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Hl. Bernhard von Clairvaux

Der heilige Bernhard siegte durch die Macht der hochheiligen Eucharistie... über das verstockte und verhärtete Herz eines großen Sünders

Wilhelm, Herzog von Aquitanien, war in der Pracht eines glänzenden Hofes erzogen worden und zeigte schon im zartesten Alter einen unbiegsamen Charakter und eine Unheil verkündende Neigung zum Bösen. Nachdem er Herr seiner selbst und seiner Lande geworden, war er schon im jugendlichen Alter einer der mächtigsten und reichsten Fürsten Frankreichs. Er war von riesenhafter Gestalt, schön und voll Kraft. Kaum begnügte er sich bei einer Mahlzeit mit dem, was für acht kräftige und rüstige junge Männer hingereicht hätte. Er konnte nicht leben, ohne Krieg zu führen, und wenn auch Friede war, so nötigte er seine Vasallen, sich miteinander zu schlagen. Er war also hinsichtlich seiner Neigung zum Kriege ein zweiter Nimrod; hinsichtlich des vielen Fleisches, das er verzehrte, ein zweiter Bel; hinsichtlich seiner Verbrechen und Blutschande ein zweiter Herodes; denn er hielt drei Jahre lang die Frau seines eigenen Bruders gewaltsam bei sich zurück und rühmte sich wie die Bewohner von Sodoma seiner Untaten. Zugleich war er auch das Haupt einer Partei, welche den rechtmäßigen Papst nicht anerkennen wollte.

Zu diesem Mann der Sünde nun wurde vom Papst Innozenz II. der heilige Bernhard gesandt, um ihn zu bekehren und zur Aussöhnung mit der Kirche zu bewegen. Der heiligen Bernhard reiste im Jahre 1131 aus seinem Kloster zu Clairvaux ab, kam glücklich auf den Gütern des Herzogs an, und stieg in einem Kloster seines Ordens in Chatellier ab. Von da aus schrieb er einen Brief an den Herzog mit der Bitte, er möge zu ihm kommen. Und siehe da , der mächtige Fürst kommt zum Erstaunen Aller, bleibt sieben Tage bei dem Mann Gottes und kehrt in sein Schloss zurück mit dem eidlichen Versprechen, in seinen Ausschweifungen inne zu halten und Buße zu tun.

Doch kaum war er in seinen Palast zurückgekehrt, so lieh er einem hinterlistigen Ratgeber sein Ohr, ward gleichgültig und fiel wieder in sein Altes gottloses Leben zurück, ja sein Zustand war jetzt noch schlimmer. Um seine Gewissensbisse zu ersticken, überließ er sich seinen Leidenschaften mit noch größerer Wut und wollte von einer Versöhnung mit der Kirche und ihrem rechtmäßigen Oberhaupt nichts mehr wissen.

Der Heilige wurde darüber tief betrübt und wartete auf eine gelegene Zeit, wo er das Werk der Bekehrung dieses Sünders wieder von Neuem beginnen könne. Endlich glaubte er, dass der Zeitpunkt hiezu gekommen sei. Er begab sich mit dem Legaten des Papstes nach Aquitanien und lud den Herzog zu einer Zusammenkunft ein. Dieser erschien auch, wurde auf’s Neue von den Worten des Heiligen erschüttert, wollte aber von einer Aussöhnung mit dem Papst nichts wissen und die Bischöfe, welche er vertrieben hatte, nicht wieder einsetzen.

Da griff der Heilige zu dem Mittel des Gebetes und beschloss Gott allein in dieser Sache handeln zu lassen. An dem Tage, wo wieder eine Unterredung stattfinden sollte, hielt der Heilige das Hochamt, Herzog Wilhelm war auch zugegen. Mitten in der heiligen Messe hält Bernhard plötzlich inne, legt die hochheilige Hostie auf die Patene, steigt mit glühendem Antlitz und funkelnden Augen von den Stufen des Altares herab und wendet sich mit festem Schritt und mit den Worten zum Fürsten: “Wir haben Bitten genug  verschwendet, doch du hast uns verachtet; mehrere Diener Gottes haben sich mit uns verbunden, um ihr Flehen mit dem unserigen zu vereinen; du hast dir nichts daraus gemacht. Nun kommt der Sohn der Jungfrau, den du verfolgst, das Oberhaupt und der Herr der Kirche, der Richter, in dessen Namen jedes Knie im Himmel, auf Erden und in der Hölle sich beugt!... In seine Hände, in die Hände des Rächers aller Bösen, wird die Seele fallen, die dich belebt. Wirst du ihn auch verachten?”

Der Heilige schwieg. Stille herrschte unter der auf den Knien liegenden Menge; Tränen und Bestürzung der Anwesenden zeugten von ihrem Schrecken; mit Angst erwartete jedermann das Ende eines so unerhörten Verfahrens, das eine plötzliche Offenbarung der göttlichen Macht zu sein schien. Der erschrockenen Fürst konnte kein einziges Wort hervorbringen; seine Knie zitterten und wankten; er sank zu Boden und als seine Wachen ihn aufhoben fiel er auf’s Neue hin und stieß ein erschütterndes Geschrei aus.

Jetzt berührt ihn der Heilige, befiehlt ihm durch ein Zeichen, sich aufzurichten und spricht mit feierlicher Stimme: “Gehe und versöhne dich mit dem Bischof von Poitiers, den du von seinem Sitz vertrieben hast; gib ihm den Friedenskuss, führe ihn selbst in die Kirche und erzeige ihm so viel Ehre als du ihm Schmach angetan hast; rufe die, welche durch Zwietracht von der Kirche sich getrennt haben, wieder zur katholischen Einheit zurück und sei dem Papst Innozenz gehorsam, den Gott auf den Stuhl des heiligen Petrus gesetzt hat.”

Der Herzog, von der Kraft des heiligen Geistes besiegt, tat alles, was der Heilige ihm befahl und war von nun an wie umgewandelt. Von Gewissensbissen verzehrt, von Tränen gerührt, von Buße abgemagert, beschloss er, sein irdisches Leben mit der Sühne eines heiligen Todes zu endigen. Er verzichtete auf alle seine Besitztümer, begab sich, 38 Jahre alt, in eine Einöde und beschloss in strenger Buße und in Übung aller christlichen Tugenden sein Leben.

(Entnommen aus: Ott, Georg, Eucharisticum, Regensburg 1869, S. 180-182)