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Eucharistiefeier in der Kirche »Santa Maria dell'Anima« mit den Pilgern deutscher Sprache
Erneuerer der Kirche sind Anbeter der Eucharistie
Predigt von Joachim Kardinal Meisner, Erzbischof von Köln, am 20. Juni 2000 in der Kirche Santa Maria dell’Anima in Rom
Liebe Brüder, liebe Schwestern!
1. Viele empfinden heute die Gottlosigkeit des Menschen als tiefsten Grund für dessen Gefährdung. Weil alles falsche
Handeln beim falschen Denken beginnt ist in der Tat menschliches Denken ohne Gott die große Gefährdung der Welt.
Alles Positive und Segensvolle kommt letztlich aus dem menschlichen Herzen. Das Herz kann eine Goldgrube sein, wenn
Gott in ihm wohnt. Aber alles Negative und Böse in der Welt kommt ebenfalls aus dem menschlichen Herzen. Das Herz kann daher eine Mördergrube sein, wenn es ohne Gott ist.
2. Stimmt aber die menschliche Analyse, daß die Welt ganz Gott verlassen und der Mensch ganz gottlos ist? Seit dem Gründonnerstag, an dem sich Christus
, der Sohn des lebendigen Gottes, in die Gestalt des Brotes hinein verschenkt hat, kann die Welt eigentlich nicht mehr ganz gottlos werden und der Mensch
nicht mehr ganz gottverlassen sein. Er ist der einzige und einzigartige Erlöser der Welt. Indem er sich selbst als Person in diesem Brot für das neue Leben
schenkt ist er wirklich Erlöser außer Konkurrenz, und wir sind die Erlösten ebenfalls außer Konkurrenz. Dafür stehen ja in Millionen Kirchen auf der ganzen
Erde die Tabernakel, vor denen das Ewige Licht brennt mit der Botschaft: »Hier ist Christus, der Erlöser, gegenwärtig.« Von den sieben Sakramenten ist das
allerheiligste Sakrament des Altares die kostbarste Gabe Gottes an die Welt, denn es enthält den Urheber allen Lebens selbst Jesus Christus, in seiner
Gottheit und Menschheit. An diesem Sakrament schieden sich damals auf den Fluren von Galiläa die ersten Jünger des Herrn.
An diesem Sakrament entscheidet sich das Leben der Christen. Alle sog. Neuerer des Glaubens sind an diesem Sakrament gescheitert. Sie versuchten zu
deuten, indem sie sagten: darin steckt nur sein Leib, das ist nur die Kraft von seinem Leib, das bedeutet vielleicht sein Leib, das ist nur ein Zeichen für seine
Gegenwart. Christus aber sagt ganz schlicht und bestimmt: »Das ist mein Leib« (Lk 22,19). Daran ist nicht zu rütteln und zu zweifeln. Dort, wo sich ein
Priester über Brot und Wein beugt und dabei die Worte Christi spricht: »Das ist mein Leib, das ist mein Blut«, ist es wirklich und wahrhaft so. Allerdings
muß es ein Priester sein, dem Christus in der Weihe gesagt hat: »Tue dies zu meinem Gedächtnis!« Über den Bischof, aus dessen Hand er die Weihe
empfangen hat, kann er sich, nämlich in der sog. apostolischen Sukzession, d.h. in der ununterbrochenen Weitergabe des Weiheamtes, bis auf einen der
Apostel konkret zurückführen und damit auf Jesus Christus selbst. Darum spricht er, obwohl nur Mensch, in göttlicher Vollmacht: »Das ist mein Leib, das ist
mein Blut«, und damit ist der Leib und das Blut Jesu Christi gemeint.
3. Deshalb umgibt die Kirche die Aufbewahrung der heiligen Eucharistie mit größter Sorgfalt. Sie stattet den Tabernakel mit den kostbarsten Materialien aus,
die uns die Welt zu bieten hat sie läßt vor ihm Tag und Nacht ein Licht brennen, sie schmückt ihn mit den schönsten Blumen, und sie läßt den Menschen auch
in der körperlichen Haltung der Anbetung, d.h. in der Kniebeuge, dem eucharistischen Herrn im Tabernakel begegnen.
4. In der Tat, unmittelbar vor der Stiftung der Eucharistie kniet der Herr vor seinen Jüngern nieder, um ihnen die Füße zu waschen. Er gibt gleichsam das
Niveau an, auf dem seine Jünger ihn in Zukunft Auge in Auge und von Herz zu Herz begegnen können. Darum ist die kniende Haltung die uns von Gott
geschenkte Möglichkeit, den menschgewordenen Gott in Jesus Christus, der verborgen ist im Sakrament des Altares, zu begegnen. Das haben lange vor uns
schon die Heiligen Drei Könige begriffen- und das weiß der Erzbischof von Köln deshalb ganz genau -, von denen uns in der Heiligen Schrift gesagt wird: »Sie fielen nieder und beteten es (das Kind) an« (Mt 2,11).
Aufrichtiges Bekennen der Gegenwart des Herrn
5. Christus selbst ist eigentlich unser Vorbeter, indem er uns am Ölberg zeigt, wie er kniend im Gebet darum ringt, in den Willen des Vaters einzuwilligen.
Und der erste Märtyrer Stephanus, der als getreues Nachbild Christi vor unseren Augen steht, betet kniend für seine Verfolger: »Herr, rechne ihnen diese
Sünde nicht an!« (Apg 7,60). Schließlich bekennt der Apostel Paulus in seinem berühmten Philipperbrief die große Demut Gottes, die seinen Sohn Mensch
werden läßt, und schenkt ihm »den Namen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem
Namen Jesu« (Phil 2,910). Liebe Brüder und Schwestern! Im Eucharistischen Weltkongreß macht die Weltkirche eine große gemeinsame Kniebeuge vor
dem, der sich unserer Welt hinterlassen hat um greifbar, sichtbar und berührbar bei uns zu bleiben alle Tage bis zur Vollendung der Welt (vgl. Mt 28,20).
6. Darum bietet die Kirche in diesen Tagen alle ihre Möglichkeiten auf, um vor aller Welt Jesus Christus als wahren Gott und wahren Mensch wesenhaft und
wirklich in der kleinen Hostie in ihrer Mitte zu verehren und anzubeten. Damit steht und fällt unser Glaube und unsere Kirche. Die gottfeindlichen Mächte
haben gewußt, warum sie als erstes die Fronleichnamsprozessionen verboten hatten, das Hitlerregime ebenso wie die Kommunisten. Darum ist es schlimm,
wenn Gemeinden in ihrer Glaubenshaltung so schwach geworden sind, daß sie sich nicht mehr mit dem eucharistischen Herrn auf die Straße trauen.
