|
P. Lukas Etlin OSB
(+ 16. Dezember 1927)
Der verstorbene Kardinal-Erzbischof von München und Freising Michael v. Faulhaber
nannte P. Lukas Etlin im Geleitwort zum Buch von Erzabt N. Weber OSB "P. Lukas Etlin OSB, Ein kurzes Lebensbild“ den "Spiritual der Opferseelen von der Ewigen Anbetung", auf dessen Lebensweg als erster Stern "eine feurige Liebe zur Heiligen
Eucharistie" leuchtete: "In dieser Liebe hat er die Schönheit des Gotteshauses geliebt und wie eine brennende Kerze vor dem ausgesetzten Sakrament des Altares sich verzehrt."
Wie sein heiliger Ahne Bruder Klaus von Flüe, der zwanzig Jahre lang nur von der
heiligen Kommunion lebte, war auch bei P. Lukas Etlin die Heilige Eucharistie die Kraftquelle seines Lebens von Kindheit an und in den Vereinigten Staaten von
Amerika, wo für diesen Schweizer Benediktiner der Seligsprechungsprozess begonnen wurde, wird er "Apostel der Eucharistie"
genannt. Wir dürfen diesen edlen, hochverdienten Ordenspriester darum sicher unter die eucharistischen Heiligen einreihen.
Alfred so hieß P. Lukas Etlin ursprünglich erblickte am 28. Februar 1864 in Sarnen (Kanton Obwalden, Schweiz) das Licht der
Welt als Sohn des Rathausschreibers Alois Etlin und der Barbara geborene Amstalden, die wohl beide den heiligen Klaus von Flüe zu
ihrem Vorfahren zählen konnten. Mit dem Heiligen der Ranft war Alfred, der noch an seinem Geburtstag getauft wurde, sicher nicht
bloß blutsverwandt, sondern auch geistesverwandt, was die Frömmigkeit, im besonderen die eucharistische Frömmigkeit, betrifft.
Die Erstkommunion durfte der erst zehnjährige Alfred am 12. April 1874 ausnahmsweise zusammen mit seinem zwölfjährigen Bruder
Willi empfangen.
Bei den Benediktinern in Sarnen und dann in Engelberg besuchte Alfred die Mittelschule. Der Besuch der heiligen Messe an jedem
Morgen war ihm nicht bloß während des Schuljahres, sondern auch in den Ferien ein 'heiliges Bedürfnis. So schreibt Erzabt N.
Weber: "Schon in früheren Jahren, wo er noch in Sarnen war, und dann auch während der Ferien, in denen er von Engelberg
heimkam, war Fischen seine liebste Erholung. In aller Frühe, meist schon um drei Uhr morgens, zog es ihn hinaus an den
plätschernden Bergbach, wo er sich ganz allein und ungestört seinem liebgewonnenen Sport hingeben konnte. Manch schönen Fisch
hatte er gefangen; das Glück war ihm hold. Da ertönte mitten hinein in seine geschäftige Liebhaberei die Glocke vom Turm des
Klosters der Benediktiner, die zur heiligen Messe rief. Es war Werktag; Alfred war also nicht verpflichtet, zur heiligen Messe zu
gehen. Aber konnte er nicht, sollte er nicht die Erholung, das Vergnügen zum Opfer bringen? Rasch brach er auf, packte sein
Fischgerät zusammen und eilte zur heiligen Messe. So hat er seine Seele gestärkt zur bedeutsamen Entscheidung, die er für sein weiteres Leben zu treffen hatte."
Nach Abschluss der Mittelschulstudien entschied er sich für den Priester und Ordensstand, obwohl er genug Fähigkeiten auch für
andere Berufe, etwa den eines Malers oder Architekten, besaß. Als junger Student zeichnete er einmal die Apostelköpfe des Letzten
Abendmahls von Leonardo da Vinci und diese noch existierende Zeichnung verrät außerordentliche Begabung.
