Zeugen
Wunder
Worte
Wege
Orte
Kongresse
Geschichte
Hilfen
Gebete
Links

www.loreto.de

Doctor eucharisticus

Doctor Eucharisticus – Lehrer der Eucharistie

Wir alle sind wohl dem hl. Thomas in unserem Leben zum ersten Mal am Fronleichnamsfest begegnet, an dem sich die Kirche der von Thomas im Auftrag Papst Urbans IV. verfassten liturgischen Texte bedient. Wer von uns erinnert sich nicht mehr mit Rührung an jene Stunde, in der er zum ersten mal in vollem Bewusstsein und aus ganzem Herzen gesungen hat: „Pange lingua: Preise Zunge das Geheimnis, dieses Leibs voll Herrlichkeit und des unschätzbaren Blutes, das zum Heil der Welt geweiht ...“? Papst Pius XI. bemerkt dazu: „Schließlich besaß der Heilige die einzigartige Gabe, seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in das Gewand liturgischer Gebete und Hymnen zu kleiden, so dass wir in ihm auch einen unvergleichlichen Sänger des allerheiligsten Altarsakramentes verehren. In ihrem ganzen weltweiten Bereich bedient sich ja die katholische Kirche in ihrer Liturgie mit Freuden der Hymnen des heiligen Thomas und wird sich ihrer stetsfort bedienen, sind sie doch zugleich gottinnige Herzensergüsse einer betenden Seele und unübertreffliche Formulierungen der von den Aposteln ererbten Lehre über das allerheiligste Sakrament, das vorzugsweise als das ‚Geheimnis des Glaubens’ bezeichnet wird. Angesichts dieser Tatsache ... wird sich gewiss niemand wundern, dass Thomas auch mit dem Titel eines Eucharistischen Lehrers geehrt wurde.“[62]

Nun ist das Rundschreiben Pius IX. schon fast ein Jahrhundert alt und viele moderne Theologen sehen nicht nur im Fronleichnamsfest einen Hemmschuh für den Ökumenismus, sondern stellen in diesem Kontext kühn auch die Rolle des Aquinaten als Doctor Eucharistiae in Frage.

Sowohl auf der Ebene der Theorie wie in dem dieser korrelierenden praktischen Bereich ist es kaum zu übersehen: Bezüglich der Gegenwartsweise Christi im Altarsakrament herrscht eine große Unsicherheit. Ihre Wurzel hat diese Unsicherheit, die nicht selten den Rand des Traditionsbruches berührt, vor allem auch in der sachlichen und terminologischen Unklarheit, die bezüglich der Formalursache dieser Gegenwart besteht. Diese Tatsache korreliert wiederum sehr gut mit einigen vor allem in der deutschen Universitätstheologie groß gewordenen theologischen Tendenzen:

Schon seit den modernistischen Wirren zu Beginn, wie auch in der nouvelle théologie in der Mitte des 20. Jahrhunderts versucht man diese klaren Definitionen des Tridentinums von Realpräsenz und Transsubstantiation durch Neuinterpretationen zu ersetzen: In einer auffälligen Nähe zu Martin Luther wird zunächst der freilich zumeist völlig missverstandene Substanzbegriff als für die heutige Philosophie obsolet geworden abgelehnt, um dann den vom Tridentinum gebrauchten Terminus „Transsubstantiation“, der ohne Zweifel der Schlüsselbegriff für die gesamte Eucharistielehre ist, durch eine neue, angeblich auch leichter verständliche Begrifflichkeit zu ersetzen. So spricht man etwa von Transsignifikation (P. Schoonenberg), Transfinalisation (E.H. Schillebeeckx) oder Transessentiation (L. Smits). Hinter all diesen neuen Termini verbirgt sich ein gemeinsames Anliegen, das in den 60er Jahren allen voran Karl Rahner und Bernhard Welte verfolgten: Die Wandlung wird in den subjektiven Bereich gerückt, nur der Zeichencharakter, die subjektive Bedeutsamkeit für mich wandelt sich. Das Brot bekommt durch das gemeinsame Mahlfeiern lediglich eine neue Bedeutung für die Teilnehmer der Tischgemeinschaft.[63] dass hier die beschriebene Fehlhaltung gegenüber der Wahrheit auf einer höheren Ebene wiederkehrt, ist offensichtlich. Auf die Tatsache, dass neu eingeführte Riten, wie die Handkommunion diese Tendenzen noch entscheidend verstärkt haben, hat Pater Lugmayr in seinem neuen Büchlein zur Handkommunion erst kürzlich in äußerst kenntnisreicher und von jeder Polemik freier Weise hingewiesen.[64]

