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MĂ€rtyrer von Gorkum

Die 19 heiligen MĂ€rtyrer von Gorkum

(+ 9. Juli 1572)

Um 1570 hatte sich ein großer Teil der Bewohner Europas durch den Protestantismus von der Kirche getrennt. In den Niederlanden hatten nach und nach die Calviner die Macht an sich gerissen und wĂŒteten nun gegen die restlichen Katholiken. Es spielt hier der UnabhĂ€ngigkeitskampf der NiederlĂ€nder gegen Spanien (1568-1648) mit herein. Nach den ersten Siegen der Spanier waren viele NiederlĂ€nder gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Sie schlossen sich als „Wassergeusen" zusammen, um vom Meer aus nach Piratenart den Krieg gegen Spanien fortzusetzen. Der Name „Geusen" (vom französischen Wort Gueux = Bettler) war ursprĂŒnglich ein Spottname, der von der spanienfreundlichen Umgebung der Regentin Margarete von Parma den niederlĂ€ndischen Adeligen gegeben wurde, die am 5. April 1655 ein Gesuch um Einstellung der Inquisition gegen die Ketzer eingereicht hatten. Dieser Spottname wurde dann bald auf Anregung des Grafen Brederode von den genannten Edelleuten als Parteiname ĂŒbernommen. Nach den Gewalttaten gegen die Katholiken im Bildersturm von 1566 trennten sich die katholischen niederlĂ€ndischen Edelleute von den Geusen, so dass nun der Name Geusen den calvinischen Feinden Spaniens vorbehalten blieb und schließlich zur Bezeichnung jener fanatischen Calviner wurde, die von Hass gegen alles Katholische, vor allem gegen die katholischen Priester und Ordensleute, erfĂŒllt waren.

Nun gelang es den Wassergeusen am 1. April 1572 die Stadt Briel und Vlissingen zu erobern; im Juni 1572 fiel auch die Stadt Dordrecht und die Stadt Gorkum in ihre Hand. Die katholischen Einwohner Gorkums hatten sich in die Festung der Stadt zurĂŒckgezogen und hielten hier lange der Belagerung stand. Schliesslich ĂŒbergaben sie sich gegen das ihnen eidlich von den Geusen gemachte Versprechen, dass alle sicher und frei abziehen dĂŒrften. Die Geusen aber brachen treulos den Eid, behielten alle Priester und Ordensleute als Gefangene und sĂ€ttigten an diesen ihre Wut. Zu diesen Gefangenen der Geusen gehörten Nikolaus Pieck, der Guardian des Franziskanerklosters von Gorkum, und dessen Vikar P. Hieronymus von Werden, sowie die Patres Theodorich van der Eel und Nikasius von Heeze, außerdem der vor der Verfolgung in DĂ€nemark geflohene 90jĂ€hrige P. Willehad; weiter P. Gottfried van Melveren, P. Antonius van Weert, P. Antonius van Hoornaert, P. Franz Rhodes (Roye) und die zwei LaienbrĂŒder Petrus van Asche und Cornelius van Wijk. Auch drei Weltpriester wurden gefangen, nĂ€mlich der Stadtpfarrer von Gorkum, Herr Leonhard Wichel und sein Vikar Nikolaus Poppel, desgleichen Herr Gottfried van Duynen. Weiter gehörte zu den Gefangenen der Augustiner-Chorherr Johannes Lenaerts. Der Pfarrer von Hoornaert, der Dominikaner Johannes von Köln, eilte herbei, um den Gefangenen den Trost der heiligen Sakramente zu spenden. Da wurde auch er gefangen.