»Stärke unseren Glauben!« (Lk 17,5) bitten die Apostel den Herrn. Vergessen wir nicht, an diesem Sakrament schieden sich die ersten Jünger des Herrn,
weil sie nicht glauben wollten, daß sein Leib wahrhaft eine Speise wird. »Was er sag ist unerträglich. Wer kann das anhören« (Joh 6,60), heißt es in der
Schrift von seinen Jüngern und weiter: »Daraufhin zogen sich viele seiner Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm weiter« (Joh 6,66). Gilt das heute
auch im Hinblick auf unsere Fronleichnamsprozessionen in der Welt: »Darauf zogen sich viele seiner Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm weiter«
? An diesem Sakrament entscheidet sich das Leben der Christen und damit das Leben einer Gemeinde. Als Christus die zurückbleibende Handvoll Jünger fragt: »Wollt auch ihr weggehen?« (Joh 6,67), Weil ihr meiner künftigen Gegenwart in der Eucharistie keinen Glauben schenkt, antwortet Petrus als Sprecher
für alle: »Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte Ewigen Lebens« (Joh 6,68). Wir haben zu Jesus Christus keine Alternative! Wohin sollen wir denn
gehen? Darum bekunden wir beim Eucharistischen Weltkongreß gleichsam mit den Füßen und den Knien unseren Glauben an den gegenwärtigen Herrn in
der eucharistischen Gestalt des Brotes. Ihm gebührt Anbetung und Verehrung.
Die Kirche versucht, beim Eucharistischen Weltkongreß ein Abbild des himmlischen Jerusalems zu sein, wie die Apokalypse es uns schildert in der
himmlischen Liturgie: Die 24 Ältesten fallen vor dem Thron des Lammes nieder in Anbetung, Danksagung und Lobpreis und legen ihm ihre Krone zu Füßen.
Und alle, die ihre Kleider Im Blute des Lammes gewaschen haben, d.h. die Erwählten, stimmen ein mit den Engeln und Heiligen in den Dank, daß der Erlöser so groß und seine Güte so reich ist.
7. Der Eucharistische Weltkongreß möchte aber das ganze Jahr über in aller Welt anhalten. In jeder Diözese sollte nach Möglichkeit in den einzelnen
Klöstern und in den einzelnen Gemeinden ein Tag im Jahr eucharistische Anbetung gehalten werden: von früh bis abends und von abends bis früh, so daß
also im Bistum insgesamt das ganze Jahr über der Eucharistische Weltkongreß weitergefeiert wird. Wenn das nur lückenlos in meiner Diözese geschähe,
wäre ich der glücklichste Bischof der Welt! Wenn alles äußere pastorale und soziale Tun von innen her durch die eucharistische Anbetung abgedeckt und
umfangen bleibt, dann erhält es eine Werthaftigkeit für den Menschen, die weit über die materielle Bedeutung hinausgeht.
Anbetung des Herrn im Sakrament
Wo aber ein eucharistischer Minimalismus wie ein Frost über den Herzen der Menschen liegt, dort stagniert und resigniert das. Glaubensleben der Christen.
In den zahlreichen neuen geistlichen Gemeinschaften steht die eucharistische Anbetung und Verehrung im Zentrum, und damit sind ihnen geistliche Aufbrüche
und missionarische Impulse gegeben. Wirkliche Erneuerer der Kirche sind die Verehrer und Anbeter der heiligen Eucharistie.
Liebe Brüder und Schwestern! Mein innigster Wunsch als Bischof unserer Kirche für das angebrochene neue Jahrhundert und Jahrtausend ist, daß all unsere
katholischen Kirchen wieder tagsüber offenstehen können, weil sich in ihnen immer Beter vor dem Tabernakel befinden, die durch ihren Glauben an die
leibhafte und wahre Gegenwart Christi im Sakrament der Eucharistie dorthin geführt werden. Mit ihrer eucharistischen Verehrung öffnen und schützen sie
zugleich unsere Kirchen und Kapellen. Es gibt für mich kaum etwas Trostloseres als eine Kirche, in der am Tag das Ewige Licht vor leeren Bänken leuchtet.
»Wollt auch ihr weggehen?« (Joh 6,67), hat der Herr damals gesagt. Wir scheinen schon gegangen zu sein. Aber er lädt uns auch ein, indem er uns zuruft:
»Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt ich werde euch Ruhe verschaffen« (Mt 11,28). »Stärke unseren Glauben« (Lk 17,5) bitten die Apostel den Herrn. Stärke unseren Glauben an deine wahrhafte, wirkliche und wesentliche Gegenwart im Sakrament der Eucharistie, dann
wird das Angesicht unserer Kirche erneuert.
So möge uns jener tiefe Glaubensgeist geschenkt werden, der uns eine Ahnung gibt von der Gegenwart des Herrn im Altarsakrament und der den hl.
Thomas von Aquin beseelt hatte, als er für das Fronleichnamsfest den Hymnus zur Anbetung des Herrn im Sakrament schrieb: »Gottheit tief verborgen,
betend nah ich dir. Unter diesen Zeichen bist du wahrhaft hier. Sieh, mit ganzem Herzen schenk ich dir mich hin, weil vor solchem Wunder ich nur Armut bin.
Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir, doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir. Was Gott Sohn gesprochen, nehm ich glaubend an; er ist
selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann. Einst am Kreuz verhüllte sich der Gottheit Glanz, hier ist auch verborgen deine Menschheit ganz. Beide sieht mein
Glaube in dem Brote hier; wie der Schächer ruf ich, Herr, um Gnad zu dir. Jesus, den verborgen jetzt mein Auge sieht stille mein Verlangen, das mich heiß
durchglüht: laß die Schleier fallen einst in deinem Licht, daß ich selig schaue, Herr, dein Angesicht.«
Amen.
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Eröffnung bei der Vesper am Dreifaltigkeitssonntag auf dem Petersplatz
Eucharistische Gemeinschaft von Gläubigen aus aller Welt
Homilie von Papst Johannes Paul II. am 18. Juni 2000
1. »E i n Leib und e i n Geist, wie euch durch eure Berufung auch e i n e gemeinsame Hoffnung gegeben ist« (Eph 4,4).
