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Besuchungen

Besuchungen des Allerheiligsten Altarssakramentes und der Gottesmutter

VOM HL. ALFONS MARIA VON LIGUORI

Neubearbeitung durch P. Dr. Gerhard Westerhoff C.SS.R.

Mit einem Geleitwort von P. Dr. Peter Lippert C.SS.R.

HOFBAUER-VERLAG, BONN 1982

Imprimi potest. Coloniae, die 6 Februarii 1982

P. Dr. Michael Kratz C.Ss.R. Provinzial

Zum Geleit

Zahlreiche Menschen während zweier Jahrhunderte haben in den „Besuchungen“ des heiligen Alfons eine wertvolle Hilfe des Betens gefunden. Das kleine Büchlein bot ihnen die Möglichkeit, ihre eigene Liebe zu Christus, ihre Hoffnung auf ihn, ihre Haltung der Umkehr und ihre Bitte um Vergebung ebenso auszudrücken wie ihr Vertrauen in die Fürbitte der Mutter des Herrn. Oft sind wir Redemptoristen gefragt worden, ob das Büchlein mit den „Besuchungen“, das zuletzt 1959 im Hofbauer-Verlag in der Ãœbersetzung von P. Peter Bernards erschienen war, noch erhältlich sei. Wir mussten mit „Nein“ antworten. Aber nun legen wir die Gebetstexte unseres Ordensgründers erneut und in überarbeiteter Ãœbersetzung vor.

Ich meine aber, und ich meine dies um eines Betens willen, das die ganze Fülle des Betens der Kirche heute umfasst, dass zu den „Besuchungen“ einige einführende Bemerkungen gemacht werden müssen.

Erstens: Der heilige Alfons wollte mit diesen Gebeten weder eine theologische Darlegung noch eine wissenschaftliche Erklärung von Bibelstellen noch eine umfassende Betrachtung über das Messopfer, das eucharistische Mahl oder das Altarssakrament schreiben. Darum kommen manche Gesichtspunkte nicht vor, die für eine gefüllte eucharistische Frömmigkeit wichtig sind; das ist z. T. deshalb so, weil Alfons solches auch damals bei anderen Gelegenheiten gesagt bzw. geschrieben hat, z. T. deshalb, weil sich die Art und Weise, wie Christen das „Denkmal der Liebe Gottes“, die Eucharistie, erleben, immer in gewisser Weise gewandelt hat.

Zweitens: Alfons war ein Seelsorger, der dem Volk nahe war. Gerade darum tragen die Gebete sehr stark das Gepräge des Betens seiner Zeit und seiner neapolitanischen Heimat. Gerade darum wird es aber gut sein, das Beten mit Alfons in umfassendere Zusammenhänge hineinzustellen, wie es von den kirchlich vorgezeichneten Grundlinien des Betens heute gefordert ist. Der Beter sollte das versuchen, und dies um einer christlichen Fülle und Ausgeglichenheit des Betens willen. Diese sollte ja, soweit uns begrenzten Menschen das möglich ist, der Fülle des Geheimnisses Gottes in Jesus Christus entsprechen, wie insbesondere in der Bibel bezeugt ist.

Darum wird es gut sein, zu bedenken:

der Herr hat das Sakrament seines Leibes eingesetzt, damit es uns Speise auf dem Weg sei; Alfons deutet das öfter an. Wo in Verbindung damit die eucharistische Speise und in ihr Jesus im Tabernakel verehrt wird, ist dies eine gute Weise, ihm nahe zu sein, wie Er uns nahe ist; Jesus Christus ist der einzig entscheidende Mittler zu Gott, seinem Vater und unserem Vater. Wo darum recht zu Jesus gebetet wird, geht dieses Gebet, wie die Liturgie der Kirche immer wieder sagt, „durch Christus zum Vater“. Die Fürbitte Marias ist in diesem erlösenden Zusammenhang ein Grund christlichen Getröstet-Seins. Sie fügt sich völlig in diesen Zusammenhang ein, auch wo sie gefühlsmäßig besonders intensiv erlebt oder gesucht wird;

- immer werden Menschen Gott anreden und ihm von sich ganz persönlich sprechen; sie werden zu ihm sagen „mein Gott“, und: „sieh mich an“, denn „so stehe ich vor dir“ und „sei du mein Leben“. So wie jeder Mensch weiß: unter allen Menschen bin ich einmalig, und es ist mein Leben und Sterben, das ich vor Gott leben muss, so darf und soll der Christ Gott gegenüber in der Ich-Form sprechen. Aber er wird das nicht zur einzigen Weise seines Betens machen. Er wird wissen um das „Wir“, in dem „wir als Gottes Volk“ vor ihm stehen, in der Gemeinschaft mit seinen Brüdern, in denen wir auch Ihm selbst begegnen, ja in dem Miteinander mit allen Menschen, denn Gott will nicht nur „mein“ Heil, sondern das Heil aller Menschen.

Drittens: Manchem Beter wird die Sprache und die stark gefühlsbetonte Ausdrucksweise des Heiligen ein willkommenes und geeignetes Mittel sein, die eigenen Gedanken und Gefühle Gott und Christus (und Maria) gegenüber auszudrücken. Andere Beter mögen hier eher ihre Schwierigkeiten haben. Dann sollte jeder bedenken, dass Gebetsworte nicht das Entscheidende sind; dies ist vielmehr die Haltung des Betens, die letztlich doch jeder glaubende Mensch in die Form bringen muss, die ihm gemäß ist. Gebetbücher können immer nur Anregungen sein. Jeder hat für sein privates Beten zudem die Möglichkeit und das Recht, sich seine Gebetshilfen zu suchen. So gesehen sind diese Gebete das Angebot einer Hilfe.

Viertens: So mag manches an diesen Gebeten in einem tieferen Sinn „übersetzungsbedürftig“ sein als es durch die Ãœbertragung aus dem Italienischen ins Deutsche geschah. Darüber sollte aber der Grundgehalt der „Besuchungen“ nicht übersehen werden. Wie in vielen anderen Schriften des Heiligen steht auch in den „Besuchungen“ die Liebe Gottes zu uns, und unsere Antwort der Liebe, im Mittelpunkt. Alfons unterschied sich dadurch von vielen theologischen Meinungen und nicht wenigen Frömmigkeitsformen seiner Zeit. Wer heute erst einmal beginnt, darauf zu achten; wer durch die manchmal überschwänglichen Beteuerungen hindurch liest, die tatsächlich manchem von uns so „wörtlich“ nicht vollziehbar erscheinen mögen, der wird Ermutigung und Trost in diesen Gebeten entdecken können, eine Ermutigung und einen Trost, die wir wohl heute alle brauchen. Ein solcher Leser und Beter mag darüber hinaus überzeugt sein, dass er mit diesem Grundthema des Alfons in den „Besuchungen“, nämlich: Liebe, Vertrauen, Trost, Geborgenheit, im Kern dessen ist, was Christsein ausmacht: Glaube, Hoffnung, Liebe - dies heute, auch mit „Worten von damals“.

P. Peter Lippert C.SS.R.

Vorbemerkung

Der hl. Alfons hat für die tägliche Besuchung des Herrn im Tabernakel und seiner hl. Mutter eine feste Aufeinanderfolge von Gebeten vorgesehen, die als Vorschlag gelten möge.

1. Das täglich gleiche Einleitungsgebet

2. Das für jeden Tag des Monats angegebene betrachtende Gebet zum hl. Altarssakrament

3. Die „geistige Kommunion

4. Das jedem Tag eigene betrachtende Gebet zur Gottesmutter

5. Das täglich gleiche Schlussgebet zu Maria.

Einleitungsgebet

Mein Herr Jesus Christus, aus Liebe zu den Menschen bist du, ganz Güte und Erbarmen, Tag und Nacht im Sakramente hier zugegen. Du erwartest alle, die dich hier besuchen; du selbst rufst sie und nimmst sie liebevoll auf.

Ich glaube an deine Gegenwart im allerheiligsten Altarssakrament. In tiefster Ehrfurcht bete ich dich an. Ich danke dir für die vielen Gnaden, die du mir schon erwiesen hast, besonders dafür, dass du dich selbst mir in diesem Sakrament geschenkt, dass du mir deine heilige Mutter Maria als Fürsprecherin gegeben und mich gerufen hast zu diesem Besuch bei dir im Tabernakel.

So grüße ich jetzt dein liebevolles Herz und will dir zunächst danken für dies große Geschenk; ferner möchte ich Sühne leisten für all die Beleidigungen, die deine zahllosen Feinde dir in diesem Sakramente angetan haben; schließlich will ich durch diesen Besuch dich an all den Orten der Erde anbeten, wo man dich im allerheiligsten Sakrament nur wenig verehrt oder sogar völlig allein lässt.

Mein Jesus, ich liebe dich mit meinem ganzen Herzen. Ich bereue, bisher so oft deine unendliche Güte beleidigt zu haben. Mit deiner Gnade nehme ich mir vor, dich in Zukunft nicht mehr zu kränken. Bin ich auch schwach, jetzt weihe ich mich dir ganz. Ich entsage allem Eigenwillen, meinen Neigungen und Wünschen, ja, allem, was mein ist. Von heute an verfüge du über mich und über alles, was mir gehört, ganz wie du willst!

Was ich erstrebe und ersehne, das ist allein deine Liebe, dir treu zu sein bis an mein Ende, deinen Willen vollkommen zu erfüllen.

Dir empfehle ich die Seelen im Fegfeuer, besonders jene, die das heiligste Altarssakrament und die selige Jungfrau Maria innig verehrt haben. Ich bitte auch für alle armen Sünder. Lieber Heiland, meine ganze Liebe und all meine Absichten vereinige ich mit der Liebe und den Absichten deines liebevollen Herzens; so bringe ich sie deinem ewigen Vater dar und bitte ihn in deinem Namen, sie aus Liebe zu dir anzunehmen und sie zu erfüllen. Amen.

(Hier folgt nun das für jeden Tag des Monats angebotene betrachtende Gebet, das man täglich mit dem hier folgenden schließt.)

Geistige Kommunion

Mein Jesus, ich glaube, dass du im allerheiligsten Sakrament hier gegenwärtig bist. Ich liebe dich mehr als alles andere; nach dir verlangt meine Seele. Da ich dich jetzt aber nicht wirklich im heiligen Sakrament empfangen kann, komm doch wenigstens geistigerweise in mein Herz! Aus der Tiefe meiner Seele begrüße ich dich bei mir, in Liebe vereinige ich mich mit dir. Lass nicht zu, dass ich mich je wieder von dir trenne! Amen.

(Hier folgt zunächst das jedem Tag des Monats eigene Grußgebet an Maria. Den Abschluss der täglichen Besuchung bildet dann das hier folgende Schlussgebet).

Schlussgebet zur allerseligsten Jungfrau Maria

Heiligste, unbefleckte Jungfrau, meine liebe Mutter Maria! Du bist die Mutter meines Herrn und Heilands, die Königin der Welt, die Fürsprecherin, Hoffnung und Zuflucht der Sünder. Zu dir komme ich heute mit all meiner Not.

Große Königin, ich grüße dich. Ich danke dir für so viele Gnaden, die du mir bisher schon vermittelt hast, besonders aber dafür, dass du mich vor dem ewigen Verderben bewahrt hast, das mir wegen meiner Sünden schon so oft gedroht hat.

Ich liebe dich, liebenswürdige Frau und Herrin; und weil ich dich so sehr liebe, verspreche ich, dir immer zu dienen und, wann immer ich kann, auch andere zu dir zu führen.

Dir vertraue ich voller Zuversicht mein ewiges Heil an. Nimm mich in deine Dienste! Breite deinen Schutzmantel auch über mich, du Mutter der Barmherzigkeit! Da du bei Gott so mächtig bist, flehe ich zu dir: Rette mich aus jeder Versuchung; erlange mir die Kraft, bis zu meinem Tode alle Anfechtungen zu überwinden! Dich bitte ich um die wahre Liebe zu Jesus Christus.

Liebe Mutter, steh mir um deiner Liebe zu Gott willen immer bei, besonders im letzten Augenblick meines Lebens, und erbitte mir einen guten Tod! Verlass mich nicht, bis du mich unter den Seligen im Himmel siehst! Dort werde ich dich preisen, dort ein Loblied singen auf deine Barmherzigkeit in Ewigkeit. Amen.

So hoffe ich, so soll es sein.

Besuchung am 1. Tag

Schaut, glaubende Seelen! Hier ist die Quelle alles Guten, Jesus, im heiligen Altarssakrament. Er spricht: „Wer Durst hat, der komme zu mir!“ (Joh 7,37)

Wieviel Wasser der Gnade haben die Heiligen immer wieder geschöpft aus dieser Quelle des heiligsten Sakraments! Hier teilt Jesus selbst alle Verdienste seines Leidens aus, wie der Prophet es vorausgesagt hat: „Ihr werdet Wasser schöpfen aus den Quellen des Heilands.“ Ges 12,3) Eines Tages fragte man eine heiligmäßige Klarissin, die wegen ihres häufigen und langen Verweilens vor dem Tabernakel „Braut des heiligsten Sakramentes“ genannt wurde, was sie denn eigentlich tue in den vielen Stunden, die sie vor dem Allerheiligsten verbringe; sie antwortete: „Ich möchte die ganze Ewigkeit dort verbringen. Ist denn hier nicht Gott selbst zugegen, der im Himmel unsere ewige Freude sein wird? Mein Gott, was man in seiner Gegenwart tut? Man liebt! Man lobt! Man dankt! Man bittet! Was tut denn ein Armer bei einem Reichen? Was tut ein Kranker beim Arzt? Was tut einer, der Durst hat, bei einer klaren Quelle? Was tut einer, der hungrig ist, an einem reich gedeckten Tisch!“

Mein liebenswürdigster Jesus, den ich so sehr liebe, du mein Leben, meine Hoffnung, mein Reichtum, du einzige Liebe meiner Seele! Wieviel hast du es dich kosten lassen, um in diesem Sakrament immer bei uns zu bleiben! Du musstest den Tod erleiden, um auf unsern Altären bleiben zu können. Wieviel Schmähungen hast du erdulden müssen, um immerdar bei uns gegenwärtig zu sein! Aber deine Liebe und dein Wunsch, von uns geliebt zu werden, hat dich all das erdulden lassen.

So komm denn, Herr, komm! Nimm Wohnung mitten in meinem Herz und verschließe es für immer! Kein Geschöpf soll mehr herein können, das etwas von jener Liebe zu rauben vermöchte, die ich dir schulde, die ich ungeteilt dir schenken will. Du allein, geliebter Heiland, sollst über mich herrschen, du allein mich ganz besitzen. Wenn ich dir aber einmal nicht vollkommen gehorchen sollte, dann züchtige mich streng, da mit ich in Zukunft besser darauf achte, dir so zu gefallen, wie du es willst!

Hilf mir, dass ich nichts so sehr wünsche wie deine Huld, nichts inniger ersehne, als dich auf dem Altar zu besuchen, dich in der heiligen Kommunion zu empfangen, mich mit dir zu unterreden! Mögen andere nach andern Gütern suchen, - ich liebe und verlange nichts anderes als das unendliche Gut deiner Liebe; nur sie will ich suchen, sie will ich finden an den Stufen der Altäre. Gib, dass ich mich selbst vergesse, dass ich nur noch an deine Güte denke!

