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Hermann Cohen

IMG_0887Alles für Jesus!"

P. Augustin Maria vom heiligsten Sakrament (Hermann Cohen)
(gest. 20. Januar 1871)

Der große Musiker Hermann Cohen, der aus dem Judentum zum katholischen Glauben konvertierte, dann Ordensmann im Orden der Unbeschuhten Karmeliten unter dem Ordensnamen Augustin Maria vom heiligsten Sakrament, Priester und gesuchter Prediger und zuletzt im deutsch-französischen Krieg als Seelsorger französischer Kriegsgefangener ein Opfer priesterlicher Nächstenliebe wurde, ist zwar kein kanonisierter Seliger oder Heiliger, er war aber sicher nach seiner Bekehrung ein heiligmäßiger, von eucharistischer Frömmigkeit geprägter Mann.

Geboren wurde er am 10. November 1820 in Hamburg als Sohn jüdischer Eltern. Der Vater war ein reicher jüdischer Bankier. Frühzeitig bekundete der Knabe ein ganz außerordentliches Talent für Musik. Im Alter von 12 Jahren konnte er sein erstes öffentliches Konzert auf dem Piano geben. Im Jahre 1834 kam er nach Paris, wo er sich unter der Leitung von Franz Liszt in der Musik vervollkommnete und bald der Liebling der großen Salons in Paris wurde. Durch Franz Liszt kam Hermann Cohen in Berührung mit der bekannten Schriftstellerin George Sand. Er las mit Begeisterung deren Romane, in denen den Grundsätzen des christlichen Glaubens und christlicher Sittlichkeit der Krieg erklärt wurde. Die Wirkung auf den jungen Hermann Cohen blieb nicht aus. Denn er schrieb selber später an seinen aus dem Judentum zum katholischen Glauben konvertierten Freund und Ratgeber Alfons Maria Ratisbonne: "Aufgeblasen durch meine Erfolge, besaß ich alle Laster; ich begeisterte mich immer mehr für philosophische Neuerungen und suchte überall jene vergifteten Lehren, mit denen ich in der Jugend genährt worden war, in Aufschwung zu bringen und für sie zu werben. Die Priester waren mir der Gesellschaft feindliche Wesen, hauptsächlich die Mönche sah ich als Ungeheuer an, die man wie Menschenfresser meiden müsse." Hermann Cohen gab sich den wildesten Leidenschaften so ungehemmt hin, dass seine Familie darüber fast in Verzweiflung geriet. Wahre Befriedigung fand er freilich in diesem tollen Genussleben nicht. Eine beständige seelische Unruhe trieb ihn.

Wie dann die Bekehrung des gefeiertesten Pianisten seiner Zeit, der alle religionsfeindlichen Ideen energisch vertrat und propagierte, eingeleitet und zu Ende geführt wurde, berichtet Cohen selber im Brief an Alfons Maria Ratisbonne: An einem Freitag im Mai des Jahres 1847 liess ihn der französische Marschall Ney bitten, für ihn die Leitung eines Chores in der Kirche Saint Valère zu übernehmen. Im Augenblick, als der Segen mit dem Allerheiligsten gegeben wurde, fühlte ich zum ersten Mal eine sehr lebhafte, aber unbeschreibliche Aufregung in meiner Seele. Am darauffolgenden Freitag hatte ich dieselbe Empfindung, jedoch viel stärker noch, und ich fühlte, wie eine bedeutende Last auf meinen ganzen Leib drückte und mich nötigte, mich zu verneigen und mich sogar gegen meinen Willen tief zur Erde zu beugen.

Der Mai ging mit seinen Andachten zu Ehren der Gottesmutter vorüber, aber Hermann Cohen fuhr fort, die Kirche von Saint-Valère zu besuchen, und zwar sonntags, um der heiligen Messe beizuwohnen. In der Bibliothek eines Freundes hatte er damals ein altes Gebetbuch gefunden, das ihn sehr interessierte und mit neuen Ideen erfüllte. Die Unruhe, die sich jetzt seiner Seele mit bisher noch nie empfundener Gewalt, die immer noch stärker wurde, bemächtigte, trieb ihn an, seinen Widerstand dagegen zu überwinden und sich mit einem Priester zu besprechen. Von

diesem erhielt er ein Lehrbuch des katholischen Glaubens zum Lesen. Seinem gewohnten Leben vermochte er in dieser Zeit noch nicht zu entsagen.

