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Paul VI.

An die ehrwürdigen Brüder, die Patriarchen, Primaten, Erzbischöfe, Bischöfe, und die anderen Oberhirten, die in Frieden und Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhle leben, und dem Klerus und den Gläubigen des ganzen Erdkreises

PAPST PAUL VI.

Gruß und Apostolischen Segen!

Ehrwürdige Brüder!

Das unaussprechliche Geheimnis des Glaubens , nämlich das Geschenk der Eucharistie, das sie von ihrem Bräutigam Christus als Unterpfand seiner Liebe empfangen hat, hat die katholische Kirche gleichsam als ihren kostbarsten Schatz stets treu bewahrt und ihm im Zweiten Vatikanischen Konzil eine neue und sehr ehrfürchtige, feierliche Bezeugung des Glaubens und des Kultes erwiesen.

Bei der Erneuerung der Liturgie hielten die Konzilsväter in ihrer Sorge für das Wohl der Gesamtkirche nichts für wichtiger, als die Gläubigen zu ermahnen, daß sie mit unversehrtem Glauben und größter Frömmigkeit aktiv an der Feier dieses hochheiligen Geheimnisses teilnehmen und dieses gemeinsam mit dem Priester Gott als Opfer für das eigene und das Heil der ganzen Welt darbringen und sich von ihm wie von einer geistigen Speise nähren.

Wenn die heilige Liturgie im Leben der Kirche den ersten Platz einnimmt, so ist das eucharistische Mysterium gleichsam das Herz und der Mittelpunkt der Liturgie, weil es der Lebensquell ist, der uns reinigt und stärkt, damit wir nicht mehr für uns, sondern für Gott leben und untereinander geeint sind durch die engsten Bande der Liebe.

Damit aber das unauflösliche Band zwischen Glaube und Frömmigkeit offenbar werde, wollten die Konzilsväter als Bestätigung der Lehre, die die Kirche immer festgehalten und gelehrt und die das Konzil von Trient feierlich definiert hat, diese Lehrzusammenfassung dem Abschnitt über das hochheilige eucharistische Geheimnis voranstellen: “Unser Erlöser hat beim letzten Abendmahl in der Nacht, da er überliefert wurde, das eucharistische Opfer seines Leibes und Blutes eingesetzt, um dadurch das Opfer des Kreuzes durch die Zeiten hindurch bis zu seiner Wiederkunft fortdauern zu lassen und so der Kirche, seiner geliebten Braut, eine Gedächtnisfeier seines Todes und seiner Auferstehung anzuvertrauen: das Sakrament huldvollen Erbarmens, das Zeichen der Einheit, das Band der Liebe, das Ostermahl, in dem Christus genossen, das Herz mit Gnade erfüllt und uns das Unterpfand der künftigen Herrlichkeit gegeben wird” (Konst. De Sacra Liturgia, c. 2, n. 47, AAS 56 [1964] S. 113).

Mit diesen Worten werden zugleich das Opfer, das zum Wesen der täglichen Meßfeier gehört, und das Sakrament hervorgehoben, an dem die Gläubigen durch die heilige Kommunion teilhaben, indem sie das Fleisch Christi essen und sein Blut trinken und die Gnade empfangen, die der Vorbeginn des ewigen Lebens und das “Heilmittel der Unsterblichkeit” ist nach den Worten des Herrn: “Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben und den werde ich auferwecken am jüngsten Tage” (Joh. 6, 54).

Wir hoffen fest, daß aus der Liturgiereform reiche Früchte eucharistischer Frömmigkeit hervorgehen, damit die heilige Kirche unter diesem heilbringenden Zeichen der Frömmigkeit täglich fortschreite auf dem Wege zur vollkommenen Einheit (vgl. Joh. 17, 2 3) und alle, die sich Christen nennen, zur Einheit im Glauben und in der Liebe einlade und sie mit Hilfe der Gnade milde an sich ziehe.

Es will Uns scheinen, daß Wir in der großen Freude und Bereitschaft, mit der die Gläubigen der katholischen Kirche die Konstitution über die Liturgiereform aufgenommen haben, und auch in den vielen und guten Veröffentlichungen, die sich eine tiefere Erforschung und eine fruchtbarere Kenntnis der Lehre über die heilige Eucharistie, besonders was ihre Beziehung zum Geheimnis der Kirche betrifft, zum Ziele gesetzt haben, diese Früchte sehen und die Erstlingsgaben erhalten.

All dies ist für Uns ein Grund nicht geringer Tröstung und Freude, die Wir sehr gerne mit Euch, ehrwürdige Brüder, teilen möchten , damit Ihr mit Uns Gott, dem Geber alles Guten, dankt, der durch seinen Geist die Kirche lenkt und an Tugend zunehmen läßt.

Gründe pastoraler Sorge und Beunruhigung

Jedoch gibt es, ehrwürdige Brüder, gerade in der Sache, von der Wir sprechen, Gründe für ernste pastorale Sorge und Beunruhigung, über die zu schweigen Uns Unser Apostolisches Amt im Gewissen nicht gestattet.

Denn Wir haben erfahren, daß es unter denen, die über dieses hochheilige Geheimnis sprechen und schreiben, einige gibt, die über die Privatmessen, das Dogma der Wesensverwandlung und den eucharistischen Kult solche Ansichten verbreiten, daß sie die Gläubigen beunruhigen und in ihnen nicht geringe Verwirrung bezüglich der Glaubenswahrheiten verursachen, als ob es jedem gestattet wäre, eine von der Kirche einmal definierte Lehre in Vergessenheit geraten zu lassen oder sie in einer Weise zu erklären, daß die wahre Bedeutung der Worte oder die geltenden Begriffe abgeschwächt werden.

Es ist, um ein Beispiel anzuführen, nicht erlaubt, die sogenannte Messe “in Gemeinschaft” so herauszustellen, daß die privat zelebrierten Messen an Bedeutung verlieren. Auch darf man das sakramentale Zeichen nicht so pressen, als ob die Symbolbedeutung, die nach der Meinung aller in der heiligen Eucharistie vorhanden ist, die Gegenwart Christi in diesem Sakrament erschöpfend zum Ausdruck bringe. Gleichfalls ist es nicht gestattet, über das Geheimnis der Wesensverwandlung zu sprechen, ohne die wunderbare Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in den Leib und der ganzen Substanz des Weines in das Blut Christi zu erwähnen, von der das Konzil von Trient spricht, und sich nur, wie man sagt, auf die “Transsignifikation” oder “Transfinalisation” zu beschränken. Schließlich geht es nicht an, eine Ansicht zu vertreten und zu praktizieren, derzufolge unser Herr Jesus Christus in den konsekrierten und nach der Feier des Meßopfers übriggebliebenen Hostien nicht mehr gegenwärtig wäre.

Jeder sieht, wie in solchen oder ähnlichen in Umlauf gesetzten Ansichten der Glaube und der Kult der heiligen Eucharistie schwer verletzt werden.

Damit also die vom Konzil geweckte Hoffnung eines neuen Lichtes für die eucharistische Frömmigkeit, die die ganze Kirche beseelte, nicht zuschanden und durch die schon vorbereiteten falschen Meinungen ausgehöhlt werde, haben Wir Uns entschlossen, zu Euch, ehrwürdige Brüder, über diese wichtige Sache zu sprechen und Euch kraft apostolischer Autorität mitzuteilen, was Wir davon halten.