Ein früherer Angehöriger des Benediktinerklosters Engelberg, der 1873 in Conception im Staate Missouri, USA, eine Niederlassung
gegründet hatte und 1881 erster Abt dieses Klosters geworden war, Abt Frowin Conrad OSB, hatte bei einem Heimataufenthalt den jungen Alfred Etlin für den Eintritt in sein Kloster gewonnen.
Am 9. September 1886 verließ Alfred Etlin 22jährig die Heimat. Als Novize im Kloster Conception erhielt er den Ordensnamen
Lukas. "In der sorglosen Noviziatszeit legte er den Grund zu jenem vertrauten Verkehr mit dem göttlichen Heiland im allerheiligsten
Altarssakrament, der ihm gleichsam zum Lebensbedürfnis werden sollte. Er hatte von seinem Novizenmeister die Erlaubnis geholt,
dass er des Nachts aufstehen durfte, um vor dem Tabernakel zu beten. Als Kleriker durfte er dann diese Übung fortsetzen. Ihn zog es
hin zu dem im allerheiligsten Sakrament verborgenen Heiland. Dort war er auch zu finden, wenn er ein paar Minuten freie Zeit übrig hatte.
Am Ende des Noviziats, am 13. November 1887, weihte er sich Gott in den Ordensgelübden, die er in seinem ganzen weiteren Leben
allzeit sehr ernst nahm. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie in Conception wurde P. Lukas Etlin am 15. August 1891 von Otto Zardetti, dem Bischof von St. Cloud, Minnesota, zum Priester geweiht.
In der Abtei Conception war es Brauch, dass die neugeweihten Priester ihre erste heilige Messe in der Abteikirche feierten, die zweite
heilige Messe durften sie immer bei den Schwestern der ewigen Anbetung zu Clyde in deren Kapelle halten. Bei P. Lukas Etlin wurde
eine Ausnahme von dieser Regel gemacht. Er wurde von seinem Abt in das Schwesternkloster gesandt und sollte dort seine Primiz
feiern. So fügte es Gott, dass P. Lukas Etlin dort sein erstes heiliges Messopfer darbringen durfte, "wo sozusagen sein ganzes
Priesterwirken sich abspielen, sein ganzes Leben sich verzehren sollte, dort, wo der Heiland, dem liebende Seelen in der ewigen
Anbetung huldigten, auf einen Priester wartete, der ihn so gut verstehen, so innig lieben sollte".
"Der Primiztag selbst (20. August 1891) war durch ein eigenartiges Ereignis ausgezeichnet, das uns die erwartungsvolle
Geistessammlung des P. Lukas ersehen lässt, in der er sich auf sein Erstlingsopfer vorbereitete, die tiefe Andacht, in der er die erste
heilige Messe feierte, die selige Gottinnigkeit, in der er nach dem heiligen Opfer mit seinem Heiland allein war. Um vier Uhr früh am
Primiztag war ein schreckliches Gewitter über jene Gegend hingezogen. Ein Blitzstrahl war auf die Kapelle der Schwestern in Clyde
niedergegangen und hatte ohne zu zünden doch schreckliche Verheerung angerichtet. An etlichen Stellen schaute der nun wieder
blaue Himmel in die Kapelle hinein. Von all dem aber hatte P. Lukas nichts gemerkt. Nach dem Primizamt kniete er bis Mittag in
stiller Danksagung vor dem ausgesetzten Allerheiligsten. Als später Abt Frowin in Begleitung der Oberin ihn abholte, um das Unheil
anzuschauen, das der Blitz angerichtet hatte, war P. Lukas nicht wenig erstaunt, als er davon erfuhr und auf einmal die Löcher in der
Decke der Kapelle und die Verwüstung ringsum an den Wänden sah. War P. Lukas an seinem Primiztag nach seiner ersten heiligen
Messe bis Mittag in Danksagung und Anbetung versunken vor dem Allerheiligsten knien geblieben, so wollte er in der Folgezeit
wenigstens zwei Stunden auf diese Danksagung verwenden; und in den ersten Jahren war ihm dies auch möglich. Da kniete er dann,
ohne sich irgendwie aufzustützen, seine Hände unter dem Skapulier, an den Stufen des Altars. In den späteren Jahren zwangen ihn
wohl dringende Arbeiten, die Danksagung etwas abzukürzen. Aber dann konnte er sich nur schwer vom Altar losreissen."
