hirtenamt in
Galiläa die Worte des Jesaja: “Das Volk, das im Dunkel lebte, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen” (Jes 9, 1).
Johannes bestätigt dies im Prolog, der Synthese und Einführung in sein Evangelium ist, in dem er Christus als Wort
Gottes vorstellt: “In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfaßt” (1,4-5).
Die messianische Befreiung ist vor allem Erleuchtung. So sagt es auch Lukas bei der Schriftlesung in Nazaret (vgl. 4
, 16ff.), wobei er ebenso Jesaja 61, 1 L zitiert: Jesus ist gekommen, um den Blinden das Augenlicht zu geben.
Johannes läßt Jesus folgende Selbstdarstellung von sich geben: “Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird
nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben” (Joh 8, 12). Als schöpferisches
Wort ist ER “das Licht der Menschen” (Joh 1, 4). Seine Ankunft in der Welt ist das Licht, das all jene rettet, die
auf die Finsternis verzichten (Joh 3, 18-21). Das Wunder der Heilung des Blinden ist Vision, d. h. Leben und
Erlösung für den, der glaubt, und im Gegensatz dazu wird es zur Blindheit, d.h. zur Verdammnis, für diejenigen, die nicht glauben.
Jesus ist das Licht, denn er gibt den Menschen die Kenntnis von Gott, er zeigt ihnen den Weg der Erlösung: Jesus ist das Licht durch die Liebe, wie es der
erste Brief des Johannes erklärt (vgl. 1 Joh 2, 3-11). Da Jesus vom Vater Kunde gebracht hat (vgl, Joh 1, 18), ist er der vom Licht erfüllte Weg (vgl. Joh 8,
12), durch den der Mensch zum Vater kommt (vgl. Joh 14, 6).
Jesus erscheint als Leben und Spender des Lebens häufig im vierten Evangelium. Die Heilung des Sohnes des königlichen Beamten und die des Gelähmten
kreisen um das Thema des Wortes des Lebens. Das Zeichen der Vermehrung des Brotes zeigt Jesus als Brot des Lebens und die Bedeutung der
Auferweckung des Lazarus gipfelt in der Selbstdarstellung Jesu: “Ich bin die Auferstehung und das Leben” (Joh 11, 25).
Der Herr ist gekommen, damit jeder, der glaubt, durch ihn das ewige Leben hat (vgl. Joh 3, 5). Das Fleisch Christi ist das Leben der Welt (vgl. Joh 6, 5),
jeder, der ihn isst, wird durch ihn leben (vgl. Joh 6, 57). Der Gute Hirte kommt, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben (vgl. Joh 10, 10). “Licht”
und “Leben” sind eng miteinander verbunden, gleichsam, um uns zu erklären, dass das Leben, das in Christus als Wort Gottes war, für die Menschen das Licht bedeutet.
Eucharistie und Evangelisierung
Die Eucharistie ist das zentrale sakramentale Wirken der Kirche in der Zeit, durch welches die durch Christus verwirklichte Erlösung fortgeführt und
aktualisiert wird für alle Zeiten über die sakramentale, reale und einzigartige Präsenz Christi selbst, der gestorben und auferstanden ist, der durch das Wirken
des Heiligen Geistes der ständige Urheber und Verwirklicher der Erlösung selbst ist. Die Eucharistie ist nicht etwas, sie ist jemand; sie ist nicht nur die Wirkung
oder das Heilswerk Christi, sie ist vielmehr Christus der Erlöser selbst, der aus der Integrität seines Mysteriums, seines Lebens und seiner Sendung erlöst.
Dies führt uns dazu, zu bestätigen, dass Christus, der in seinem irdischen Leben Träger und Inhalt der Evangelisierung war, dies auch weiterhin in seiner
Präsenz und dem sakramentalen Wirken durch die Eucharistie ist. In der Eucharistie lädt uns der verherrlichte Christus ein, mit ihm den Weg zu gehen, den er
mit den Jüngern nach Emmaus ging (vgl. Lk 24, 13-35), von ihm die Deutung des Wortes zu hören und durch ihn an die erlösende Kraft Gottes zu glauben.