»Ein« Leib! Auf diese Worte des Apostels Paulus konzentriert sich heute abend in besonderer Weise unsere
Aufmerksamkeit während dieser feierlichen Vesper, mit der wir den Eucharistischen Weltkongreß eröffnen. »Ein« Leib: die Gedanken gehen in erster Linie zum Leib Christi, dem Brot des Lebens!
Jesus, vor, zweitausend Jahren von der Jungfrau Maria geboren, wollte uns beim Letzten Abendmahl seinen Leib und
sein Blut aufgeopfert für die ganze Menschheit hinterlassen., Um die Eucharistie, Sakrament seiner Liebe zu uns,
sammelt sich die Kirche, die sein mystischer Leib ist. Siehe: Christus und die Kirche, »ein« Leib, ein einziges großes Geheimnis. »Mysterium fidei! [Geheimnis des Glaubens!]«
Menschwerdung als Geheimnis betrachten
2. »Ave, verum corpus, natum de Maria Virgine! [Sei gegrüßt, o wahrer Leib, geboren von der Jungfrau Maria!]« -
Sei gegrüßt, wahrer Leib Christi, geboren von der Jungfrau Maria! Geboren in der Fülle der Zeit geboren von einer Frau, geboren unter dem Gesetz (vgl. Gal 4,4).
Mitten im Großen Jubiläum und zu Beginn dieser Woche, die dem Eucharistischen Kongreß gewidmet ist, kehren wir zu dem historischen Ereignis zurück, das
die volle Erfüllung unseres Heils anzeigt. Wir beugen die Knie vor der Krippe in Betlehern so wie die Hirten; so wie die Sterndeuter aus dem Osten huldigen
wir Christus, dem Heiland der Welt. Wie der greise Simeon nehmen wir ihn in unsere Arme, Gott lobpreisend, weil unsere Augen das Heil gesehen haben,
das er vor allen Völkern bereitet hat: Licht die Heiden zu erleuchten, und Herrlichkeit für sein Volk Israel (vgl. Lk 2,30-32).
Wir durchlaufen die Stationen seines Erdendaseins bis hin zu Golgota, bis zur Herrlichkeit der Auferstehung. Im Lauf der nächsten Tage werden wir vor allem
im Abendmahlssaal verweilen und bedenken, was Christus Jesus für uns getan und gelitten hat.
3. »In supremae nocte cenae ... se dat suis manibus. [In der Nacht beim letzten Mahle ... gab mit eigner Hand er selbst sich dar.]« Beim Letzten Abendmahl,
als er mit seinen Jüngern das Pascha feierte, gab Christus sich selbst uns dar. ja, zum Eucharistischen Weltkongreß versammelt kehrt die Kirche in diesen
Tagen in den Abendmahlssaal zurück und verweilt dort in betrachtender Anbetung. Sie erlebt neu das große Geheimnis der Menschwerdung, ihren Blick auf
das Sakrament konzentriert, in dem Christus uns das Gedächtnis seines Leidens vermacht hat: »Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird ... Dieser
Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut das für euch vergossen wird« (Lk 22,19-20).
»Ave, verum corpus ... vere passum, immolatum! [Sei gegrüßt, oh wahrer Leib ... wahrhaft gelitten, wahrhaft geopfert!]«
Wir beten dich an, wahrer Leib Christi, gegenwärtig im Sakrament des neuen und ewigen Bundes, lebendiges Gedächtnis des Erlösungsopfers. Du, Herr, bist
das lebendige Brot, vom Himmel herabgekommen, das dem Menschen das Leben gibt! Am Kreuz hast du dein Fleisch hingegeben für das Leben der Welt (vgl. Joh 6,51): »in cruce pro homine! [am Kreuz für den Men schenl]«
Vor einem so erhabenen Geheimnis gibt de menschliche Verstand auf. Gestärkt von der göti lichen Gnade, wagt er jedoch mit Glauben m wiederholen:
»Adoro te devote, latens Deitas, quae sub his figuris vere latitas. [Demütig bete ich Dich, verborgene Gottheit an, die unter diesen Zeichen, du wahrhaft
verborgen bist.]«
Ich bete dich an, oh verborgener Gott, der du dich unter den heiligen Gestalten wirklich verbirgst.
Aufruf zu Versöhnung und Einheit
4. »E i n Leib und e i n Geist wie euch durch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist« (Eph 4,4).
In diesen Worten, die wir gerade vernommen haben, spricht der Apostel Paulus von der Kirche, der Gemeinschaft der Gläubigen, verbunden in der Einheit
des einen Leibes, belebt von dem gleichen Geist und getragen von der Teilhabe an derselben Hoffnung. Paulus denkt an die Wirklichkeit des mystischen
Leibes. Christi, der im eucharistischen Leib Christi sein Lebenszentrum hat von dem aus die Energie der Gnade in jedes Glied strömt.
Der Apostel betont: »Ist das Brot das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi? E i n Brot ist es. Darum sind wir viele e i n Leib« (1 Kor 10,16-17). So
sind wir alle, die Getauften, Glieder dieses Leibes und daher Glieder, die zueinander gehören (vgl. 1 Kor 12,27; Röm 12,5).
Mit inniger Erkenntlichkeit danken wir Gott, der die Eucharistie zum Sakrament unserer vollen Gemeinschaft mit ihm und mit den Brüdern gemacht hat.
5. Am heutigen Abend beginnen wir mit der feierlichen Vesper der Heiligsten Dreifaltigkeit eine Woche von außerordentlicher Dichte, in der Bischöfe und
Priester, Ordensleute und Laien aus allen Teilen der Welt sich um die Eucharistie sammeln. Es wird eine einzigartige Erfahrung des Glaubens und ein beredtes Zeugnis kirchlicher Gemeinschaft sein.
Euch, liebe Brüder und Schwestern, die ihr an diesem Jubiläumsereignis teilnehmt in dem das Wesentliche des ganzen Heiligen Jahres zum Ausdruck kommt
gilt mein Gruß. Besonders grüße ich die Gläubigen der Diözese Rom, unserer Diözese, die unter der Führung des Kardinalvikars und der Weihbischöfe und
mit der Mitarbeit des Klerus, der Ordensmänner und Ordensfrauen wie auch der vielen hochherzigen Laien den Eucharistischen Kongreß in seinen
verschiedenen Aspekten vorbereitet hat. Sie stellt sich nun darauf ein, dessen geordneten Ablauf in den kommenden Tagen zu gewährleisten, ganz der Ehre
bewußt die es bedeutet, dieses zentrale Ereignis des Großen Jubiläums als Gastgeber auszurichten.