Ihr seligen Serafim, um eurer himmlischen Herrlichkeit willen beneide ich euch nicht, wohl aber um der Liebe willen, die euch erfüllt zu eurem und meinem Gott. Sagt ihr mir doch, was ich tun muss, um ihn zu lieben und ihm zu gefallen!

Mein Jesus, dich allein will ich lieben, nur dir gefallen.

(Hier folgt die „Geistige Kommunion“)

Gruß an Maria

Es gibt noch eine weitere Quelle für unser Glück - unsere Mutter Maria. Sie ist so reich an Gnaden und Huld, dass der heilige Bernard sagen kann, es gebe keinen Menschen auf Erden, der nicht daran teilnehme: „Aus ihrer Fülle schöpfen wir alle.“ Von Gott selbst hat sie die Fülle der Gnaden erhalten, wie es der Engel mit seinem Gruß ihr kündete: „Gegrüßt seist du, voll der Gnade!“ (Lk 1,28)

Diesen Gnadenreichtum empfing sie aber nicht nur für sich, sondern auch für uns; all ihre Verehrer soll sie daran teilnehmen lassen, wie der hl. Petrus Chrysologus sagt: „Diese Gnaden empfing die Jungfrau, um allen Menschen das Heil zu bringen.“

Du Ursache unserer Freude, bitte für uns! (Den Abschluss bildet das Schlussgebet)

2. Tag

Brot kann man als Speise sofort essen, man kann es aber auch aufbewahren; deshalb wollte Jesus, wie der fromme P. Nierenberg sagt, unter Brotsgestalt auf der Erde bleiben; denn so kann er sich als Seelenspeise in der hl. Kommunion mit den ihn liebenden Seelen vereinen, kann sie aber auch beständig an seine Liebe zu ihnen erinnern, indem er im Tabernakel gegenwärtig bleibt.

„Er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave“, sagt der hl. Paulus (Phil 2,7). Was sollen wir aber erst sagen, wenn er hier für uns wie Brot aussieht? „Keine Zunge“, meint der hl. Petrus von Alcantara, „vermag die Herrlichkeit der Liebe Jesu zu jenen Seelen zu schildern, die im Stande der Gnade leben. Daher hinterließ dieser Liebhaber unserer Seelen uns beim Scheiden von der Erde dies heiligste Sakrament zum Andenken; sein Abschied von der Erde sollte nicht dazu führen, dass wir ihn vergessen. In diesem Sakrament wollte er selbst bei uns bleiben; kein anderes Unterpfand sollte nach seinem Willen die Erinnerung an ihn wach halten.“

Mein Jesus, nun bist du in diesem Tabernakel, wenn auch verborgen, immer da, um die Bitten aller Hilfsbedürftigen anzuhören. Erhöre heute auch meine Bitten, wenn ich auch durch meine Sünden besonders undankbar gewesen bin. Tiefe Demut erfasst mich, und reuevoll bekenne ich vor dir, dass ich dich gekränkt habe. So bitte ich vor allem: Verzeihe mir alle Beleidigungen! Gütiger Heiland, hätte ich dich doch niemals betrübt!

Weißt du, was ich jetzt so sehr wünsche? - Ich habe erkannt, wie liebenswürdig du bist, ich bin von Liebe zu dir entzündet. Deshalb erfüllt mich großes Verlangen, dich zu lieben; aber wenn du mir nicht hilfst, fehlt mir die Kraft dazu. So hilf mir denn, mächtiger Herr, und der ganze Himmel soll Zeuge werden deiner großen Macht und unendlichen Güte. Wandle mich und mach aus einem großen Empörer einen großen Liebenden! Du kannst es tun, du willst es auch. Ergänze alles, was mir noch fehlt, damit ich dich so liebe, wie es sich gebührt, wenigstens aber in dem gleichen Maße, wie ich es bisher an Liebe haben fehlen lassen!

Mein Jesus, ich liebe dich mehr als alles andere, mehr als mich selbst, - mein Gott, meine Liebe, mein Alles!

Mein Gott und mein Alles!

Gruß an Maria

„Lasst uns voll Zuversicht hingehen zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen finden zur rechten Zeit!“ (vgl. Hebr 4,16) Nach dem hl. Antonin ist Maria dieser Thron der Gnade; durch sie will Gott alle Gnaden spenden.

Liebenswürdigste Königin, wenn du schon so sehr danach verlangst, den Sündern zu helfen - siehe, hier ist einer! Hilf mir, zögere nicht!

Du einzige Zuflucht der Sünder, hab' Erbarmen mit mir!

3. Tag

„Meine Freude ist es, bei den Menschenkindern zu sein.“ (Spr 8,31)

Jesus war nicht damit zufrieden, aus Liebe zu uns auf Erden zu sterben; er wollte auch nach seinem Tod bei uns bleiben; er tut es im heiligsten Altarssakrament. So zeigt er uns, dass er seine Freude darin findet, unter den Menschen zu sein.

„Ihr Menschen“, ruft die hl. Theresia uns zu, „wie könnt ihr einen Gott beleidigen, der gesteht, in eurer Mitte seine Freude zu finden!“ Für Jesus ist es eine Freude, bei uns zu sein, wir aber finden keine Freude daran, bei Jesus zu sein! Wir haben die große Ehre, in seinem Königspalast uns aufhalten zu dürfen. Wie sehr weiß sich einer geehrt, der im Palast seines Königs wohnen darf! Nun, hier ist der Königspalast, hier dürfen wir mit Jesus zusammenrein. Danken wir ihm dafür! Nutzen wir den Umgang mit ihm!

Sieh mich hier, mein Herr und Gott, vor deinem Altar, auf dem du Tag und Nacht für mich zugegen bist! Du bist die Quelle, aus der alles Gute quillt, du der Arzt gegen jedes Übel, du der Reichtum für jeden Armen. Sieh herauf den ärmsten Sünder, der in seiner Not um dein Erbarmen fleht! Hab' Mitleid mit mir! Ich will gewiss nicht verzweifeln in meinem Elend; denn ich sehe ja, dass du in dieses Sakrament nur deshalb vom Himmel auf die Erde herabgestiegen bist, um mir Gutes zu tun.

Ich preise dich, ich danke dir, ich liebe dich. Wenn ich mir von dir etwas erbitten darf, so höre: Ich will nur eines, nämlich dich nicht mehr beleidigen. Gib mir Erleuchtung und Kraft, dass ich dich liebe von ganzem Herzen!

Ich liebe dich, Herr, aus der Tiefe meiner Seele, mit all meiner Liebeskraft. Hilf du mir, dass ich dies in voller Wahrheit sagen kann, nicht nur in diesem Erdenleben, sondern die ganze Ewigkeit hindurch!

Allerseligste Jungfrau, meine heiligen Schutzpatrone, all ihr seligen Engel im Himmel, helft mir, Gott lieben, ihn, der aller Liebe würdig ist! Guter Hirt, du wahre Speise, Hilf uns auf des Lebens Reise, Führ uns hier auf gute Weide, Schenk uns einst die ew'ge Freude!

Gruß an Maria

„Ihre Fesseln sind Fesseln zum Heile.“ (Sir 6,31) „Die Verehrung Mariens“, so erklärt Pelbartus dieses Wort der Hl. Schrift, „Marienverehrung ist eine Kette, die uns zum Himmel zieht“.

Wir wollen unsere himmlische Herrin bitten, dass sie uns mit den Fesseln der Liebe zu ihr immer fester kette an das Vertrauen auf ihren mächtigen Beistand.

O gütige, o milde, o liebe Jungfrau Maria!

4. Tag

„Der Umgang mit der göttlichen Weisheit hat nichts Bitteres; sich mit ihr einzulassen bringt uns nichts Widriges.“ (Weish 8,16) Irdisch gesinnte Menschen finden in der Geselligkeit miteinander soviel Vergnügen, dass sie ganze Tage damit verbringen können. Langeweile empfinden vor Jesus im Tabernakel kann nur, wer ihn nicht liebt. Die Heiligen nämlich glaubten sich im Himmel, wenn sie vor dem Tabernakel verweilen durften. So hat die hl. Theresia nach ihrem Tode einmal zu einer ihrer Mitschwestern gesagt: „Wir im Himmel und ihr auf der Erde müssen einander gleichen in der Reinheit und in der Liebe, wir im Genuss der Freude, ihr im Ertragen der Leiden; denn was wir im Himmel tun vor dem unverhüllten Antlitz Gottes, das müsst ihr auf Erden tun vor dem heiligsten Sakrament.“ So ist also das hl. Altarssakrament unser Himmel auf Erden.

Unbeflecktes Gotteslamm, am Kreuz hast du dich für uns geopfert. Gedenke, dass du auch meine Seele mit so vielen Schmerzen, ja durch deinen Tod erlöst hast! Da du also ganz für mich hingegeben wurdest und dich täglich mir von neuem schenkst im Opfer unserer Altäre, werde du ganz mein Eigentum und lass mich nie mehr dich verlieren! Lass aber auch mich ganz dir gehören! Dir opfere ich mein ganzes Ich: Mach mit mir, was du für mich planst! Ich überlasse dir meinen Willen; binde ihn an dich mit der sanften Gewalt deiner Liebe! Für immer soll er gleichsam ein Sklave deines heiligsten Willens sein. Von jetzt an will ich nicht mehr meinen Wünschen zu Diensten sein; mein einziger Wunsch sei, deiner Güte zu entsprechen.

Zerstöre in mir alles, was dir nicht gefällt! Gib mir die Gnade, dass all mein Sinnen nur danach strebt, dir zu gefallen, und dass ich nur deine Wünsche erfüllen will! Dich, mein lieber Heiland, liebe ich aus meinem ganzen Herzen; ich liebe dich, weil du von mir geliebt zu werden wünschest; ich liebe dich, weil du aller Liebe würdig bist. Es schmerzt mich, dich nicht so geliebt zu haben, wie du es wert bist. Ich könnte sterben aus Liebe zu dir. Mein Herr und Gott, höre in Huld auf mein Verlangen und schenk mir deine Liebe! Amen. So sei es!

Heiliger Wille Gottes, dir gebe ich mich anheim.

Gruß an Maria

„Ich bin die Mutter der schönen Liebe“ (Sir 24,24), so sagt Maria von jener Liebe, die unsere Seele so schön macht.

Die hl. Magdalena von Pazzi sah in einer Vision, wie die selige Jungfrau umherging und dabei einen erquickenden Trank austeilte; dieses Getränk sollte die Liebe zu Gott darstellen. Nur Maria teilt diese Gabe aus; von ihr also wollen wir sie erbitten.

Meine Mutter, meine Hoffnung, lass mich ganz Jesus gehören!

5. Tag

„Der Sperling findet ein Haus, bei dem er bleiben kann, die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen; ich finde für mich deine Altäre, Herr der Heerscharen, mein König, mein Gott!“ (Ps 83,3)

Der Psalmsänger sagt, der Sperling finde eine Bleibe für sich bei den Häusern der Menschen, die Schwalbe in ihrem Nest. Du aber, Herr und König, du hast dir ein Haus auf der Erde gesucht, hast dir eine Wohnung gebaut auf unsern Altären, damit wir dort dich finden können und damit du immer nahe bei uns bleiben kannst. Mein Heiland, du liebst die Menschen allzu sehr; mehr konntest du nicht tun, um ihre Liebe zu gewinnen.

Liebenswürdiger Jesus, bewirke nun noch dies, dass auch wir in Liebe zu dir entbrennen! Wir dürfen doch nicht mit Kälte die Liebe unsers Gottes erwidern, der uns so innig liebt! Ziehe uns an dich mit der sanften Gewalt deiner Liebe! Lass uns erkennen das heilige Anrecht, das du darauf hast, von uns geliebt zu werden!

Unendlich Großer, unendliche Güte! Du bist so liebenswürdig, du liebst die Menschen so sehr, du hast soviel getan, um von den Menschen geliebt zu werden! Wie kommt es nur, dass sich unter den Menschen so wenige finden, die deine Liebe erwidern? Ich will nicht länger zu der Zahl der Undankbaren gehören. Ich bin entschlossen, dich nach besten Kräften zu lieben; nichts anderes will ich mehr lieben als dich. Du verdienst es, du befiehlst es mir so eindringlich, ich will auf dich hören. Gib, du Gott meines Herzens, dass ich dir vollkommen folge! Ich erbitte es von dir um der Verdienste deines Leidens willen, und ich hoffe, du wirst mich erhören. Die Güter dieser Erde gib denen, die sie begehren! Ich begehre und erstrebe nur den erhabenen Reichtum deiner Liebe. Dich liebe ich, mein Jesus. Unendliche Güte, dich liebe ich. Du bist mein Schatz, du bist meine Freude, du meine ganze Liebe.

Mein Jesus, du hast dich ganz mir geschenkt, ich weihe mich ganz dir.

Gruß an Maria

Unsere Liebe Frau! Der hl. Bernhard nennt dich eine „Räuberin der Herzen“. Er sagt, du gehest umher, um durch deine Schönheit und durch deine Güte die Herzen zu rauben.

Raube dir, bitte, auch mein Herz, meinen Willen! Ich schenke sie dir rückhaltlos. Vereinige sie mit deiner Hingabe und bringe sie Gott zum Opfer dar!

Liebenswürdige Mutter, bitte für mich!

6. Tag

„Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ (Lk 12,34) Jesus Christus sagt, unsere Liebe ziehe uns in jene Richtung, in der wir unsern Schatz zu finden hofften. Die Heiligen, die keinen andern Schatz kannten und liebten als Jesus Christus, verweilten deshalb in herzlicher Liebe bei Jesus im heiligsten Sakrament.

Mein liebenswürdigster Jesus im heiligen Altarssakrament! Aus Liebe zu uns bist du Tag und Nacht im Tabernakel zugegen. Bitte, ziehe mein ganzes Herz zu dir hin! Lass mich an nichts anderes denken als an dich, nichts anderes lass mich lieben, nichts anderes suchen, nichts anderes erhoffen als dich allein! Das gib mir um der Verdienste deines Leidens willen, auf die vertrauend ich dich anflehe.

Mein im Sakrament verborgener Heiland, du göttlich liebender Bräutigam! Was hat deine zarte Liebe nicht alles erfunden, um alle Seelen für deine Liebe zu gewinnen! Ewiges göttliches Wort, für uns Mensch zu werden und für uns zu sterben war dir noch nicht genug; du hast uns auch noch dieses Sakrament gegeben, um bei uns zu bleiben, um unsere Speise zu werden und Unterpfand des Himmels für uns zu sein. Zuerst erscheinst du unter uns als Kind in einem Stall, dann als Armer in einer Werkstatt, dann als Verurteilter am Kreuzesholz, schließlich unter Brotsgestalt auf unsern Altären. Sag mir doch: Konntest du überhaupt noch mehr ersinnen, um zu erreichen, dass wir dich lieben?