Interessanterweise fußen all diese Neuinterpretationen und ihre praktischen Korrelate auf einer Destruktion der tridentinisch -thomistischen Lehre von Realpräsenz und Wesensverwandlung! Damit bestätigt sich das, was wir bereits zur Rolle des hl. Thomas als Antipoden des gegenwärtig weithin in der Theologie und auch in bestimmten Teilen der Kirche herrschenden Zeitgeistes gesagt haben. Von daher ist ein genaues Studium der Lehre des hl. Thomas nötig, um die authentische kirchliche Lehre zu verstehen.

Nicht nur deshalb, weil sich die Kirche in den genannten tridentinischen Definitionen fast bis hin zu einer Ãœbernahme des direkten Wortlautes der Lehre des Aquinaten bedient hat. Papst Innozenz VI. schreibt bereits im 14. Jahrhundert: „Die Lehre des engelgleichen Lehrers besitzt vor allen anderen, wenn man die kanonischen Schriften ausnimmt, eine solche Schärfe in der Begrifflichkeit, eine derartige Bestimmtheit in der Ausdrucksweise und damit eng verbunden eine so volle Wahrheit in ihren Ergebnissen und Urteilen, dass sich jene, welche ihr gefolgt sind, niemals vom Pfad der Wahrheit entfernt haben. Jene, welche sie anfeindeten, standen jedoch immer unter dem Verdacht des Irrtums.“[65] Inmitten der Nebel, welche die theologische Großwetterlage weithin bestimmen, kann die Lehre des hl. Thomas ganz allgemein wie ein mächtiger Sonnenstrahl wirken!

Während die genannten neueren Ansätze nicht selten durch eine verfehlte philosophische Präokkupation bestimmt sind, eröffnet der engelgleiche Lehrer seine Quaestion über die Verwandlung des Brotes und Weines in den Leib und das Blut Christi in der Summa theologiae (IIIa q.75) mit dem unzweideutigen Hinweis, dass es sich bei dieser Doktrin um ein Mysterium im strikten Sinne handelt und daher „nur durch den Glauben, der sich auf die göttliche Autorität stützt, zu erfassen“[66] ist. Ähnlich klar unterstreicht der engelgleiche Lehre das „Dogma datur“ auch in seinen Eucharistischen Hymnen[67]. So etwa im Lauda Sion: „Zum Dogma ist es den Christen gegeben, dass Brot sich in Fleisch wandelt, Wein in Blut: Sehen kannst du’s nicht, noch fassen, starker Glaube wird’s nicht lassen ...“ (11-12).

Die Tatsache der Gegenwart Christi ist der Theologie schon mit den Worten Christi (Lk 22,19), die unbedingt ernst, also wörtlich, genommen werden müssen, selbst vorgegeben. Die Theologie soll sich nicht vermessen, diese erst beweisend zu suchen. Ihre Aufgabe ist es vielmehr weiter in dieses große Mysterium einzudringen, über die genauere Art der Verwandlung nachzudenken und die entstellenden Irrlehren zurückzuweisen.