Gewiß sprechen Wir denen, die solche Ansichten verbreiten, nicht das ehrliche Verlangen ab, ein so großes Geheimnis zu ergründen, die unerschöpflichen Reichtümer darzulegen und den Menschen unserer Zeit das Verständnis dafür zu erschließen. ja, Wir erkennen dieses Verlangen an und heißen es gut. Wir können aber die Ansichten nicht gutheißen, die sie vertreten, und Wir halten es für Unsere Pflicht, Euch vor der schweren Gefahr zu warnen, die diese Ansichten für den rechten Glauben darstellen.

Die Eucharistie ist ein Glaubensgeheimnis

Vor allem wollen Wir eine Euch zwar wohlbekannte Wahrheit in Erinnerung rufen, die aber doch sehr notwendig ist, um jedes Gift des Rationalismus auszuscheiden, eine Wahrheit, die viele Märtyrer mit dem eigenen Blut besiegelten und die berühmte Kirchenväter und Kirchenlehrer unablässig bekannt und gelehrt haben, daß nämlich die Eucharistie ein ganz großes Geheimnis, ja, wie die heilige Liturgie sagt, ein Glaubensgeheimnis im eigentlichen Sinn ist. “In ihm allein sind”, wie sehr weise Unser Vorgänger, Leo XIII., sagte, “in einzigartiger Fülle und Vielfalt der Wunder alle übernatürlichen Wirklichkeiten enthalten” (Enz. Mirae caritatis, Acta Leonis, Vol. 22 [19021903] S. 122).

Es ist also notwendig, daß wir uns besonders diesem Geheimnis demütig nahen, indem wir nicht menschlichen Vernunftgründen folgen, die schweigen müssen, sondern mit fester Überzeugung der göttlichen Offenbarung anhangen.

Der heilige Johannes Chrysostomus, der, wie Ihr wißt, mit großer Eloquenz und mit sehr tiefem religiösem Verständnis über das eucharistische Geheimnis schrieb, gebrauchte einst bei einer Unterweisung seiner Gläubigen über diese Wahrheit folgende passenden Worte: “Beugen wir uns Gott überall, ohne ihm zu widersprechen, auch wenn das, was er sagt, unserer Vernunft und Einsicht zu widersprechen scheint. Sein Wort habe den Vorrang vor unserer Vernunft und Einsicht. So wollen wir uns auch gegenüber dem (eucharistischen) Geheimnis verhalten, indem wir nicht nur berücksichtigen, was die Sinne feststellen, sondern uns an seine Worte halten, denn sein Wort kann nicht in Irrtum führen” (In Matth. homil. 82, 4; PG 58, 743).

Dasselbe haben oft die Lehrer der Scholastik gesagt. Daß in diesem Sakramente der wahre Leib und das wahre Blut Christi gegenwärtig sind, “kann man mit den Sinnen nicht feststellen”, sagt der heilige Thomas, “sondern nur durch den Glauben, der sich auf die Autorität Gottes stützt. Deswegen sagt Cyrillus in dem Kommentar zu Lukas 22, 19: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird: zweifle nicht, ob das wahr ist, sondern nimm vielmehr gläubig die Worte des Erlösers an, der, weil er die Wahrheit ist, nicht lügt” (S. th. II, q. 75, a. 1 c).

Die Worte des “Doctor Angelicus” wiederholend, singt das christliche Volk oft: “Auge, Mund und Hände trügen sich in dir, doch der Schall der Botschaft offenbart dich mir. Alles will ich glauben Gottes wahrem Sohn, seiner Rede lausch ich als der Wahrheit Ton.”

Ja, der heilige Bonaventura sagt: “Daß Christus im Sakrament wie in einem Zeichen ist, bereitet keine Schwierigkeit; daß er aber wahrhaft im Sakrament ist, wie er im Himmel ist, das bereitet die größte Schwierigkeit. Das also zu glauben, ist höchst verdienstlich” (In IV Sent. dist. X, P. I art. un. qu. I; Oper. omn. tom. IV., Ad Claras Aquas 1889, P. 217). Dasselbe deutet das Evangelium an, wenn es berichtet, daß viele unter den Jüngern Christi, nachdem sie die Rede vom Essen des Fleisches und vom Trinken des Blutes gehört hatten, sich abwandten und den Herrn verließen mit den Worten: “Diese Rede ist hart, wer kann sie hören?” Als Jesus fragte, ob auch die Zwölf fortgehen wollten, bekannte Petrus bereitwillig und entschlossen seinen und der Apostel Glauben mit der wunderbaren Antwort: “Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens” (Joh. 6, 61-69).

Es ist also folgerichtig, daß wir bei der Ergründung dieses Geheimnisses wie einem Stern dem Lehramt der Kirche folgen, der der göttliche Erlöser das geschriebene oder überlieferte Wort Gottes anvertraut hat, damit sie es bewahre und auslege, überzeugt, daß “wenn es auch durch den Verstand nicht erforscht und durch das Wort nicht erklärt wird, so bleibt doch wahr, was von alters her mit wahrem katholischem Glauben in der ganzen Kirche gepredigt und geglaubt wird” (S. Aug. “Contra Iulianum”, VI, 5, II; PL 44, 829).

Aber nicht genug damit. Bei Wahrung der Unversehrtheit des Glaubens ist es auch notwendig, eine exakte Ausdrucksweise beizubehalten, damit beim Gebrauch unüberlegter Worte uns, was Gott verhüte, nicht falsche Ansichten in den Sinn kommen, die den Glauben an die tiefsten Geheimnisse betreffen. Hierher paßt die ernste Mahnung des heiligen Augustinus über die verschiedene Art zu sprechen bei Philosophen und beim Christen: “Die Philosophen”, schreibt er, “sprechen freimütig ohne Scheu, religiöse Menschen zu verletzen, über sehr schwerverständliche Dinge. Wir hingegen müssen eine festgelegte Ausdrucksweise befolgen, um zu vermeiden, daß ein zu freier Gebrauch der Worte eine gottlose Ansicht verursache auch über das, was sie bedeuten” (De Civit. Dei X, 23; PL 44 300).

Die Norm zu sprechen (regula loquendi), die die Kirche in jahrhundertelanger Arbeit und nicht ohne den Beistand des Heiligen Geistes festgelegt und die sie durch die Autorität der Konzilien bestätigt hat und die Ausweis und Banner der Rechtgläubigkeit geworden ist, muß heiliggehalten werden. Niemand wage es, sie nach seinem Gutdünken oder unter dem Vorwand einer neuen Wissenschaft zu ändern. Wer könnte je dulden, daß die dogmatischen Formeln, die von den ökumenischen Konzilien für die Geheimnisse der Heiligsten Dreifaltigkeit und der Menschwerdung gebraucht wurden, für die Menschen unserer Zeit nicht mehr geeignet gehalten werden und vermessen durch andere ersetzt werden müßten? In gleicher Weise kann man nicht dulden, daß jeder auf eigene Faust die Formeln antasten kann, mit denen das Konzil von Trient das eucharistische Geheimnis zu glauben vorgelegt hat. Denn diese und die anderen Formeln, deren sich die Kirche bedient, um die Dogmen des Glaubens vorzulegen, drücken Begriffsinhalte aus, die nicht an eine bestimmte Kulturform, nicht an eine bestimmte Phase wissenschaftlichen Fortschritts noch an diese oder jene theologische Schule gebunden sind, sondern stellen das dar, was der menschliche Geist über die Wirklichkeit in der universalen und notwendigen Erfahrung ausmacht und mit geeigneten und bestimmten Worten bezeichnet, die der Umgangssprache oder der gehobenen Sprache entnommen sind. Deswegen sind diese Formeln den Menschen aller Zeiten und aller Orte angepaßt.

