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Louvre

Das Hochheilige Sakrament im Louvre zu Paris

König Ludwig XIV. von Frankreich war sehr betrübt, dass der Graf von Turenne, den er als den rechtschaffensten Mann seines Jahrhunderts schätzte und als den tapfersten seiner Generäle liebte, im religiösen Irrtum lebte; denn er war Kalvinist. Er hielt diesen ausgezeichneten Mann erst dann für ganz glücklich, wenn er auch im Licht des wahren, katholischen Glaubens wandeln würde. Deshalb gab er er ihm auch öfters den Wunsch zu erkennen, er möge doch in die katholische Kirche zurückkehren. Die Wünsche des Königs Ludwig XIV. wurden gewöhnlich als Befehle betrachtet, doch Graf Turenne war kein Hofschranz; er achtete nicht auf den Wunsch des Königs, weil er seinen Irrtum nicht erkannte. Da übernahm es der große, gelehrte Bischof Bossuet, dem berühmten Feldherrn seines Königs die Augen zu öffnen, und die Wahrheit und Vortrefflichkeit des katholischen Glaubens zu beweisen. Nach einigen Unterredungen war es auch dem Bischof gelungen, Turennes Überzeugung stark zu erschüttern, allein ihn zu bewegen, seinem Irrtum zu entsagen und Katholik zu werden, gelang ihm nicht. Turenne blieb Kalvinist. Seine Vorurteile gegen die katholische Kirche waren zu stark, und überdies mangelte ihm die Gnade des Glaubens, die allein über den Irrtum zu siegen vermag. Besonders kam ihm die Lehre der katholischen Kirche von der wirklichen Gegenwart Jesu Christi im heiligsten Sakrament unglaublich vor. Er fühlte die Schönheit und die Tröstlichkeit dieser Lehre, aber glauben wollte er sie nicht. “Ach,” rief er aus, “könnte ich doch von der Wahrhaftigkeit einer solch lieblichen, trostreichen Lehre überzeugt sein! Wie glücklich sind die Katholiken die sie glauben! Aber wenn sie glauben, warum bringen sie dann ihr Leben nicht zu den Füßen Jesu im heiligsten Sakrament zu? Ich für meine Person wollte, wenn ich von der Gegenwart Christi im heiligsten Sakrament überzeugt werden könnte, hingestreckt im Staub ihn unaufhörlich anbeten!”

Indessen dauerten die Unterredungen des Grafen mit dem Bischof Bossuet fort. Der Bischof suchte ihn zu überzeugen, und Turenne wollte glauben und seufzte daher oft mit dem Blinden im Evangelium: “Herr, mach mich sehend!” Allein noch war der Augenblick nicht gekommen, wo er endlich sehen und im Licht des Glaubens wandeln sollte. Da geschah es, dass während einer Unterredung, welche wieder zwischen Turenne und dem Bischof Bossuet im Louvre, der Residenz des Königs, stattfand, Feuerlärm entstand. Wirklich war Feuer auf der Galerie, welche den Palast Louvre mit dem Palast der Tuillerien verbindet, ausgebrochen und drohte, sich überallhin zu verbreiten und die unermesslichen Kunstschätze zu vernichten. Vergeblich schien alle Anstrengung zu sein, des Feuers Herr zu werden, denn ein Sturmwind fachte die Flammen zur höchsten Wut an.

Turenne, der unerschrockene Feldherr, der nie einer Gefahr auswich, eilte sogleich an den Ort des Unglücks, und mit aller Kraft selbst arbeitend, leitete er die Mannschaft, welche zum Löschen des Feuers herbeigeeilt war. Bischof Bossuet aber, die entsetzliche Gefahr sehend und einer besonderen Eingebung folgend, nahm seine Zuflucht zu dem, dem Winde und Wellen gehorchen. Er eilt in die Kapelle des Palastes, ergreift das heiligste Sakrament und erscheint plötzlich am entgegengesetzten Ende der Galerie. Man vernimmt den Schall des Glöckleins; die Menge der Löschenden teilt sich ehrfurchtsvoll und gestattet dem Bischof mit dem Allerheiligsten den Durchgang durch Wolken Rauches, die ihm entgegenwirbeln. Er segnet die Flammen, und siehe, plötzlich schweigt der Wind und das Feuer hält ein, um sich zu greifen in Gegenwart desjenigen, der den Stürmen gebietet. Die Umstehenden, von der Macht des Wunders getroffen, stürzen auf die Knie und stimmen das Te Deum an. Auch der große Turenne, von einer unwiderstehlichen Kraft bezwungen, sinkt auf die Knie und betet an!

Von diesem Augenblick an ist er Katholik und folgt unter dem Gesange des Te Deum dem hochheiligen Sakrament, als es nach dem Segen in den Tabernakel zurückgetragen wurde. Die wundervolle Tatsache fand statt im Jahre 1667. Von dem Augenblick an, da Turenne die Wahrheit erkannt hatte, liebte er und befolgte er sie. Besonders betete er immer mit lebendigem Glauben, mit glühender Andacht, in tiefster Demut Jesus im heiligsten Sakrament an.

(mit leichten sprachlichen Veränderungen übernommen aus: Ott, Georg, Eucharisticum, Regensburg 1869, S. 509-510)