Und hier ist es bezeichnend, dass Thomas ebenfalls schon in der ersten Quaestion sofort die Irrlehre jener zurückweist, die behaupten , „dass der Leib und das Blut in diesem Sakramente nur wie in einem Zeichen seien. Das ist als Irrlehre zu verwerfen, da es den Worten Christi widerspricht.“[68] Wenn Thomas hier auch den Symbolismus Berengars im Auge hatte, so ist die große Aktualität seiner Worte für unsere Zeit auch hier nicht zu übersehen! Des weiteren weist Thomas (q.75 a.2) die von einigen Anhängern Berengars vertretene[69] Impanationslehre mit tiefgehenden Ãœberlegungen zurück; zugrunde liegt dieser Irrlehre nämlich die falsche, auch von den Nominalisten mit weitreichenden Folgen verfochtene[70] Idee, dass eine örtliche Bewegung Christi vom Himmel in die Hostie stattfindet. Christus wäre danach nicht mehr im Himmel, sondern hätte sich zur Brotsubstanz örtlich hinzugesellt. Eine Wandlung im vollen Sinne des Wortes kann es hier gar nicht mehr geben.

Was all diese irrigen Vorstellungen übersehen, ist die Tatsache, dass die vom Dogma gelehrte Verwandlung vollständig von natürlichen Veränderungen verschieden resp. strikt „gänzlich übernatürlich und von Gottes Kraft allein bewirkt“[71] ist. Die Veränderungen im Reich der Natur beziehen sich immer nur auf die Form, nie das ganze Ding, dessen letztes Sein ihm unter jeder Veränderung bleibt.

Gott als ipsum Esse subsitens und actus purus, als das Sein selbst, als absolut unbegrenzte Wirklichkeit und Ursache aller Wirklichkeit kann jedoch die gesamte Natur eines Seienden erfassen und komplett verwandeln. Eben dies ist bei der eucharistischen Wandlung der Fall: In instanti, im zeitlosen Augenblick, verwandelt er die ganze Substanz von Brot und Wein in Christi Leib und Blut: „Somit ist diese Verwandlung nicht eine der Form, sondern der Substanz. Auch fällt sie nicht unter die Arten der natürlichen Bewegung, sondern kann mit dem Eigennamen ‚Wesensverwandlung’ [Umsubstanzung] benannt werden.“[72]

Unübersehbar ist, welch zentrale Stelle hier die thomistische Lehre der Realdistinktion von Substanz und Akzidens besitzt. Dies wird besonders deutlich bei der Erklärung des Zeugnisses der Sinne, die auch nach der Konsekration alle Eigenschaften des Brotes und Weines wahrnehmen: Was die Sinne wahrnehmen sind jedoch lediglich die ohne einen stützenden Grund zurückgebliebenen Akzidentien von Brot und Wein, die Substanz des Brotes jedoch ist in die Wesensform des Leibes, die des Weines in die des Blutes verwandelt. Während die Akzidentien, Brot- und Weinsgestalt, von unseren Sinnen wahrgenommen werden, ist die Substanz das eigentümliche Objekt des Verstandes: dieser aber wird durch den übernatürlichen Glauben vor einer Täuschung bewahrt[73]: „Da soll der Glaube Raum haben, da etwas Sichtbares unsichtbarerweise, unter fremder Gestalt verhüllt genossen wird. Durch den Glauben werden die Sinne vor Täuschung bewahrt, die nur nach der äußeren, ihnen bekannten Erscheinung urteilen.“[74]

Dieses eigentümliche Zusammen von Brot- und Weinsakzidenzien mit der Substanz des Leibes und Blutes Jesu Christi ist nicht nur im Hinblick auf den dem Menschen angemessenen Empfang dieses Sakramentes konvenient, sondern fördert auch die Verdienste des Glaubens: „Visus, tactus, gustus in te falllitur / Sed auditu solo tuto creditur: Sehen, Schmecken, Tasten bleiben in dir blind; nur allein im Hören Glaubens Stützen sind“ (Adoro te 2). Bereits im Sentenzenkommentar führt der Doctor Eucharisticus aus, dass der Glaube besonders stark gefördert wird, da ihn dieses Sakrament dazu bringt, seine Zustimmung „nicht nur über die Vernunft hinaus, sondern sogar gegen die Sinneswahrnehmung“[75] zu geben. Und dies nicht nur im Hinblick auf seine Gottheit, sondern auch auf seine wahre Menschennatur: „Am Kreuzesstamme war die Gottheit nur verhüllt, hier hüllt die Menschheit auch sich gnädig in ein Bild. Doch beide glaubt mein Herz und bekennt mein Mund. Wie einst der Schächer tat in seiner Todesstund.“ (ibid., 3)