In der Tat können diese Formeln mit Nutzen klarer und tiefer erklärt werden, nie aber in einem anderen Sinn, als in dem sie gebraucht wurden, so daß mit dem Fortschritt des Glaubensverständnisses die Glaubenswahrheit unberührt bleibt. Denn das Erste Vatikanische Konzil lehrt, daß man in den heiligen Dogmen “immer an der Bedeutung festhalten muß, die die heilige Mutter Kirche einmal für gültig erklärt hat, und es ist nicht erlaubt, von dieser Bedeutung abzugehen unter dem Vorwand und im Namen eines tieferen Verständnisses” (Const. dogm. De Fide cathol. c. 4).

Das eucharistische Mysterium geschieht im Meßopfer

Zur gemeinsamen Erbauung und Freude, ehrwürdige Brüder, möchten Wir hier die Lehre wiederholen, an der die katholische Kirche als überliefert festhält und die sie einmütig lehrt.

Es ist von Nutzen, sich vor allem an das zu erinnern, was gleichsam die Synthese und der Gipfel dieser Lehre ist, daß nämlich im eucharistischen Mysterium auf wunderbare Weise das Kreuzopfer vergegenwärtigt ist, das einmal auf Kalvaria vollbracht wurde; hier wird es immer ins Gedächtnis zurückgerufen, und es kommt seine heilbringende Kraft zur Wirkung in der Vergebung der Sünden, die täglich begangen werden (vgl. Concil. Trid. Doctrina de SS. Missae Sacrificio, c. 1). Unser Herr Jesus Christus hat durch die Einsetzung des eucharistischen Mysteriums mit seinem Blut den Neuen Bund begründet, dessen Mittler er ist, wie einst Moses den Alten Bund mit dem Blut von Kälbern geschlossen hat (vgl. Ex. 24, 8). Wie die Evangelisten berichten, nahm er beim letzten Abendmahl das Brot, “sagte Dank, brach es und gab es ihnen mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird: tut das zu meinem Andenken. Ähnlich nahm er den Kelch nach dem Mahl und sagte: Das ist der Kelch des Neuen Bundes in meinem Blut, das für euch vergossen wird” (Luk. 22, 1920; vgl. Matth. 26, 2628; Mark. 14, 2224). Indem er aber den Aposteln den Auftrag gab, es zu seinem Andenken zu tun, wollte er, daß es immerdar erneuert werde.

Das hat die Urkirche treu ausgeführt, indem sie in der Lehre der Apostel verharrte und zur Feier des eucharistischen Opfers zusammenkam. “Sie harrten aber aus”, wie der hl. Lukas sorgfältig berichtet, “in der Lehre der Apostel, in der Gemeinschaft des Brotbrechens und im Gebet” (Apg. 2, 42). Und so groß war der Eifer, den die Gläubigen daraus empfingen, daß man von ihnen sagen konnte: “Die Gesamtheit der Gläubigen war ein Herz und eine Seele” (Apg. 4, 32). Der Apostel Paulus, der uns auf das Treueste überliefert hat, was er vom Herrn empfangen hatte (1 Kor. 11, 23 ff.), spricht offen vom eucharistischen Opfer, wenn er den Christen zeigt, daß sie an den heidnischen Opfern nicht teilnehmen dürfen, weil sie des Tisches des Herrn teilhaft geworden sind. “Der Kelch des Segens, den wir segnen”, sagt er, “ist er nicht die Teilnahme am Blute Christi? Und das Brot, das wir brechen , ist es nicht die Anteilnahme am Leib Christi? ... : Ihr könnt nicht den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der Dämonen, ihr könnt nicht des Tisches des Herrn teilhaft sein und des Tisches der Dämonen” (1 Kor. 10, 16). Dieses “Opfer des Neuen Bundes” , auf das Malachias im voraus hingewiesen hatte (1, 11), hat die Kirche, vom Herrn und den Aposteln belehrt, immer dargebracht, “nicht nur für die Sünden, Strafen, Sühneleistungen und andere Bedürfnisse der lebenden Gläubigen, sondern auch für die in Christus Gestorbenen und noch nicht ganz Gereinigten” (Concil. Trid., Doctrina de SS. Missae Sacrificio, c. 2).

An ein Zeugnis erinnern Wir noch, um von den übrigen zu schweigen, nämlich an das des hl. Cyrillus von Jerusalem, der bei der Unterweisung der Neugetauften im christlichen Glauben die beachtenswerten Worte sprach. “Nachdem das geistliche Opfer dargebracht ist, der unblutige Kult, bitten wir Gott, über diesem Versöhnungsopfer für den allgemeinen Frieden der Kirchen, für die rechte Ordnung der Welt, für die Herrscher, für die Soldaten und Gefährten, für die, die von Krankheiten geplagt sind, für die, die von Heimsuchung bedrängt werden, und allgemein für alle, die der Hilfe bedürfen, wir alle bitten für sie und bringen dieses Opfer dar ... Dann auch für die verstorbenen heiligen Väter und Bischöfe und für alle allgemein, die unter uns vom Leben geschieden sind (bitten wir), im Glauben, daß das eine große Hilfe für die sein wird, für die das Gebet dargebracht wird, während das heilige und schauererregende Opfer vor uns liegt.” Nachdem er diesen Gegenstand mit dem Beispiel des Kranzes erhärtet hat, der für den Kaiser geflochten wird, damit er den Verbannten Verzeihung gewähre, schließt der Kirchenlehrer seine Predigt mit den Worten: “Auf dieselbe Weise bemühen auch wir uns, Gott für die Verstorbenen, auch wenn sie Sünder sind, und für uns selbst gnädig zu stimmen, nicht indem wir einen Kranz flechten, sondern Gott Gebete darbringen und den hingeschlachteten Christus für unsere Sünden aufopfern” (Catecheses, 23 [Myst. 5] 818; PG 33, 1115-1118). Der hl. Augustinus bezeugt, daß dieser Brauch, “das Opfer unseres Lösepreises” auch für die Verstorbenen darzubringen, in der römischen Kirche lebendig ist (vgl. Confess. IX. 12, 32; PL 32, 777; vgl. ebd. IX, 11, 27; PL 32, 775). Gleichzeitig bemerkt er, daß dieser Brauch als von den Vätern überliefert von der ganzen Kirche beobachtet wird (vgl. Serm. 172, 2; PL 38, 936; vgl. De cura gerenda pro mortuis, 13; PL 40, 593).

Aber es ist noch etwas anderes, was Wir hinzufügen möchten, weil es sehr dazu dient, das Geheimnis der Kirche zu illustrieren: daß nämlich die Kirche, die mit Christus zusammen das Amt des Priesters und Opfers ausübt, das ganze Meßopfer darbringt und in ihm auch selbst ganz dargebracht wird ..., dieser in der Tat wunderbaren Lehre, die einst die Väter gelehrt haben (vgl. S. August. De Civit. Dei X, 6; PL 41, 284), die vor wenigen Jahren Unser Vorgänger seligen Angedenkens Pius XII. dargelegt hat (vgl. Enz. Mediator Dei; AAS 49 [1947] S. 552) und die neuerdings das Zweite Vatikanische Konzil in der Konstitution über die Kirche, wo sie vom Volke Gottes spricht, ausgedrückt hat (vgl. Const. Dogm. de Ecclesia, C. 2, n. 11; AAS 57 [1965] S. 15), wünschen Wir sehr, daß bei aller notwendigen Wahrung der nicht nur gradmäßigen, sondern wesensmäßigen Unterscheidung, die zwischen dem allgemeinen und dem hierarchischen Priestertum. besteht (vgl. ebd. C. 2, n. 10; AAS 57 [1965] S. 4, daß sie immer wieder erklärt werde und den Gläubigen tief eingeprägt werde; sie ist nämlich sehr geeignet, die eucharistische Frömmigkeit zu fördern und die Würde aller Gläubigen zu betonen und sie anzueifern, daß sie den Gipfel der Heiligkeit erreichen oder was dasselbe ist, mit einer hochherzigen Selbsthingabe sich ganz der göttlichen Majestät zu eigen geben.