Der Auferstandene kündet von neuem sakramental die Evangelisierung durch die Kirche in der Versammlung an: “Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus
dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt” (1 Kor 11, 26).
Es besteht also eine enge Verbindung zwischen Christus, dem Träger der Evangelisierung, der evangelisierenden Kirche und der Eucharistie als Zeichen der
erfüllten Evangelisierung und einer Aufgabe, die es zu erfüllen gilt. Die Eucharistie ist das Sakrament, in welchem der Evangelisierungsauftrag der Kirche besonders zum Ausdruck kommt und verwirklicht wird.3
Sakramente und Evangelisierung
Der Reichtum des evangelisierenden Inhalts der Eucharistie muss in verschiedener Weise und durch verschiedene Mittel entfaltet werden, unter denen das
Wort, die Sakramente und das Zeugnis der Liebe einen besonderen Rang einnehmen. Alle diese Mittel stehen in Zusammenhang miteinander, sie ergänzen sich
gegenseitig und stehen in einer gegenseitigen Wechselwirkung zueinander. Alle wirkliche Evangelisierung muß sakramentalen Charakter haben und eine
Ausrichtung auf das Sakrament beinhalten. Jede echte sakramentale Feier muss evangelisierenden Charakter haben und die Aufgabe der Evangelisierung
fördern. Die Priorität, die einem Aspekt gewidmet wird, darf nicht der Grund sein, einem anderen weniger Bedeutung beizumessen.4
Alle Sakramente, insbesondere jedoch die Eucharistie, müssen Gegenstand der Evangelisierung sein, so dass sie in angemessener Form in den Glaubensinhalt,
in die Feier des Geheimnisses und in das praktische Leben integriert werden können. Außerdem aber sind alle Sakramente, und insbesondere die Eucharistie,
Mittel, die zur Evangelisierung hinführen und sie vertiefen, wenn auch jedes einzelne Sakrament diesen evangelisierenden Aspekt auf seine Weise von einer
besonderen Situation aus und über einen eigenen Inhalt und eigene Zeichen verwirklicht.
Sollen die Sakramente ihre gesamte evangelisierende Kraft entfalten, so ist es notwendig, dass sie von einer erneuerten sakramentalen Pastoral begleitet sind.
Es kann keine echte sakramentale Pastoral geben, wo nicht eine Pastoral der Evangelisierung vorausgegangen ist; noch kann es eine konsequente
gemeinschaftliche Pastoral geben. Sakramente spenden, ohne Bekehrung zu wollen, führt normalerweise zu einer Instrumentalisierung des Sakraments und die Bekehrung hat keinen Bestand.
Die Eucharistie, Gipfelpunkt der Evangelisierung
Wenn alle Sakramente evangelisierenden Charakter haben, so ist die Eucharistie “das zentrale Sakrament der Evangelisierung”5. Das Evangelium selbst hebt
ihren besonderen Charakter als Höhepunkt hervor, wie es ihre Ausrichtung auf das österliche Geschehen zeigt; Bekehrung, Gemeinschaft, Liebe, Versöhnung, österlicher Glaube, brüderliche Liebe, ewige Hoffnung ...
Die Eucharistie ist ebenfalls Mittelpunkt der Evangelisierung, denn sie ist der Mittelpunkt der Kirche, der Mittelpunkt allen christlichen Lebens. Die Dokumente
des Zweiten Vatikanischen Konzils und der letzten Päpste haben dies auf verschiedene Weise bekräftigt:
“Die Eucharistie ist Quelle und Höhepunkt allen christlichen Lebens”6 und da sie der Mittelpunkt der Liturgie ist, “ist sie der Höhepunkt, dem das Tun der
Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt ...”7. “ Die Eucharistie erscheint als Quelle und Höhepunkt aller Evangelisierung”.8
Da die Eucharistie die lebendige Gegenwart Christi im Herzen der Kirche selbst ist, so ist sie auch der Mittelpunkt, in dem sich alle Dimensionen und
Funktionen des Sendungsauftrags, den die Kirche von Christus erhalten hat, kondensieren und artikulieren, zu dem sie streben und aus dem sie hervorgehen, in
dem sie sich manifestieren und verwirklichen. Und die Kirche bemüht sich, in ihrem Leben diesen Sendungsauftrag zu erfüllen.