Das Dogma der Wesensverwandlung ist – wie auch der Aquinate betont - aufs engste und notwendigerweise mit jenem der Realpräsenz verbunden.[76] So hat der engelgleiche Lehrer mit seiner Erklärung der Transsubstantiation die Fundamente für seine genauere Untersuchung der Existenzweise Christi im Sakrament des Altares gelegt.

Auch hier betont der hl. Thomas mit größtem Nachdruck: „Die Seinsweise, in der Christus in diesem Sakramente ist, ist völlig übernatürlich“[77]. Nicht der natürliche Erkenntnisweg des Menschen, ja nicht einmal der Verstand der Engel aus seiner Naturkraft genügen, um das aus eigener Kraft zu finden, was uns die göttliche Offenbarung, greifbar im Dogma der Kirche, schenkt: „Unbedingt ist gemäß dem katholischen Glauben zu bekennen, dass der ganze Christus in diesem Sakramente gegenwärtig ist.“[78] Ganz offensichtlich unterscheidet sich diese Gegenwart deutlich von der eher allgemeinen Gegenwart Christi in der gesamten Liturgie der übrigen Sakramente: „In den anderen Sakramenten ist nicht, wie in diesem Sakrament, Christus selbst seinshaft gegenwärtig. Darum verbleibt in den anderen Sakramenten die Wesenheit der Materie, nicht aber in diesem Sakrament.“[79]

Um diese singuläre Gegenwart richtig zu verstehen, rekurriert Thomas auf eine wichtige Unterscheidung, die alle weiteren Ausführungen ganz fundamental bestimmen wird. Christus ist auf zweierlei Weise gegenwärtig: „Einmal sozusagen kraft des Sakramentes, dann aus naturgemäßer Mitfolge. Kraft des Sakramentes ist unter dessen Gestalten das, in was unmittelbar die vorher vorhandene Substanz des Brotes und Weines verwandelt wird“; d.h. die Substanz von Fleisch und Blut. „Aus naturgemäßer Mitfolge aber ist in diesem Sakrament jenes, was tatsächlich mit dem verbunden ist, worin die erwähnte Verwandlung ihr Ziel hat“[80]. So sind auch die menschliche Seele und die Gottheit Christi aus tatsächlicher Mitfolge gegenwärtig - Wurde doch die hypostatische Union nie unterbrochen und besteht die reale Vereinigung des Leibes Jesu mit der Seele seit der Auferstehung für immer tatsächlich fort: „Und deshalb ist in diesem Sakrament der Leib Christi zwar kraft des Sakramentes, die Seele aber aus tatsächlicher Mitfolge.“[81]

 

Ebenfalls aus naturgemäßer Mitfolge ist wegen des jetzigen Zustandes des verklärten Herrn, in dem das Blut nicht vom Leib getrennt ist, unter der Spezies des Brotes nicht nur der Leib, sondern auch das Blut Christi, unter jener des Weines, auch der Leib gegenwärtig (IIIa q.76 a.2)[82]. Diese vom Konzil von Konstanz gegen die Hussiten zum Dogma erhobene Lehre (DH 1198) ist die Grundlage für die Zulässigkeit der Kommunion nur unter der Gestalt des Brotes: „Blut als Trank und Fleisch als Speise: Christus ist auf beide Weise bei uns ungeteilt und ganz.“ (Lauda Sion 14) dass den Gläubigen in der klassischen römischen Liturgie die Eucharistie grundsätzlich nur unter der Gestalt des Brotes gespendet wird, ist so auch eine schöne Manifestation dieses Dogmas!