Außerdem muß an die Folgerung, die sich daraus ergibt, an den “öffentlichen und sozialen Charakter jeder Messe” (Const. de Sacra Liturgia c. 1, n. 27; AAS 56 [1964] S. 107) erinnert werden. Denn jede Messe, auch wenn sie privat vom Priester zelebriert wird, ist dennoch nicht privat, sondern ein Akt Christi und der Kirche, und diese Kirche lernt nämlich im Opfer, das sie darbringt, sich selbst als ein universales Opfer darzubringen, und sie wendet die einzige und unendliche erlösende Kraft des Kreuzesopfers der ganzen Welt zum Heile zu. Denn jede Messe, die zelebriert wird, wird nicht nur für unser Heil, sondern auch für das Heil der ganzen Welt dargebracht. Daraus folgt, daß, wenn zur Feier der Messe wesentlich die häufige und aktive Teilnahme der Gläubigen gehört, dennoch eine Messe nicht zu tadeln ist, sondern vielmehr gutzuheißen ist, die nach den Vorschriften der Kirche und den rechtmäßigen Traditionen aus gerechtem Grund vom Priester privat dargebracht wird, auch wenn nur ein Ministrant dient und antwortet; aus ihr kommt nämlich kein geringes, sondern ein großes Maß von Gnaden zum Heil sowohl für den Priester selbst als auch für das gläubige Volk und die ganze Kirche und auch für die ganze Welt, und dieses Maß von Gnaden wird durch eine Kommunion allein nicht erlangt. Darum empfehlen Wir also väterlich und ernstlich den Priestern, die Unsere besondere Freude und Unsere Krone im Herrn sind, daß sie eingedenk sind der Gewalt, die sie durch den weihenden Bischof empfingen, nämlich das Opfer Gott darzubringen und Messen zu zelebrieren sowohl für die Lebenden als auch für die Verstorbenen, im Namen des Herrn (vgl. Pontificale Romanum), daß sie täglich würdig und andächtig die Messe feiern, damit sie selbst und die übrigen Christgläubigen die Zuwendung der Früchte genießen, die aus dem Kreuzopfer überreich hervorfließen. So werden sie auch am meisten zum Heil des Menschengeschlechtes beitragen.

Im Meßopfer wird Christus sakramental gegenwärtig

Das wenige, was Wir über das Meßopfer gesagt haben, regt Uns an, daß Wir auch einiges anführen über das Sakrament der Eucharistie; denn beides, Opfer und Sakrament, gehören zum gleichen Mysterium, und das eine kann vom andern nicht getrennt werden. Der Herr opfert sich unblutig im Meßopfer, in dem er das Kreuzesopfer vergegenwärtigt und uns seine heilbringende Kraft zuwendet, wenn er kraft der Wandlungsworte beginnt, sakramental gegenwärtig zu werden als geistliche Speise der Gläubigen unter den Gestalten von Brot und Wein. Wir wissen alle wohl, daß es nicht nur eine einzige Weise gibt, unter der Christus seiner Kirche gegenwärtig ist; es ist nützlich, die beglückende Tatsache, die die Konstitution de sacra Liturgia kurz dargelegt hat (vgl. c. 1, n. 7; AAS 56 [1964] S. 100101), etwas weiter auszuführen. Gegenwärtig ist Christus seiner Kirche, wenn sie betet, da er selbst es ist, der für uns betet und in uns betet, zu dem wir beten; er betet für uns als unser Priester, er betet in uns als unser Haupt, und wir beten zu ihm als unserem Gott” (S. August., In Ps. 85, 1; PL 37, 1081), und er selbst hat verheißen: “Wo zwei oder drei in meinem Namen vereint sind, da bin ich mitten unter ihnen” (Matth. 18, 20). Gegenwärtig ist er seiner Kirche, wenn sie Werke der Barmherzigkeit ausübt, nicht nur weil wir, wenn wir einem seiner geringsten Brüder etwas Gutes tun, dieses Christus selbst tun (vgl . Matth. 25, 40), sondern auch weil Christus es ist, der durch die Kirche diese Werke tut, indem er beständig den Menschen mit seiner göttlichen Liebe zu Hilfe kommt. Gegenwärtig ist er seiner Kirche, die auf der Pilgerfahrt ist und zum Hafen des ewigen Lebens zu gelangen strebt, da er selbst durch den Glauben in unseren Herzen wohnt (vgl. Eph. 3, 17) und in ihr die Liebe ausgießt durch den Heiligen Geist, den er uns gibt (vgl. Röm. 5, 5).

Auf eine andere Weise zwar, aber ganz wirklich, ist er seiner Kirche gegenwärtig, wenn sie predigt, da das Evangelium, das verkündet wird, das Wort Gottes ist, und nur im Namen und in der Autorität Christi, des fleischgewordenen Wortes Gottes, und unter seinem Beistand gepredigt wird, damit sie “eine Herde sicher geborgen unter einem Hirten” sei (S. August., Contra litt. Petiliani 3, 10, 11; PL 43, 353).

Gegenwärtig ist er seiner Kirche, wenn sie das Volk Gottes regiert und führt, da die heilige Gewalt von Christus ist und den Hirten, die sie ausüben, Christus beisteht “der Hirt der Hirten” (S. August. In Ps. 86, 3; PL 37, 1102) nach dem Versprechen, das er den Aposteln gemacht hat.

Darüber hinaus und auf eine sublimere Weise ist Christus seiner Kirche gegenwärtig, die das Meßopfer in seinem Namen darbringt; und er ist bei ihr, wenn sie die Sakramente spendet. über die Gegenwart Christi bei der Darbringung des Meßopfers wird man an das erinnert, was der hl. Chrysostomus voll Bewunderung treffend sagt: “ich möchte etwas ganz Erstaunliches anfügen, aber erschreckt nicht und beunruhigt euch nicht. Was ist das? Die Opferhandlung ist dieselbe, wer auch immer opfert, sei es Paulus, sei es Petrus, es ist dieselbe, die Christus den Jüngern anvertraute und die nun die Priester vollziehen; keine von beiden ist weniger, weil nicht Menschen sie heiligen, sondern der selbst, der sie geheiligt hat. Wie nämlich die Worte, die Gott gesprochen hat, dieselben sind wie die, die nun der Priester sagt, so ist auch die Opferung dieselbe” (In Epist. II ad Timoth. Homil. 2, 4; PG 62, 612). Daß aber die Sakramente Taten Christi sind, der sie durch Menschen spendet, weiß jeder. Und deshalb sind die Sakramente durch sich selbst heilig, und durch die Kraft Christi gießen sie dem Herzen Gnade ein, während sie den Leib berühren. Diese verschiedenen Weisen der Gegenwart erfüllen den Geist mit Staunen und lassen das Geheimnis der Kirche betrachten. Aber ein anderer ist der Grund, und zwar ein ganz vorzüglicher, warum Christus seiner Kirche gegenwärtig ist im Sakrament der Eucharistie , und dieses Sakrament ist deswegen unter den anderen Sakramenten “inniger an Andacht, schöner in seinem Sinngehalt, heiliger in seinem Wesen” (Aegidius Romanus, Theoremata de Corpore Christi, theor. 50, Venedig 1521, S. 127); es enthält nämlich Christus selbst und ist “gewissermaßen die Vollendung des geistlichen Lebens und das Ziel aller Sakramente” (S. Thomas, Summa theol. III, q. 73, a. 3 c).