Unendlich liebenswertes Gut, wann endlich werde ich beginnen, deine innig zarte Liebe zu beantworten? Herr, mein Leben soll nur noch diesen einzigen Sinn haben, dich allein zu lieben. Was würde nämlich mein Leben überhaupt wert sein, wenn ich es nicht ganz dazu nützte, dich zu lieben, dir zu gefallen, mein geliebter Erlöser, der du dein ganzes Leben für mich hingegeben hast! Was sonst sollte ich auch lieben als dich, der du ganz Schönheit und Würde bist, ganz Güte, ganz Liebender und Liebenswerter! Mein ganzes Leben soll Liebe sein. Beim bloßen Gedanken an deine Liebe soll es sich in Liebe verzehren. Wenn ich die Worte“ Krippe, Kreuz, Sakrament“ höre, will ich brennen in der Sehnsucht, Großes für dich zu tun, mein Jesus, der du so Unbegreifliches für mich getan und erduldet hast.

Herr, lass mich etwas für dich tun, bevor ich sterbe!

Gruß an Maria

„Wie ein kostbarer Ölbaum in den Feldern bin ich“, (Sir 24, 14), sagt Maria, wie ein köstlicher Ölbaum, von dem immerfort das Öl der Barmherzigkeit kommt; ich stehe auf freiem Felde, so dass alle mich sehen, alle zu mir kommen können.

Deshalb flehe ich mit dem hl. Augustinus: Gedenke, o milde Jungfrau Maria, es wurde noch nie vernommen, dass jemand deine Hilfe angerufen hätte, aber nicht erhört worden sei. Hohe Königin, lass nicht zu, dass ich der erste Unglückliche sei, der trotz der Zuflucht zu dir im Stich gelassen würde von dir!

O Maria, schenk mir die Gnade, immer zu dir mich zu flüchten!

7. Tag

„Seid gewiss, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt!“ (Mt 28,20)

Als Jesus, unser guter Hirt, liebend sein Leben für uns, seine Schäflein gab, wollte er dennoch im Tod sich nicht von uns trennen. „Meine lieben Schäflein“, so ruft er uns zu, „seht, ich bin immer bei euch! Für euch bin ich in diesem Sakrament auf der Erde geblieben. Sooft ihr wollt, könnt ihr mich hier finden und in meiner Gegenwart Hilfe und Trost erlangen. Bis an das Ende der Welt werde ich euch nicht verlassen, solange ihr auf der Erde seid. „ Der hl. Petrus von Alkantara sagt, der göttliche Bräutigam habe seine Braut während seiner langen Abwesenheit nicht allein lassen, sondern ihr einen Gefährten geben wollen; deshalb habe er dies Sakrament eingesetzt, in dem er selbst zurückblieb als der beste Gefährte, den er für sie erwählen konnte.

Liebenswerter Herr, liebenswürdigster Heiland im Tabernakel! Ich besuche dich jetzt hier. Du aber erwiderst meinen Besuch mit weit größerer Liebe, wenn du in der hl. Kommunion in mein Herz kommst. Dann besuchst du mich nicht nur; du wirst meine Speise, du vereinigst dich ganz mit mir, schenkst dich mir. Dann kann ich also in Wahrheit sagen: „Mein Jesus, jetzt bist du ganz mein!“

Da du dich nun ganz mir schenkst, so muss auch ich mich ganz dir schenken. Ich bin ja ein armes Geschöpf, du aber bist der große Gott. Gott der Liebe, o Liebe meiner Seele, wann werde ich endlich in der Tat dir gehören, nicht mit bloßen Worten? Du kannst das bewirken; lass deshalb in mir wachsen das Vertrauen auf die Verdienste deines kostbaren Blutes, damit ich diese eine Gnade von dir erlange, vor meinem Tode ganz dein zu sein, nicht mehr mir selbst zu gehören!

Herr, du erhörst die Bitten aller Menschen, erhöre auch die Bitte einer Seele, die dich in Wahrheit lieben will! Ich will dich lieben, wie ich nur kann; ich will dir gehorchen, was immer du verlangst; ich will es ohne Hoffnung auf einen Vorteil, auf Trost oder Lohn. Aus Liebe will ich dir dienen, um dir Freude zu machen, um deinem Herzen zu gefallen, das mich so sehr liebt. Dich zu lieben, das sei mein Lohn!

Geliebter Sohn des ewigen Vaters, nimm hin meine Freiheit, meinen Willen, nimm alles, was ich habe, mich selber ganz und gar! Schenke du dich mir! Dich liebe ich, dich suche ich, nach dir verlange ich, nach dir nur sehne ich mich.

Mein Jesus, lass mich ganz dein eigen sein!

Gruß an Maria

Liebenswürdigste Herrin, die ganze Kirche ruft dir zu: „Unsere Hoffnung, sei gegrüßt!“

Da also alle auf dich hoffen, sei auch meine Hoffnung! Der hl. Bernhard nennt dich: „Du einziger Grund, der mich hoffen lässt!“ Und er rät jedem, der verzweifeln zu müssen meint, sich auf dich zu verlassen.

Auch ich will so zu dir sprechen: „Maria, meine Mutter, du rettest noch die Verzweifelten - in dir ruht meine ganze Hoffnung.“

Maria, Mutter Gottes, bitte Jesus für mich!

8. Tag

Jesus spricht zu jedem, der ihn im heiligsten Sakrament besucht, die gleichen Worte, die er schon zu der Braut im Hohenlied gesagt hat: „Steh auf, eile herbei, meine Freundin, du meine Schöne, und komm!“ (Hld 2,10)

„Meine Seele, die du mich besuchst, erhebe dich, lass dein Elend hinter dir! Ich bin ja hier, um dich an Gnade reich zu machen. Eile herbei, komm in meine Nähe, fürchte dich nicht vor meiner Herrlichkeit! Ich habe mich ja in diesem Sakrament erniedrigt, um dir die Furcht zu nehmen und dein Vertrauen zu gewinnen. - Meine Freundin, nicht mehr Feindin, du sollst mich in Freundschaft dir verbinden, weil du mich liebst und ich dich liebe. - Meine Schöne, dich hat meine Gnade schön gemacht. Komm, komm herauf zu mir, umarme mich, wende dich an mich, bitte mich, aber mit großem Vertrauen!“

Die hl. Theresia sagt, dieser große und herrliche König habe sich im Sakrament mit der Brotsgestalt umkleidet und so seine Majestät verborgen, um uns Mut zu machen: Wir sollen uns seinem göttlichen Herzen mit mehr Vertrauen nähern.

So wollen wir also zu Jesus gehen mit großer Zuversicht und in heiliger Liebesglut; wir wollen uns mit ihm vereinigen und Gnade bei ihm suchen.

Ewiges Wort, das für uns Mensch geworden und im hl. Sakrament bei uns geblieben ist, welche Freude muss mich erfüllen in dem Gedanken,

dass ich hier bei dir bin, du mein Gott, du unendliche Majestät, die sich in Liebe zu mir herablässt! Ihr Seelen, die ihr Gott liebt, wo immer ihr auch weilet, im Himmel oder auf der Erde, liebt ihn doch auch für mich! Liebe Mutter Maria, hilf du mir, ihn lieben!

Und du, mein liebevollster Herr, mach du selbst dich zum Ziel all meiner Liebe! Herrsche du als einziger Herr über meinen Willen! Nimm mich ganz in Besitz! Dir weihe ich meinen Verstand, dass er immer an deine Güte denkt. Dir weihe ich meinen Leib, damit er mir helfe, dir zu gefallen. Dir soll mein Herz geweiht sein, dir soll es ungeteilt gehören.

Geliebter meiner Seele! Möchten doch alle Menschen die Innigkeit deiner Liebe erkennen, damit alle nur noch eins wollen: Dich ehren und dich so erfreuen, wie du es verlangst und verdienst! Ich wenigstens will jetzt nur noch deine unendliche Schönheit lieben. Die ganze Kraft meines Herzens will ich daran setzen, dir zu gefallen. Ich nehme mir vor, nichts zu unterlassen, was dir gefallen könnte, auch wenn es mir Leid bringen oder gar mein Leben kosten sollte. Ich will mich glücklich schätzen, wenn ich alles verliere, aber dich gewinne, meinen Gott, meinen ganzen Reichtum, meine Liebe, mein Alles.

Jesus, Geliebter, nimmt mir alles! Nimm du mich ganz in Besitz!

Gruß an Maria

„Ihr Kleinen, kommt zu mir!“ (Spr 9,4)

So ruft Maria alle, die eine Mutter suchen; sie sollen zu ihr kommen, weil sie die liebevollste Mutter ist. Der fromme Pater Nieremberg meint, die Liebe aller Mütter sei nur ein Schatten im Vergleich mit der Liebe, die Maria jedem von uns schenke.

Meine Mutter, die du nach Gott mehr als sonst jemand mich liebst und nach meinem Heile verlangst, liebe Mutter, zeige, dass du mir Mutter bist!

Mutter, lass mich stets deiner gedenken!

9. Tag

Der hl. Johannes schreibt in seiner Offenbarung: „Ich sah einen in der Gestalt eines Menschen, der um die Brust einen goldenen Gürtel trug.“ (Offb 1,13)

So ist Jesus im heiligsten Altarssakrament gegenwärtig. Er streckt uns gleichsam seine Hand entgegen, weil sein Herz sich danach sehnt, uns mit der Fülle seiner Gnaden zu stärken, wie eine Mutter danach verlangt, ihr Kind zu nähren.

Geliebter meiner Seele, eingeborener Sohn des ewigen Vaters, ich erkenne, dass niemand und nichts so sehr aller Liebe wert ist; ich verlange, dich so zu lieben, wie du verdienst, wenigstens aber so, wie irgendeine andere Seele dich zu lieben wünschen kann. Zwar gestehe ich, dass ich mich gegen dich aufgelehnt, ja Verrat geübt habe an deiner Liebe und daher nicht würdig bin, dich zu lieben. Ich verdiene es nicht, hier in der Kirche dir so nahe zu sein. Aber ich weiß auch, dass du dich nach meiner Liebe sehnst: „Schenk mir, mein Kind, dein Herz!“ (Spr 23,26), sagst du; und: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus ganzem Herzen.“ (Dtn 6,5)

Ich verstehe dich: Du hast nur deshalb mein Leben erhalten, mich nicht von dir verstoßen, mich nur deshalb nicht verworfen, damit ich mich von Grund auf bekehre und dich von Herzen liebe. Sieh also, mein Gott, der du ganz Güte, ganz Liebe bist: Ich gebe mich in deine Hand, dir überlasse ich mich ganz. Dich erwähle ich Armer zum Herrn und König meines Herzens. Du willst es besitzen, ich will es dir schenken. Zwar ist es ohne Wärme und Schönheit; aber wenn du es annimmst, wirst du es verwandeln.

Ja, verwandle es! Ich wage nicht mehr, so wie bisher zu leben, so undankbar, so lieblos, angesichts deiner unendlichen Güte und Liebe, die eine rückhaltlose Gegenliebe verdient. Hilf mir, dir in Zukunft das an Liebe zu ersetzen, was ich bisher habe fehlen lassen!

Mein Herr und mein Gott, ich will dich lieben, dich will ich immer lieben.

Gruß an Maria

Wie ihr Sohn Jesus, so freut sich auch seine Mutter Maria, wenn sie den Menschen in ihrer Not helfen, im Elend sie trösten kann; sie ist ja die Mutter der Barmherzigkeit. So sehr möchte Maria jedem Menschen Gnade vermitteln, dass Bernardin von Bustis sagen konnte: „Sie verlangt inniger danach, dir Gutes zu tun und dir Gnade zu schenken, als du selbst dir diese Gnade wünschest.“

Unsere Hoffnung, sei gegrüßt!

10. Tag

„Wohin geht ihr“, fragt der hl. Augustinus, „ihr unglücklichen, törichten Kinder der Welt, wo sucht ihr Frieden für euer Herz? Kommt zu Jesus, denn er allein kann euch das Glück schenken, das ihr sucht!“

Meine Seele, sei nicht auch du so töricht! Suche Gott allein! Suche das eine Gut, das alle Güter in sich schließt! Und wenn du es schnell finden willst, sieh nur, es ist dir ganz nah! Nur deshalb ist Jesus im Tabernakel, weil er dir Trost spenden und dir Erhörung schenken will. Sag ihm also, was du wünschest!

„Mit den Mächtigen dieser Erde kann nicht jeder sprechen“, sagt die hl. Theresia, „vielen kann man nur durch einen Mittler seine Anliegen vortragen. Um aber mit dir sich zu unterhalten, König der Glorie, bedarf es keines Mittlers. Du lässt dich immer finden im Sakrament des Altares; immer bist du bereit, jeden anzuhören. Jeder, der dich sprechen will, wird dich allezeit finden und kann sich vertraulich mit dir unterhalten. Wer nach dir verlangt, kann dich hier im heiligen Sakrament aufsuchen; hier erwartest du uns Tag und Nacht.“

O Sakrament der Liebe! Durch deine Gegenwart auf dem Altar wie in der hl. Kommunion ziehst du mit der sanften Macht deiner Liebe so viele Herzen an dich! Von deiner großen Güte entflammt und beglückt, haben sie dich immer vor Augen. Zieh auch mein armes Herz an dich; es wünscht, dich zu lieben, es will nur deiner Liebe leben. Von heute an lege ich in deine gütigen Hände alles, was ich beginne und was ich vollende, alles, was ich wünsche und erstrebe, mich selbst mit Leib und Seele. Nimm mich gnädig an, mein Herr und mein Gott! Nie mehr will ich klagen, mein lieber Herr, über dein heiliges Walten; denn es kommt aus deinem liebenden Herz, darum ist es liebenswert und gereicht mir zum Besten. Mir genügt es zu wissen, dass du es so willst; deshalb will auch ich jetzt und in Ewigkeit nichts anderes. Tu mit mir, verfüge über mich, wie du willst! Ich vereinige mich vollkommen mit deinem Willen, denn er ist ganz heilig, ganz gut, ganz makellos und ohne Fehl - aller Liebe wert. O Wille meines Gottes, wie bist du mir lieb! Immer will ich leben, ja dereinst sterben vereint mit dir, ganz mit dir verbunden. Was dir gefällt, soll auch meine Freude sein; nur was du wünschst, will auch ich mir wünschen.

Mein Herr und mein Gott, steh du mir bei, dass ich von heute an nur noch für dich lebe, nur noch deinen Willen kenne, nur nach seiner Erfüllung mich sehne! Aus Liebe zu dir möchte ich sterben, weil du aus Liebe zu mir gestorben und die Speise meiner Seele geworden bist. Verwünscht sind mir nun alle Tage, an denen ich meinen eigenen Willen getan und dir missfallen habe.

Wille Gottes, ich liebe dich wie Gott selbst, denn du bist eins mit Gott. Aus ganzem Herzen liebe ich dich, dir überlasse ich mich ganz.

Wille meines Gottes, du bist meine einzige Liebe.

Gruß an Maria

Unsere erhabene Königin spricht: „Ich habe Schätze, diejenigen reich zu machen, die mich lieben.“ (Spr 8,18.21) Wollen wir also reich werden an Gnaden, dann müssen wir Maria lieben. Ein gelehrter Schriftsteller nennt sie „Schatzmeisterin der Gnade“. Glücklich ist jeder zu nennen, der sich in Liebe und Vertrauen an Maria wendet.