Die Unterscheidung hat aber auch bei der für die Praxis der Kommunionspendung zentralen Frage, ob der ganze Christus unter jedem Teil der Gestalten des Brotes und Weines gegenwärtig ist, eine wichtige Schlüsselfunktion: Ist doch kraft des Sakramentes die Substanz des Leibes Christi, aus realer Mitfolge die Größe der Ausdehnung in diesem Sakrament. Christi Leib ist also substantiell da; die Natur der Substanz ist aber ganz unter jedem Teil der Raummaße: „Darum ist offenbar der ganze Christus unter jedem Teil der Gestalten des Brotes ...“[83]. In seiner Predigt zum Fronleichnamsfest, die das Römische Brevier als 5. Lesung der Matutin enthält, sagt der heilige Lehrer: „Er wird von den Gläubigen gegessen, doch nicht verletzt; vielmehr bleibt er, wenn das Sakrament ausgeteilt wird, unter jedem einzelnen Teilchen unversehrt zugegen“[84]. Und eindrucksvoll auch im Lauda Sion: „Wird die Hostie gespalten, zweifle nicht! Lass Glauben walten: Jedem Teile bleibt erhalten doch des ganzen Vollgehalt.“

Nicht nur zwischen den im Hochmittelalter akuten Häresien; auch zwischen den heutigen heterodoxen Auffassungen steht die Lehre des hl. Thomas, die mit jener der Kirche eine solch wunderbare Einheit aufweist: Nicht wie ein Kompromiss, sondern als die höhere Mitte, die die ewige göttliche Wahrheit spiegelt wie ein hochgelegener, kristallklarer Bergsee die Sonne. Die überzeitliche Gegenwart Jesu Christi in der Eucharistie hat hier eine eindeutige, durch nichts zu erschütternde Vorrangstellung vor unseren subjektiven, rationalen wie voluntativen, Dispositionen. Mit ihren klaren Distinktionen wird sie nicht nur der Logik gerecht, sie wahrt auch wie sonst keine Konzeption die objektive, übernatürliche Realität des Mysteriums.

Tief und kühn geht die thomistische Spekulation der vom Glauben erleuchteten Vernunft vor und doch verbeugt sie sich demütig wie keine sonst vor der Übernatürlichkeit des Mysteriums, das ihr im Dogma der Kirche gegenübertritt. Wie der Eucharistische Lehrer mit dem Hinweis auf die Tatsache, dass es sich bei dem Altarsakrament um eine Mysterium im striktesten Sinne handelt, die Pforten seiner spekulativen Behandlung des Dogmas öffnet, so mündet seine Theologie in jene die Haltung gegenüber dem Mysterium adäquat zum Ausdruck bringenden Akte des Lobgesang und Anbetung:

Auf dieses unaussprechliche Geheimnis, auf dieses „größte der von Christus bewirkten Wunder“[85], auf diese übernatürliche perfectio omnium perfectionum[86], antwortet er mit den wunderbaren Hymnen der Fronleichnamsliturgie. In besonderer Weise sind sie liturgischer Ausdruck der Freude und des Jubels, die den das Urgeheimnis des Heils, die heiligste Eucharistie in Demut Betrachtenden erfüllen: „Was du kannst, das sollst du wagen; ihm gebührend Lob zu sagen, man vergebens sich bemüht.“ (Lauda Sion 2) „Lob erschalle, Lob ertöne, Gott genehm, voll hoher Schöne, sei des Herzens Jubellaut.“ (ibid. 5)

Nicht nur der Jubel der Eucharistischen Hymnen kündet hiervon. Auch das Gebet, mit dem der große und doch so demütige Lehrer sein Leben beschließt, zeigt dies eindrücklich. Bevor er das Viaticum empfing, betete Thomas: „Ich empfange dich als Lösegeld meiner Seele, ich empfange dich als Wegzehrung für meine Pilgerfahrt; aus Liebe zu dir habe ich studiert, gewacht und mich gemüht. Dich habe ich gepredigt und gelehrt. Gegen dich habe ich niemals etwas gesagt; sollte ich aber etwas gesagt haben, so habe ich es unwissend gesagt, und ich beharre nicht hartnäckig auf meiner Meinung, sondern wenn ich über dieses Sakrament oder über anderes schlecht geredet habe, so überlasse ich es ganz der Verbesserung durch die heilige römische Kirche, in deren Gehorsam ich nun aus diesem Leben scheide.“[87]