Diese Gegenwart wird zwar “wirklich” genannt, nicht im ausschließenden Sinn, als ob die anderen nicht “wirklich” wären, sondern hervorhebend, weil sie substantiell ist, wie auch, weil sie die Gegenwart des ganzen und vollen Christus, des Gottmenschen, mit sich bringt (vgl. Conc. Trid., Decr. de SS. Euchar., c. 3). Falsch würde also jemand diese Weise der Gegenwart erklären, wenn er eine sogenannte “pneumatische” allgegenwärtige Natur des glorreichen Leibes Christi erfindet oder sie in den Grenzen eines Symbols einengt, als ob dieses erhabenste Sakrament aus nichts anderem bestünde als einem wirksamen Zeichen der “geistlichen Gegenwart Christi und seiner innigen Verbindung mit den gläubigen Gliedern im mystischen Leibe” (Pius XII., Enz. Humani generis; AAS 42 [1950] S. 578).

Freilich haben über die Symbolik der Eucharistie, besonders hinsichtlich der Einheit der Kirche, die Väter und die Lehrer der Scholastik viel gehandelt, und das Konzil von Trient hat ihre Lehre zusammenfassend erklärt, daß unser Erlöser in seiner Kirche die Eucharistie hinterlassen habe “gleichsam als Symbol ... ihrer Einheit und Liebe, durch die er alle Christen unter sich verbunden und geeint wissen wollte”, und zwar “als Symbol jenes einen Leibes, dessen Haupt er selbst ist” (Decr. de SS. Euchar., prooem. c. 2).

Schon zu Beginn der frühen christlichen Literatur lesen wir beim unbekannten Autor der “Didache oder ZwölfApostelLehre” diese Sätze zu unserem Thema: “Was die Eucharistie angeht, so sagt so Dank: ... Wie dieses gebrochene Brot über die Berge zerstreut war und gesammelt zu einem geworden ist, so soll deine Kirche von den Enden der Erde in dein Reich zusammengeführt werden” (Didache 9, 1; Funk, Patres Apostolici 1, 20).

Ebenso sagt der hl. Cyprian (an der Stelle), wo er auf die Einheit der Kirche in der Abwehr des Schismas drängt: “Endlich erklären auch die Herrenopfer selbst die Einstimmigkeit der Christen, die mit fester und unzertrennlicher Liebe mit ihm verbunden sind, denn wenn der Herr seinen Leib ein Brot nennt, das durch die Vereinigung vieler Körner eins geworden ist, bezeichnet er unser geeintes Volk, das er aufrechterhält, und wenn er sein Blut einen Wein nennt, der aus vielen Trauben und Beeren ausgepreßt und in eins gebracht ist, bezeichnet er ebenso unsere Herde, die durch die Mischung einer versammelten Vielheit verbunden ist” (Epist. ad magnum. 6, PL 3, 1189). Übrigens ging allen bereits der Apostel voraus, wenn er an die Korinther schrieb: “Weil es ein Brot ist, so bilden wir viele einen Leib, wir nehmen ja alle an dem einen Brote teil” (1 Kor. 10, 17).

Aber wenn uns auch die eucharistische Symbolik zum Verständnis der diesem Sakrament eigenen Wirkung, die die Einheit des mystischen Leibes ist, in geeigneter Weise hinführt, so erklärt sie dennoch nicht das Wesen des Sakramentes, wodurch es sich von anderen unterscheidet, noch drückt sie es aus. Denn die Unterweisung, die die katholische Kirche zu allen Zeiten den Katechumenen gegeben hat, das Empfinden des christlichen Volkes, die vom Trienter Konzil definierte Lehre und die Worte Christi selbst, mit denen er die heiligste Eucharistie eingesetzt hat, befehlen uns, zu bekennen, daß die Eucharistie das Fleisch unseres Heilandes Jesus Christus ist, der für unsere Sünden gelitten hat und den der Vater in seiner Güte auferweckt hat” (S. Ign. Epist. ad Smyrn. 7, 1; PG 5, 714). Diesen Worten des hl. Ignatius von Antiochien kann man noch die Worte hinzufügen, mit denen Theodor von Mopsuestia, in diesem Punkt ein treuer Zeuge des Glaubens der Kirche, an das Volk berichtet hat: “Denn der Herr sagte nicht: das ist ein Symbol meines Leibes und das ein Symbol meines Blutes, sondern: das ist mein Leib und mein Blut. Er lehrt uns, nicht auf das Wesen des vorliegenden sinnenfälligen Gegenstandes zu achten, denn dieses Wesen ist durch die Danksagung und die Worte, die über es gesprochen wurden, in das Fleisch und Blut verwandelt worden” (in Matth. Comm. c. 26; PG 66, 714).

Gestützt auf diesen Glauben, erklärte die Synode von Trient “schlicht und einfach, daß im erhabenen Sakrament der Eucharistie nach der Verwandlung des Brotes und Weines unser Herr Jesus Christus als wahrer Gott und Mensch wirklich, real und substantiell unter der Gestalt jener sinnfälligen Dinge enthalten ist”. Deswegen ist unser Erlöser nach seiner Menschheit gegenwärtig nicht nur zur Rechten des Vaters, nach der natürlichen Existenzweise, sondern zugleich auch im Sakrament der Eucharistie, “in der Existenzweise, von der wir, wenn wir sie auch mit Worten kaum ausdrücken können, dennoch mit unserem, vom Glauben erleuchteten Denken erkennen können, daß sie für Gott möglich ist, und von der wir das beharrlich glauben müssen” (Conc. Trid., Decr. de SS. Euchar. can. 1).

Christus der Herr ist im Sakrament der Eucharistie gegenwärtig durch die Wesensverwandlung

Damit aber niemand diese Weise der Gegenwart, die über die Naturgesetze hinausgeht und das größte aller Wunder in ihrer Art bewirkt (vgl. Enz. Mirae Caritatis, Acta Leonis XIII, vol. 22 [19021903] S. 123), falsch verstehe, müssen wir mit aufnahmebereitem Geist die Stimme der lehrenden und betenden Kirche hören. Nun sagt uns diese Stimme, Echo der Stimme Christi, daß Christus in diesem Sakrament nicht anders gegenwärtig wird als durch die Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in seinen Leib und der ganzen Substanz des Weines in sein Blut, eine ganz wunderbare und einzigartige Verwandlung, die die katholische Kirche passend und im eigentlichen Sinn Wesensverwandlung nennt (vgl. Conc. Trid., Decr. de SS. Euchar. can. 4 et can. 2). Nach der Wesensverwandlung bekommen die Gestalten des Brotes und Weines ohne Zweifel eine neue Bedeutung und einen neuen Zweck, da sie nicht fürderhin gewöhnliches Brot und gewöhnlicher Trank sind, sondern Zeichen einer heiligen Sache und Zeichen geistlicher Speise, aber sie bekommen eine neue Bedeutung und einen neuen Zweck, weil sie eine neue “Wirklichkeit” oder Realität enthalten, die wir mit Recht ontologisch nennen, denn unter den vorhin genannten Gestalten ist nicht mehr das verborgen, was vorher war, sondern etwas ganz Neues; und zwar nicht nur auf Grund des Urteils des Glaubens der Kirche, sondern durch die objektive Realität, da nach der Verwandlung der Substanz oder des Wesens des Brotes und Weines in den Leib und das Blut Christi von Brot und Wein nichts bleibt als die Gestalten, unter denen der ganze und vollständige Christus in seiner physischen, ja auch körperlichen “Realität” gegenwärtig ist, wenn auch nicht auf die Weise, in der sonst körperliche Gegenstände sich an ihrem Ort befinden.