Meine Mutter, meine Hoffnung, du kannst mich heilig machen. Von dir erhoffe ich diese Gnade.

Liebenswürdige Mutter, bitte für mich!

11. Tag

Die hl. Theresia sagt: „Wir wollen dafür sorgen, dass wir nie unsern guten Hirten aus den Augen verlieren, uns nie von ihm entfernen; denn die Schäflein, die nahe beim Hirten bleiben, werden von ihm bevorzugt und besonders betreut; sie erhalten sogar manchmal aus seiner Tasche Bissen von seiner eigenen Nahrung. Schläft der Hirt, so weicht das Schäflein doch nicht von seiner Seite, bis er erwacht und ihm von neuem gut ist.“

So sieh mich hier ganz nah bei dir, mein im Sakrament verborgener Heiland! Kein anderes Geschenk wünsche ich mir von dir, nur Glut und Ausdauer in der Liebe zu dir. Heiliger Glaube, dir danke ich für die untrügliche Sicherheit in der Erkenntnis, dass in dem hl. Sakrament des Altares, in diesem Brot vom Himmel, nicht mehr Brot zugegen ist, sondern mein Herr Jesus Christus, aus Liebe zu mir. Mein Gott und mein Alles! Ich glaube, dass du hier im hl. Sakrament zugegen bist. Meinem leiblichen Augen bleibst du zwar verborgen; aber im Licht des heiligen Glaubens erkenne ich dich hier in der heiligen Hostie als den höchsten Herrn des Himmels und der Erde, als den Erlöser der ganzen Welt.

Jesus, mein Geliebter, du bist meine Hoffnung, meine Stärke, mein beseligender Trost. Ich bitte dich, nimm auch meine ganze Liebe an, sei du der einzige Gegenstand meines ganzen Denkens, Wünschens und Wollens! Nichts soll mich in Zeit und Ewigkeit so erfreuen wie die unendliche Glückseligkeit, deren du selbst dich jetzt erfreust und dich in Ewigkeit erfreuen wirst. Es macht mich überglücklich, dass du, mein geliebter Erlöser, in vollkommener Seligkeit lebst, ohne Schranken, ohne Grenzen.

Sei du also mein Herr, herrsche über mein ganzes Herz, ich überlasse es dir, nimm es für immer in Besitz! Mein Wille, meine Sinne, all meine Fähigkeiten und Fertigkeiten sollen ganz und gar deiner Liebe dienen; ich will sie in dieser Welt nur zu deiner Freude, zu deiner Ehre nutzen.

Allerseligste Jungfrau, liebe Mutter meines Jesus, du hast als Erste dein ganzes Erdenleben der Liebe zu Jesus geweiht. Hilf mir! Erflehe mir, dass ich von heute an so lebe wie du, vollkommen glücklich in Gott!

Mein Jesus, lass mich ganz dir gehören, sei du ganz mein!

Gruß an Maria

„Glücklich der Mensch, der an meiner Türe wacht und meine Türschwelle hütet!“ (Spr 8,34)

Selig ist, wer, wie ein Armer an der Tür eines Reichen, vor den Toren des Erbarmens unserer Mutter bereitsteht, um die gütige Gabe der Gnaden von ihr zu erbitten! Aber noch seliger jene, die sich mühen, die Tugenden der Gottesmutter nachzuahmen, besonders ihre Reinheit und Demut!

Du meine Hoffnung, komm, mir beizustehen!

12. Tag

„Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.“ (1 Joh 4,16) Wer Jesus liebt, bleibt bei Jesus, und Jesus bleibt bei ihm: „Wenn jemand mich liebt, wird mein Vater ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“ (Joh 14,23)

Als dem hl. Philipp Neri die heilige Wegzehrung gebracht wurde, da rief er beim Anblick der heiligen Hostie begeistert aus: „Da kommt meine Liebe! Seht da meine Liebe!“ So sollte jeder von uns sprechen, wenn er vor Jesus im Tabernakel sich einfindet: „Seht da, meine Liebe! Da ist der Gegenstand all meiner Wünsche in Zeit und Ewigkeit.“

Mein Herr und Gott, du hast versprochen, in Liebe bei jedem, der dich liebt, Wohnung zu nehmen und ihn nicht mehr zu verlassen. Nun, mein Herr, ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als jedes andere Gut. Schenk mir darum auch deine Liebe, die ich höher schätze als alle Güter dieser Erde! Komm, verschließe die Tür deiner Wohnung in der armen Hütte meiner Seele! Verschließe sie so fest, dass du mich nie mehr verlassen kannst oder vielmehr, dass ich dich nie mehr aus meinem Herzen vertreiben kann! Du verlässt ja niemand, der dich nicht vertreibt. Wie ich dich aber früher durch die Sünde aus meinem Herzen verwiesen habe, so könnte es aufs neue geschehen; doch das darfst du nicht zulassen, Herr. Lass die Welt nicht Zeuge solch neuer Untat, solch schmählicher Undankbarkeit sein! Du hast mich mit ganz besonders viel Gnaden ausgezeichnet; sollte ich dich je wieder aus meiner Seele vertreiben? Dennoch könnte es geschehen; deshalb, lieber Herr, möchte ich, wenn es dir gefällt, lieber sterben, um durch den Tod ewig mit dir vereint zu leben.

Ja, mein Jesus, in dieser Hoffnung umfange ich dich im Geiste und drücke dich an mein armes Herz. Lass mich dich immer lieben und immer von dir geliebt sein! So sei es, mein liebenswürdigster Heiland! Ich will dich immer lieben, und du wirst mich immer lieben. O Gott meiner Seele, ich hoffe, dass wir uns immer lieben, eine ganze Ewigkeit hindurch. So sei es!

Mein Jesus, ich will dich ewig lieben, und ewig will ich von dir geliebt werden.

Gruß an Maria

Wie die ewige Weisheit sagt: „Wer in mir seine Werke tut, der sündigt nicht“ (Sir 24,30), so spricht auch Maria: „Wer sich bemüht, mir zu dienen, der wird beharrlich sein im Dienste Gottes“, und, wieder mit den Worten der Weisheit: „Wer mich verherrlicht, der wird das ewige Leben besitzen.“ (Sir 24,31) Wer also sich bemüht, dass auch andere Maria kennen lernen und lieben, darf zuversichtlich das ewige Heil erwarten. So verspreche ich, wann immer ich kann, über die Herrlichkeiten Mariens und über ihre Verehrung zu sprechen, öffentlich und in privaten Gesprächen.

Würdige mich, heiligste Jungfrau, dich zu loben!

13. Tag

„Meine Augen und mein Herz werden ständig hier verweilen“, so hat Gott vom Tempel des Alten Bundes gesagt (3Kön 9,3). Nun, Jesus hat dies schöne Versprechen im Neuen Bund mit dem heiligsten Altarssakrament eingelöst; dort ist er bei uns Tag und Nacht.

Mein Herr und Gott, es wäre gewiss genug gewesen, wenn du in diesem Sakrament tagsüber hättest bei uns bleiben wollen, wo du Anbeter deiner heiligen Gegenwart findest, die dir Gesellschaft leisten. Aber warum hast du beschlossen, auch in den Nächten dort zu sein, wenn die Menschen doch die Kirchen abschließen und in ihren Wohnungen weilen, dich also völlig allein lassen? Doch ich verstehe dich: Die Liebe macht dich zu unserm Gefangenen; du liebst uns mit solcher Glut, dass du dich ganz an diese irdische Gegenwart gebunden hast und uns Tag und Nacht nicht verlassen kannst.

Liebster Heiland, schon allein die zarte Innigkeit deiner Liebe müsste alle Menschen drängen, immer beim Tabernakel zu verweilen, sozusagen, bis sie mit Gewalt vertrieben würden. Und wenn sie doch von dir weggehen müssen, sollten sie zu Füßen des Altares all ihre Herzensneigungen zurücklassen für den menschgewordenen Gott; denn er begnügt sich nicht damit, im Tabernakel einsam eingeschlossen zu bleiben, sondern sinnt ständig darauf herauszufinden, was uns Not tut, und uns zu helfen. In Liebe brennend erwartest du den neuen Tag, an dem die von dir so sehr geliebten Seelen dich wieder besuchen.

Mein Jesus, ich will dein Verlangen stillen. Meinen Willen, alle Neigungen meines Herzens weihe ich dir, unendliche Majestät Gottes! In diesem göttlichen Sakrament bist du nicht nur deshalb auf Erden geblieben, um uns mit Leib und Seele nahe und gegenwärtig zu sein, sondern vor allem, um dich uns in der hl. Kommunion zu vereinigen. Aber, mein Herr und Gott, wer wird es wagen, sich dir zu nähern, um sich zu nähren mit deinem heiligen Fleisch und Blut? Dennoch ist es uns auch unmöglich, deine Nähe zu meiden; denn gerade mit der Absicht, bei uns Einkehr zu halten und unser ganzes Herz in Besitz zu nehmen, hast du dich in der hl. Hostie verborgen. Du brennst ja in dem Verlagen, von uns empfangen, du freust dich darauf, mit uns vereinigt zu werden.

So kommt, mein Jesus, komm!

Ich verlange danach, dich in mein Herz auf zunehmen, damit du als mein Gott Herr wirst über mein ganzes Ich, über mein ganzes Wollen. Alles, was mein ist, mein lieber Heiland, soll deiner Liebe weichen; mein Glück, meine Zufriedenheit, mein eigener Wille, alles soll vor dir zurücktreten. O Liebe, o Gott der Liebe, herrsche, triumphiere über mein ganzes Ich! Vernichte alles in mir, nimm ganz als Opfer für dich, was noch mir und nicht dir gehört! Lass es nie wieder geschehen, du meine Liebe, dass meine Seele, die beim Empfang der hl. Kommunion ganz erfüllt wird von der Herrlichkeit Gottes, sich an Geschöpfe verliere!

Ziehe mich an dich mit Ketten der Liebe!

Gruß an Maria

Der hl. Bernhard mahnt uns: „Wir wollen Gnade suchen - lasst sie uns durch Maria suchen!“ Der hl. Petrus Damiani nennt sie den „Schatz der göttlichen Gnade“. Sie kann und will uns an Gnaden reich machen; deshalb lädt sie uns dringend ein: „Wer klein ist, der komme zu mir!“ (Spr 9,4 Vulg.)

Meine liebenswürdige, liebste Herrin, schau herab auf einen armen Sünder, der sich dir empfiehlt und ganz auf dich vertraut!

Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, heilige Gottesmutter.

14. Tag

Liebster Jesus, vom Tabernakel her höre ich dich zu mir sagen: „Dies ist meine Ruhestätte für immer; hier will ich wohnen, diesen Ort habe ich mir erwählt.“ (Ps 131,14)

Hier also, auf unsern Altären, hast du deine Ruhestätte gewählt, um im heiligsten Sakrament bei uns zu bleiben; hier hast du aus Liebe zu uns deine Wohnung gefunden. Müssen wir nun nicht mit einem Herzen voller Liebe immer bei dir im Tabernakel verweilen und dort unsere Freude und Ruhe finden!

Ihr glücklichen liebenden Seelen, die ihr in der Welt keine schönere Ruhestätte findet als ganz nahe bei eurem Heiland im Tabernakel! Glücklich auch ich, mein lieber Herr, wenn ich von heute an in nichts größere Freude finde als darin, bei dir zu sein oder wenigstens an dich zu denken, der du im heiligsten Sakrament immer an mich denkst und auf mein Wohl sinnst!

Mein Herr, warum habe ich so viele Jahre verloren, in denen ich dich nicht geliebt habe? Wie ich diese unseligen Jahre verwünsche! Aber dich, unendliche Geduld meines Gottes, dich preise ich, dass du mich so viele Jahre hindurch ertragen hast, in denen ich deine Liebe mit solchem Undank beantwortet habe. Aber aus welchem Grunde hast du auf mich Undankbaren gewartet, warum nur, mein Gott? Doch nur, damit ich, eines Tages endlich von deinem Erbarmen und von deiner Liebe besiegt, mich dir ganz ergäbe. Mein Herr und mein Gott, ich will dir nicht mehr widerstehen, will jetzt nicht mehr so undankbar sein. Es ist wahrlich recht, dass ich dir wenigstens die noch übrige Zeit meines Lebens weihe, ob sie nur mehr kurz oder noch lang ist. Mein Jesus, ich vertraue, dass ich mit deiner Hilfe ganz dein Eigen werden kann. Als ich von dir weggelaufen bin und deine Liebe missachtet habe, da hast du mich dennoch mit Huld überhäuft; um wie viel mehr darf ich jetzt auf deine Güte bauen, da ich dich suche und dich zu lieben verlange! So schenk mir die Gnade, dich zu lieben, mein Gott, dem unendliche Liebe gebührt!

Von ganzem Herzen liebe ich dich, mehr als irgendein Geschöpf, mehr als mich selbst, mehr als mein Leben. Unendliche Güte, mich reut es, dich beleidigt zu haben. Verzeih mir und gib mir zugleich die Gnade, dich würdig zu lieben in diesem Leben und bis zu meinem Tod, danach aber die ganze Ewigkeit hindurch! Lass deine Macht sich zeigen, Allmächtiger! Lass die Welt das Wunder sehen, dass eine Seele, so undankbar wie die meine, eine von jenen Seelen wird, die dich am meisten lieben! Tu es, mein Jesus, um deiner Verdienste willen! Das ist mein Wunsch, Herr, mein Gott, danach verlange ich, das erstrebe ich für mein ganzes Leben. Du selbst hast mir diesen Wunsch eingegeben; gib auch, dass er sich erfülle!

Mein Jesus, ich danke dir, dass du so langmütig auf mich gewartet hast.

Gruß an Maria

„Niemand wird selig ohne deine Fürsprache“, so spricht der hl. Germanus zu Maria, „niemand wird von seinen Leiden befreit oder mit Gnaden beschenkt, wenn du ihm nicht beistehst.“

Wenn also du, meine Herrin, meine Hoffnung, mir nicht hilfst, dann bin ich verloren, dann werde ich nie dich im Himmel preisen können. Aber die Heiligen versichern mir, dass du, liebe Frau, keinen allein lässt, der sich um Hilfe an dich wendet. Nur der muss fürchten verloren zu gehen, der dich nicht anruft. Ich komme also in meiner Not zu dir, meine ganze Hoffnung ruht auf deiner Fürsprache.

Du, o Maria, bist meine ganze Hoffnung, du der Grund all meiner Zuversicht.

15. Tag

„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lk 12,49)

Der fromme Theatinermönch Francesco Olympio meinte, es gebe auf der Erde nichts, was das Feuer der göttlichen Liebe in den Herzen der Menschen lebhafter entflammen könne, als das heiligste Altarssakrament. Deshalb auch ließ der Herr die hl. Katharina von Siena in einer Vision das heiligste Sakrament als einen Ofen der Liebe schauen; von diesem Feuerherd ergossen sich Glutströme und überzogen die ganze Erde; die Heilige wurde von Staunen ergriffen, dass Menschen überhaupt noch leben können, ohne angesichts solch göttlicher Liebe selbst in Gegenliebe zu entbrennen.