Noch waren erst neun Monate seit dem glücklichen Primiztag verflossen, da ernannte Abt Frowin den Neupriester P. Lukas zum
Kaplan und Spiritual der Schwestern von der ewigen Anbetung in Clyde. Täglich wanderte er dorthin, um für die Schwestern die
heilige Messe zu feiern und ihnen als Spiritual Unterweisungen im geistlichen Leben zu geben. Vor allem eins hat ihm sehr schnell die
Arbeit im Kloster zu Clyde lieb und teuer gemacht: "Was er als Novize in seiner Abtei angefangen hatte, das konnte er in Clyde
fortsetzen, ausdehnen, sich zu einer Lebensregel machen: die nächtliche Anbetungsstunde vor dem Allerheiligsten. Hier als Spiritual
konnte er dem Zuge seines Herzens folgen und dieser ging hin zum Tabernakel... Es war für ihn ein schmerzliches Opfer, als seine
gänzlich zerrüttete Gesundheit ihm eine Zeitlang diese nächtliche Anbetung nicht mehr erlaubte. Aber kaum war er wieder hergestellt,
da nahm er seine Gewohnheit wieder auf und viele Jahre vor seinem Tod unterbrach er Nacht für Nacht seinen Schlaf, um
wenigstens eine Stunde vor dem ausgesetzten hochwürdigsten Gut zu beten. Weder die Hitze des Sommers noch die Winterkälte oder
ein Unwohlsein vermochten ihn abzuhalten, sich um Mitternacht in die Kapelle zu begeben und dort in Anbetung seines Herrn und Gottes zu weilen.
Der Spiritual der AnbetungsSchwestern hatte es als seine erste Aufgabe erkannt, die ihm anvertrauten Seelen zu Gott zu führen, und
Gott ist die Liebe. Die menschgewordene Liebe Gottes, verborgen unter der Brotsgestalt, war der Mittelpunkt des Klosters in Clyde.
P. Lukas Etlin brachte es kaum je zustande, in seinen Konferenzen oder Predigten nicht seiner Liebe zum Herrn im heiligsten
Sakrament Ausdruck zu verleihen. "Wie er es selbst als eine besondere Gnade Gottes betrachtete, dass er zum Spiritual in einem
Kloster der ewigen Anbetung bestimmt worden war und wie er mit rührender Ehrfurcht und Andacht sich dem Altar nahte und das
allerheiligste Sakrament behandelte, so verstand er es auch, den Schwestern eine stets wachsende Ehrfurcht und Liebe zum heiligsten
Altarssakrament einzuflössen, damit ja nicht das traurige ,quotidiana vilescunt' (was man alle Tage hat, wird gewöhnlich) sich in ein
Herz einschleiche, das so traut mit dem eucharistischen Herzen Jesu verkehren darf.
Alles, was P. Lukas Etlin tun konnte, um den Altar und das Allerheiligste mit kindlicher Andacht und erhebendem Glanz, mit
sinnigem Schmuck und würdiger Feier zu umgeben, das musste geschehen. Da waren vor allem die Zeremonien, die schön weihevoll
ausgeführt werden mussten. Er selbst wollte aus innerster Überzeugung Vorbild sein, an dem jede Bewegung, jede Kniebeugung, das
Rauchfass, mit dem er die heilige Hostie inzensierte, die ganze Haltung, kurz alles den tiefen Glauben seiner Seele zum Ausdruck
brachte. Den Segen mit dem Allerheiligsten geben zu können oder gar das Allerheiligste bei einer Prozession wie im Triumph tragen
zu dürfen, das erfüllte sein Herz mit seliger Stimmung, die sich nicht selten noch lange nachher in seinem ganzen Wesen, in seinen
Worten, in seiner freudigen Erregung kundgab. Er wusste auch die Schwestern anzuleiten, dass diese heiligen Augenblicke immer
wieder zu einem inneren Erlebnis wurden, zu einer lebendigen, liebenden Hingabe an den eucharistischen Herrn.