Darum hielten es die Väter für wichtig, die Gläubigen zu ermahnen, daß sie bei der Betrachtung dieses erhabensten Sakramentes nicht den Sinnen trauen, die die Eigenschaften von Brot und Wein wiedergeben, sondern den Worten Christi, die eine solche Kraft haben, daß sie das Brot und den Wein in seinen Leib und sein Blut verwandeln und umformen und “in neue Elemente umwandeln” (transelementent); da ja, wie dieselben Väter oft sagen, die Kraft, die das vollbringt, dieselbe Kraft des allmächtigen Gottes ist, die am Anfang der Zeit das All aus dem Nichts geschaffen hat.

“Durch dies belehrt und durchdrungen mit dem sichersten Glauben”, sagt der heilige Cyrillus von Jerusalem am Schluß seiner Predigt über die Glaubensgeheimnisse, “daß das, was Brot scheint, kein Brot ist, trotz des Geschmackseindrucks, sondern der Leib Christi; und das, was Wein scheint, kein Wein ist, auch wenn es dem Geschmack so scheint, sondern das Blut Christi ... mach dein Herz stark, indem du jenes Brot als geistliches nimmst, und mach dein inneres Antlitz froh” (Catech. 22, 9 [Myst. 4]; PG 33, 1103).

Der heilige Chrysostomus aber betont: “Nicht der Mensch bewirkt, daß die Gaben Leib und Blut Christi werden, sondern Christus selbst, der für uns gekreuzigt worden ist. Der Priester, der jene Worte spricht, stellt Christus dar, aber die Kraft und die Gnade ist Gottes. Das ist mein Leib, sagt er, dieses Wort wandelt die Gaben um” (De prodit. Iudae Hom. 1, 6; PG 49, 3 80, vgl. in Matth. Hom. 82, 5; PG 5 8, 744).

Dem Bischof Johannes von Konstantinopel aber stimmt der Bischof Cyrillus von Alexandrien zu, der in seinem Kommentar zum Matthäusevangelium schreibt: “Er sagt aber in Aussageform: das ist mein Leib und das ist mein Blut, damit du nicht glaubst, daß das, was sichtbar ist, ein Bild sei, sondern daß auf geheimnisvolle Weise vom allmächtigen Gott wahrhaft die Opfergaben verwandelt werden in den Leib und das Blut Christi, deren wir teilhaft geworden die lebendige und heiligende Kraft Christi empfangen” (in Matth. Hom. 26, 27; PG 72, 451).

Ambrosius, der Bischof von Mailand, spricht klar die eucharistische Verwandlung aus: “Stimmen wir zu”, sagt er, “daß es nicht das ist, was die Natur geformt hat, sondern was durch die Konsekration geweiht wurde, und daß die Konsekration eine größere Kraft hat als die Natur, weil durch die Konsekration auch die Natur selbst geändert wird.” Im Bestreben, die Wahrheit des Geheimnisses zu bekräftigen, führt er viele Beispiele von Wundern an, die in der Heiligen Schrift berichtet werden, unter ihnen auch die Geburt Christi aus der Jungfrau Maria, und nachdem er auf das Werk der Schöpfung hingewiesen hat, schließt er mit den Worten: “Das Wort Christi, das also das aus Nichts machen konnte, was vorher nicht existierte, kann es nicht das, was existiert, in etwas verändern, was es vorher nicht war? Denn es ist nicht geringer, den Dingen eine neue Natur zu geben, als ihre Natur zu ändern” (De myster. 9, 50-52; PL 16, 422-424).

Aber es ist nicht notwendig, viele Zeugnisse zusammenzutragen, es hilft mehr, an die Festigkeit des Glaubens zu erinnern, mit der die Kirche einstimmig Berengar widerstand, der, den Schwierigkeiten der menschlichen Vernunft nachgebend, zuerst die eucharistische Verwandlung zu leugnen gewagt hat, indem sie ihm mehrmals Verurteilung androhte, wenn er nicht seinen Sinn ändere. Darum befahl ihm Unser Vorgänger, der heilige Gregor VII., einen Eid zu schwören mit den folgenden Worten: “Ich glaube von Herzen und bekenne laut, daß das Brot und der Wein, die auf den Altar gebracht werden, durch das Geheimnis des Gebetes und die Worte unseres Erlösers substantiell verwandelt werden in das wahre und eigene und lebenspendende Fleisch und Blut Jesu Christi, unseres Herrn, und daß es nach der Wandlung der wahre Leib Christi bleibt, der aus der Jungfrau geboren ist und der für das Heil der Welt geopfert am Kreuze hing und der zur Rechten des Vaters sitzt, und das wahre Blut Christi, das aus seiner Seite vergossen wurde, nicht nur durch das Zeichen und die Kraft des Sakramentes, sondern in der eigenen Natur und in seiner wirklichen Substanz” (Mansi, Coll. ampliss. Conc. 20, 524 D).

Mit diesen Worten stimmt überein als wunderbares Beispiel der Unerschütterlichkeit des katholischen Glaubens, was die ökumenischen Konzilien vom Lateran, von Konstanz, von Florenz und endlich von Trient über das Geheimnis der eucharistischen Verwandlung beständig gelehrt haben durch die Erklärung der Lehre der Kirche und die Verurteilung der Irrtümer. Nach dem Trienter Konzil mahnte Unser Vorgänger Pius VI. ernst gegen die Irrtümer der Synode von Pistoja, daß die Pfarrer in ihrer Unterweisung nicht unterlassen sollen, die Wesensverwandlung zu erwähnen, die zu den Artikeln des Glaubens gehört (Const. Auctorum Fidei, 28. August 1794). Ebenso hat Unser Vorgänger Pius XII, an die Grenzen erinnert, die jene nicht überschreiten dürfen, die über das Geheimnis der Wesensverwandlung scharfsinnig disputieren (Anspr. V. 22. g. 56, AAS 48 ([1956] S. 720); und Wir selbst haben beim Eucharistischen Kongreß Italiens in Pisa vor kurzem gemäß Unserem Apostolischen Amt dem Glauben der Kirche offen und feierlich Zeugnis gegeben (AAS 57 [1965] S. 588-592).

Im übrigen hat die katholische Kirche den Glauben an die Gegenwart des Leibes und Blutes Christi in der Eucharistie nicht nur in der Lehre, sondern auch im Leben festgehalten, da sie dieses große Sakrament zu allen Zeiten mit dem latreutischen Kult, der nur Gott gebührt, verehrt hat. Davon sagt der heilige Augustinus: “In seinem Fleisch ist der Herr auf Erden gewandelt, und dieses Fleisch hat er uns zur Speise, zum Heil gegeben; niemand aber ißt dieses Fleisch, bevor er es nicht angebetet hat ... und wir sündigen keineswegs, wenn wir es anbeten, sondern wir sündigen, wenn wir es nicht anbeten” (In Ps. 98, 9; PL 37, 1264).