Einen speziellen Gruß möchte ich auch. an die zahlreichen Bruderschaften richten, die für einen bedeutungsvollen »Weg der Brüderlichkeit« nach Rom
gekommen sind. Eure Anwesenheit stimmungsvoll bereichert durch die künstlerisch gearbeiteten Kreuze und die kostbaren heiligen Szenen, die ihr auf
gewaltigen Aufbauten, sogenannten »macchine« (Traggestelle mit Heiligenfiguren) mit euch tragt, ist eine würdige Umrahmung für die eucharistische Andacht zu der wir uns hier versammelt haben.
Auf diesen Platz sind die Gedanken und Herzen von vielen Gläubigen überall auf der Welt gerichtet Alle lade ich ein - die einzelnen Gläubigen wie auch die
kirchlichen Gemeinschaften an allen Orten der Erde -, diese Augenblicke hoher eucharistischer Spiritualität mit uns zu teilen. Ich bitte besonders die Kinder
und die Kranken sowie die kontemplativen Gemeinschaften, ihr Gebet darzubringen für das glückliche und fruchtbare Gelingen dieses eucharistischen Weltereignisses.
6. Vom Eucharistischen Kongress ergeht die Aufforderung an uns, unseren Glauben an die reale Anwesenheit Christi im Altarsakrament zu erneuern: »Ave,
verum corpus!«
Zugleich ergeht an uns der dringliche Aufruf zur Versöhnung und zur Einheit aller Glaubenden: »E i n Leib ... e i n Glaube, e i n e Taufe!« (Eph 4,4.).
Spaltungen und Zwistigkeiten verletzen leider immer noch den Leib Christi und hindern die Christen der verschiedenen Konfessionen daran, das eine
eucharistische Brot miteinander zu teilen. Daher rufen wir vereint die heilende Kraft des - in diesem Jubiläumsjahr überreichen - göttlichen Erbarmens an.
Und du, oh Christus, einziges Haupt und einziger Retter, ziehe alle deine Glieder an dich. Eine sie und verwandle sie in deiner Liebe, damit die Kirche in jener
übernatürlichen Schönheit erstrahle, die in den Heiligen jeder Zeit und Nation, in den Märtyrern, in den Bekennern, in den jungfräulichen Menschen und in den unzähligen Zeugen des Evangeliums erscheint!
»O Jesu dulcis, o Jesu pie, o Jesui fili Mariae! [Oh du lieber Jesus, oh du heiliger Jesus, oh Jesus, Sohn Mariae!]«
Amen!
(Orig. ital. in 0.R. 19./20.6.2000)
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Ansprache von Papst Johannes Paul II. bei der Generalaudienz am 21. Juni 2000
Die Eucharistie - Quell für den missionarischen Einsatz der Kirche
1. »Jesus Christus, einziger Erlöser der Welt. Brot für das neue Leben«: Das ist das Thema des 47. Eucharistischen Weltkongresses, der am vergangenen
Sonntag begonnen hat und am kommenden Sonntag mit der »Statio Orbis« auf dem Petersplatz enden wird.
Der Kongreß stellt die Eucharistie in den Mittelpunkt des Jubiläumsjahrs der Menschwerdung und verdeutlicht deren ganze
spirituelle, kirchliche und missionarische Tiefe. Aus der Eucharistie schöpft nämlich sowohl die Kirche als auch jeder Gläubige die Kraft, die zum Verkünden und Bezeugen des Evangeliums vom Heil vor allen Menschen
unentbehrlich ist. Die Feier der Eucharistie, als Sakrament des Ostergeschehens des Herrn, ist schon In sich selbst ein missionarisches Ereignis, das den fruchtbaren Samen des neuen Lebens in die Welt bringt.
Dieser missionarische Wesenszug der Eucharistie wird von Paulus im 1. Brief an die Korinther ausdrücklich erwähnt:
»Denn sooft ihr von diesem Brot eßt und aus diesem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt« (1 Kor 11,26).
Mission und Berufung
2. In der Doxologie nach der Konsekration nimmt die Kirche die Worte des hl. Paulus wieder auf. Die Eucharistie ist ein »missionarisches« Sakrament nicht
nur deshalb, weil daraus die Gnade zur Mission hervorgeht, sondern auch weil sie den Ursprung und die ewige Quelle des Heils für alle Menschen in sich selbst enthält. Die Feier des eucharistischen Opfers ist daher
das wirksamste missionarische Handeln, das die kirchliche Gemeinschaft in die Geschichte der Welt einbringen kann.
Jede Messe endet mit dem missionarischen Auftrag: »Gehet!« Er fordert die Gläubigen auf, die Verkündigung des auferstandenen Herrn
in die Familien, an den Arbeitsplatz und in die Gesellschaft, ja in die ganze Welt zu tragen. Aus diesem, Grunde habe ich die Gläubigen in meinem Schreiben Dies Domini eingeladen, dem Vorbild der Emmaus-Jünger zu folgen: Nachdem sie den auferstandenen Christus am Brechen des Brotes erkannt hatten (vgl. Lk 24,30-32),
empfanden sie das Bedürfnis, die Freude der Begegnung mit ihm sofort mit allen Brüdern zu teilen (vgl. Nr. 45). Das »gebrochene Brot« öffnet das Leben des Christen und der gesamten Gemeinschaft zum Teilen und zur
Selbsthingabe für das Leben der Welt (vgl. Joh 6,51). Eine Eigenschaft der Eucharistie ist, diese untrennbare Verbindung zwischen Gemeinschaft und Sendung herzustellen, welche die Kirche zum Sakrament der
Einheit des ganzen Menschengeschlechts macht (vgl. Lumen gentium, 1).
3. Heute ist es besonders nötig, daß jede christliche Gemeinschaft aus der Feier der Eucharistie die innere Überzeugung und die
geistige Kraft schöpft, um aus sich selbst herauszugehen und sich anderen, ärmeren Gemeinschaften zu öffnen, die der Unterstützung im Bereich der Evangelisierung und der missionarischen Zusammenarbeit bedürfen. Auf
diese Weise wird ein fruchtbarer Gabenaustausch gefördert, der die ganze Kirche bereichert.
