Die Schaubrote, “das Brot des Angesichtes Gottes”
Gegenüber dem siebenarmigen Leuchter standen zuerst schon im Bundeszelt und dann
im Tempel in Jerusalem die sogenannten Schaubrote. Der hebräische Fachausdruck dafür ‚lechem hapanim’ bedeutet wörtlich ‚Brot des Angesichtes’. Als ständige
Opfergabe, die jeden Sabbat erneuert wurde und nur von den Priester gegessen werden durfte, weisen diese Brote ganz besonders auf die Gegenwart Jesus in der Eucharistie hin. (vgl. 1 Kön 7,48)
Im Bundeszelt befahl Gott Mose: „Macht mir ein Heiligtum! Dann werde ich in ihrer Mitte wohnen.“ (Ex 25,8) Im Heiligtum bei der Bundeslade sagt Gott zu Mose: „Dort werde ich mich dir zu erkennen geben und dir über der Deckplatte zwischen den beiden
Kerubim, die auf der Lade der Bundesurkunde sind, alles sagen, was ich dir für die Israeliten auftragen werde.“ (Ex 25,22) Und Gott fügte hinzu: „Fertige auch einen Tisch aus Akazienholz an, ... Auf dem Tisch sollst
du ständig Schaubrote vor mir auflegen.“ (Ex 25,23.30)
Ein Priester ging zum Tisch mit den Schaubroten. Gott hat geboten in Lev 24,5, dass die jüdischen Priester seit Aaron zwölf Laib
Brote auf einen goldenen Tisch vor den Herrn bringen sollen. An jedem Sabbat aßen die Priester das Brot, das am vorhergehenden
Sabbat aufgelegt worden war. Dieses Brot musste von den Priestern an einem heiligen Platz gegessen werden, denn es war nach Lev 24,9 „hochheilig“ unter den Opfern. Gott spricht in Ex 23,18: „Beim Schlachten sollst du das Blut meines Opfers nicht über
gesäuertes Brot fließen lassen.“ Während des Heiligen Opfers der Messe konsekriert der katholische Priester ungesäuertes Brot auf
dem Altar, das Christi Leib und Blut, Seele und Gottheit wird und von Gott als allerheiligstes Opfer des neuen und ewigen Bundes angenommen wird.
Zur Zeit des 2. Tempels wurde der Tisch mit den Schaubroten an den drei Wallfahrtsfesten Pesach, Schawuot und Sukkot von den
Priestern aus dem Tempel geholt und den Pilgern segnend gezeigt. Sie erhoben den Schaubrottisch und riefen aus: “Seht, Gottes
Liebe für euch.” (vgl. bab. Talmud, Menahot 29a). Erst durch das Sehen der Brote scheint für den Pilger das Gebot erfüllt zu sein,
dreimal jährlich das Angesicht Gottes zu sehen, wie es Ex 23,17 und 34,23 formuliert ist. Die Schaubrote sind das einzige Inventar des Tempels, das die Gläubigen zu sehen bekommen haben.
Diese Brote waren eine reale Erinnerung an das Mahl, das Mose, Aaron, Nadab und Abihu und die sibzig Ältesten Israels auf dem
Gottesberg einnahmen unmittelbar nachdem sie das Angesicht Gottes gesehen hatten. Daher wohl auch der Name “Brot des
Angesichtes”, sogar den Tisch sollte Mose nach dem Vorbild des Tisches herstellen, den er auf dem Berg gesehen hatte. (Ex 25,9.40)
Dass es genau 12 Schaubrote jeweils waren, sagt natürlich, dass in diesen Broten die 12 Stämme Israels vor dem Angesicht Gottes
dargestellt sind und umgekehrt, dass das Angesicht Gottes in diesen Broten für ganz Israel sich zeigt, eben als Liebe Gottes für sein Volk.
(zum Ganzen siehe jetzt ausführlich: Pitre, Brant, Jesus and the jewish roots of the Eucharist, New York 2011, bes. S. 116-147)
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