--------------------------------------------------------------------------------

[61] Cf. zu dem ganzen Kapitel vom Verf., Quid hoc sacramento mirabilius ? – La présence du Christ dans l’Eucharistie d’après saint Thomas d’Aquin, in : C.I .E.L., Présence du Christ dans l’eucharistie. Actes du 6ème colloque du Centre International d’Etudes Liturgiques, Versailles 9-11 novembre 2000, Paris 2001.

[62] ROHRBASSER (Hg.), Heilslehre der Kirche, 1939.

[63] Karl RAHNER, Das Geheimnis unseres Christus, München 1959, 12-18; Id., Schriften zur Theologie, Bd. IV, Einsiedeln 1960, 380-381; Bernhard WELTE, in: M. Schmaus (Hg.), Aktuelle Fragen zur Eucharistie, München 1960, 190-194. Zu den Neuansätzen cf.: AUER/RATZINGER, Kleine Katholische Dogmatik, Bd. VI, Regensburg 1971, 184-186; PIOLANTI, Il Mistero Eucaristico, 345-353; Brunero GHERARDINI, Eucaristica ed ecumenismo, in: Piolanti , Il Mistero, 651-655; R. MASI, La conversione eucaristica nella teologia odierna, in: Divinitas 12 (1966) 272-315; G.B. SALA, Transsubstantiation oder Transsiginifikation?, in: Zeitschrift für Katholische Theologie 92 (1970) 1-34.

[64] Martin LUGMAYR, Handkommunion. Eine historisch-dogmatische Untersuchung, Buttenwiesen 2001.

[65] Sermo de D. Thoma, zitiert nach: Laurentius a Ponte, In Cap. 9 Sap. Hom. 13.

[66] Sth IIIa q.75 a.1: quod verum corpus Christi et sanquinem esse in hoc sacramento, neque sensu neque in­tellectu deprehendi potest, sed sola fide, quae auctoritati divinae innititur. Der Katechismus der Katholischen Kirche (Nr. 1381) hat diese Stelle wörtlich in sein Lehrstück über das sakramentale Opfer übernommen.

[67] Zu deren Authentizität, die heute nicht mehr in Frage gestellt wird: Pierre-Marie GY, L’Office du Corpus Christi et S. Thomas d’Aquin, in: RSPhTh 64 (1980) 491-507 [für die persönlichen Hinweise auf die Geschichte des Fronleichnamsoffizium sei Pater Gy, O.P., dem verdienten Thomasforscher an dieser Stelle herzlich gedankt]; TORRELL, Magister Thomas, 148-154.

[68] Sth IIIa q.75 a.1: Quae quidam non attendes posuerunt corpus et sanquinem Christi non esse in hoc sacramento nisi sicut in signo, quod est tamquam haereticum abjiciendum, utpote verbis Christi contrarium …

[69] Cf. GUITMUND von AVERSA, De corporis et sanquinis Christi veritate in Eucharistia, PL 149, 1427-1512.

[70] Die Ablehnung der Realdistinktion von Substanz und Akzidens führte die Nominalisten dazu, die Gegenwart Christi in der Eucharistie als Gleichheit des Ortes des Brotes mit dem Leib resp. des Weines mit dem Blut Christi zu erklären. Luther hat diese Vorstellung – wohl von Peter d’Ailli - übernommen und ist so zu seiner vom Konzil von Trient verurteilten Kon­substantiations­lehre gekommen.

[71] Sth IIIa q.75 a.4: est omnino supernaturalis, sola Dei virtute effecta.

[72] Sth IIIa q.75 a.4: Unde haec conversio non est formalis, sed substantialis; nec continetur inter species motus naturalis, sed proprio nomine potest dici ‘transubstantiatio’.