Sehr wichtig ist auch das Erkennen - von der Eucharistie ausgehend - der Berufungen und der missionarischen Dienste. Nach dem
Beispiel der ersten Gemeinschaft von Antiochia, die sich zum »Gottesdienst-Feiern« versammelte, ist jede Christengemeinde aufgerufen, auf den Geist zu hören und seinen Einladungen zu folgen, indem sie die besten
Kräfte ihrer Söhne und Töchter der Weltmission zur Verfügung stellt sie mit Freude in die Welt hinausschickt und sie dabei mit ihrem Gebet und der nötigen spirituellen und materiellen Unterstützung begleitet (vgl. Apg 13,1-3).
Die Eucharistie ist außerdem eine stete Schule der Nächstenliebe, der Gerechtigkeit und des Friedens, um die Umwelt in Christus zu
erneuern. In der Gegenwart des Auferstandenen finden die Gläubigen den Mut Solidarität und Erneuerung zu bewirken und sich für die Abkehr von den Strukturen der Sünde einzusetzen, in denen einzelne, Gemeinschaften
und manchmal sogar ganze Völker gefangen sind (vgl. Dies Dornini, 73).
Zeichen des Martyriums
4. In diesen Überlegungen über Bedeutung und missionarischen Gehalt der Eucharistie durfte schließlich die Bezugnahme auf jene
einzigartigen »Missionare« und Zeugen des Glaubens und der Liebe Christi, nämlich die Märtyrer, nicht fehlen. Die Reliquien der Märtyrer, seit der Antike unter dem Altar aufbewahrt wo das »Opfer unserer Versöhnung« (Drittes Hochgebet) gefeiert
wird, sind ein deutliches Zeichen für die aus dem Opfer Christi hervorgehende Kraft. Diese geistliche Energie führt die, die sich durch den Leib des Herrn stärken, dazu, ihr Leben für ihn und für die Brüder
hinzugeben - durch ein vollkommenes Sich-Hinschenken, wenn nötig bis zum Blutvergießen.
Möge der Eucharistische Weltkongreß durch die Fürsprache Marias, Mutter des für uns geopferten Christus, in den Gläubigen das
Bewußtsein für den missionarischen Einsatz beleben, der aus der Teilnahme an der Eucharistie hervorgeht. Der hingegebene Leib und das vergossene Blut (vgl. Lk 22,19-20) sind das höhere Kriterium, auf das sie
sich in ihrem Hinschenken für das Heil der Welt jetzt und auch in Zukunft immer beziehen müssen.
(Orig. ital. in 0.R. 22.6.2000)
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Eucharistiefeier zum Fronleichnamsfest
Eucharistie - Stärkung auf dem Weg zum Leben
Predigt von Johannes Paul II. am 22. Juni
1. Die Einsetzung der Eucharistie, das Opfer Melchisedeks und die Brotvermehrung: dieses eindrucksvolle
»Triptychon« wird uns im Wortgottesdienst des heutigen Fronleichnamsfestes vorgestellt.
Im Mittelpunkt steht die Einsetzung der Euchariste. Der hl. Paulus erinnert im 1. Brief an die Korinther, den
wir soeben gehört haben, mit eindeutigen Worten an dieses Ereignis und fügt hinzu: »Denn sooft ihr von diesem Brot eßt und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt« (1 Kor 11,26).
»So oft«, also auch am heutigen Abend, im Herzen des Eucharistischen Weltkongresses, verkünden wir durch die Feier der Eucharistie den heilbringenden Tod Christi, und wir erneuern in unseren Herzen die
Hoffnung auf die endgültige Begegnung mit ihm.
Dessen eingedenk werden wir nach der Wandlung gewissermaßen als Antwort auf die Einladung des
Apostels ausrufen: »Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.«
2. Unser Blick weitet sich auf die anderen Elemente dieses biblischen »Triptychons« aus, das wir heute betrachten: das Opfer Melchisedeks und die
Brotvermehrung.
Der erste Bericht, den wir in der ersten Lesung gehört haben, ist dem Buch Genesis entnommen. Trotz seiner Kürze ist er von großer Bedeutung. Er stellt
uns Melchisedek vor, den »König von Salem« und »Priester des Höchsten Gottes«, der Abraham segnete und »Brot und Wein heraus[brachte]« (Gen 14,18). Auf diesen Abschnitt bezieht sich auch Psalm 110, der dem messianischen König einen einzigartigen priesterlichen Charakter aufgrund seiner direkten
Einsetzung durch Gott zuschreibt: »Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks« (Ps 110,4).
Am Tag vor seinem Tod am Kreuz setzte Christus im Abendmahlssaal die Eucharistie ein. Auch er brachte Brot und Wein dar, die in seinen »heiligen und
ehrwürdigen Händen« (Erstes Hochgebet), als Opfer hingegeben, zu seinem Leib und Blut wurden. Somit erfüllte er die Prophezeiung des Alten Bundes, die
an die Opfergabe Melchisedeks gebunden war. Eben daher, so wird im Brief an die Hebräer erinnert, » [ ... ] ist er für alle, die ihm gehorchen, der Urheber
des ewigen Heils geworden und wurde von Gott angeredet als >Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks<« (5,7-10).
Im Abendmahlssaal wird das Opfer auf Golgota vorweggenommen: der Kreuzestod des menschgewordenen Wortes, des Lammes Gottes, des Lammes, das
die Sünde der Welt hinwegnimmt. Durch das Leiden Christi findet das Leid eines jeden Menschen Erlösung. Durch seine Passion erhält das Leid des
Menschen einen neuen Wert. Durch seinen Tod wird unser Tod auf immer besiegt.
3. Richten wir den Blick auf die biblische Erzählung der Brotvermehrung, die das eucharistische »Triptychon« vervollständigt, dem wir heute unsere
Aufmerksamkeit schenken. Im liturgischen Rahmen des Fronleichnamsfestes hilft uns diese Perikope des Evangelisten Markus, das Geschenk und Geheimnis
der Eucharistie besser zu verstehen. Jesus nahm die fünf Brote und zwei Fische, blickte zum Himmel auf, segnete sie, brach sie und gab sie den Jüngern, damit diese sie an die Leute austeilten (vgl. Lk 9,16). Alle - so merkt der hl. Lukas an - aßen und wurden satt, und als man die übriggebliebenen Brotstücke
einsammelte, waren es zwölf Körbe voll (vgl. ebd., 17).