Das gesamte christliche Leben findet in der Eucharistie seinen Mittelpunkt und Sinn, seine erneuernde Anregung und Kraft. Die Eucharistie ist der Ort der
Evangelisierten und der Träger der Evangelisierung, der Augenblick der Erneuerung der Verpflichtungen zur Evangelisierung. Jede echte Teilnahme an der
Eucharistie muß eine “Aktualisierung” unseres persönlichen und gemeinschaftlichen Zustands als Evangelisierte und unseres Auftrags zur Evangelisierung mit sich bringen.
Die Eucharistie, Quelle der Evangelisierung
Die Eucharistie ist der Mittelpunkt der Evangelisierung, doch ist ihr unmittelbares Ziel nicht die missionarische oder grundsätzliche Evangelisierung. Ihre Art der
Evangelisierung (ebenso wie die gesamte Liturgie) ist “mystagogisch”, d.h. sie erfolgt durch das Wort und das Zeichen, die sich in der liturgischen Feier für die
Versammlung entfalten, welche, auf ganzheitliche und umfassende Weise verstanden, drei Momente beinhaltet: den vor der Feier, den in der Feier und den nach der Feier.
a) Evangelisierung für die Eucharistie: Katechese
Die Eucharistie ist evangellsierend “vor” ihrer Feier, weil sie der zentrale Inhalt ist, der die evangelisierende und katechetische Tätigkeit erleuchtet; weil sie
deren Horizont und Ziel darstellt; weil sie zuvor eine Erklärung ihrer Dynamik und ihres Sinns erfordert; weil sie eine rechtzeitige Pädagogik der Einführung und Teilnahme erfordert.
Wenn der Ausdruck und die liturgische Feier des Glaubens integrierender Bestandteil der Katechese sind, so ist auch die Katechese integrierender Bestandteil
der Eucharistie. Nur wenn “mit allen Mitteln die liturgische Katechese eingeprägt wird”9, und “wenn die Seelsorger eifrig und geduldig bemüht sind um die
liturgische Bildung und die tätige Teilnahme der Gläubigen, die innere und die äußere, je nach deren Alter, Verhältnissen, Art des Lebens und Grad der religiösen Entwicklung...”10, können die Gläubigen die Eucharistie als die “erste und unentbehrliche Quelle, aus der sie wahrhaft christlichen Geist schöpfen
sollen”11, betrachten. In diesem Kontext und in diesem Sinn ist alle auf die Eucharistie oder an der Eucharistie orientierte Katechese zu verstehen (Kinder,
Jugendliche, Erwachsene); ebenso die Vorbereitung der Sonntagsmesse für die verschiedenen Gruppen mit einer Reflexion und Bibelkatechese oder Reflexion
über andere liturgische Texte und ebenso weitere “ergänzende” Feiern (Stundengebete, Wortgottesdienste, Vigilien, andere Sakramente ... ), die ihren Bezugspunkt in der Eucharistie haben.