Außer seinem hervorragenden Beispiel und den begeisterten Unterweisungen suchte P. Lukas Etlin alles heranzuziehen, was in den
Schwestern die gläubige Verehrung und die glühende Liebe zum göttlichen Heiland im heiligsten Altarssakrament mehren und festigen
konnte. Da war es vor allem der Gottesdienst, den er so feierlich, als es bei den bescheidenen Mitteln des Klosters von Clyde nur
immer möglich war, gestaltete. Ihm selbst war dabei kein Opfer an Zeit zu groß, keine Mühe der Vorbereitung zu anstrengend; und die Schwestern waren mit ganzer Seele dabei.
Am 19. März 1923 schrieb P. Lukas Etlin über seine damals schon drei Jahrzehnte währende Tätigkeit als Spiritual der Anbetungs
-Schwestern in Clyde: "Seit dreißig Jahren bin ich bei den Benediktinerinnen Spiritual und habe beständig das eine Ziel im Auge
gehabt, den Schwestern den wahren Geist der Anbetung und tiefinnerlicher Religiosität beizubringen.'1419) Die Schwestern waren
berufen, dem unter der Brotsgestalt verborgenen Heiland in Anbetung zu huldigen. Eine Schwesterngruppe löste die andere ab. Jede
Schwester hatte das Glück, eine Stunde in stiller Privataudienz vor dem eucharistischen Herrn knien zu dürfen. Was in diesen
Anbetungsstunden, vor allem in den Mitternachtsstunden, an Hilfe und Gnade für die gesamte Kirche, vor allem für die
Priesterkandidaten in den durch die Not nach dem ersten Weltkrieg verarmten Priesterseminaren Deutschlands und Österreichs
erfleht wurde, das haben Tausende in ihrer geistigen und leiblichen Not zu spüren bekommen, ohne zu wissen, woher ihnen Hilfe
kam. Und P. Lukas Etlin wollte hinter den Schwestern nicht zurückstehen. Er war ja ihr geistlicher Führer. Dort vor dem Heiland in
der Monstranz schüttete er sein Herz aus, das ihn vor allem drängte, um seeleneifrige Priester zu beten. Dort legte er seine Pläne nieder. Dort trug er die Anliegen der Kirche vor.
Sein Wunsch war es, dass der Segen des eucharistischen Heilands, der im Kloster zu Clyde im Allerheiligsten immerwährend verehrt
wurde, hinausdringe über den stillen Klosterfrieden. Dazu begann er im Jahre 1905 die Zeitschrift "Tabernakel und Fegfeuer"
herauszugeben. In der ersten Nummer legte er seine Ideen mit folgenden Worten nieder: "Tabernakel ist der erste Titel der Zeitschrift
, weil sie dem liebenswürdigsten und höchsten Gut dienen soll, das der größte Schatz auf Erden und im Himmel ist, der Inbegriff der
Macht, der Schönheit und Liebenswürdigkeit, die Sonne aller Wesen, der Mittelpunkt des wahren Glücks in Zeit und Ewigkeit; sei es,
dass die Heilige Eucharistie betrachtet wird in ihrem fortwährenden Verweilen auf dem Altar bis zum Ende der Zeiten und an
Hunderttausenden von Orten, sei es, dass sie betrachtet wird als Opfer oder als Nahrung unserer Seelen, immer offenbaren sich darin
große, unergründliche Geheimnisse göttlicher Liebe. Diese Zeilen sollen daher die Hochschätzung der heiligen Messe vermehren, zum
würdigen und Öfteren Empfang der heiligen Kommunion ermuntern und den Glauben an die wahre, wirkliche Gegenwart Jesu in der
Heiligen Eucharistie stärken und beleben... Fegfeuer' ist der zweite Titel dieser Zeitschrift, denn die Heilige Eucharistie ist der größte
Trost für die lieben Armen Seelen; sie ist das mächtigste Mittel, ihnen Linderung und Erlösung zu bringen. Die Leser der Zeitschrift sollen oft an die Größe und Schwere
der Leiden der Armen Seelen erinnert werden, wie denselben Hilfe gebracht werden kann durch Gebet und Almosen, durch die
heilige Kommunion und das Messopfer."