Es handelt sich um ein überraschendes Wunder, das gewissermaßen den Anfang eines langen geschichtlichen Prozesses darstellt: die sich in der Kirche
ereignende unablässige Vermehrung des Brotes des neuen Lebens für die Menschen aller Rassen und Kulturen. Dieser sakramentale Dienst ist den Aposteln
und ihren Nachfolgern übertragen. Getreu dem Auftrag des göttlichen Meisters, brechen diese ohne Unterlaß das eucharistische Brot und teilen es von Generation zu Generation aus.
Das Volk Gottes empfängt es in gläubiger Anteilnahme. Von diesem Brot des Lebens, diesem Heilmittel der Unsterblichkeit, nährten sich unzählige Heilige
und Märtyrer. Sie nahmen aus ihm die Kraft, auch hartem und langem Leid zu widerstehen. Sie schenkten den Worten Glauben, die Jesus dereinst in
Kafarnaum aussprach: »Ich bin das lebendige Brot das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot ißt, wird in Ewigkeit leben« (Joh 6,51)
4. »Ich bin das lebendige Brot das vom Himmel herabgekommen ist.« Nachdem wir dieses außergewöhnliche eucharistische »Triptychon« betrachtet haben,
das von den heutigen Lesungen gebildet wird, richten wir unser geistiges Auge nun direkt auf das Geheimnis. Jesus bezeichnet sich selbst als das »lebendige
Brot« und fügt hinzu: »Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, (ich gebe es hin) für das Leben der Welt« (Joh 6,51).
Geheimnis unseres Heilsl Christus, der einzige Herr - gestern, heute und in Ewigkeit -, wollte seine heilbringende Gegenwart in der Welt und Geschichte an
das Sakrament der Eucharistie knüpfen. Er wollte sich zum gebrochenen Brot machen, damit sich jeder Mensch durch die Teilhabe am Sakrament seines Leibes und Blutes mit seinem Leben nähren kann.
Wie die Jünger, die erstaunt seine Rede in Kafarnaum anhörten, bemerken auch wir, daß diese Sprache nicht leicht zu verstehen ist (vgl. Joh 6,60). Könnten
wir nicht mitunter versucht sein, ihnen eine verkürzte Auslegung zu geben. Doch dies würde uns weit weg führen von Christus, so wie es bei jenen Jüngern geschah, die »daraufhin nicht mehr mit ihm wanderten« (Joh 6,66).
Wir wollen bei Christus bleiben und sprechen daher mit Petrus zu ihm: »Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens« (Joh 6,68). Mit
derselben Überzeugung des Petrus beugen wir heute die Knie vor dem Altarsakrament und erneuern in der wirklichen Gegenwart Christi unser Glaubensbekenntnis.
Dies ist die Bedeutung der heutigen Feier, die der Eucharistische Weltkongreß, im Jahr des Großen Jubiläums mit besonderer Eindringlichkeit verdeutlicht.
Dies ist auch der Sinn der feierlichen Prozession, die uns in Kürze von diesem Platz aus zur Basilika Santa Maria Maggiore führen wird.
In demütigem Stolz werden wir das Sakrament der Eucharistie durch die Straßen der Stadt geleiten, vorbei an den Häusern, in denen Menschen wohnen und
Freud und Leid erleben; inmitten der Geschäfte und Werkstätten, in denen die alltäglichen Tätigkeiten ausgeübt werden. Wir bringen es in Berührung mit
unserem Leben, das von so vielen Gefahren bedroht und von Sorgen und Nöten belastet wird und das dem langsamen, aber unaufhaltsamen Lauf der Zeit unterworfen ist.
Wir begleiten es, indem wir als Ehrerbietung unsere Gesänge und Bitten zu ihm erheben: »Bone Pastor, panis vere ... Guter Hirt, du wahre Speise« -
sprechen wir vertrauensvoll zu ihm - »Jesus, gnädig dich erweise! Nähre uns auf deinen Auen, laß uns deine Wonnen schauen, in des Lebens ewigem Reich!
Du, der alles weiß und leitet, uns im Tal des Todes weidet laß an deinem Tisch uns weilen, deine Herrlichkeit uns teilen. Deinen Seligen mach uns gleich!«
Amen!
(Orig. ital. in 0.R. 24.6.2000)
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Abschlußfeier des Eucharistischen Weltkongesses »Statio Orbis« auf dem Petersplatz
Eucharistie - Geschenk auf das ewige Leben hin
Predigt von Johannes Paul II. am 25. Juni
1. »Nehmt das ist mein Leib ... Das ist mein Blut ... « (Mk 14,22-23)
Diese Worte, die Jesus beim Letzten Abendmahl sprach, hallen heute in unserer Versammlung wieder, durch
die wir den Eucharistischen Weltkongreß beschließen werden. Sie erklingen mit einzigartigem Nachdruck, als ein erneuter Auftrag:»Nehmt!«
Christus vertraut uns seinen hingegebenen Leib und sein vergossenes Blut an. Er überantwortet sie uns ebenso
wie den ersten Aposteln im Abendmahlssaal vor dem höchsten Opfer auf Golgota. Es sind Worte, die Petrus und die anderen Mahlteilnehmer mit Verwunderung und tiefer Rührung aufnahmen. Konnten sie jedoch damals
verstehen, von welch weitreichender Bedeutung sie waren?
Es erfüllte sich in diesem Augenblick die Verheißung, die Jesus in der Synagoge von Kafarnaum gegeben hatte:
Ich bin das Brot des Lebens [ ... ] Das Brot das ich geben werde, ist mein Fleisch (ich gebe es hin) für das Leben der Welt« (Joh 6, 48.51). Diese Verheißung
erfüllte sich am Abend vor seinem Leiden, durch das Christus sich selbst zum Heil der Menschen hingeben sollte.
2. »Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird« (Mk 14,24).
Im Abendmahlssaal spricht Jesus vom »Bund«. Die Apostel haben keine Schwierigkeiten, diesen Begriff zu verstehen, da sie zum Volk gehören, mit dem Jahwe
so wird uns in der ersten Lesung berichtet während des Auszugs aus Ägypten den alten Bund geschlossen hat (vgl. Ex 1924). In ihrem Gedächtnis sind noch
die Erinnerungen an den Berg Sinai und an Mose lebendig, der von diesem Berg hinabstieg und das Gesetz Gottes brachte, das auf zwei Steintafeln gemeißelt war.