Mein Jesus, entzünde mich mit Liebe zu dir! Gib, dass ich nichts anderes mehr denke, nur nach dir seufze und verlange, dich allein suche! Wie glücklich wäre ich, wenn dies heilige Feuer mich ganz ergriffe, wenn es, sowie meine Jahre verrinnen, all meine nur irdischen Bindungen verzehrte!

Du göttliches Wort, mein Jesus! Ich sehe dich ganz hingeopfert, aus Liebe zu mir gleichsam zerstört und vernichtet auf unseren Altären. So müsste auch ich, wie du dich hingibst als Liebesopfer für mich, dir mein ganzes Sein weihen. Ja, mein Gott und höchster Herr, dir opfere ich heute mein ganzes Herz, mich selbst, meinen Willen, ja mein Leben ganz und gar. Ewiger Vater, ich vereinige dies geringe Opfer mit jenem unendlich wertvollen Opfer, das dir dein ewiger Sohn, mein Erlöser Jesus Christus, einmal auf Erden am Kreuz dargebracht hat und das er nun täglich auf unsern Altären so oft dir weiht. Nimm also um der Verdienste Jesu willen mein armes Opfer an und gib mir die Gnade, es alle Tage meines Lebens zu bestätigen und schließlich im Tode mich ganz zu deiner Ehre hinzugeben! Aus Liebe zu dir sehne ich mich nach jener Gnade, die du so vielen Märtyrern geschenkt hast, nämlich aus Liebe zur dir zu sterben. Wenn ich aber einer so großen Gnade unwürdig bin, mein lieber Herr, dann lass mich doch wenigstens aus ganzer Seele dir mein Leben weihen und schon jetzt jede Todesart bereitwillig annehmen, die du für mich vorgesehen hast! Herr, um diese Gnade bitte ich dich, dass ich bewusst sterbe, um dich zu verherrlichen, und in deiner Huld. Schon jetzt überlasse ich dir mein Leben, schon jetzt opfere ich dir mein Sterben auf, wie und wann auch immer es mich trifft.

Mein Jesus, ich will sterben, um dir wohl zu gefallen.

Gruß an Maria

Meine liebste Herrin, lass mich mit deinem großen Verehrer, dem hl. Bernhard, zu dir sagen: „Du Ursache all meiner Zuversicht!“, und mit dem hl. Johannes von Damaskus: „Meine ganze Hoffnung habe ich auf dich gesetzt.“

Deine Aufgabe soll es sein, mir von Gott die Verzeihung meiner Sünden zu erwirken und dass ich in der Gnade durchhalte bis zu meinem Tode, ja, auch dass ich vom Fegfeuer befreit werde. Alle, die selig werden, erlangen durch dich das Heil; also musst du, Maria, auch mich retten. Wen du seligmachen willst, der ist gerettet. So entschließe dich, mich zu retten, dann bin ich sicher. Aber du rettest ja alle, die dich darum anflehen; so flehe und rufe auch ich zu dir:

Du Heil aller, die dich anrufen, rette mich!

16. Tag

Nähmen doch die Menschen immer Zuflucht zum heiligsten Altarssakrament, wenn sie Heilmittel suchen gegen ihre Leiden! Gewiss wären sie dann nicht so unglücklich. Der Prophet Jeremia rief klagend: „Gibt es denn keinen Balsam in Gilead? Hat man dort keinen Arzt?“ (Jer 8,22)

Wie der ehrwürdige Beda bezeugt, ist der Berg Gilead in Arabien mit seinem Reichtum an wohlriechenden Heilkräutern ein Bild für Jesus Christus, der im heiligsten Altarssakrament alle Heilmittel für die Leiden unserer Seele bereithält. Warum also, so scheint der Heiland zu fragen, warum beklagt ihr euch über eure Leiden, ihr Kinder Adams, wo ihr doch in diesem Sakrament Arzt und Heilmittel für jedes eurer Leiden habt! „Kommt alle zu mir! Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ (Mt 11,28)

So will ich also, lieber Heiland, mit den Schwestern des Lazarus zu dir sprechen: „Herr, dein Freund ist krank.“ (Joh 11,3) Herr, ich selbst bin der Unglückliche, den du lieb hast. Meine Seele ist wund von meinen Sünden. Mein göttlicher Arzt, ich komme zu dir, damit du mich heilst; du kannst mich gesundmachen, und du willst es auch. „Mach mich gesund, ich habe gesündigt gegen dich!“ (Ps 40,5)

Mein liebenswürdigster Jesus, ziehe mich an dich mit der so sanften Gewalt deiner Liebe! Lieber will ich an dich gefesselt, als Herr über alle Welt sein. Auf der Erde habe ich keinen anderen Wunsch mehr, als dich zu lieben.

Was ich dir geben kann, ist nur wenig. Aber wenn ich auch alle Reiche der Welt besitzen könnte, so wünschte ich sie mir doch nur, um aus Liebe zu dir darauf zu verzichten. Für dich verzichte ich auf alles, was ich habe, auf all meine Verwandten, auf jede Annehmlichkeit und alles Genüge, auch auf jeden geistlichen Trost. Meine Freiheit, meinen Willen, all meine Liebe, alles will ich dir schenken. Dich nur liebe ich, du unendliche Güte! Dich liebe ich mehr als mich selbst; und ich hoffe, dich zu lieben in Ewigkeit.

Mein Jesus, dir überlasse ich mich, nimm du mich an!

Gruß an Maria

Unsere Liebe Frau, du hast zur hl. Birgitta gesagt- „Mag ein Mensch auch noch so viel gesündigt haben, wenn er in wahrer Umkehr sich an mich wendet, bin ich sofort bereit, den so Heimkehrenden aufzunehmen; dabei achte ich nicht darauf, wie viel er gesündigt hat, nur darauf, mit welcher Gesinnung er zu mir kommt. Es ist gar nicht unter meiner Würde, seine Wunden zu hegen und zu pflegen; ich werde ja die ‚Mutter der Barmherzigkeit' genannt, und ich bin es wirklich.“

Da du also, vom Himmel gesandte Ärztin, mir helfen kannst und sogar den Wunsch hast, mich zu heilen, siehe, so komme ich zu dir und bitte dich: Heile du die schlimmen Wunden meiner Seele! Ein einziges Wort, das du zu deinem Sohne sprichst, und ich bin heil.

O Maria, hab' Mitleid mit mir!

17. Tag

Menschen, die sich einander lieben, kennen keine größere Freude, als beieinander zu sein. Wenn wir also Jesus wahrhaft lieben, nun - wir sind bei ihm! Im heiligen Sakrament sieht er uns und hört uns - und wir sollten ihm nichts zu sagen haben?

In seiner Gegenwart sollten wir Trost finden, sollten uns freuen über seine Herrlichkeit und darüber, dass so viele Menschen ihn im heiligsten Sakrament lieben; wir sollten von Herzen wünschen, dass alle sich ihm im Sakrament der Liebe ergeben; wenigstens aber sollten wir selbst ihm unsere ganze Neigung zuwenden, er soll der Gegenstand all unserer Liebe, das Ziel all unseres Wünschens sein.

Der Jesuitenpater Sales freute sich schon, wenn er vom heiligsten Sakrament nur sprechen hörte; nie wurde er müde, den Herrn im Tabernakel zu besuchen; rief man ihn an die Pforte, kehrte er in sein Zimmer zurück oder war er in den Gängen des Klosters unterwegs - bei jeder Gelegenheit war er darauf bedacht, seinen geliebten Herrn zu besuchen. Es war von ihm bekannt, dass kaum je eine Stunde des Tages verstrich, ohne dass er eine Besuchung beim Tabernakel gemacht hätte. So ward ihm auch die Gnade des Märtyrertodes durch die Hand der Irrgläubigen,

als er wieder einmal die wirkliche Gegenwart Jesu im heiligsten Sakrament verteidigte.

Liebenswürdigster Heiland, hätte doch auch ich das Glück, so zu sterben, nämlich bei der Verteidigung des Glaubens an dies hl. Sakrament, in welchem du die ganze Innigkeit deiner Liebe zu uns geoffenbart hast!

Lieber Herr, du hast ja in diesem Sakrament schon so viele Wunder gewirkt, wirke nun auch noch dies, dass du mich ganz an dich ziehst! Du willst mich ganz für dich haben, du verdienst es auch nur zu sehr. So stärke mich, dass ich dich mit all meinen Kräften liebe! Die Güter dieser Welt schenke, wem du willst - ich verzichte voll und ganz darauf. Mein ganzes Sehnen zielt auf deine Liebe; sie allein suche ich, und nie will ich etwas anderes begehren als sie. Dich liebe ich, mein Jesus; mach, dass ich dich immer liebe, dich allein!

Mein Jesus, wann werde ich dich wirklich lieben?

Gruß an Maria

Meine liebste Königin! Wie freue ich mich über den Namen, mit dem deine Verehrer dich grüßen: „Liebenswürdige Mutter!“ Du verdienst ja in Wahrheit unsere Liebe. Deine Schönheit hat sogar deinen Herrn und Gott mit Liebe zu dir erfüllt.

Der hl. Bonaventura sagt, schon dein Name klinge für deine Verehrer so lieblich, dass, sobald sie ihn aussprechen oder hören, der Wunsch sie erfüllt, dich mehr zu lieben.

So kann auch ich nicht anders, meine liebenswürdigste Mutter, als dich lieben. Es genügt mir aber nicht, dich bloß so zu lieben, wie alle es tun; ich will hier und im Himmel dich nach Gott am meisten lieben. Ist aber dieser Wunsch allzu kühn, - deine Liebenswürdigkeit ist schuld daran, und schuld daran ist auch die besondere Liebe, die du mir erwiesen hast. Nimm also, meine Herrin, diesen Wunsch entgegen! Und zum Zeichen, dass du ihn erfüllst, erbitte mir von Gott jene Liebe zu dir, um die ich dich bitte! Ihm gefällt ja ganz besonders die Liebe, die wir zu dir haben.

Meine liebenswürdige Mutter, ich liebe dich.

18. Tag

Einst, im „Tale Josaphat“, wird Jesus auf dem Throne seiner Herrlichkeit erscheinen. Hier aber, im heiligsten Sakrament, herrscht er auf dem Thron der Liebe.

Wenn ein König, um einem armen Hirten seine Zuneigung zu beweisen, in dessen Dorf wohnen wollte, wäre es dann nicht undankbar von dem Hirten, sich nicht um den König zu kümmern und ihn nicht zu besuchen?

Mein Jesus, ich habe erkannt, dass du aus Liebe zu mir hier im heiligen Altarssakrament weilst; deshalb möchte auch ich, wenn mir das möglich wäre, Tag und Nacht vor dir ausharren. Die Engel umschweben dich hier immerdar, mein Herr, und sind von Staunen überwältigt, dass du mich so liebst. Dann ist es doch recht, dass auch ich vor deinem Altar dich erfreue, indem ich deine Güte und Liebe anbete und mit den Psalmenworten preise: „Lob singe ich dir, mein Herr, von ganzem Herzen. Vor den Engeln will ich dich anbeten. Zu deinem heiligen Tempel hin will ich deinen Namen preisen ob deiner Huld und Treue.“ (Ps 137,1 f)

Mein im Sakrament verborgener Gott, du Brot der Engel, du göttliche Speise, ich liebe dich. Aber weder du noch ich, wir sind beide nicht zufrieden mit meiner Liebe. Zwar liebe ich dich, aber viel zu wenig. Gib in Huld, mein Jesus, dass ich die Schönheit erkenne, die Güte, die ich liebe! Verdränge aus meinem Herzen alle irdischen Neigungen, erfülle es ganz mit deiner göttlichen Liebe! Tag für Tag kommst du vom Himmel her auf unsere Altäre, um in mir die Liebe zu dir zu entfachen und dich ganz mit mir zu vereinen; dann darf aber auch ich nichts anderes mehr erstreben, als dich zu lieben, dich anzubeten, dir Freude zu bereiten.

Dich liebe ich mit meinem ganzen Herzen; ich liebe dich, so sehr ich nur lieben kann. Willst du mich belohnen für meine Liebe, so lass mich dich noch mehr lieben, noch inniger, noch eifriger! Gib mir eine Liebe, die in mir die Sehnsucht weckt, dir mehr zu gefallen!

Jesus, meine Liebe, lass mich dich inniger lieben!

Gruß an Maria

Wie arme Kranke, die von allen aufgegeben wurden, doch noch Aufnahme finden in den öffentlichen Krankenhäusern, so sind auch die verlassensten Sünder, wenn auch allgemein verachtet, doch nicht ausgeschlossen aus dem Erbarmen Mariens. Sie ist der Welt von Gott geschenkt als die Zufluchtsstätte, gleichsam als das öffentliche Krankenhaus für Sünder. Tatsächlich sagt der hl. Basilius: „Gott hat für die Sünder ein Siechenhaus errichtet,“ und Ephräm nennt Maria „ein Heim für Sünder“.

Wenn ich also, meine liebe Königin, heute zu dir mich flüchte, dann kannst du mich nicht mit meinen Sünden alleinlassen; mein Anspruch auf deinen Beistand ist sogar umso größer, je armseliger mein Zustand ist; denn Gott hat dich dazu bestimmt, Zufluchtsstätte zu sein für Unglückliche.

So flüchte ich mich also zu dir, Maria, unter deinem Mantel suche ich Schutz, du Zuflucht der Sünder. Du stärkst meine Hoffnung auf das ewige Heil. Wolltest du mich abweisen, wohin könnte ich mich denn dann noch wenden! Maria, meine Zuflucht, rette mich!

19. Tag

Für jeden Menschen ist es eine Freude, mit einem guten Menschen zusammen zu sein. Sollte es also für uns nicht tröstlich sein, dem besten Freund, den wir haben, Gesellschaft zu leisten? Er kann uns ja alles nur denkbare Gute geben, er liebt uns leidenschaftlich und umsorgt uns beständig. Mit Jesus können wir im heiligsten Sakrament nach Belieben sprechen, können ihm unser Herz eröffnen, unsere Bedrängnisse darlegen und ihn um seine Gnade bitten. Wahrhaftig, wir können in diesem Sakrament mit dem König des Himmels voller Vertrauen und ohne Scheu verkehren.

Josef in Ägypten war überglücklich, als Gott, wie die Hl. Schrift berichtet, mit seiner Gnade zu ihm ins Gefängnis hinab stieg, um ihn zu trösten: „(Die Weisheit) stieg mit ihm hinab in den Kerker und ließ ihn in seinen Fesseln nicht im Stich. „ (Weish 10,13) Noch glücklicher aber sind wir, weil wir auf dieser Erde mit all ihrem Jammer stets unsern menschgewordenen Gott bei uns haben; mit seiner wahren Gegenwart steht er uns alle Tage unseres Lebens liebreich und mitleidsvoll zur Seite.