In diesem Sinn führte P. Lukas Etlin die Zeitschrift über die Anfangsschwierigkeiten hinweg, arbeitete daran unverdrossen weiter und
zog immer mehr Herzen in den Bannkreis seiner so echt katholischen Ideen, seiner Liebe zum eucharistischen Heiland und seines
Mitleids mit den leidenden Seelen im Fegfeuer. Bald wuchs die Zeitschrift, die in englischer und deutscher Sprache erschien, zu einer
der beliebtesten und meistgelesenen im katholischen Raum heran. Die Zeitschrift sollte nach den Plänen der göttlichen Vorsehung ein
vorzügliches Werkzeug werden für die großartige Rettungsaktion, zu der P. Lukas Etlin ausersehen war: Er rettete zahlreiche Klöster.
und Seminare vor dem finanziellen Ruin, er rettete vor allem aber auch Tausende von Priester und Ordensberufen durch seine
Hilfsaktion. Am Fest des heiligen Joseph 1920 war P. Lukas Etlin bei der Danksagung nach der heiligen Messe unvermittelt der
Gedanke gekommen, der durch den Weltkrieg in große Bedrängnis gekommenen Kirche in Deutschland und Österreich zu Hilfe zu
kommen. In der MaiAusgabe von "Tabernakel und Fegfeuer" schrieb er an die Leser: "So mancher von euch möchte einen Priester
zum Sohn haben; aber der liebe Gott hat ihm kein Kind geschenkt oder keinem seiner Söhne den Priesterberuf gegeben. Und doch
kann diese Sehnsucht, einen Priester seinen Sohn zu nennen, erfüllt werden. Übernehmt es, für die Ausbildung eines jungen
Theologen in Deutschland und Österreich aufzukommen. Spendet 500 Dollar auf einmal oder gebt in kleinen Raten. Hunderte von
braven Aspiranten des Priestertums warten auf eure Hilfe. Seid großmütig und freigebig gegen das verarmte Deutschland und das
zertretene Österreich..." Dieser Aufruf zündete. P. Lukas Etlin hatte das "Charisma caritatis", wie Kardinal Faulhaber von ihm einmal
sagte. Dieses Charisma ließ ihn nicht müde werden, ließ ihn Hilfskräfte finden, die ihm beistanden, ließ ihn das groß angelegte und
stets wachsende Werk organisieren, so dass es nicht wie ein Strohfeuer aufflammte, sondern nachhaltig die freigebigen Herzen
begeisterte, und ließ ihn dann aber auch mit Bedacht und Umsicht die reichlichen Gaben verteilen. Jede, auch die kleinste Gabe, die
einlief, musste verdankt werden, und diese Aufgabe erfüllten bereitwillig die Schwestern im Anbetungskloster zu Clyde. Die
Verteilung der Gelder jedoch behielt P. Lukas Etlin in der Hand. Er half in großzügiger Weise, so dass ihn Papst Pius XI. "den
wohltätigsten Mann der Welt' nennen konnte. Er half großmütig, für den eucharistischen Heiland Priester heranzubilden.
