Der heilige Antonius Maria Zaccaria
(+ 5. Juli 1539)
Der „Heilige des 40stündigen Gebetes" vor dem allerheiligsten Altarssakrament - so hat man den
jugendlichen Ordensstifter aus Cremona genannt - wurde 1502 als Kind eines aus Genua gebürtigen Patriziers geboren, der noch vor der Geburt seines Kindes gestorben war. Die erst 18jährige verwitwete
Mutter widmete sich ganz der Erziehung ihres Kindes. Der junge Antonius Maria Zaccaria studierte in Pavia Philosophie und in Padua Medizin und schloss dort 1524 das Studium mit dem Doktor der Medizin ab.
Nach Cremona zurückgekehrt übte er nur kurze Zeit zu Gunsten der Armen und Notleidenden den
Arztberuf aus, wobei er gleichzeitig als seeleneifriger Laienapostel tätig war und in der Pfarre S. Vitale Religionsunterricht erteilte.
Seine Seelenführer, die beiden Brüder und Dominikanerpatres Marcello und Battista Carioni von Crema, veranlassten ihn, den
Priesterberuf zu ergreifen. 1528 wurde Antonius Maria Zaccaria geweiht. Bei der Primiz wurde er mit einer Vision ausgezeichnet; im
Augenblick der heiligen Wandlung schaute er Engel, die den Leib und das Blut Jesu Christi anbeteten. Diese Vision sollte der Auftakt
für seine ganz eucharistisch orientierte Pastoral werden, die er - veranlasst durch die Gräfin Ludovica Torelli von Guastalla - von 1530 an in Mailand auszuüben begann.
Er schloss sich dort dem „Oratorium von der Ewigen Weisheit" an, das von der ehrwürdigen Arcangela Panigarola und dem Priester
Giovanni Antonio Bellotti gegründet worden war. Der junge Priester Antonio Maria Zaccaria brachte in diese Gemeinschaft neuen
Schwung und wurde bald ihr geistlicher Führer. Hier wurden die Fundamente gelegt für die „Regularkleriker vom heiligen Paulus",
auch „Barnabiten" genannt, für die weibliche Kongregation der „Angeliken" oder „engelgleichen Jungfrauen vom heiligen Paulus" und
für die ordensähnliche Laiengemeinschaft der „verheirateten Verehrer des heiligen Paulus". Der Völkerapostel mit seiner glühenden
Christusliebe war dem Priester Antonius Maria Zaccaria in allem Vorbild. Darum gab er auch seinen Ordensangehörigen die
Mahnung: „Es geziemt sich nicht, dass wir unter den Augen eines solchen Vorbildes feige Soldaten oder gar Deserteure und nur
degenerierte Söhne eines solchen Vaters sind!"Vom heiligen Paulus mag Antonius Maria Zaccaria auch die ganz große Hochschätzung
der Heiligen Eucharistie übernommen haben, die er in den Mittelpunkt seiner Seelsorge stellte. Sichtbarer Ausdruck dafür wurde das
von ihm ganz besonders geförderte 40stündige Gebet. Dieses 40stündige Gebet hatte der Fastenprediger und Gründer des
„Oratoriums von der Ewigen Weisheit", der Augustiner-Ordenspriester Antonio Bellotti (+ 1528) an der Kirche vom Heiligen Grab in
Mailand im Jahre 1527 begonnen, als er das gläubige Volk von Mailand aufgefordert hatte, mit ihm zusammen zu Ehren der 40
Stunden, die Christus im Grab gelegen ist, in Anbetung des eucharistischen Erlösers zu verharren, um so Gottes Barmherzigkeit in
den damaligen Kriegsnöten zu erflehen; es war die Zeit des berüchtigten „Sacco di Roma". Der Fastenprediger hatte damals großen
Erfolg; diese erste Feier des 40stündigen Gebetes wurde im selben Jahr noch viermal wiederholt. 1529 erreichte dann der spanische
Fastenprediger P. Tommaso Nieto OP, dass diese Art der Verehrung der Heiligen Eucharistie in allen Kirchen Mailands durchgeführt wurde.
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Der von Christusliebe glühende Priester Antonius Maria Zaccaria griff diese Andachtsform auf. Er war es, der den Brauch, das
allerheiligste Altarssakrament 40 Stunden lang in aller Öffentlichkeit auszusetzen und davor beten zu lassen, mit besonderer
Feierlichkeit versah und überall in Oberitalien verbreitete. Auch die Kapuziner und Jesuiten griffen dann diesen Brauch auf und halfen
mit, dass diese Form der Verehrung des eucharistischen Heilands zu einem charakteristischen Merkmal der Gegenreformation und der
katholischen Erneuerung wurde. Auch zwei große Heilige der Gegenreformation schalteten sich dabei dann erfolgreich ein: der heilige
Philipp Neri, der - noch als Laie - 1548 das 40stündige Gebet in Rom einführte, zuerst an der Kirche Ss. Trinita dei Pellegrini, dann
an der Kirche S. Lorenzo in Damaso; und der heilige Karl Borromeus, der das 40stündige Gebet 1567 in Mailand regelte und 1577 in
seiner ganzen Erzdiözese verpflichtend vorschrieb, weil er erlebt hatte, wie viel Segen gerade durch diese Verehrung der Heiligen
Eucharistie vom seelsorglichen Wirken des heiligen Antonius Maria Zaccaria und seiner geistlichen Söhne, der Barnabiten, ausging.
