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Hl. Juliana von Lüttich

Die heilige Juliana von Lüttich (+ 1258)
und die selige Eva
(+ 1265)

Die Urheberinnen des Fronleichnamsfestes, Eva und Juliana von Lüttich, gehören zusammen gesehen in ihrer Beziehung zur Heiligen Eucharistie; sie waren nicht bloß Freundinnen, sie waren beide von inniger Liebe zum eucharistischen Heiland erfüllt und wollten, dass dem Altarssakrament größte Verehrung entgegengebracht werde.

Die Hauptquelle, aus der wir über das Leben der seligen Eva erfahren, ist die Lebensbeschreibung der heiligen Juliana von Cornillon oder Lüttich; manche Autoren meinten, Eva habe die erste, verlorengegangene Lebensbeschreibung ihrer Freundin Juliana verfasst.

Aus der "Vita" der heiligen Juliana lässt sich erschließen, dass Eva zwischen 1205 und 1210 in eine wohlhabende Familie hineingeboren wurde. Ihre Berufung zur Rekluse gab sich nicht sofort kund; es zog sie zuerst mehr zur Welt hin, bis sie, von Juliana dazu angespornt, den Beruf einer Rekluse ergriff. Das Leben als Rekluse war damals im 13. Jahrhundert bei vielen Personen, die nach Vollkommenheit strebten, üblich. Wer Rekluse werden wollte, musste auf sein ganzes Besitztum verzichten, dann in einer Klosterklausur ein strenges Noviziat bestehen, um nachher in die vorbereitete Zelle, die meistens an eine Kirche angebaut war, zu treten, deren Tür der Bischof mit seinem Siegelring versiegelte. Die Zelle war gewöhnlich so an die Kirche angebaut, dass die Rekluse durch ein kleines Fenster dem Gottesdienst in der Kirche beiwohnen, die heilige Kommunion empfangen, das Allerheiligste anbeten und mit Personen, die von der Rekluse Belehrung und Trost empfangen wollten, sprechen konnte. Durch ein zweites, außen verschließbares Fenster wurde täglich etwas Nahrung gereicht, die die Rekluse sich durch Handarbeit verdiente. Was ihr als Almosen gereicht wurde, musste sie als Almosen wieder austeilen.

Auf den Rat ihrer Freundin Juliana ließ sich nun Eva an der Martinskirche in Lüttich einschließen; sie lebte in ihrer Zelle ganz der Anbetung des Allerheiligsten; daneben verfertigte sie Paramente für die Kirche. Juliana besuchte ihre eingeschlossene Freundin Eva regelmäßig und teilte ihr ihre Visionen und ihr großes Verlangen mit, es möchte doch das heiligste Altarssakrament noch viel mehr als bisher verehrt und verherrlicht werden. Als Juliana ihrer Freundin Eva mitteilte, der Herr habe ihr in einer Vision seinen Wunsch mitgeteilt, es möge ein eigenes Fest zu Ehren des Altarssakramentes, also das Fronleichnamsfest, eingeführt werden, suchte Eva von da an durch viele Gebete und Bußwerke den Segen Gottes auf die Bemühungen ihrer Freundin Juliana herabzuziehen.

Als Juliana aus Cornillon fliehen musste, wurde ihr in St. Martin in Lüttich bei ihrer Freundin Eva Gastfreundschaft gewährt: Eva wurde nun Zeugin der mystischen Begnadigungen Julianas.