Anfang August 1847 reiste Hermann Cohen nach Ems, um dort ein Konzert zu geben. Am Sonntag nach seiner Ankunft in Ems - es war der 8. August 1847 - ging er in die Kirche, um die heilige Messe zu hören. Hier kam nun - wie einst über Saulus vor Damaskus - Gottes Gnade über ihn. Er schrieb darüber an Alfons Maria Ratisbonne wörtlich so: "Ich begab mich zur Messe; da fesselten wie immer die Zeremonien meine Aufmerksamkeit; aber nach und nach fingen die Gebete des heiligen Opfers, die Gesänge, die zwar unsichtbare, aber doch von mir gefühlte Gegenwart einer übermenschlichen Macht an, mich in eine eigenartige Aufregung und Verwirrung, ja in eine heilige Furcht zu versetzen; mit einem Wort: es gefiel der göttlichen Gnade, sich mit aller Gewalt über mich zu ergießen. Bei der Erhebung der heiligen Hostie (während der heiligen Wandlung) fühlte ich mit einem Male meine Augen in eine Flut von Tränen ausbrechen, die in wohltuender Fülle unaufhörlich über meine Wangen rannen. 0 glückseliger Augenblick, o Augenblick, ewig denkwürdig für meine Seele! Du hast noch nicht aufgehört, meinem Geist gegenwärtig zu sein mit all den himmlischen Empfindungen, die du mir von oben her gebracht hast. Selbst jetzt noch rufe ich den allmächtigen und barmherzigen Gott inbrünstig an, er wolle mir verleihen, dass die süße Erinnerung an deine Schönheit ewig meinem Herzen eingegraben bleibe mit den unaussprechlichen Malen eines Glaubens, mit all den Gnadenerweisungen - und einer Erkenntlichkeit, die dem Maß der Wohltaten entspricht, mit denen Gott sich mich zu überhäufen herabgelassen hat. Ohne Zweifel fühlte ich, was der heilige Augustinus im Garten von Cassiacum fühlen musste in jenem Augenblick, als er jenes denkwürdige ‚Tolle, lege!' vernahm, und was Sie, mein teurer Pater (Alfons Maria Ratisbonne) in der Kirche (Sant' Andrea delle fratte) zu Rom am 20. Januar 1842 fühlen mussten, als die seligste Jungfrau sich herabliess, Ihnen zu erscheinen.

Ich erinnere mich, in meinen Kinderjahren bisweilen geweint zu haben, aber nie, nie waren mir solche Tränen bekannt wie jetzt. Während sie herniederrannen, fühlte ich die bohrendsten Gewissensbisse über mein vergangenes Leben; plötzlich, wie von selbst, wie durch inneres Schauen, fing ich an, in aller Eile innerlich Gott eine allgemeine Beichte abzulegen über all die ungeheuren Fehltritte, die ich seit meiner Jugend begangen hatte; ich sah sie aufgeschlagen vor mir zu Tausenden, abscheulich, wie sie einander drängten und den ganzen Zorn des ewigen Richters verdienten. Bald jedoch folgte hierauf eine von mir bisher nie empfundene Beruhigung der Seele, dass der barmherzige Gott mir verzeihen werde, dass er seinen Zornesblick von meinen Vergehen abwenden und Mitleid mit meiner aufrichtigen Zerknirschung haben werde... Beim Verlassen der Kirche von Ems war ich an diesem Sonntag eigentlich schon so weit Christ, als man es sein kann, wenn man die heilige Taufe noch nicht empfangen hat."

Am 28. August 1847, am Fest des heiligen Augustinus, empfing Hermann Cohen in der Kapelle Unserer Lieben Frau von Sion in Paris die heilige Taufe. Nach der heiligen Taufe, in der er sich wie von einem elektrischen Schlag getroffen in Verzückung versetzt fühlte und eine Christusvision erlebte, spürte er einen ganz tiefen Frieden in seinem Herzen. Er wollte fortan nichts anderes mehr tun als nur den Wahlspruch verwirklichen, den er von da an an die Spitze seiner Briefe zu schreiben pflegte: "Alles für Jesus!"