Sie haben nicht vergessen, daß Mose, nachdem er das »Bundesbuch« entgegengenommen hatte, es laut vorlas, worauf das Volk zustimmend, erklärte: »Alles,
was der Herr gesagt hat wollen wir tun; wir wollen gehorchen« (ebd., 24,7). So ist ein Bündnis zwischen Gott und seinem Volk geschlossen worden, das mit
dem Blut von Opfertieren besiegelt wurde. Daher hatte Mose das Volk mit Blut besprengt und gesagt: »Das ist das Blut des Bundes, den der Herr aufgrund all dieser Worte mit euch geschlossen hat« (ebd., 24,8).
Die Apostel hatten also den Bezug zum alten Bund verstanden. Was haben sie jedoch vom neuen Bund verstanden? Sicherlich recht wenig. Es mußte der
Heilige Geist herabkommen und ihren Verstand erhellen: dann würden sie den Sinn der Worte Jesu ganz erfassen. Sie würden verstehen und sich daran erfreuen.
Einen deutlichen Widerhall dieser Freude fanden wir in den soeben vorgetragenen Worten aus dem Hebräerbrief: »Denn wenn schon das Blut von Böcken
und Stieren und die Asche einer Kuh die Unreinen, die damit besprengt werden, so heiligt, daß sie leiblich rein werden, wieviel mehr [ ... ] das Blut Christi ...« (9,13-14). Und der Verfasser des Briefes merkt abschließend an: »Und darum ist er [Christus] der Mittler eines neuen Bundes[ ... ], damit die Berufenen das
verheißene ewige Erbe erhalten« (9,15).
3. »Dies ist der Kelch mit meinem Blut.« Am Abend des Gründonnerstags gelangten die Jünger bis an die Schwelle des großen Mysteriums. Als sie sich nach
dem Mahl gemeinsam auf machten, um zum Ölberg hinauszugehen, konnten sie noch nicht wissen, daß sich die Worte, die er über Brot und Kelch gesprochen
hatte, am folgenden Tag in der Stunde des Kreuzes auf dramatische Weise verwirklichen sollten. Vielleicht wurden sie sich nicht einmal an dem schrecklichen
und doch glorreichen Tag, den die Kirche »feria sexta in parasceve« nennt am Karfreitag also, dessen bewußt daß das, was Jesus ihnen unter den Gestalten
des Brotes und Weines gegeben hatte, das Ostergeschehen in sich enthielt.
Im Lukasevangelium finden wir einen erhellenden Abschnitt. Als der Evangelist über die beiden Jünger berichtet die auf dem Weg nach Emmaus sind, stellt er
ihre Enttäuschung fest: »Wir aber hatten gehofft daß er der sei, der Israel erlösen werde« (Lk 24,21). Dieses Gefühl müssen wohl auch andere Jünger vor ihrer
Begegnung mit dem auferstandenen Christus gehabt haben.
Erst nach der Auferstehung begannen sie zu verstehen, daß sich im Ostergeschehen die Erlösung des Menschen ereignet hatte. Zur vollen Wahrheit sollte sie
dann der Heilige Geist führen, der ihnen enthüllte, daß der Gekreuzigte seinen Leib hingegeben und sein Blut vergossen hatte zur Sühne für unsere Sünden, für die Sünden der ganzen Welt (vgl. 1 Joh 2,2).
Der Verfasser des Hebräerbriefes gibt uns auch eine treffende Zusammenfassung des Geheimnisses: »Christus [ ... ] ist [ ... ] ein für allemal in das Heiligtum
hineingegangen, nicht mit dem Blut von Böcken und jungen Stieren, sondern mit seinem eigenen Blut und so hat er eine ewige Erlösung bewirkt« (Hebr 9,11-12).
4. Diese Wahrheit bekräftigen wir heute von neuem in der »Statio Orbis« dieses Eucharistischen Weltkongresses, während wir der Weisung Christi getreu »zu seinem Gedächtnis« wiederum das tun, was er im Abendmahlssaal am Abend vor seinem Leiden getan hat.
»Nehmt, das ist mein Leib... Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird« (Mk 14,22.24). Von diesem Platz aus wollen wir diese
außergewöhnliche Botschaft für alle Männer und Frauen des dritten Jahrtausends wiederholen: der Sohn Gottes ist für uns Mensch geworden und hat sich zu
unserem Heil als Opfer hingegeben. Er gibt uns seinen Leib und sein Blut als Nahrung für ein neues Leben, ein göttliches Leben, das nicht mehr dem Tod unterworfen ist.
Voll innerer Bewegung empfangen wir von neuem diese Gabe aus den Händen Christ, damit sie durch uns in jede Familie und Stadt gelange, an die Orte voller
Schmerzen und die Stätten der Hoffnung in unserer Zeit.
Die Eucharistie ist das Geschenk einer grenzenlosen Liebe: unter den Zeichen des Brotes und Weines erkennen und beten wir das eine und vollkommene Opfer
Christi an, das zu unserem Heil und zum Heil aller Menschen dargebracht wurde. Die Eucharistie ist wahrhaftig »das Mysterium, das alle Wundertaten, die der
Herr zu unserem Heil bewirkt hat, in sich birgt«, (vgl. Hl. Thomas von Aquin, De sacr. Euch., Kap. 1).
Im Abendmahlssaal ist der Glaube der Kirche an die Eucharistie entstanden und entsteht dort fortwährend von neuem. Während der Eucharistische
Weltkongreß nunmehr seinem Ende zugeht, wollen wir im Geiste zu diesen Ursprüngen zurückgehen, in die Zeit des Abendmahlssaales und des Golgota, um für
das Geschenk der Eucharistie zu danken, diese unschätzbare Gabe, die uns Christus hinterlassen hat, dieses Geschenk, von dem die Kirche lebt.
5. Bald wird unsere liturgische Versammlung auseinandergehen, bereichert durch die Anwesenheit von Gläubigen aus allen Teilen der Welt, was durch den
außergewöhnlichen Blumenschmuck stimmungsvoll umrahmt wurde. Ich möchte alle herzlich grüßen und allen von Herzen Dank sagen!