b) Evangelisierung innerhalb der Eucharistie: Feier
Für diejenigen, die aufrichtig an der Eucharistie teilnehmen, enthält diese aufgrund ihrer Struktur und Dynamik, aufgrund ihres Sinns und Inhalts, aufgrund ihrer
verändernden Kraft und ihres Lebens ein wirkliches “evangelisierendes Kapital”, in dem alle außereucharistischen Aktionen der Evangelisierung
zusammenfließen und von dem sie alle abhängen. Wie die Konstitution über die heilige Liturgie sagt: “Obwohl die heilige Liturgie vor allem Anbetung der
göttlichen Majestät ist, birgt sie doch auch viel Belehrung für das gläubige Volk in sich ...”12
In den “Einführungsriten” bringt die Versammlung die Annahme und die Versöhnung, die Gemeinschaft und die Gemeinsamkeit zum Ausdruck und erlernt
diese; in der “Wortliturgie” hört sie von neuem den Aufruf Gottes, der ihren Glauben erleuchtet, bekehrt und erneuert mit der aktuellen und wirksamen
Verkündigung der Wunder Gottes in der Erlösungsgeschichte, mit Anwendung auf das Leben. In der “eucharistischen Liturgie” erfährt sie von neuem, was
Solidarität und Dienst, Liebe und Hingabe bis zum Tod, Opfer und Verpflichtung gegenüber den anderen, die befreiende Erlösung ist ... ; und in den
“Schlussriten” spürt sie von neuem die Verpflichtung und die Dringlichkeit der Sendung, die Aktualität eines Auftrags, in der Kirche und in der Welt das Werk
Christi in seiner Fülle präsent zu machen und zu fördern”.13
c) Evangelisierung nach der Eucharistie: Verpflichtung
Die aufrichtige Teilnahme an der Eucharistie ist permanente Selbstevangelisierung für die ständige Evangelisierung. “Wenn der Bund Gottes mit den Menschen
in der Feier der Eucharistie neu bekräftigt wird, werden die Gläubigen von der drängenden Liebe Christi angezogen und entzündet.”14 In der Tat feiert der
Christ nicht nur die Eucharistie, sondern er soll eine eucharistische Existenz führen, deren Mysterium und Dynamik er verlängert, oder indem er das, was er im
Sakrament gefeiert hat, zu Werken der Liebe und Gerechtigkeit macht, womit er in der Weit und in der Gesellschaft jene hingebungsvolle Liebe, jene
Solidarität und jenes Neue, das er in der eucharistischen Versammlung erlebt, verkündet und bezeugt.
Eucharistie und Versöhnung
Der Mensch strebt nach der Versöhnung, aber die Menschen leben häufig im Gegensatz zueinander und untereinander gespalten. Diese Realität und dieses
Sehnen erleidet und erlebt auch die christliche Gemeinschaft, wo immer sie sich befindet. Im österlichen Geheimnis Christi wurden alle Dinge, die gesamte
Menschheit, mit dem Vater versöhnt und so wurde die verlorene Freundschaft wiedererlangt.15
Durch dieses Geheimnis wurden die Sünde und die Nichtversöhnung an das Kreuz geheftet; der Teufelskreis des Hasses und der Rache wurde gesprengt und
eine neue Situation wurde geschaffen für den Sieg über die Spaltung und den Haß (vgl. Kol 2, 14; Hebr 9, 11-12; Joh 8,34-36).
a) Die Eucharistie “fordert die Versöhnung”:
Man darf nicht die Gabe opfern, ohne sich zuerst mit seinem Bruder versöhnt zu haben (vgl. Mt 5,23-24).
b) Die Eucharistie “feiert die Versöhnung”
, die ein für allemal durch Christus am Kreuz erwirkt wurde. Das Opfer, bei dem “sein Blut vergossen wird für
die Vergebung der Sünden”, wird in der Eucharistie gefeiert und sakramental erneuert (vgl. 1 Kor 11, 26). Daher sprechen die Hochgebete vom “Opfer der
Versöhnung”, vom “Gedächtnis unserer Versöhnung”, vom “Geheimnis” und der “Opfergabe der Versöhnung”.
c) Die Eucharistie “verwirklicht und fördert wirksam die Versöhnung”
bei denjenigen, bei denen die wirkliche Bereitschaft dazu vorhanden ist. Deswegen
wird vertrauensvoll darum gebetet, “dass das Opfer der Versöhnung der ganzen Welt den Frieden und die Rettung bringen möge” und “uns die Freundschaft mit Gott wiedergeben möge”16.
d) Die Eucharistie ist auch “die Verpflichtung zur Versöhnung”
, denn in ihr erneuert die Versammlung und jeder einzelne, der an ihr teilnimmt, seinen Bund mit Gott und seine brüderliche Solidarität
mit den Brüdern; er betet für die Versöhnung und er verpflichtet sich zu ihr.
Eine Eucharistie, in der die Versammlung die Aufgabe des Versöhnens und Befriedens dort, feiert und lebt und annimmt, wo sich Nichtversöhnung und Haß
zeigen, ist in Wahrheit evangelisierend, denn sie legt das Zeugnis ab, das bekehrt und zum Glauben aufruft.