Welchen Trost bedeutet es für einen armen Gefangenen, einen treuen Freund zu haben, der ihn unterhält, ihn tröstet, ihm Hoffnung macht und Hilfe schenkt und darauf bedacht ist, ihm sein Elend zu erleichtern! Das ist Jesus Christus: In diesem hl. Sakrament spricht er uns Mut zu: „Seht, ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt!“ (Mt 28,20) Seht, so will er sagen, dazu bin ich vom Himmel herabgekommen in euer Gefängnis, damit ich euch trösten, euch helfen, euch befreien kann! Nehmt mich auf! Sprecht euch aus bei mir! Vereinigt euch mit mir! Dann wird eure Last leicht, dann werdet ihr mit mir in mein Reich gelangen; dort werde ich euch vollkommen glücklich machen.

O Gott, unbegreifliche Liebe! Da du dich in solcher Güte zu uns herablässt und, um uns ganz nahe zu sein, auf unsere Altäre herabsteigst, will ich dich oft besuchen. Ich will mich deiner huldvollen Nähe erfreuen, so sehr ich es vermag; sie ist ja die ganze Seligkeit der Heiligen im Himmel. Könnte ich doch immer hier verweilen, um dich anzubeten und mich dir in Liebe zu weihen! Ich bitte dich, rüttle meine Seele auf, wenn Bequemlichkeit oder weltliche Sorgen mich hindern sollten, dich zu besuchen! Entzünde in mir ein großes Verlangen danach, immer nahe bei dir zu sein in diesem heiligen Sakrament!

Liebevoller Jesus, hätte ich dich doch immer geliebt, hätte ich dir doch stets Freude bereitet! Trost bietet mir aber der Gedanke, dass mir noch Zeit dazu bleibt, nicht erst im andern Leben, nein, auch schon hier. Ich will es tun, ich will dich wahrhaft lieben, mein höchstes Gut, mein Reichtum, mein Alles. Mit der ganzen Kraft meiner Seele will ich dich lieben.

Mein Gott, lass mich dich lieben!

Gruß an Maria

„Verliere nicht das Vertrauen!“, so spricht der heilige Bernhardin von Bustis dem Sünder Mut zu, „wende dich voller Zuversicht an diese Königin - du wirst ihre Hände voll finden von Erbarmen und Gnade!“

Wer du auch sein magst, flüchte zu ihr und sei sicher, dass sie dir hilft! Du musst wissen, dass diese so milde Königin mehr darauf aus ist, dir Gutes zu tun, als du danach verlangst.

Meine liebe Herrin, immer will ich Gott danken, dass er mich zu dir geführt hat. Wie arm wäre ich, wenn ich dich nicht könnte! Weh mir, wenn ich dich vergäße! Dann könnte ich kaum mehr hoffen, selig zu werden.

Aber ich preise dich, liebe Mutter, ich liebe dich, und so sehr vertraue ich dir, dass ich meine ganze Hoffnung und mein Heil, mein ganzes Herz in deine Hand lege.

O Maria, selig, wer dich kennt und dir vertraut!

20. Tag

Im Buch des Propheten Sacharja lesen wir: „An jenem Tag wird es eine Quelle geben, erschlossen für das Haus David und die Bürger Jerusalems zur Beseitigung von Sünden und Befleckung.“ (Sach 13,1) Jesus im heiligsten Altarssakrament ist diese vom Propheten verheißene Quelle, zu der alle Zutritt haben. Sooft wir wollen, können wir unsere Seele reinwaschen von aller Unreinheit der Sünde, mit der wir uns täglich beflecken. Wenn wir also einen Fehler begangen haben, dann können wir gewiss kein besseres Heilmittel finden, als gleich Zuflucht zum Herrn im Tabernakel zu nehmen.

Ja, mein Jesus, das will ich immer tun; ich weiß ja, dass die Flut dieser Quelle nicht nur rein wäscht, sondern mir auch Licht und Kraft spendet, nicht wieder zu fallen, alles Widrige des Lebens leichter zu nehmen und dich mehr zu lieben. Gerade deshalb wartest du, dass ich dich besuche, und vergiltst die Besuche derer, die dich lieben, mit so vielen Gnaden.

Mein Jesus, mach mich rein von allen Sünden, die ich heute begangen habe! Ich bereue sie, weil ich dich durch sie betrübt habe. Gib mir die Kraft, nun nicht mehr zu sündigen, und darüber hinaus ein großes Verlangen, dich von Herzen zu lieben! Könnte ich doch immer nahe bei dir bleiben! Das tat deine treue Dienerin Maria Diaz, eine Zeitgenossin der hl. Theresia von Avila; sie hatte vom Bischof von Avila die Erlaubnis erhalten, im Nebenraum einer Kirche zu wohnen; da betete sie beständig vor dem Altarssakrament, nannte es ihren „Nachbarn“ und ging fast nur aus, um zu beichten oder zur hl. Kommunion. Ähnlich konnte der ehrwürdige Bruder Franziskus vom Kinde Jesu, ein Unbeschuhter Karmelit, nicht ohne eine kurze Besuchung an einer Kirche vorbeigehen, in der das hl. Altarssakrament aufbewahrt wurde; er sagte, es gehöre sich nicht, am Haus eines Freundes vorüberzugehen, ohne zu einem Gruß und einem kurzen Gespräch hineinzugehen. Er selbst gab sich aber nicht zufrieden mit ein paar Worten, blieb vielmehr bei seinem lieben Herrn, solange es ihm erlaubt war.

Mein einziges und höchstes Gut! Du hast ja dazu das hl. Altarssakrament eingesetzt, du bleibst dazu auf unsern Altären, dass ich dich liebe; dazu auch hast du mir ein Herz gegeben, das dich mehr als alles andere lieben kann. Wie kommt es nur, dass ich dich nicht liebe, dass meine Liebe so schwach ist? Es ist wahrlich unrecht, dass eine so große Liebe so geringe Gegenliebe findet. Deine Liebe zu mir verdient nur allzu sehr eine größere Liebe von meiner Seite; denn du bist der unendlich große Gott, ich aber nur ein armes Geschöpf. Selbst wenn ich für dich sterben, mich ganz für dich hinopfern wollte - es wäre wenig, da du doch für mich gestorben, für mich im Tabernakel für mich gegenwärtig bist und täglich aus Liebe zu mir auf dem Altar zum Opferlamm wirst. Du verdienst eine grenzenlose Liebe. So hilf mir, mein Jesus! Steh mir bei, dich zu lieben, damit ich endlich den Wunsch deines Herzens erfülle!

„Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein.“ (Hld 2,16)

Gruß an Maria

Meine gütige, milde und liebenswürdige Königin, welch ein Vertrauen darf ich nach den Worten des hl. Bernhard haben, wenn ich mich an dich wende! Er sagt nämlich, dass du nicht zunächst die Verdienste derer prüfst, die deine Güte um Hilfe anflehen, dass du vielmehr all jenen deine Hilfe anbietest, die zu dir rufen.

Höre also in Huld mein Gebet! Vernimm, um was ich dich bitte! Ich bin ein armer, sündiger Mensch, der in Gefahr ist, ewig verloren zu gehen. Doch hilf! Ich will mein Leben ändern, will meinen Gott lieben, den ich bisher beleidigt habe. Ich weihe mich dir, dein Diener will ich sein, ich Armer. Bitte, rette mich! Ich bin ja nun dein Eigen. Hörst du mich? Ich vertraue, dass du mich nicht nur hörst, sondern auch erhörst.

Dein bin ich, Maria, mach mich heil!

21. Tag

Der hl. Lukas hat das Wort des Herrn aufgeschrieben: „Wo Beute liegt, versammeln sich die Adler.“ (Lk 17,37) Unter der „Beute“ verstehen die Heiligen Jesus Christus; in den Adlern sehen sie dann jene Seelen, die sich wie Adler über alles Irdische erhoben, zum Himmel aufsteigen, ihre Gedanken und Wünsche dorthin richten, dort nur ständig weilen wollen; auf der Erde finden sie überall dort ihr Paradies, wo sie Jesus im Tabernakel gegenwärtig wissen; und sie werden nie müde, bei ihm zu verweilen.

So schreibt zum Beispiel der hl. Hieronymus: „Wenn Adler eine Beute wittern, dann machen sie sich selbst aus weiter Entfernung auf, um sie zu finden; wie viel mehr sollten wir da zu Jesus im Sakrament eilen, da er doch die kostbarste Speise ist für unsere Seele!“

Deswegen sind auch die Heiligen in diesem Tal der Tränen immer wieder wie dürstende Hirsche zu dieser Paradiesesquelle geeilt. Der Jesuitenpater Balthasar Alvares wandte bei jeder Beschäftigung von Zeit zu Zeit seinen Blick in der Richtung, in der er Jesus im Sakrament zugegen wusste, besuchte ihn oft und harrte manchmal ganze Nächte bei ihm aus. Er wurde ganz traurig, wenn er Paläste voll von Leuten bemerkte, die einem Fürsten den Hof machten, weil sie von ihm irgendetwas erwarteten, dann aber die Kirchen so verlassen sah, wo doch der höchste Herr der Welt wie auf einem Thron der Liebe bei uns weilt und unschätzbare, ewige Güter für uns bereithält. Auch pries er das Glück der Ordensleute, die, sooft sie wollen, bei Tag oder in der Nacht, in ihren eigenen Häusern den höchsten Herrn im Sakrament besuchen können; ein Vorzug, den andere Gläubige nicht kennen.

Liebevollster Heiland, obwohl du nun weißt, wie sündhaft undankbar ich bin gegenüber deiner Liebe, lädst du mich doch in deiner unbegreiflichen Güte ein zu dir; so will auch ich, trotz meines Elends, das Vertrauen nicht verlieren; ich komme, ich nahe mich dir - mach, dass ich mich ändere! Vertreibe aus meinem Herzen alle Liebe, die nicht dich meint, jeden Wunsch, der nicht deinem Willen entspricht, jeden Gedanken, der dich außer Acht lässt! Mein Jesus, meine Liebe, mein höchstes Gut, du Alles, was ich habe! Nur dir will ich Freude machen, dir nur gefallen. Du bist der Einzige, der meiner ganzen Liebe wert ist; so will ich dich auch mit meinem ganzen Herzen lieben. Löse mich von allem, mein lieber Herr, und binde mich ganz an dich! Aber binde mich so fest, dass ich nicht mehr von dir getrennt werden kann, weder in der Zeit noch in der Ewigkeit!

Liebster Jesus, lass mich nicht von dir getrennt werden!

Gruß an Maria

Dionys der Karthäuser nennt die Seligste Jungfrau die „Fürsprecherin aller Sünder, die bei ihr Zuflucht suchen.“

Da es also, liebe Gottesmutter, dein Amt ist, auch die ärmsten Sünder zu verteidigen, wenn sie sich an dich wenden, so sieh heute mich zu deinen Füßen! Ich komme zu dir, dich bitte ich mit den Worten des hl. Thomas von Villanova: „Walte deines Amtes, du unsere Anwältin!“ Ja, nimm dich meiner an! Zwar bin ich wahrlich in

tiefer Schuld bei meinem Herrn, habe ihn nach so vielen Wohltaten und Gnaden, die er mir erwiesen hat, doch so sehr beleidigt; aber obwohl das so ist, kannst du mich doch noch retten. Du brauchst deinem göttlichen Sohn nur zu sagen, dass du für mich sprichst, dann verzeiht er mir, dann bin ich gerettet.

Meine liebe Mutter, nun liegt mein Heil in deiner Hand.

22. Tag

Im Hohenlied sucht die Braut ihren Geliebten; da sie ihn aber nicht findet, fragt sie überall: „habt ihr ihn gesehen, den Liebsten meiner Seele?“ (Hld 3,3)

Damals war Jesus noch nicht auf der Erde erschienen. Wenn aber heute eine Seele, die Jesus liebt, ihn sucht, dann kann sie ihn stets im heiligsten Altarssakrament finden. Pater Avila sagt, er kenne unter allen Wallfahrtsorten keinen, der liebenswerter und anziehender sei als eine Kirche, in der das heiligste Sakrament aufbewahrt werde.

O unendliche Liebe meines Gottes, würdig einer grenzenlosen Gegenliebe! Wie hast du dich, mein Jesus, so tief erniedrigen, wie hast du hinter der demütigen Gestalt von Brot zurücktreten können, um bei uns Menschen zu bleiben, ja, mit uns eins zu werden! O menschgewordenes Wort, deine Demut war unendlich, weil deine Liebe unendlich ist. Wie sollte ich dich nicht lieben mit allem, was ich bin, weiß ich doch, was alles du getan hast, um meine Liebe zu gewinnen! Ich liebe dich mehr als alles, und deshalb gilt mir deine Huld mehr als all meine Wünsche und jede andere Freude. Nur eine Freude gibt es noch für mich: Dir Freude zu bereiten, mein Jesus, mein Gott, meine Liebe, mein Alles. Erwecke in mir ein großes Verlangen danach, immer bei dir im hl. Sakrament auszuharren und dich in der heiligen Kommunion zu empfangen! Schmählich undankbar wäre ich, wenn ich deine liebevolle und großmütige Einladung nicht beachtete.

Ach mein Herr! Zerstöre in mir jede Zuneigung zu den Geschöpfen! Du, meine Schöpfer, willst, dass ich nur dich ersehne, dass ich dir all meine Liebe schenke. Unendliche Güte meines Gottes, ich liebe dich. Nichts anderes begehre ich von dir, als dich selbst. Nicht meine Wünsche sollen erfüllt werden, nur dein Wille geschehe, das genügt.

Mein Jesus, nimm diesen Wunsch eines sündigen Menschen entgegen, der dich jetzt lieben will! Hilf mir mit deiner Gnade, so dass ich, der ich bisher ein unseliger Sklave der Sünde war, von heute an ein glücklicher Jünger deiner Liebe sei!

Dich, mein Jesus, liebe ich. Dich will ich mehr lieben als alles in der Welt.

Gruß an Maria

Meine liebste Herrin und Mutter! Ich habe mich empört gegen deinen göttlichen Sohn; nun wende ich mich reuevoll an deine Güte, werfe mich vor dir nieder und rufe dich an: „Erflehe mir Vergebung!“ Sag nicht, das sei dir nicht möglich! Der hl. Bernhard nennt dich doch die „Vermittlerin der Versöhnung“, und nach den Worten des hl. Ephräm ist es dein Amt, jedem zu helfen, der in Gefahr ist.

Meine Herrin, wer ist aber in größerer Gefahr als ich! Durch die Sünde habe ich Gott verloren, die Hölle verdient; ich weiß nicht, ob Gott mir vergeben hat; zudem kann ich ihn jederzeit aufs neue verlieren. Du aber kannst mir von Gott alles erbitten, alles Gute hoffe ich durch dich zu erlangen: Verzeihung meiner Sünden, die Beständigkeit im Guten und die ewige Seligkeit. Dereinst, so vertraue ich, werde ich im Reich der Seligen zu jenen gehören, die vor allen andern dein Erbarmen preisen; denn durch dich, so hoffe ich, werde ich das Heil erlangen.

Ewig, in alle Ewigkeit will ich die Barmherzigkeit Mariens preisen.