Vom 26. Juni bis 6. Juli 1572 wurden diese Priester und Ordensleute wĂ€hrend ihrer Gefangenschaft in gemeinster Weise verspottet, beschimpft und misshandelt. Von katholischer Seite wurde der Versuch gemacht, die Gefangenen zu befreien, aber es war vergeblich. Am 6. Juli schafften die Geusen die Gefangenen halbnackt auf einem Schiff nach Briel. Bei einer Zwischenstation in Dordrecht ließ man den Pöbel auf die Geistlichen los, um sie wieder zu misshandeln. In Briel angekommen, wurden die Gefangenen vom fanatischen FĂŒhrer der Geusen, dem Grafen von der Mark namens Lumey, einem fast sadistischen Gegner des katholischen Glaubens und des katholischen Klerus, in Prozession durch die Stadt gefĂŒhrt, um auch da wieder vom aufgehetzten Pöbel misshandelt zu werden. In Briel kamen zu den Gefangenen noch drei Priester dazu: die beiden PrĂ€monstratenser Adrian van Hilvarenbeek und Jakob Lacop sowie der Weltpriester Andreas Walter. So stieg die Zahl der gefangenen Priester und Ordensleute auf 19 (vier weitere fielen leider unter dem Druck der grausamen Misshandlung ab!) Lumey suchte die Gefangenen durch lange Diskussionen und Verhöre mĂŒrbe zu machen. Es ging dabei vor allem um den Primat des Papstes und um die RealprĂ€senz Christi in der Heiligen Eucharistie. Die Standhaftigkeit der Gefangenen und die Klarheit, mit der sie die EinwĂ€nde von calvinischer Seite zurĂŒckwiesen, reizte Lumey und seine Henkersknechte dazu, die Gefangenen noch mehr zu quĂ€len. Vor allem hatte man es dabei auf den jungen Weltpriester und Stadtkaplan von Gorkum, Nikolaus Poppel, abgesehen. Ihm lag die Verherrlichung des heiligsten Altarssakramentes ganz besonders am Herzen; er hatte es in Gorkum nicht geduldet, dass diesem heiligsten Sakrament die schuldige Ehrerbietung versagt wĂŒrde. In jenen Jahren (1566-1572) begingen die Calviner die schrecklichsten sakrilegischen Entweihungen des heiligsten Altarssakramentes. In Gorkum war Kaplan Poppel deshalb fast jeden Abend in die Kirche gegangen, um das Ciborium mit den konsekrierten Hostien zu sich zu nehmen und im Hause eines treuen, glĂ€ubig frommen Laien in Sicherheit zu bringen. Diese seine eucharistische Frömmigkeit verschaffte ihm nun in Briel die Ehre, den Glauben an die RealprĂ€senz Christi in der Heiligen Eucharistie mit klaren, ĂŒberzeugenden Worten zu bekennen und dann auch dafĂŒr zu leiden. Man setzte ihm einmal eine geladene Pistole an den Kopf und schrie ihn an: „Wohlan, du Pfaffe, wo ist jetzt deine Prahlerei, mit der du dich gerĂŒhmt hast, du wollest gerne Leib und Leben fĂŒr deinen Glauben lassen?! Sag' uns, bist du bereit, deine Lehre mit deinem Blut zu unterschreiben?!" Auf diese Worte antwortete der tapfere Glaubensheld, der heute gerade in seiner niederlĂ€ndischen Heimat und auch in den anderen Teilen der Weltkirche viel mehr Nachahmer im jĂŒngeren Klerus finden sollte: „Jawohl, gerne will ich fĂŒr den einzig wahren, katholischen Glauben mein Leben lassen, vor allem fĂŒr die Wahrheit, dass im heiligsten Sakrament des Altares unter den Gestalten von Brot und Wein Jesus Christus wahrhaft und wirklich gegenwĂ€rtig ist mit seiner Gottheit und Menschheit!" Auf dieses mutige Bekenntnis hin wurde dem Kaplan Nikolaus Poppel ein Strick um den Hals gelegt. Damit zog man ihn an der KerkertĂŒr in die Höhe und quĂ€lte ihn auf grausamste Art. In Briel band man die Gefangenen - ganz Ă€hnlich wie man es schon in Gorkum gemacht hatte - zwei und zwei aneinander und ließ sie in Prozession dreimal um einen Galgen ziehen. Dem jĂŒngsten Franziskaner hatte man eine Prozessionsfahne in die Hand gedrĂŒckt; er musste vorangehen. So verspottete man die katholische Fronleichnamsprozession und damit wieder den Glauben an die Heilige Eucharistie. WĂ€hrend dieser Prozession wurden die Glaubenshelden mit FaustschlĂ€gen und Fußtritten bearbeitet. Der calvinische Pöbel aber rief den Duldern mit dem Hinweis auf den Galgen zu: „Da seht ihr jetzt eure Kirche! Jetzt singt nur fest und lest eure Messe und verrichtet eure Abgötterei!" Die gemarterten Geistlichen, halbnackt, schon voller Beulen und Wunden, erschöpft vor MĂŒdigkeit, Hunger und Durst, stimmten das „Te Deum" an. Darob wĂŒtend vor Zorn, bewarfen die geusischen Henkersknechte die tapferen Glaubenshelden mit Kot und misshandelten sie so lange, bis sie schwiegen.

Auf dem Stadtplatz von Briel mussten die Gefangenen nochmals um einen Galgen in Prozession herumziehen. Dann wurden sie unter Spott und Hohn wieder in den Kerker geworfen. Nach einigen Stunden schleppte man die 19 Geistlichen zum Rathaus, wo sich neben Lumey auch mehrere calvinische Prediger befanden. Man fragte die Gefangenen, ob sie in ihrem katholischen Glauben verharren wollten. Als sie das mutig und unerschrocken bejahten, fĂŒhrte man sie in einen anderen Kerker. Dort erhielten sie auf Intervention von gewisser Seite endlich einmal nach tagelangem Hungern und DĂŒrsten etwas Brot und Wasser.