Der Kult der Anbetung, der dem Sakrament der Eucharistie gebührt

Die katholische Kirche erweist der heiligen Eucharistie nicht nur während der heiligen Messe, sondern auch außerhalb der Meßfeier den Kult der Anbetung, indem sie die konsekrierten Hostien mit größter Sorgfalt aufbewahrt, sie der feierlichen Verehrung der Gläubigen aussetzt und sie in Prozessionen unter freudiger Anteilnahme des Volkes herumträgt.

Für diese Art der Verehrung haben wir zahlreiche altkirchliche Zeugnisse. So schärften die Seelsorger den Gläubigen immer wieder ein, die heilige Eucharistie, die sie mit sich nach Hause nahmen, mit großer Ehrfurcht aufzubewahren. Der heilige Hippolytus z. B. mahnt nachdrücklich: “Der Leib Christi soll von den Gläubigen genossen, aber nicht verunehrt werden” (Tradit. Apost.: Ed. Botte, La tradition Apostolique de St. Hippolyte, Münster 1963, S. 84).

Die Gläubigen hielten sich auch wirklich für schuldig  und mit vollem Recht  wenn, wie Origenes schreibt, beim Empfang und der vorsichtigen und ehrfürchtigen Aufbewahrung etwas durch Nachlässigkeit verlorenging (In Exod. fragm.; PG 12, 391).

Novatian, dem man in diesem Punkt glauben kann, bezeugt, daß die Seelsorger jeden Mangel an gebührender Ehrfurcht streng tadelten; er hielt jeden der Verdammung würdig, “der nach Beendigung des Gottesdienstes die heilige Eucharistie, wie es Brauch ist , bei sich trägt ... und dann den Leib des Herrn herumträgt”, aber nicht in sein Haus, sondern ins Theater (De Spectaculis, C.S.E.L. III3, S. 8).

Der heilige Cyrill von Alexandrien weist die Auffassung jener, die meinten, die heilige Eucharistie werde für die Heiligung wertlos, wenn das, was von ihr übrigbleibe, für den nächsten Tag aufbewahrt werde, als Unsinn zurück. “Denn”, so sagt er, “es ändert sich weder Christus, noch geht mit seinem Leibe eine Änderung vor sich; sondern es bleiben die Kraft, die Macht und die lebenspendende Gnade der Segnung in ihm dauernd fortbestehen” (Epist. ad Calosyrium; PG 76, 1075).

Man darf auch nicht außer acht lassen, daß die Gläubigen früher, in Zeiten der Verfolgung oder wenn sie aus Liebe zum monastischen Leben in der Einsamkeit lebten, sich täglich mit der heiligen Eucharistie stärkten und sich, wenn kein Priester oder Diakon zugegen war, selbst die heilige Kommunion reichten (vgl. Basil., Epist. 93; PG 32, 483-486).

Das sagen Wir aber nicht, um den Brauch irgendwie zu ändern, die Eucharistie aufzubewahren und die heilige Kommunion zu empfangen, der später durch Kirchengesetze vorgeschrieben wurde und heute noch gilt, sondern um des Glaubens der Kirche froh zu werden, der stets ein und derselbe bleibt.

Diesem einmütigen Glauben verdankt auch das Fronleichnamsfest seinen Ursprung, das zum erstenmal in der Diözese Lüttich, besonders durch das Bemühen der seligen Juliana von Cornillon, gefeiert wurde und dann von Unserem Vorgänger Urban IV. für die ganze Kirche eingesetzt wurde. Aus diesem Glauben sind auch viele Übungen und Werke eucharistischer Frömmigkeit hervorgegangen, die unter dem Einfluß der göttlichen Gnade immer zahlreicher wurden und mit denen die Kirche gleichsam wetteifert, um Christus zu ehren, ihm für ein so großes Geschenk zu danken und seine Barmherzigkeit zu erflehen.

Mahnung zur Förderung des eucharistischen Kultes

Wir bitten Euch daher, ehrwürdige Brüder, diesen Glauben, der ja nichts anderes will als treu an den Worten Christi und der Apostel festzuhalten, von allen falschen und schädlichen Auffassungen frei zu halten, ihn unter dem Eurer wachen Sorge anvertrauten Volk rein und unversehrt zu bewahren und den eucharistischen Kult, in den schließlich alle Formen der Frömmigkeit hineinführen und einmünden müssen, in Wort und Tat unermüdlich zu fördern.

Dringt darauf, daß die Gläubigen es mehr und mehr einsehen und erfahren: “Wer leben will, findet hier, wo und wovon er leben kann. Er komme, glaube, lasse sich eingliedern, damit er lebe. Er verzichte nicht auf die Verbindung mit den Gliedern, er sei kein abgestorbenes Glied, das abgeschnitten werden muß, er sei vielmehr ein schönes, taugliches und gesundes Glied; er bleibe verbunden mit dem Leibe, er lebe von Gott und für Gott; er mühe sich jetzt auf Erden, um dann im Himmel zu herrschen” (S. August., In Ioann. tract 26, 13; PL 35, 1613).

Die Gläubigen mögen sooft wie möglich, am besten täglich, aktiv am heiligen Meßopfer teilnehmen, mit reinem und frommem Herzen die heilige Kommunion empfangen und Christus, dem Herrn, auch gebührend für ein so großes Geschenk danken. Sie mögen an folgende Worte denken: “Der Wunsch Jesu, Christi und der Kirche, daß alle Gläubigen täglich zur heiligen Kommunion gehen, hat vor allem den Sinn, daß sie durch das Sakrament mit Gott verbunden werden und daraus die Kraft schöpfen, die Leidenschaften zu beherrschen, die täglichen läßlichen Sünden zu tilgen und sich vor dem Fall in schwere Sünden, denen die menschliche Schwachheit immer ausgesetzt ist, zu bewahren” (Decr. S. Congr. Concil. 20. dec. 1905; approb. a S. Pio X, AAS XXVIII [1905] P. 401).

Außerdem sollen sie es nicht unterlassen, das allerheiligste Sakrament, das an einem bevorzugten Ort und mit größter Ehrfurcht den liturgischen Gesetzen entsprechend in den Kirchen aufzubewahren ist, tagsüber zu besuchen; eine solche Besuchung ist ein Beweis der Dankbarkeit und ein Zeichen der Liebe und der schuldigen Verehrung gegenüber Christus, dem Herrn, der hier gegenwärtig ist.

Es liegt auf der Hand, daß die heilige Eucharistie dem christlichen Volke eine Würde gibt, die nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Denn nicht nur zur Zeit, da das Opfer dargebracht und das Sakrament vollzogen wird, sondern auch nach der Darbringung des Opfers und nach Vollzug des Sakramentes, wenn die heilige Eucharistie in den Kirchen oder in Oratorien aufbewahrt wird, ist Christus der wahre Emanuel, d. h. der “Gott mit uns”. Tag und Nacht weilt er in unserer Mitte und wohnt in uns voll der Gnade und Wahrheit (vgl. Joh. 1, 14). Er formt unser sittliches Verhalten, er entfaltet die Tugend, tröstet die Trauernden, stärkt die Schwachen und lädt alle, die zu ihm kommen, zu seiner Nachfolge ein, damit sie an seinem Beispiel lernen, sanftmütig und demütig von Herzen zu sein und nicht sich, sondern Gott zu suchen. jeder, der eine besondere Andacht zur heiligen Eucharistie hat und sich bemüht, die unendliche Liebe Christi zu uns vorbehaltlos und großmütig zu erwidern, erfährt daher und erfaßt zutiefst mit großer innerer Freude und Frucht, welchen hohen Wert ein Leben hat, das mit Christus in Gott verborgen ist (vgl. Kol 3, 3), und was es bedeutet, mit Christus eine Zwiesprache zu pflegen, die hier auf Erden das Beglückendste und das Wirksamste auf dem Wege zur Heiligkeit ist.