23. Tag

Viele Christen besuchen unter großen Gefahren und Unannehmlichkeiten jene Orte im Heiligen Land, wo unser lieber Heiland geboren wurde, gelitten hat und gestorben ist. Wir brauchen aber eine so weite Reise gar nicht zu machen, brauchen auch nicht so große Beschwerden auf uns zu nehmen; denn ganz nahe bei uns wohnt doch der Heiland in unseren Kirchen, nur wenige Schritte von unsern Häusern entfernt.

Der hl. Paulinus sagt: „Die Pilger sind überglücklich, wenn sie ein bisschen Staub oder Erde von der Krippe oder vom Grabe Jesu heimbringen; mit wie viel größerem Eifer sollten dann wir das heiligste Altarssakrament besuchen, in dem Jesus selbst zugegen ist!“ Gefahren und Beschwerden werden uns hier nicht auferlegt.

Eine Ordensfrau, der Gott eine besondere Liebe zum heiligsten Sakrament geschenkt hatte, schrieb einmal in einem Brief ihre gläubigen Gedanken und Empfindungen nieder: „Alles Gute wird mir zuteil durch das heiligste Altarssakrament, davon bin ich überzeugt; deshalb habe ich mich dem Heiland im Sakrament geweiht. Ein unermesslicher Schatz von Gnaden wird nur deshalb den Menschen nicht zuteil, weil sie sich nicht an dies göttliche Sakrament wenden. Ich sehe, dass unser Herr so sehr danach verlangt, in diesem Sakrament seine Gnaden zu spenden. O heiliges Geheimnis! O heilige Hostie! Wo lässt uns Gott besser seine Macht erkennen als in dieser heiligen Hostie! Hier ist alles gegenwärtig, was Gott je für uns getan hat. Wir brauchen die Seligen im Himmel nicht zu beneiden; denn wir haben schon auf der Erde denselben Herrn und Gott bei uns als das größte Wunder der Liebe. Lassen Sie doch alle, zu denen Sie sprechen, sich ganz dem heiligsten Sakrament weihen! Das sage ich, weil dies Sakrament mich drängt, es Ihnen zu sagen. Ich kann nicht schweigen, ich muss immer wieder von diesem Allerheiligsten Sakrament reden, weil es so sehr unsere Liebe verdient. Ich weiß nicht, was ich sonst noch tun könnte für den Heiland im Sakrament.“ So schließt der Brief.

Ihr Serafim! In heiliger Liebesglut umschwebt ihr ständig euren und meinen Gott. Aber nicht aus Liebe zu euch, sondern weil er mich so sehr liebt, hat sich der König des Himmels in diesem Sakrament verbergen wollen. Lasst also, ihr liebeglühenden Engel, auch mich in Liebe erglühen! Entzündet mein Herz mit eurer Liebe, damit es sich mit euch in Liebe verzehre!

Mein Jesus, lass mich erkennen, wie sehr du die Menschen liebst, damit beim Anblick solcher Liebe beständig in mir wachse das Verlangen, dich inniger zu lieben, dir besser zu gefallen! Ich liebe dich, mein liebenswürdigster Herr, dich will ich immer lieben, nur um dich zu erfreuen.

Mein Jesus, ich glaube an dich, dir vertraue ich, dich liebe ich, dir schenke ich mich ganz.

Gruß an Maria

Liebenswürdigste Jungfrau Maria, „Mutter der Waisen“ nennt dich der hl. Bonaventura, und der hl. Ephräm „Schutz der Waisen“. Sind nicht die armen Sünder, die ihren Gott verloren haben, die erbarmungswürdigen Waisen?

So flüchte ich mich zu dir, heilige Jungfrau Maria; denn ich habe Gott, meinen Vater, verloren, du aber bist meine Mutter, die mir helfen muss, ihn wieder zu finden. Dich rufe ich in meiner großen Not um Hilfe an: Steh du mir bei! Werde ich ohne Trost bleiben? „Nein! Denn wer hätte sie je angerufen“, so antwortet Papst Innozenz III., „und wäre von ihr nicht erhört worden!“ Wer wäre je verloren gewesen, wenn er bei dir Zuflucht gesucht hat! Verloren geht einer nur, wenn er dich nicht anruft. Wenn du also willst, geliebte Königin, dass ich selig werde, so lass mich dich immer anrufen, lass mich dir vertrauen!

Meine Mutter, gib mir ein großes Vertrauen zu dir!

24. Tag

„Wahrlich, du bist ein verborgener Gott!“ (Jes 45,15) In keinem andern Werk der göttlichen Liebe sind diese prophetischen Worte so sehr Wirklichkeit geworden wie in dem anbetungswürdigen Geheimnis des heiligsten Sakraments, in dem unser Gott sich so völlig verborgen hält. Als das Ewige Wort Fleisch annahm und auf unserer Erde erschien, da verbarg er seine Gottheit; hier aber erscheint Jesus, wie der hl. Bernhard sagt, sozusagen nur als Brot, um uns dadurch zu offenbaren, wie innig er uns liebt: „Verborgen ist die Gottheit, verborgen ist die Menschheit; nur die ganze Tiefe der Liebe wird hier offenbar.“

Mein geliebter Heiland, wenn ich dies Übermaß deiner Liebe zu uns Menschen betrachte, dann fehlt mir alles Begreifen, dann fehlen mir die rechten Worte. In diesem Sakrament lässt deine Liebe dich deine Majestät vor unsern Augen verbergen, deine Herrlichkeit erniedrigen, ja, dein göttliches Leben gleichsam zunichte machen. Während du auf unsern Altären zugegen bist, hast du nur eines im Sinn: die Menschen zu lieben und sie von deiner Liebe zu überzeugen. Aber wie schmählich vergelten dir die Menschen deine Liebe, du großer Gottessohn!

Liebevoller Jesus, lass es mich dir sagen: Du liebst die Menschen allzu sehr, du ziehst ihr Glück deiner eigenen Ehre vor! Hast du denn nicht vorausgesehen, welch schmählicher Verachtung deine liebevollen Absichten dich aussetzen würden? Ich sehe es, und du hast es gewiss im voraus gewusst, dass die meisten Menschen dich nicht anbeten, ja, nicht einmal an deine Gegenwart in diesem heiligsten Sakrament glauben. Ich weiß, dass Menschen die heiligen Hostien sogar zertreten, auf die Erde, ins Wasser, ins Feuer geworfen haben; trotzdem denken die meisten von denen, die an dich glauben, nicht daran, dir für solch schmähliches Tun Sühne und Ersatz zu leisten; vielmehr kränken sie dich, wenn sie zur Kirche kommen, durch ehrfurchtsloses Benehmen, oder sie lassen dich auf den Altären allein, sorgen nicht einmal für das Ewige Licht und einen angemessenen Schmuck.

Mein liebenswürdigster Erlöser, könnte ich doch mit meinen Tränen, ja mit meinem Blut jene unseligen Orte reinwaschen, an denen die Liebe deines Herzens im heiligen Sakrament so geschmäht und verachtet wurde! Wenn mir das aber nicht vergönnt ist, so will ich, liebster Herr, mir doch in allem Ernst vornehmen, dich oft hier zu besuchen, dich anzubeten, wie ich es heute tue; dadurch will ich dir Ersatz leisten für all die Verachtung, die du in diesem göttlichen Geheimnis von den Menschen hinnehmen musst.

Ewiger Vater, nimm diese bescheidene Huldigung an, die ich armer Mensch dir darbringe! Es soll eine Sühne sein für die Beleidigungen, die dein im heiligsten Altarssakrament hier gegenwärtiger Sohn erdulden muss. Nimm sie gnädig an, so bitte ich, zusammen mit der unendlichen Verherrlichung, die Jesus Christus dir am Kreuz erwiesen hat und die er dir im heiligsten Sakrament täglich darbietet!

Mein Jesus, hier gegenwärtig im heiligen Sakrament, könnte ich doch alle Menschen mit Liebe zu diesem höchsten Gut erfüllen!

Liebster Jesus, lass alle Menschen dich erkennen und dich lieben!

Gruß an Maria

Mächtige Herrin, wie sehr wird mein Vertrauen gestärkt, wenn ich in der Sorge um mein ewiges Heil mich zu dir flüchte in dem Gedanken, dass du, meine Mutter, so reich an Gnaden bist! Der hl. Johannes Damszenus nennt dich ja ein „Meer der Gnade“, der hl. Bonaventura „die Quelle, der alle Gnaden entströmen“, der hl. Ephräm den „Ursprung der Gnade und jeglichen Trostes“, der hl. Bernhard „die Fülle alles Guten“. Zudem erfüllt mich der Gedanke, den wiederum der hl. Bonaventura ausgesprochen hat, dass du so bereit bist, uns Gutes zu tun, ja, dass du dich beleidigst fühlst, wenn man dich nicht um Gnade bittet.

Du gnadenreiche, du weiseste, du gütigste Königin! Ich weiß, dass du besser als ich selbst erkennst, was meiner Seele Not tut; ich weiß auch, dass du mich mehr liebst, als ich mich selber lieben kann. Weißt du, welche Gnade ich heute von dir erbitte? Vermittle mir diejenige Gnade, die du für meine Seele für die heilsamste hälst! Die erbitte mir bei Gott! Dann bin ich glücklich.

O Gott, gewähre mir jene Gnade, um die Maria dich für mich bittet!

25. Tag

„Er war gehorsam bis zum Tod“ (Phil 2,8), so rühmt der hl. Paulus den Gehorsam unseres Heilands, indem er sagt, Jesus Christus habe dem ewigen Vater gehorcht bis in den Tod.

Im heiligsten Altarssakrament aber hat Jesus noch mehr getan; denn hier wollte er sich nicht nur dem ewigen Vater im Gehorsam unterwerfen, sondern sogar dem Menschen, und das nicht nur bis zum Tod, sondern bis zum Weltende. Er, der König des Himmels, steigt vom Himmel hernieder, gleichsam gehorsam dem Wort des Priesters, und bleibt im Tabernakel, um den Menschen zu dienen. „Ich aber widerspreche nicht.“ (Jes 50,5) Dort bleibt er und geht nicht weg; er lässt sich hinstellen, wohin man ihn stellen will, in der Monstranz ausgesetzt zur Verehrung durch die Beter, im Ziborium eingeschlossen im Tabernakel; er lässt sich tragen, wohin man ihn tragen will, in die Häuser zu den Kranken, über die Straßen in der Prozession. Er lässt sich in der Kommunion reichen, wem man ihn reichen will, dem Gerechten wie dem Sünder. Wie der hl. Lukas berichtet, gehorchte der Heiland Maria und Josef; in diesem hl. Sakrament aber gehorcht er so vielen Geschöpfen, wie Priester auf der Erde leben. „Ich widerspreche nicht.“

Liebevollstes Herz Jesu, lass mich heute mit dir sprechen! Dir entspringen ja alle Sakramente, besonders dies Geheimnis deiner Liebe, das heiligste Sakrament. Dich möchte ich so ehren und verherrlichen, wie du in unsern Kirchen durch das heiligste Altarssakrament dem himmlischen Vater Ehre erweist. Ich weiß, dass du hier im Tabernakel mich liebst mit der gleichen Liebe, mit der du mich geliebt hast, als du in solch bitteren Qualen am Kreuz dein Leben für mich verzehrtest. Göttliches Herz, erleuchte jene Menschen, die dich noch nicht kennen, und lass sie dich erkennen! Um deiner Verdienste willen befreie auch oder erquicke wenigstens die Armen Seelen, die doch schon ewig mit dir verbunden sind und dir gehören! Ich bete dich an. Ich danke dir. Ich liebe dich zusammen mit allen Seelen, die jetzt auf der Erde oder im Himmel dich in Liebe verherrlichen.

Du reinstes Herz! Mach auch mein Herz rein von allem, was es an die Geschöpfe fesselt, und fülle es ganz mit heiliger Liebe zu dir!

Du liebstes Herz! nimm mein ganzes Herz hin, damit es von heute an ganz dein Eigen ist und dass es bekennen kann: „Wer kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist!“ (s. Röm 35,38)

Heiligstes Herz! Präge meinem Herzen all die bitteren Qualen ein, die du so viele Jahre lang auf Erden für mich mit solcher Liebe erduldet hast! Bei ihrem Anblick will ich mich nach Leiden sehnen oder, von heute an, aus Liebe zu dir alle Leiden dieses Lebens wenigstens in Geduld ertragen.

O ganz demütiges Herz Jesu, gib mir etwas von deiner Demut!

Sanftmütiges Herz Jesu, lass mich teilhaben an deiner liebenswürdigen Güte!

Nimm aus meinem Herzen alles weg, was dir nicht gefällt! Richte mein ganzes Wollen auf dich hin, damit es nur noch das ersehnt und erstrebt, was deinem Willen entspricht! Gib, dass mein ganzes Leben darin besteht, dir gehorsam zu sein, dich zu lieben, dir zu gefallen! Jetzt erkenne ich, dass ich dir völlig verschuldet bin, weil du in deiner Liebe mich so ganz verpflichtet hast. Wollte ich mich ganz verzehren, mich ganz aus Liebe zu dir aufgeben, es wäre nichts.

Du Herz meines Heilands, nur du sollst Herr meines Lebens sein.

Gruß an Maria

Nach den Worten des hl. Bernhard ist Maria „die himmlische Arche“, in der wir vor dem Schiffbruch der ewigen Verdammnis sicher sind. Schon jene Arche, in welcher Noach bei der allgemeinen Flut sich vor dem Untergang rettete, war ein Vorbild Mariens. Der hl. Hesychius bemerkt aber, der Schutz, den Maria gewähre, sei umfassender und stärker, als Noachs Arche ihn habe bieten können; diese habe nur wenige Menschen und wenige Tiere aufnehmen können und gerettet, unsere Retterin aber gewähre Schutz allen, die ihn unter ihrem Mantel suchen, alle werde sie gewiss selig machen.

Wie arm wären wir, hätten wir Maria nicht! Wie viele gehen aber trotzdem verloren, liebste Königin! Warum nur? Nur deshalb, weil sie nicht unter deinem Mantel Schutz suchen; denn wer wäre je verloren gegangen, wenn er zu dir geflüchtet ist!

Heiligste Jungfrau Maria, mach doch, dass alle stets zu dir ihre Zuflucht nehmen!

26. Tag

„Jauchzet und jubelt, ihr Bewohner Zions! Denn groß ist mitten unter euch der Heilige Israels.“ (Jes 12,6)

O Gott, müssten nicht auch in unserem Herzen ganz groß sein Glaube, Hoffnung und Liebe, wenn wir bedenken, dass in unserm Lande, in unsern Kirchen, nahe bei unsern Häusern der Heilige der Heiligen wohnt! Gott wohnt im heiligsten Sakrament wahrhaftig unter uns. Da ist derselbe Gott, der im Himmel die Wonne der Heiligen ist, die Liebe selber.