Die Päpste haben das 40stündige Gebet feierlich gutgeheißen und empfohlen, so Papst Paul III., Clemens VIII. durch die Bulle
„Graves et diuturnae" vom 25. November 1592 und Papst Urban VIII. durch die Enzyklika „Aeternus rerum Conditor" vom 6. August 1623.
Aus dem 40stündigen Gebet entwickelte sich - zuerst in Rom - die sogenannte „Ewige Anbetung", bei der im Jahreszyklus jeweils in
einer Kirche abwechselnd je 12 Stunden des Tages oder der Nacht innerhalb der Stadt Rom, später innerhalb einer Diözese die in der
Monstranz ausgesetzte Heilige Eucharistie anbetend verehrt wird. Als eigentlicher Urheber und Propagator des 40stündigen Gebetes
gilt aber mit vollem Recht der heilige Antonius Maria Zaccaria. In der Bulle für seine Heiligsprechung durch Leo XIII. vom 27. Mai
1897 wird von ihm ausdrücklich erklärt: „Er verwirklichte als erster den Gedanken einer feierlichen, dreitägigen Anbetung des
heiligsten Altarssakramentes." Im päpstlichen Dekret, das die drei vom heiligen Antonius Maria Zaccaria gewirkten Wunder bestätigte,
wurde überdies von diesem eucharistischen Heiligen erklärt: „Er bemühte sich, überall die Liebe zu Jesus Christus in der Heiligen
Eucharistie zu wecken und zu vermehren, auch schrieb man ihm den frommen Brauch zu, die heilige Hostie auf einem Thron feierlich den Gläubigen drei Tage lang zur Anbetung auszusetzen."
Über die im 40stündigen Gebet dem eucharistischen Heiland zuteil gewordene Huldigung hinaus war der heilige Antonius
Maria Zaccaria vor allem auch bemüht, in den Gläubigen den Eifer im Empfang der Heiligen Eucharistie neu anzufachen und alle diesbezügliche Lauheit zu überwinden.
Wie lau man damals weithin geworden war, zeigt am besten die Bilanz, die der Zeitgenosse des heiligen Antonius Maria
Zaccaria, der heilige Cajetan von Thiene, im Jahre 1523 über seine Seelsorgstätigkeit in Venedig zog. Er schrieb nämlich wörtlich: „Eine wirklich herrliche Stadt ist Venedig! Aber wie
sollte man über sie nicht weinen? Hier gibt es nämlich kaum jemand, der den gekreuzigten Christus sucht und liebt. Erstaunlicherweise habe ich keinen einzigen Adeligen
angetroffen, der die Liebe zu Christus der eigenen Ehre vorgezogen hätte. Ich leugne nicht, dass es Menschen guten
Willens gibt, aber sie schämen sich, bei der Beichte und Kommunion gesehen zu werden. Ich werde nicht nachlassen, bis ich diese
Christen wie Hungernde wieder zu den Priestern eilen sehe, um sich durch die Heilige Eucharistie sättigen zu lassen. Es muss diesen
Christen wieder als größte Ehre und nicht als Schande gelten, Christus in der Heiligen Eucharistie empfangen zu dürfen." Diese Worte
hätte genau so der heilige Antonius Maria Zaccaria über jene italienischen Städte niederschreiben können, in denen er seelsorglich zu
wirken begann. Er brachte in diese Städte mit seinem Eifer einen eucharistischen Frühling durch die Förderung des 40stündigen
Gebetes und der Oftkommunion. Die von ihm gegründete „Kongregation der verheirateten Verehrer des heiligen Paulus" benützte er,
um vor allem auch die Familienväter und -mütter durch die Oftkommunion zu heiligen und so die Familie und ihr Heim allüberall in
Italien zu einer Kirche im Kleinen, zu einer richtigen Hauskirche zu machen. Den Schwestern der von ihm gegründeten Gemeinschaft
der „Angeliken" flößte er ebenfalls ganz großes Verlangen nach der Vereinigung mit Christus in der Heiligen Eucharistie ein, so dass
man in diesen Klöstern allmählich fast täglich zum Tisch des Herrn ging. Als Folge davon begann das religiöse Leben und die
Ordenszucht in diesen Klöstern so aufzublühen, dass der heilige Carl Borromeo diese Klöster allen anderen in seiner Erzdiözese als
vorbildlich vor Augen stellen konnte. Als Carl Borromeo 1565 als Kardinal-Erzbischof in Mailand seinen Einzug hielt, fand er deshalb
für die Reformen des Konzils von Trient, die er durchführte, einen weithin bereiten Boden vor, weil einige Jahrzehnte vorher der
heilige Antonius Maria Zaccaria mit den Angehörigen der von ihm gegründeten Kongregation der Regularkleriker vom heiligen Paulus
bestens vorgearbeitet hatte „durch die Glut seines Gebetes, durch das Beispiel seiner Bußwerke und seiner strengen Armut, durch den
flammenden Eifer für die unsterblichen Seelen, durch die Liebe zum Gekreuzigten, durch den feierlichen Kult der Heiligen Eucharistie
und mit dem missionarischen Geist des heiligen Paulus". Erst 37jährig starb dieser ganz eucharistisch geprägte katholische Reformator
Norditaliens in den Armen seiner 55jährigen Mutter in seiner Heimatstadt Cremona am 5. Juli 1539. Die christliche Kunst hat ihm zur
Kennzeichnung seines Wesens und Wirkens seine drei Lieblingsgegenstände in die Hände gedrückt: die Briefe des heiligen Paulus, das Kreuz und die Monstranz.
(entnommen aus: Holböck, Ferdinand, Das Allerheiligste und die Heiligen, S. 202-206)
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