[73] Sth IIIa q.75 a.5 ad2: quod in hoc sacramenti nulla est decepito; sunt enim ibi secundum rei veritatem accidentia, quae sensibus dijudicantur. Intellectus autem, cujus est proprium objectum substantia … per fidem a deceptione praeservatur. Dazu auch : P.-M. GY, L’Office du Corpus Christi et la théologie des accidents eucharistiques, in : RSPhTh 66 (1982) 81-86.

[74] Festrede des heiligen Thomas von Aquin zum Fronleichnamsfest (= opusc. 57), in: Breviarium Romanum, 5. Lesung der Matutin: Accidentia autem sine subjecto in eodem subsistunt, ut fides locum habeat, dum visibile invisibiliter sumitur aliena specie occultatum; et sensus a deceptione reddantur immunes, qui de accidentibus judicant sibi notis.

[75] IV. Sent. D.10 q.1 a.1 : et maxime meritum fidei in hoc quod creduntur multa in hoc sacramento quae non solum praeter rationem sunt, sed etiam contra sensum ...

[76] Cf. Vincent CACHIA, De natura transsubstantiationis iuxta S. Thomam et Scotum, Rom 1929, 10-12.

[77] Sth IIIa q.76 a.7: modus essendi quo Christus est in hoc sacramento, est penitus supernaturalis …

[78] Sth IIIa q.76 a.1: quod omnino necesse est confiteri secundum fidem catholicam quod totus Christus sit in hoc sacramento

[79] Sth IIIa q.75 a.2 ad2: in aliis sacramentis non est ipse Christus realiter, sicut in hoc sacramento; et ideo in aliis sacramentis manet substantia materiae, non autem in isto.

[80] Sth IIIa q.76 a.1: uno modo quasi ex vi sacramenti, alio modo ex naturali concomitantia. Ex vi quidam sacramenti est sub speciebus hujus sacramenti id in quod directe convertitur substantia panis et vini praeexistens … Ex naturali autem concomitantia est in hoc sacramento illud quod realiter est conjunctum ei in quod praedicta conversio terminatur.

[81] Sth IIIa q.76 a.1: Et ideo in hoc sacramento corpus Christi est ex vi sacramenti, anima autem Christi ex reali con­comitantia.

[82] Cf. auch : IV Sent. dist.10 a.2; 4; Summa contra Gentiles IV cap.64; In Joan VI, lect.6; In I Cor. 11, lect.6.

[83] Sth IIIa q.76 a.3: Et ideo manifestum est quod totus Christus est sub qualibet parte specierum panis...

[84] Manducatur itaque a fidelibus, sed minime laceratur; quin­immo, diviso sacramento, sub qualibet divisionis particula integer perseverat.

[85] Opusc. 57: miraculorum ab ipso factorum maximum

[86] IV Sent d.8 q.1 a.1 sol.1 ad 1: Fons christianae vitae est Christus et ideo Eucharistia perficit Christo con­iungens, et ideo hoc sacramentum est perfectio omnium perfectionum, unde et omnes qui sacramenta alia accipiunt, hoc Sacramento in fine confirmantur.

[87] Wilhelm von Tocco, Vita S. Thomae Aquinatis, 58: Sumo te pretium re­demptionis animae meae, sumo te via­ticum peregrinationis meae, pro cuius amore studui, vigilavi, et laboravi, te praedicavi et docui, nihil contra te dixi unquam, sed si quid dixi, ignorans dixi nec sum pertinax in sensu meo sed si quid male dixi de hoc Sacra­mento et aliis, totum relinquo correctioni Sanctae Romanae Ecclesiae, in cuius ob­oedientia nunc transeo ex hac vita. (Ed. Prümmer, 132) Zum Kontext: David BERGER, Die letzte Schrift des hl. Thomas von Aquin, in: Forum Katholische Theologie 14 (1998) 221-230.

Abschnitt entnommen aus der Webseite www.doctor-angelicus.de.