Nach dem Tod Julianas setzte sich Eva mit aller Energie für den Triumph des eucharistischen Heilands in der Angelegenheit des Fronleichnamsfestes ein; Eva betrieb diese Angelegenheit beim Bischof von Lüttich, Heinrich von Geldern, und drang in diesen, sich um ein entsprechendes Dekret des Papstes Urban IV. zu bemühen. Dieser war, bevor er auf den Stuhl Petri erhoben wurde, Archidiakon in Lüttich. Papst Urban IV sandte schließlich am 8. September 1264 einen Brief, in welchem er die Einsetzung des Fronleichnamsfestes ankündigte. In diesem päpstlichen Schreiben heißt es u. a.: "Wir wissen, o Tochter, wie deine Seele ganz innig danach verlangt, dass ein feierliches Fest zu Ehren des allerheiligsten Sakramentes in der Kirche Gottes für alle Zeiten eingesetzt werde. Deine Seele möge nun den Herrn hochpreisen und dein Geist in Gott, deinem Heiland, frohlocken, denn deine Augen sollen dein Heil schauen, das wir bereitet haben vor dem Angesicht aller Völker. Freue dich, dass der allmächtige Gott den Wunsch deines Herzens dir erfüllt hat. . ." Im gleichen Schreiben empfahl sich Papst Urban IV. noch dem Gebet der seligen Rekluse. Eva brachte den Rest ihres Lebens im Lob, Dank-, und Bittgebet zu Füssen des eucharistischen Herrn zu. Sie starb um 1265 und wurde in St. Martin in Lüttich begraben. Ihr Grab wurde bald ein großer Anziehungspunkt für die Gläubigen aus nah und fern, während das Grab ihrer heiligen Freundin in Villers mehr oder weniger unbekannt blieb. Papst Leo XIII. bestätigte 1902 den Kult, der der Rekluse Eva sogleich nach ihrem frommen Sterben zuteil geworden war und erlaubte Messe und Offizium zu Ehren der seligen Eva in der Diözese Lüttich am 14. März jeden Jahres.

Juliana, die Freundin der seligen Eva von Lüttich, wurde zu Retinne bei Lüttich um 1191/92 geboren. Mit fünf Jahren verlor Juliana ihre Eltern. Sie wurde als Waisenkind den Klosterfrauen von Cornillon zur Erziehung übergeben, speziell einer Schwester Sapientia, von der sie allem Anschein nach eine sehr gründliche Ausbildung erhielt.

Im Jahre 1207 wurde Juliana eingekleidet. Bereits zwei Jahre später, 1209, setzten ihre Visionen ein, die sich mehr und mehr auf die Heilige Eucharistie bezogen, die von Kindheit an den Mittelpunkt ihrer Frömmigkeit bildete. Sie war von der wirklichen Gegenwart Christi im heiligsten Altarssakrament so durchdrungen, dass sie vom Augenblick der heiligen Wandlung im Messopfer angefangen durch ihre leuchtenden Gesichtszüge, ihre demütige, gesammelte Haltung und ihre ganze Erscheinung ihre Mitschwestern zur gläubigen Anbetung des Herrn in der Heiligen Eucharistie anspornte. Juliana wünschte sich nichts sehnlicher als täglich Christus in der heiligen Kommunion empfangen zu dürfen. Da aber damals die häufige Kommunion nicht üblich war, suchte sie ihr Verlangen nach der heiligen Kommunion wenigstens durch häufige Besuchung des Allerheiligsten und durch fast ständige Betrachtung der Liebe, mit der Christus dieses heiligste Sakrament eingesetzt hat, zu stillen. Eines Tages schaute Juliana in einer Vision den Mond im vollen Glanz, nur ein dunkler Riss entstellte die leuchtende Scheibe. Diese Vision wiederholte sich mehrmals. Sie verstand nicht, sie zu deuten. Darum erkundigte sie sich bei ihren Vorgesetzten und bei theologisch gebildeten Priestern. Als ihr niemand eine befriedigende Deutung der Mond-Visionen geben konnte und viele ihr diese Visionen als wertlose Träumereien auslegten, suchte Juliana mit aller Anstrengung diese Visionen zu vergessen. Ihre frühere Erzieherin, Schwester Sapientia, die inzwischen Oberin geworden war, nahm sich Julianas an; sie hatte an ihr den besonderen eucharistischen Zug bemerkt und richtete ihr darum ein Oratorium ein, von dem aus sie immer den Blick auf das Allerheiligste in der Kirche richten konnte. Hier brachte Juliana nun viele Stunden im Gebet zu. Dabei bat sie Christus immer inständiger, er möge ihr die Bedeutung der gehabten Visionen kundtun. Endlich offenbarte ihr Christus: Der Mond bedeute das Kirchenjahr, der dunkle Riss in der Mondscheibe weise auf das Fehlen eines eigenen Festes zu Ehren des heiligsten Altarssakramentes im Zyklus des Kirchenjahres hin. Sein Wille sei es  so offenbarte ihr der Herr , dass die Erinnerung an die Einsetzung des Altarssakramentes alljährlich besonders begangen werde, und zwar feierlicher als dies am Gründonnerstag in der Karwoche geschehen könne, an welchem Tag die Gläubigen mehr mit seinem Leiden beschäftigt seien. Zugleich gab Christus der jungen Ordensschwester den Auftrag, diesen seinen Willen der Weit zu verkünden. Juliana erschrak darüber, entschuldigte sich mit ihrer Schwäche und unbedeutenden Rolle, die sie als unbekannte Ordensfrau spiele; sie bat den Herrn, er möge doch gelehrte und heilige Priester mit dieser Aufgabe betrauen.