Am letzten Abend ihres Lebens wurden die sieben bedeutendsten Priester noch einmal zu einem Verhör aufgerufen, weil man glaubte, sollte man diese sieben zum Aufgeben ihres Glaubens bewegen können, wĂŒrde man sicher die ĂŒbrigen leicht zum Abfall bringen. Bei diesem Verhör waren der Graf von der Mark, zwei calvinische Prediger und andere angesehene Personen der Stadt zugegen. Die zwei Punkte, in denen man die sieben Priester unbedingt fĂŒr den Abfall weich machen wollte, waren wieder der Primat des Papstes und die RealprĂ€senz Christi in der Heiligen Eucharistie. Man stritt lange mit ihnen ĂŒber diese beiden Glaubenswahrheiten; man lockte sie durch Versprechungen, man drohte ihnen mit dem Galgen. Da man sie aber weder auf die eine noch auf die andere Weise zum Glaubensabfall bewegen konnte, verspottete und beschimpfte man sie. Zuletzt fĂŒhrte man sie wieder in den Kerker. Inzwischen war ein Brief Wilhelms von Oranien eingelangt, in welchem dieser allen Behörden empfahl, die Priester und Ordensleute weiter nicht mehr zu belĂ€stigen, sondern frei zu lassen. Lumey kĂŒmmerte sich aber nicht darum, sondern drĂ€ngte nun zur Hinrichtung der Glaubenszeugen. Noch in der Nacht gab er den Befehl, alle Priester zu hĂ€ngen. Um ein Uhr frĂŒh wurden sie - zwei und zwei aneinander gebunden - zu den Ruinen eines Klosters geschleppt. Dort wurde ein Galgen aufgerichtet. Die Priester ermunterten sich noch gegenseitig und nahmen sich noch die Beichte ab. Den Betenden riss man dann die Kleider vom Leib und trieb noch beim AufhĂ€ngen die schĂ€ndlichsten Dinge mit ihnen. Die Henker gingen bewusst langsam zu Werk, so dass erst nach zwei Stunden die letzten der MĂ€rtyrer mit der ErhĂ€ngung an der Reihe waren und mehrere noch am Morgen am Galgen Lebenszeichen von sich gaben. Auch nach eingetretenem Tod trieb man mit den MĂ€rtyrern von Gorkum noch gemeinsten Unfug. Wohl selten einmal in der Geschichte der Kirche ist fĂŒr die RealprĂ€senz Christi im heiligsten Sakrament des Altares ein so mutiges Blutzeugnis abgelegt worden wie an jenem 9. Juli 1572.

Die Kirche hat die MĂ€rtyrer von Gorkum am 24. November 1675 durch Papst Clemens X. selig- und durch Papst Pius IX. am 29. Juni 1867 heiliggesprochen. Die Einzelheiten des Martyriums der Glaubenshelden von Gorkum hat der bekannte und gelehrte Theologieprofessor von Löwen und Douai, Wilhelm Estius, vom gelehrten Papst Benedikt XIV. mit dem ehrenvollen Titel „Doctor fundatissimus" charakterisiert, ein Neffe des MĂ€rtyrers und Franziskaner-Guardians P. Nikolaus Pieck, niedergeschrieben. Sehr aufschlussreich ist auch das ausfĂŒhrliche Apostolische Schreiben des Papstes Pius IX. „Splendidum christianae" vom 29. Juni 1867 ĂŒber die Heiligsprechung der 19 MĂ€rtyrer von Gorkum.

(entnommen aus: Holböck, Ferdinand, Das Allerheiligste und die Heiligen, Stein am Rhein 21986, 219-223)

Die Namen der 19 MĂ€rtyrer von Gorkum:

Nikolaus Pieck, Priester, Mönch, MÀrtyrer, und 18 GefÀhrten:

Hieronymus de Weert, Priester, Mönch, MÀrtyrer,
Theodor (Dietrich) van der Eem, Priester, Mönch, MÀrtyrer,
Nikasius de Heeze, Priester, Mönch, MÀrtyrer,
Willehad de Dania, Priester, Mönch, MÀrtyrer,
Godefrid Coart de Melveren, Priester, Mönch, MÀrtyrer,
Antonius d'Hoornaert, Priester, Mönch, MÀrtyrer,
Antonius de Weert, Priester, Mönch, MÀrtyrer,
Franziskus de Roye, Priester, Mönch, MÀrtyrer,
Petrus van der Slagmolen d'Assche, Mönch, MÀrtyrer,
Cornelius de Wijk-bij-Duurstede, Mönch, MÀrtyrer,
Johannes Lenaerts, Kanoniker, MĂ€rtyrer,
Johannes von Köln, Priester, Mönch, MÀrtyrer
Adrian Jansen (von Hilvarenbeek), Priester, Chorherr, MĂ€rtyrer,
Jakob Lacoupe, Priester, Chorherr, MĂ€rtyrer,
Leonard Vechel, Priester, MĂ€rtyrer,
Nikolaus Poppel, Priester, MĂ€rtyrer,
Godefridus van Duynen, Priester, MĂ€rtyrer,
Andreas Wouters, Priester, MĂ€rtyrer in Gorkum (+ 1572)