Ihr wißt auch, ehrwürdige Brüder, daß die heilige Eucharistie in Kirchen und Oratorien aufbewahrt wird als geistlicher Mittelpunkt einer Ordensgemeinschaft oder Pfarrgemeinde, ja der gesamten Kirche und der ganzen Menschheit, da sie unter dem Schleier der Gestalten Christus, das unsichtbare Haupt der Kirche, den Erlöser der Welt, den Mittelpunkt aller Herzen, enthält, “von dem alles kommt und für den wir sind” (1 Kor. 8, 6).

Deshalb drängt auch die Verehrung der heiligen Eucharistie zur “sozialen” Liebe (vgl. S. August., De Gen. ad litt. XI, 15, 20; PL 34, 437), die uns befähigt, das Gemeinwohl dem Privatwohl vorzuziehen, die Sache der Gemeinschaft, der Pfarrei, der Gesamtkirche zu der unsrigen zu machen und die Liebe auf die ganze Welt auszudehnen, weil wir wissen, daß es überall Glieder Christi gibt.

Da also, ehrwürdige Brüder, das Sakrament der heiligen Eucharistie Zeichen und Ursache der Einheit des mystischen Leibes Christi ist und in denen, die es mit größerem Eifer verehren, ein stärkeres zur Tat drängendes Kirchenbewußtsein weckt, so unterlaßt nicht, eure Gläubigen immer wieder darauf hinzuweisen, daß sie lernen, wenn sie zum eucharistischen Geheimnis hinzutreten, die Sache der Kirche zur ihren zu machen, unablässig zu Gott zu beten und sich selbst dem Herrn als wohlgefälliges Opfer für den Frieden und die Einheit der Kirche darzubringen, damit alle Kinder der Kirche eins und eines Sinnes seien und unter ihnen keine Spaltungen aufkommen, sondern nach der Vorschrift des Apostels (vgl. 1 Kor. 1, 10) alle vollkommen eines Sinnes und einer Meinung seien; damit aber auch alle, die noch nicht in vollkommener Gemeinschaft mit der katholischen Kirche verbunden sind, insofern sie von ihr getrennt sind, aber doch den christlichen Namen tragen und sich dessen rühmen  sich mit Hilfe der Gnade Gottes möglichst bald mit uns zusammen jener Einheit des Glaubens und jener Gemeinschaft erfreuen, die nach dem Willen Christi seinen Jüngern eigen sein soll.

Dieses Verlangen, für die Einheit der Kirche zu beten und sich für sie zu weihen, sollen vor allem jene Ordensleute, Männer und Frauen als ihre Aufgabe ansehen, die in besonderer Weise die Anbetung des allerheiligsten Sakramentes pflegen und durch ihre Gelübde gleichsam seine Krone hier auf Erden geworden sind.

Dieses Verlangen nach der Einheit aller Christen, das der Kirche von alters her sehr am Herzen liegt, wollen Wir von neuem zum Ausdruck bringen, und zwar gerade mit den Worten, mit denen seinerzeit das Konzil von Trient das Dekret über die heilige Eucharistie schloß: “Väterlich ermahnt, bittet, beschwört bei dem herzlichen Erbarmen unseres Gottes (Luk. 1, 78) die heilige Synode alle und jeden einzelnen, die sich Christen nennen, endlich in diesem Zeichen der Einheit, in diesem Band der Liebe, in diesem Symbol der Eintracht eins zu werden; sie mögen an die Majestät und die einzigartige Liebe unseres Herrn Jesus Christus denken, der sein Leben als Preis für unser Heil und sein Fleisch uns zur Speise (Joh. 6, 48 ff .) gegeben hat, und sie mögen diese heiligen Geheimnisse seines Leibes und Blutes mit solcher Unerschütterlichkeit des Glaubens, mit solcher Andacht und Frömmigkeit glauben und verehren, daß sie jenes ‚übernatürliche’ (supersubstantialem) (Matth. 6, 11) Brot häufig empfangen können. Dieses soll ihnen wirklich das Leben der Seele und die ständige Gesundheit des Geistes sein, ‚durch dessen Kraft sie gestärkt’ (Reg. 19, 8) von dieser mühseligen Pilgerschaft zur himmlischen Heimat gelangen können; dort sollen sie ‚das Brot der Engel’ (Ps. 77, 25), das sie jetzt unter heiliger Verhüllung empfangen, unverschleiert genießen” (Decr. de SS. Eucharist., c. 8).

Möge der gütige Erlöser, der im Angesicht des Todes zum Vater betete, daß alle, die an ihn glauben würden, eins seien, wie er selbst und der Vater eins sind (vgl. Joh. 17, 20. 21), Unser und der ganzen Kirche sehnliches Verlangen möglichst bald erfüllen, daß wir alle einmütig im gleichen Glauben das eucharistische Geheimnis feiern, am Leibe Christi teilhaben und ein Leib werden (vgl . 1 Kor. 10, 17), durch die gleichen Bande zusammengehalten, durch die der Leib nach seinem Willen Bestand haben soll.

Schließlich wenden Wir Uns noch in brüderlicher Liebe an alle, die den ehrwürdigen Kirchen des Orients angehören, denen so zahlreiche berühmte Väter entstammen und deren Zeugnisse vom Glauben an die Eucharistie Wir gerne in dieses Unser Schreiben aufgenommen haben. Es ist für Uns eine besondere Freude, wenn Wir sehen, wie Euer Glaube an die Eucharistie auch der Unsrige ist; wenn Wir auf die liturgischen Gebete lauschen, mit denen Ihr das große Geheimnis feiert, wenn Wir Eure eucharistische Feier sehen; wenn Wir Eure Theologen lesen, die die Lehre vom allerheiligsten Sakrament darlegen und verteidigen.

Die allerseligste Jungfrau Maria, aus der Christus der Herr jenes Fleisch annahm, das in diesem Sakrament unter den Gestalten von Brot und Wein “enthalten ist, dargebracht und genossen wird” (CIC, can. 801) und alle Heiligen Gottes, besonders jene, die eine besonders innige Verehrung zur heiligen Eucharistie hatten, mögen den Vater der Barmherzigkeit bitten, daß aus dem uns gemeinsamen Glauben und der Feier der Eucharistie die vollkommene Einheit der Gemeinschaft unter allen Christen erwachse und sich entfalte. Es mögen sich unserer Seele die Worte des heiligen Ignatius einprägen, mit denen er die Gemeinde von Philadelphia vor Trennung und Spaltung warnte, gegen die die Eucharistie das Heilmittel bringt: “Bemüht euch daher”, sagt er, “die eine Eucharistie zu feiern. Denn es gibt nur ein Fleisch unseres Herrn Jesus Christus; es gibt nur einen Kelch in der Einheit seines Blutes , es gibt nur einen Altar, einen Bischof...” (Epistola ad Philadelph. 4; PG 5, 700).

In der zuversichtlichen Hoffnung auf das Gute, das aus einer Zunahme des eucharistischen Kultes für die ganze Kirche und für die ganze Welt erwachsen wird, spenden Wir Euch, ehrwürdige Brüder, den Priestern, Ordensleuten, allen Euren Mitarbeitern und allen Eurer Sorge anvertrauten Gläubigen als Zeichen der Gnade des Himmels von ganzem Herzen den Apostolischen Segen.

Gegeben zu Rom, bei Sankt Peter, am 3. September 1965, am Fest des heiligen Papstes Pius X., im dritten Jahre Unseres Pontifikates.

Paulus PP VI.