Jahrelang hielt Juliana die ihr zuteil gewordene Offenbarung geheim. Erstmalig sprach sie darüber mit ihrer Freundin, der Rekluse Eva , und mit der heiligmäßigen Nonne Jutta von Huy. Diese erwiderte ihr anfangs: "Wenn die Kirche täglich im Messopfer das Andenken des Herrn feiert und Ihm ihren Dank abstattet, was willst du denn da noch mehr?" Als sie aber selbst einer Erscheinung gewürdigt wurde, war sie vom Wunsch Christi überzeugt und lebte fortan nur mehr in der Sehnsucht nach der Einführung des Fronleichnamsfestes.

Schließlich, nach 20jährigem Beten und Büßen, erkannte Juliana, die inzwischen selber Oberin des Klosters geworden war, dass sie dem ihr geoffenbarten Wunsch Jesu Christi nicht länger mehr widerstehen dürfe, und teilte nun dem Stiftsherrn Johannes, dem Dominikaner-Provinzial Hugo von Saint-Cher und dem Archidiakon Jakob Pantaleon von Lüttich, dem Bischof von Cambrai, sowie anderen theologisch gebildeten Männern die ganze Angelegenheit mit. Alle diese sprachen sich schließlich nach reiflicher Überlegung positiv dafür aus.

Nun aber erhob sich der Geist des Widerspruchs gegen Juliana. Man verspottete und verfolgte sie, vor allem auch deshalb, weil sie angeblich eine zu strenge Zucht in ihrem Kloster eingeführt hatte. So legte sie am 2. Mai 1248 ihr Amt als Oberin des Klosters Mont -Cornillon nieder und nahm zuerst Zuflucht bei ihrer Freundin, der Rekluse Eva, in St. Martin in Lüttich.

Hier wurde sie dadurch getröstet, dass sich der Bischof von Lüttich, Robert von Thourotte, ihrer annahm, sich mit ihr unterredete, die ganze Angelegenheit reiflich überlegte und schließlich im Jahre 1246 beschloss, das Fronleichnamsfest in seiner Diözese einzuführen. Er bestätigte auch die Tagzeiten (Officium), welche Juliana von einem frommen Priester (Johannes von Lausanne?) zur Verherrlichung des heiligsten Altarssakramentes hatte verfassen lassen und die sie selbst mit einigen Zusätzen versehen hatte. Als aber Bischof Robert bald darauf starb, begann für Juliana die Verfolgung aufs neue. Es gelang den Gegnern der Heiligen, sie durch Lüge und Gewalt nun endgültig aus ihrem Kloster zu vertreiben, sie wurde von einem Kloster in das andere gejagt und musste zuletzt sogar außerhalb ihres Vaterlandes ein ruhiges Plätzchen suchen. Sie erhielt zu Fosses von der Schwester eines frommen Stiftsherrn eine Klause nahe an der Kirche, wo sie nach jahrelangen Heimsuchungen endlich Ruhe fand als Rekluse. Am Ostertag des Jahres 1258 starb sie dort, nachdem sie vorher noch, an die Stufen des Altares gebracht, mit der heiligen Wegzehrung gestärkt worden war und die letzten Stunden ihres Erdenlebens in Anbetung des eucharistischen Heilands verbracht hatte. Es war der 5. April 1258.