Schlussfolgerung
“Das Wort Gottes”, durch das alles geworden ist, ist selbst Fleisch geworden und ist, auf der Erde der Menschen wohnend, als wirklicher Mensch in die
Geschichte der Welt eingetreten, hat sie sich zueigen gemacht und in sich zusammengefaßt. Er offenbart uns, “dass Gott die Liebe ist” (1 Job 4, 8), und belehrt
uns zugleich, dass das Grundgesetz der menschlichen Vervollkommnung und deshalb auch der Umwandlung der Welt das neue Gebot der Liebe ist ...
Durch seine Auferstehung zum Herrn bestellt, wirkt Christus, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist, schon durch die Kraft seines Geistes in
den Herzen der Menschen dadurch, dass er nicht nur das Verlangen nach der zukünftigen Welt in ihnen weckt, sondern eben dadurch auch jene selbstlosen
Bestrebungen belebt, reinigt und stärkt, durch die die Menschheitsfamilie sich bemüht, ihr eigenes Leben humaner zu gestalten und die ganze Erde diesem Ziel dienstbar zu machen.
Alle aber befreit er, damit sie durch Absage an ihren Egoismus und unter Dienstbarmachung aller Naturkräfte für das menschliche Leben nach jener Zukunft
streben, in der die Menschheit selbst eine Gott angenehme Opfergabe wird.
Ein Angeld dieser Hoffnung und eine Wegzehrung hinterließ der Herr den Seinen in jenem Sakrament des Glaubens, in dem unter der Pflege des Menschen
gewachsene Früchte der Natur in den Leib und das Blut des verherrlichten Herrn verwandelt werden zum Abendmahl brüderlicher Gemeinschaft und als Vorfeier des himmlischen Gastmahls.”17
“Die Güter menschlicher Würde, brüderlicher Gemeinschaft und Freiheit..., alle guten Erträgnisse der Natur und unserer Bemühungen, müssen im Geist des
Herrn und gemäß seinem Gebot auf Erden gemehrt werden-, dann werden wir sie wiederfinden, gereinigt von jedem Makel, lichtvoll und verklärt, dann
nämlich, wenn Christus dem Vater “ein ewiges allumfassendes Reich übergeben wird: Das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und
der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens”. Hier auf Erden ist das Reich schon im Geheimnis da; beim Kommen des Herrn erreicht es seine Vollendung.”18
1Wichtigste Dokumente jüngeren Datums: Paul VI., Evangelii Nuntiandi, Die Evangelisierung in der Welt von heute (= EN); Johannes Paul 11., Christifideles Laici (= Chl,);
Johannes Paul 11., Redemptoris Missio. Vgl. z.B. ChL, 34-35
2 Vgl. SC Nr. 9; PO Nr. 5, 11; SC Nr, 10
3 Vgl. LG Nr. 3; vgl. LG Nr. 17
4 Vgl. EN Nr. 47
5 Vgl. Mt 26, 17-25; 1 Kor 11, 23, 2, Joh 6; Mk 8, 1-10; 1 Kor 11, 20; Apg 2, 42-46; 1 Kor 10, 14-22; 11, 17-26
6 LG Nr. 11; vgl. DV Nr. 21
7 SC Nr. 10; vgl. PO Nr. 5; vgl. Instruktion über Feier und Verehrung des Geheimnisses der Eucharistie Nr, 1-6
8 PO Nr. 5
9 Vgl. SC Nr. 33, 5
10 SC Nr. 19
11 SC Nr. 14
12 SC Nr. 33~ vgl. Nr. 59
13 Dokument zum Eucharistischen Weltkongress in Lourdes 1981, “Jesus Christus, das Brot, gebrochen für eine neue Welt”, Kap. 1
14 SC Nr. 10; vgl. PO Nr. 6
15 Vgl. III.Hochgebet
16 Vgl. auch “Die Feier der Buße”, Nr. 67; vgl. auch Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Reconciliatio ei paenitentia, Nr. 27 (der dem Sakrament der Eucharistie gewidmete
Teil)
17 Vgl. GS Nr. 38
18 GS Nr. 39
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