Am 8. September 1847 empfing er die erste heilige Kommunion, am 3. Dezember des gleichen Jahres wurde er vom Erzbischof von Paris gefirmt. Schon im folgenden Jahr stiftete er den Verein zur nächtlichen Anbetung des heiligsten Altarssakramentes. Zu Ehren desselben komponierte er auch Gesänge. In der Vorrede zu denselben schrieb er: "0 angebeteter Jesus, lass meine Lieder sich vereinen mit den Hymnen, die Dir in Paris gesungen werden! Denn in dieser großen Stadt hast Du, verborgen unter dem Schleier der Heiligen Eucharistie, mir die ewigen Wahrheiten enthüllt; und das erste Geheimnis, das Du mir da geoffenbart hast, war Deine wirkliche Gegenwart im heiligsten Sakrament... Wenn ich dann so laut um die Taufe gebeten habe, geschah es nicht hauptsächlich deshalb, um mich mit Dir vereinigen zu können?... Dieses göttliche Fleisch (im heiligsten Sakrament) bildete mich in einen neuen Menschen um; dieses wunderbare Gnadenmittel schützte mich gegen die Angriffe einer verführerischen Welt; dieser Schatz zog mich weg von allem, was mich früher gefesselt hielt."

Noch vor seiner Taufe hatte Hermann Cohen den Entschluss gefasst, sich Gott im Priesterberuf zu weihen. Nach langen Gebeten und Betrachtungen vor dem Allerheiligsten aber entdeckte er zu allererst seinen Beruf zum Ordensstand. Um diesen erreichen zu können, musste er zuvor seine bedeutenden Schulden bezahlen. Durch rastlose Arbeit und große Entbehrungen wurde es ihm möglich, innerhalb von zwei Jahren diese Schulden zu tilgen. Nach Christi Himmelfahrt 1849 machte er geistliche Exerzitien und fasste dabei den Entschluss, Karmelit zu werden. Am 6. Oktober 1849 wurde er eingekleidet und erhielt den Ordensnamen Frater Augustin Maria vom allerheiligsten Sakrament. Am 7. Oktober 1850 legte er die Profess ab, am Karsamstag 1851 wurde er zum Priester geweiht.

Nun wirkte er mit grosser Wortgewalt als Prediger und Volksmissionar in allen Provinzen Frankreichs und hatte staunenswerte Erfolge. Die Wirkung seiner Predigten wird in allen Berichten als eine ganz außerordentliche geschildert. Die Kirchen, in denen er die Kanzel bestieg, waren stets überfüllt; zahlreiche Bekehrungen, namentlich auch unter den ehemaligen jüdischen Glaubensgenossen waren die Frucht der Predigten von P. Augustin Maria vom heiligsten Sakrament. Eine seiner Eroberungen war die Konversion der ausgezeichneten jüdischen Brüder Joseph und Augustin Lehmann in Lyon 1854, die ebenfalls seeleneifrige Priester wurden, und die Konversion des Juden Bernhard Bauer, der ebenfalls wie P. Augustin Maria vom heiligsten Sakrament Karmelit wurde. Auch die Konversion zweier seiner Geschwister, einer Schwester und eines Bruders, erreichte der fromme Karmelit durch seine Wortgewalt und sein Gebet. Besonders entflammt schien er, wenn er über das heiligste Altarssakrament zu predigen hatte. Dann gehörte er gewissermassen nicht mehr sich selber an, sondern stand ganz unter dem Einfluss dessen, der seine Gnade wunderbar über ihn ergossen hatte. In vielen Städten Frankreichs führte er bei den Volksmissionen die nächtliche Anbetung des Allerheiligsten ein.

Nachdem er in London eine Niederlassung seines Ordens gegründet hatte, kehrte er nach Frankreich zurück und war hier weiterhin eifrig tätig.

Auch sein Musiktalent stellte er noch weiter in den Dienst der Heiligen Eucharistie; er komponierte eine dreistimmige Messe und mehrere Sammlungen religiöser Lieder.

Als Seelsorger französischer Kriegsgefangener starb P. Augustin Maria vom heiligsten Sakrament am 20. Januar 1871 in Spandau an den Pocken als Opfer seines Berufes. Sein Leib ruhte bis 2008 auf dem alten Domfriedhof in Berlin, inzwischen wurde er in das Karmeliterkloster Broussey unweit von Bordeaux überführt. Dort ruht er in der Klosterkirche.