Juliana hat die allgemeine Einführung des Fronleichnamsfestes in der Gesamtkirche (1264) nicht mehr erlebt. Aber ihre Gebete, Bußwerke und Opfer sowie die Bemühungen ihrer Freundin, der seligen Eva, blieben nicht fruchtlos. Papst Urban IV., der frühere Archidiakon von Lüttich, erließ im Jahre 1264 die Bulle "Transiturus de hoc mundo", mit der er für die ganze Weltkirche das Fronleichnamsfest einführte. Die Bulle ist zwar in wortreichem, etwas überladenem Stil jener Zeit abgefasst, bekundet aber eine innige Liebe zum heiligsten Sakrament. Sie benützte, wie es scheint, das Schreiben, das der Dominikaner-Kardinallegat Hugo von St. Cher bei seinem zweiten Aufenthalt in Lüttich 1252 für seinen ganzen Legationsbezirk, der alle zum Deutschen Reich gehörenden Länder umfasste, verfasst und in welchem er die Abhaltung des Fronleichnamsfestes empfohlen hatte zur Sühne für die von den Priestern in der heiligen Messe begangenen Nachlässigkeiten, in dankbarer Erinnerung an die Einsetzung der Heiligen Eucharistie, die am Gründonnerstag nicht genügend gefeiert werden könne, und zur Widerlegung der eucharistischen Irrlehren. In der päpstlichen Bulle wird neben dogmatischen Gedanken und Lobpreisungen des heiligsten Altarssakramentes auch noch ausdrücklich auf die göttliche Erleuchtung einiger Katholiken hingewiesen, von der Papst Urban IV. einst als Archidiakon in Lüttich Kenntnis erhalten habe.

Nachdem Papst Urban IV. seine Fronleichnamsbulle im Jahre 1264 erlassen hatte, kümmerten sich die zwölf folgenden Päpste nicht mehr um dieses eingeführte Fest: keiner hat es auch nur irgendwie erwähnt. Erst Papst Clemens V. und das Konzil von Vienne haben die Bulle 1311/12 wiederholt und ihre Ausführung streng befohlen.

Was die Art, wie das Fronleichnamsfest gefeiert werden sollte, betrifft, so hatte schon der Kardinallegat Hugo von St. Cher in seinem Rundschreiben die Gläubigen dazu aufgefordert, "sich am Vortag durch Fasten, Gebet, Nachtwachen, Almosen und andere gute Werke vorzubereiten, so dass sie am Fest selbst das süße Sakrament empfangen können, wenn sie bereit und bewährt sind und wenn Gott ihre Herzen berührt”. Die Fronleichnamsprozession mit dem Allerheiligsten kam erst später dazu.

Der der heiligen Juliana von Lüttich geoffenbarte Wille Christi, "dass zur Mehrung des Glaubens, der jetzt am Ende der Welt so abnehme, und zum gnadenvollen Fortschritt der Auserwählten die Einsetzung seines heiligsten Sakramentes durch ein besonderes Fest eigens gefeiert werde und an diesem Tag das ergänzt werde, was an den gewöhnlichen Tagen durch zu wenig Andacht und durch Nachlässigkeit unterlassen werde", gilt jedenfalls heute noch und ist nie widerrufen worden.

(leicht überarbeitet entnommen aus: Holböck, Ferdinand, Das Allerheiligste und die Heiligen, S. 109-114)