Am 16. Dezember 1927 wurde der ganz eucharistisch geprägte Benediktiner, der es zeitlebens mit dem "Ora et labora" (Bete und
arbeite!) seines Ordensvaters Benedikt ganz ernst genommen hatte, bei einem Verkehrsunfall aus seinem Beten und Arbeiten ganz
plötzlich herausgerissen. Die Klage über den unerwarteten Tod des großen Wohltäters war damals in Deutschland und Österreich
überaus tief. Am schönsten ist wohl im Nachruf von Kardinal Faulhaber zum Ausdruck gebracht, was dieser Schweizer Priester in Amerika war:
Am 15. Dezember 1927, einen Tag vor seinem Heimgang, hat er mir noch einen Brief geschrieben. Seines Briefes letztes Wort war:
Gedenke meiner, wenn Du in der Mitternachtsmesse an Weihnachten am Altar stehst!' In einem anderen Brief schrieb er: Viel Liebe,
viel Freude, viel Geduld! Domine, nihil nisi Te, Te totum, Te semper! 0 Herr, kein anderer, nur Dich, Dich ganz, Dich immer!' Ja, in
der Mitternachtsmesse an Weihnachten 1927 habe ich seiner am Altar gedacht, und er war an Weihnachten schon sechs Tage im
Garten seines Lieben Klosters Porta Coeli begraben... P. Lukas, Deine ehrwürdigen Schwestern, die HostienSeelen der ewigen
Anbetung, legen weinend eine Lilie und eine Rose auf Dein Grab: eine weiße Lilie, weil Du sie im hochzeitlichen Kleid dem göttlichen
Bräutigam zugeführt hast; eine Rose, weil Du die heilige Flamme der Liebe zu Jesus im Sakrament und die Bereitschaft zu Sühne und
Opferleiden in ihren Seelen entzündet hast. Nun ruhst Du im Grab wenige Schritte von dem Altar entfernt, der die Freude Deiner
Seele war; und bei Deinen geistlichen Töchtern klingen Deine Worte weiter, als wärest Du nicht gestorben. P. Lukas, die Leser
Deiner Monatsschrift 'Tabernakel und Fegfeuer' legen im Geiste ein Vergissmeinnicht auf Dein Grab. In dieser Zeitschrift hat Dein
Apostelwort die Menschen zum Lobgesang auf das Geheimnis der eucharistischen Liebe und zum Fürbittgebet für die Armen Seelen
aufgerufen, und in alle Welt ist Dein Wort hinausgedrungen... P. Lukas, Du Priester nach dem Herzen Gottes, die deutschen
Bischöfe legen einen Strauss von Passionsblumen auf Dein fernes Grab. Nicht bloß in den Vereinigten Staaten, auch in Europa, in der
Alten Welt, hat die Wehklage bei Deinem Sterben einen tausendfachen Widerhall geweckt. In Deiner Seele waren Gottesliebe und
Nächstenliebe wie zwei Flammen, die zu einer einzigen Flamme zusammenschlugen, und in dieser heiligen Liebe hast Du in den
Jahren bitterer Not unsere Armen gespeist, unseren Klöstern geholfen, unsere Priesterseminare vor dem wirtschaftlichen Bankrott
gerettet und bist uns so der 15. Nothelfer geworden. Die deutschen Bischöfe segnen Dein Andenken wie sie beim Hochamt den
Weihrauch segnen: Mögest Du von dem gesegnet werden, zu dessen Ehre Du Dich verzehrt hast!' Ja, möge Gott Dich segnen und die
guten hochherzigen Seelen, die auf Deine Aufrufe in Tabernakel und Fegfeuer' hin immer wieder geholfen und Dir ihre Almosen
gesandt haben, um sie den Armen in Deutschland und Osterreich zu übermitteln... In Deiner Porta-Coeli-Kirche in Clyde bin ich vor
dem Allerheiligsten neben Dir gekniet, auf dem (28.) Eucharistischen Weltkongress in Chicago (1926) haben wir im Hause unserer
Freunde in der Ellis Avenue zusammen unseren verborgenen Gott angebetet. Nun bist Du zum Vater heimgegangen, wo der Glaube
zur Anschauung wird. Nun bitte für uns, dass wir alle zusammen einmal dort Ewige Anbetung halten dürfen, wo kein Tod und keine Trauer mehr sein wird."
(entnommen aus: Holböck, Ferdinand, Das Allerheiligste und die Heiligen, S. 400-408)
|