Gehen wir aus dieser Begegnung gestärkt hervor für den apostolischen und missionarischen Einsatz. Die Teilnahme an der Eucharistie mache euch Kranke
geduldig in den Zeiten der Prüfung. Euch Brautleute mache sie treu in der Liebe. Euch Geweihten verleihe sie in euren heiligen Vorsätzen Ausdauer. Sie mache
euch, liebe Erstkommunionkinder, stark und großherzig, in besonderer Weise jedoch euch, liebe Jugendliche, die ihr euch anschickt, die Verantwortung für die
Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Mein Gedanke geht von dieser »Statio Orbis« bereits hin zu der Eucharistiefeier, die den Weltjugendtag beschließen
wird. Euch Jugendlichen aus Rom, Italien und der ganzen Welt rufe ich zu: bereitet euch sorgfältig auf dieses internationale Jugendtreffen vor, bei dem an euch
der Ruf ergeht, die Herausforderungen des neuen Jahrtausends in Angriff zu nehmen.
6. Und Du, Christus, unser Herr, der Du durch »dieses erhabene Geheimnis [ ... ] Deine Gläubigen [heiligst und stärkst], damit der eine Glaube die Menschen
der einen Erde erleuchte, die eine Liebe sie alle verbinde« (Präfation von der heiligen Eucharistie II), mache Deine Kirche, die das Geheimnis deiner heilbringenden Gegenwart feiert, immer stärker und einiger.
Erfülle alle, die zum heiligen Mahl gehen, mit Deinem Geist, und mache sie mutiger im Zeugnis für das Gebot Deiner Liebe, damit die Welt an Dich glaube, der
Du einst sprachst: Ach bin das lebendige Brot das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot ißt wird in Ewigkeit leben« (Joh 6,51).
Du, Herr Jesus Christus, Sohn der Jungfrau Maria, bist der einzige Heiland des Menschen, »gestern, heute und in Ewigkeit«
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Jesus Christus - einziger Erlöser der Welt - Brot für das neue Leben
Dieses Leitwort des 47. Eucharistischen Weltkongresses vom 18.-25. Juni 2000 in Rom wird im Logo ins Bild gebracht.
Der Blick fällt sofort auf den blauen Kreis: Symbol für das Weltall. Es ist durchkreuzt. Das Kreuz, das Kennzeichen für Jesus Christus, liegt über dem
Kosmos und geht zugleich über ihn hinaus. Jesus Christus Ist gleichsam die Weltachse, das Koordinatensystem, das die Welt und alles, was in ihr geschieht, mehr als alles andere bestimmt Im Kolosserbrief wird von ihm
gesagt: in ihm wurde alles erschaffen. Alles ist durch ihn und auf Ihn hin geschaffen. In ihm hat alles Bestand" (1,16).
Das Kreuz ist im Längs- und Querbalken dreigeteilt. In Jesus offenbart sich der dreieinige Gott und teilt sich mit als Vater, als menschgewordener,
gekreuzigter und auferstandener Sohn, als Heiliger Geist. So wird das dreiteilige Kreuz auch zum Zeichen der Erlösung der Weit. Wieder sagt es der Kolosserbrief so: "Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm
wohnen, um durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut" (1,20).
Um den Mittelpunkt des Kreuzes legt sich ein kleinerer Kreis, geformt von fünf miteinander vernetzten Tauben: der Erdkreis mit seinen fünf Kontinenten,
ihren Völkern und Kulturen.
Dem geöffneten Herzen des gekreuzigten Erlösers Jesus Christus entströmt der Geist Gottes zu allen Menschen aller Zonen und aller Zeiten, Für alle ist Jesus
gestorben, Durch seinen Geist ist er jedem Menschen nahe, will ihn öffnen für Gott und für alle Mitmenschen. So befreit er aus aller Entfremdung, führt zur Einheit mit sich selbst, mit dem dreieinigen Gott, mit den
anderen Ober alle Grenzen und Unterschiede hinweg. Was der Epheserbrief als Erfahrung der ersten Christen beschreibt, soll immer mehr die Erfahrung der ganzen Menschheit werden: Jesus Christus ist unser Friede. Er
vereinigte alle unterschiedlichen Teile der Menschheit und versöhnte sie durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib. Er hat in seiner Person die Feindschaft getötet. Durch ihn haben wir in dem einen Geist
Zugang zum Vater' (vgl. 2,1418). In Jesus Christus wird alle Sehnsucht nach Solidarität und Geschwisterlichkeit erfüllt. Deshalb ist er der erlösende und heilende Bezugspunkt aller Zeit, deshalb sind die 2000
Jahre nach Christus 2000 Jahre erfüllt von Christus, deshalb ist 2000 A. D., d. h Annus Domini, Jahr des Herrn, sein Jubiläum, wie die Umschrift es andeutet.
Das vom Kreuz gesegnete Universum und die vom Geist Christi bestimmte Erde werden umrankt von einem belaubten und Trauben tragenden Rebstock sowie von
stilisierten Weizenähren. Sie weisen hin auf das Geheimnis der Eucharistie. In ihm kulminiert und konzentriert sich das Heilswirken Gottes durch Jesus Christus und seinen Geist an den Menschen und an der Welt. Die
Feier der Eucharistie und die eucharistische Frömmigkeit versammelt die Menschen über alle Kontinente hinweg, sogar über den Tod hinaus am Tisch Gottes Christus macht sie immer mehr zu seinem Leib. Er gibt ihnen die
Verheißung der Auferstehung und macht Brot und Wein, die er verwandelt, schon geheimnisvoll zu einem Partikel der österlich verklärten Welt. Gleichzeitig motiviert er zu einem neuen Leben, Maß zu nehmen am Denken
und Wollen, am Tun und Lassen, am Leben und Sterben Jesu. So wirkt sich die Eucharistie aus in der Überwindung einer Zivilisation des Todes, im Aufbau einer Kultur der Liebe in allen persönlichen, gesellschaftlichen
und globalen Lebensbereichen,
Jesus Christus, der einzige Erlöser der Welt, ist das Brot für ein neues, für ein besseres Leben, das die Welt auch im dritten christlichen Jahrtausend
braucht und ersehnt.
Bischof Dr. Anton Schlembach, Nationaldelegierter der Deutschen Bischofskonterenz für den 47. Eucharistischen Weltkongress
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