„Er hat nicht nur Liebe zu uns“, sagt der hl. Bernhard, „er ist die Liebe selbst.“ Dies Sakrament ist nicht bloß das Geheimnis der Liebe, es ist die Liebe selbst, es ist Gott selber, der wegen seiner grenzenlosen Liebe zu seinen eigenen Geschöpfen die Liebe selber genannt wird und auch wirklich ist: „Gott ist die Liebe.“ (I Joh 4,16) Trotzdem, lieber Jesus im heiligen Altarssakrament, trotzdem höre ich dich klagen: „Ich war obdachlos, und ihr habt mich nicht aufgenommen!“ (Mt 25,43) Du klagst, wir hätten dich nicht aufgenommen, als du zu uns kamst, um auf der Erde unser Gast zu sein und uns Gutes zu tun. Du hast recht, und ich selbst bin einer von den Undankbaren, die dich alleingelassen und nicht einmal besucht haben. Lass mich dafür büßen, wie du es für recht hältst! Aber strafe mich nicht mit der Strafe, die ich verdient hätte: Entziehe mir nicht deine Gegenwart! Nein, ich will mich bessern; ich will die Hartherzigkeit und Lieblosigkeit, mit der ich dich behandelt habe, überwinden. Von heute an will ich nicht nur dich öfter besuchen; ich will auch bei dir bleiben und mich von dir beraten lassen, soweit ich nur kann.

Gütigster Heiland, gib, dass ich dir die Treue halte und dass ich durch mein Beispiel auch andere bewege, dir im heiligsten Sakrament Gesellschaft zu leisten! Ich höre den ewigen Vater sagen: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“ (Mt 17,5). Wenn Gott selbst an dir all seine Freude findet, wie sollte ich dann, ich armseliger Wurm, keine Freude daran finden, in diesem Tal der Tränen bei dir zu weilen! Du verzehrendes Feuer, brenne aus meinem Herzen heraus alle Anhänglichkeit an die Geschöpfe, die allein mich wieder treulos machen und mich aus deiner Nähe weglocken könnten! „Herr, wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde.“ (Mt 8,2) Du hast schon so viel für mich getan, tu nun auch dies noch: Vertreib aus meinem Herzen jede Neigung, die nicht dich zum Ziel hat!

Siehe, ich schenke mich dir ganz! Alle mir noch verbleibenden Lebenstage weihe ich der Liebe zum heiligsten Sakrament. Mein Jesus, verborgen im heiligen Altarssakrament, sei du meine Stärke und meine Liebe im Leben! In der Stunde meines Todes aber komm und sei meine Wegzehrung! Dann führe mich in dein Reich!

Wann, o Jesus, werde ich dein schönes Antlitz schauen?

Gruß an Maria

O unsere heiligste Mutter! In dir finden wir das Heilmittel gegen all unser Elend, in dir finden wir die „Kraft in unserer Schwäche“, wie der hl. Germanus sagt. Nach den Worten des hl. Bonaventura bist du für uns das „Tor der Freiheit“, durch das wir nur zu gehen brauchen, um die Sklaverei der Sünde abzuschütteln; du bist für uns die „Garantie des Friedens“, wie wiederum St. Bonaventura dich nennt. Bei dir finden wir „Trost auf unserer Pilgerschaft“ nach den Worten des hl. Laurentius Justiniani, also Erleichterung in allem Elend unsers irdischen Lebens. In dir ist alle Gnade, ja, Gott selbst zu finden; denn der hl. Bonaventura nennt dich auch den „Thron der Gnade“, und ein Diener Gottes namens Proklus die „Brücke, auf der Gott zu uns Menschen herabsteigt“. Du bist in Wahrheit eine Brücke des Heils, auf der Gott, den wir durch unsere Schuld vertrieben haben, zu uns kommt, um mit seiner Gnade in unsern Herzen zu wohnen.

O Maria, du bist meine Stärke, meine Freiheit, mein Frieden, du bist mein Heil.

27. Tag

Im festlichen Stundengebet an Fronleichnam betet die heilige Kirche in Anlehnung an die Worte der Hl. Schrift: „Wo wäre noch irgendein großes Volk, dessen Götter ihm so nahe sind, wie der Herr, unser Gott, uns nahe ist!“ (Deut 4,7)

Wenn Nichtchristen hören, was alles unser Gott aus Liebe zu uns getan hat, dann rufen sie wohl verwundert aus: „Was ist das ein guter Gott, dieser Gott der Christen!“

Wahrhaftig! Zwar haben die Heiden sich ihre Götter nach ihren Launen und Neigungen ausgedacht; aber die Geschichtsbücher lassen uns erkennen, dass sie bei all ihren erfundenen Göttern doch nie einen einzigen Gott gefunden haben, der den Menschen so geliebt hätte, wie unser wahrer Gott uns liebt. Um nämlich uns, seinen Anbetern, seine Liebe zu zeigen und uns reich zu machen durch seine Huld, hat er das Wunder der Liebe gewirkt; so ist er immer bei uns, Tag und Nacht wohnt er auf unsern Altären. Offenbar bringt er es nicht fertig, uns auch nur für einen Augenblick allein zu lassen. „Ein Denkmal seiner Wundertaten hat er geschaffen.“ (Ps 110,4)

Hast du nicht, mein geliebter Jesus, dies größte all deiner Wunder gewirkt, um dein übergroßes Verlangen zu erfüllen, uns immer nah und für uns immer da zu sein! Aber warum bleiben denn die Menschen dir fern? Wie können sie so lange Zeit ohne dich auskommen? Oder warum kommen sie so selten, dich zu besuchen? Und wenn sie dann eine Viertelstunde bei dir bleiben, dann kommt das ihnen vor wie eine Ewigkeit, weil sie sich dabei langweilen. O Geduld meines Jesus, wie groß bist du! Aber, mein Gott, ich verstehe dich. Du hast soviel Geduld mit uns, weil du uns Menschen so sehr liebst; deine Liebe zwingt dich, immer bei diesen undankbaren Wesen zu bleiben.

O mein Gott! Wie deine eigene Vollkommenheit ohne Grenzen ist, so liebst du auch ohne Maß. Lass nicht zu, dass ich noch weiter zu den Undankbaren gehöre, wie bislang so oft! Schenk mir eine Liebe, so glühend, wie du sie verdienst und wie ich sie dir schulde! Auch ich habe manchmal in deiner Gegenwart Langeweile empfunden, weil ich dich nicht geliebt habe oder weil meine Liebe nur lau war. Wenn es mir aber mit deiner Gnade gelingt, dich gebührend zu lieben, dann wird es mir nicht schwer fallen, Tag und Nacht dir zu Füßen beim heiligsten Sakrament zu verweilen.

Ewiger Vater, ich bringe dir deinen ewigen Sohn zum Opfer dar; nimm dieses Opfer in Huld für mich an! Um seiner Verdienste will schenk mir eine so glühende, eine so innige Liebe zum heiligsten Altarssakrament, dass meine Gedanken stets zu einer Kirche hingelenkt werden, in der das hochwürdigste Gut zugegen ist, und dass ich stets daran denke und mich herzlich nach dem Augenblick sehne, in dem ich zu ihm gehen und mich seiner Gegenwart erfreuen kann!

Mein Gott, aus Liebe zu Jesus gib mir eine große Liebe zum heiligsten Altarssakrament!

Gruß an Maria

Maria ist der „Turm Davids“, von dem der Hl. Geist im Hohenlied bezeugt, er sei „mit Mauerkränzen bewehrt, und tausend Schilde hangen daran, lauter Schilde von Helden“ (Hld 4,4), ein Turm also, der mit starken Befestigungen ausgerüstet ist, der tausenderlei Möglichkeiten der Verteidigung und Waffen in Fülle bereithält zum Schutze derer, die sich zu ihm flüchten.

Hl. Jungfrau Maria, du bist also, wie auch der hl. Märtyrer Ignatius dich nennt, ein „mächtiges Bollwerk für alle, die kämpfen und ringen“. Meine liebe Herrin, sieh nur, wie die Feinde meines Heiles mich beständig bedrängen, um mich der Gnade Gottes und deines mächtigen Schutzes zu berauben! Aber du bist mein fester Halt. Du verschmähst es nicht, für die zu kämpfen, die auf dich vertrauen, wie der hl. Ephräm beteuert: „Du Verteidigerin aller, die sich dir anvertrauen!“ So verteidige auch mich! Kämpfe für mich, der ich fest auf dich vertraue!

Maria, o Maria! Dein Name gibt mir Kraft im Kampf.

28. Tag

Wird Gott uns wohl irgendetwas Gutes vorenthalten, da er uns doch seinen eingeborenen Sohn geschenkt hat! Paulus fragt: „Wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken!“ (Röm 8,32) Bedenken wir doch, dass der ewige Vater alles, was er selbst besitzt, auch seinem Sohn übertragen hat: „Alles hat der Vater in seine Hände gelegt.“ (Joh 13,3) Darum wollen wir immer in der Danksagung verharren für die Güte, Barmherzigkeit und Freigebigkeit unseres Gottes. Er hat uns ja zu allem Guten und mit jeglicher Gnade reich machen wollen, indem er uns Jesus im heiligsten Sakrament geschenkt hat. „An allem seid ihr reich geworden durch ihn..., so dass euch keine Gnadengabe fehlt.“ (1 Kor 1,5.7)

Heiland aller Welt, so kann ich also davon überzeugt sein, dass du mein bist, ganz mein, wie ich, es so sehr wünsche. Aber, menschgewordenes Wort, kann ich auch behaupten, ich sei ganz dein, so wie du es wünschest? Mein Herr, hilf! Da du ganz mein Eigen bist, lass die Welt doch nicht diesen Missklang erleben, diese Undankbarkeit, dass ich mich weigere, ganz dein Eigen zu sein, obwohl du es verlangst! Das darf nicht geschehen! Mag es in der Vergangenheit vorgekommen sein, in Zukunft soll es nie mehr sein! Heute weihe ich mich dir in aller Entschlossenheit. Für Zeit und Ewigkeit weihe ich dir mein Leben, meinen Willen, all mein Denken, Tun und Leiden.

So gehöre ich nun also ganz dir. Und als Opfergabe für dich sage ich mich los von allem, was irdisch ist; ich will ein Ganzopfer sein für dich. Nimm mich an, nimm mich auf als Brandopfer deiner göttlichen Liebe! Ich werde es nicht zulassen, dass auch nur ein Teil meines Herzens den geschaffenen Dingen gehöre. Du hast mir gezeigt, dass du mich geliebt hast, bevor ich anfing, dich zu lieben; daher bin ich gewiss, dass du mich annimmst, jetzt, da ich dich liebe, da ich aus Liebe ganz dir gehören will.

Ewiger Vater, ich bringe dir heute alle Vollkommenheit des Herzens deines geliebten Jesus dar, alles, was er getan hat, all seine Liebe. Nimm sie an für mich! Und um seiner Verdienste willen, die ganz mein Eigen sind, da er sie mir schenkte, gewähre mir jene Gnaden, die Jesus für mich erbittet! Durch diese Verdienste Jesu Christi sage ich dir Dank, dass du mir dein Erbarmen geschenkt; durch sie leiste ich dir Genugtuung für alle meine Sündenschuld; durch sie erwarte ich von dir auch alle Gnaden, Sündennachlass, die Treue im Guten und die ewige Seligkeit, vor allem aber das größte Geschenk, eine reine Liebe zu dir.

Ich sehe zwar, dass ich selbst das einzige Hindernis bin für diese Liebe; aber auch das kannst du beseitigen. Um der Liebe Jesu willen bitte ich darum, hat er doch versprochen: „Was ihr vom Vater erbitten werdet, das wird er euch in meinem Namen geben.“ (Joh 16,23) So kannst du meine Bitte nicht unerfüllt lassen.

Herr, nichts anderes will ich, als dich lieben, mich ganz dir anheim geben, nicht mehr so undankbar sein, wie ich es bisher war. Schau in Huld auf mich! Gib, dass dieser heutige Tag der Tag meiner endgültigen Bekehrung sei und dass ich nie mehr aufhöre, dich zu lieben!

Mein Gott, ich liebe dich. Unendliche Güte, ich liebe dich. Meine Liebe, meine Seligkeit, mein Gut, mein Leben und Alles, dich liebe ich. Mein Jesus, mein Alles! Du willst mich ganz besitzen, ich will dir ganz gehören.

Gruß an Maria

Meine gütige Mutter, erhabene Mutter Maria! Welche Erleichterung fühle ich in meiner Not, welchen Trost in jeder Betrübnis, welche Kraft in der Versuchung, sobald ich an dich denke und um deine Hilfe bitte! Die Heiligen hatten wahrlich recht, hohe Frau, wenn sie dich den „Rettungshafen der Bedrängten“ nannten, wie der hl. Ephräm, oder die „Erquickung in allen Leiden“, wie der hl. Bonaventura, oder den „Trost in unserm Weh“, wie der hl. Germanus.

Maria, tröste auch mich! Ich sehe, wie sehr ich mit Schuld beladen bin, von Feinden bedrängt, ohne Tugend, lau in der Liebe zu Gott. Tröste mich doch! Mein Trost soll sein, dass du mir hilfst, ein anderes Leben zu beginnen, ein Leben, das in Wahrheit deinem lieben Sohn und dir gefällt.

Liebe Mutter Maria, lass mich besser werden! Du hast die Macht dazu.

29. Tag

„Ich stehe vor der Tür und klopfe an.“ (Offb 3,20) Liebevoller Hirte unserer Seelen! So sehr hast du deine Schäflein geliebt, dass du dich nicht damit begnügen wolltest, einmal auf dem Kreuzaltar für sie zu sterben; du wolltest vielmehr, verborgen auf den Altären unserer Kirchen, in diesem göttlichen Sakrament bleiben und uns immer ganz nahe sein; da willst du an die Tür unseres Herzens klopfen und dir Einlass verschaffen.

Ach, könnte doch auch ich mich über deine Nähe so freuen, wie die Braut im Hohenlied sich freute, so dass sie ausrief: „Im Schatten dessen, den ich sehnlich suchte, sitze ich mit Freude.“ (s. Hld 2,3) Wenn ich dich liebte, wahrhaft liebte, mein Geliebter im heiligsten Sakrament, dann möchte ich mich wohl Tag und Nacht nicht von dir trennen, möchte immer zu Füßen des Tabernakels ausharren. Ganz nah bei deiner göttlichen Majestät, die sich verhüllt unter der unscheinbaren Brotsgehalt, dort fände ich jene göttliche Lust, jenen Seelenfrieden, die alle dich liebenden Seelen dort finden. Zieh mich an dich durch den Glanz deiner Schönheit und der unendlichen Liebe, die du in diesem Sakrament kundtust. „Zieh mich zu dir hin“, bittet die Braut im Hohenlied, „dann werden wir dir nacheilen, berauscht vom Duft deiner Wohlgerüche.“ (Hld 1,3)

Ja, lieber Heiland, dann werde ich alles Geschöpfliche, alles, was diese Welt mir bietet, aufgeben, um bald mit dir vereint zu werden. Wie junge fruchttragende Bäume sind jene glücklichen Seelen, die liebeerfüllt sich beim Tabernakel einfinden und reiche Frucht heiliger Tugend bringen, „wie junge Ölbäume rings um deinen Tisch“ (Ps 128,3).

Ich aber muss mich schämen, mein Jesus, vor dir mit leeren Händen zu erscheinen, so ohne Tugenden! Einst hast du angeordnet, niemand, der dich ehren wolle, dürfe ohne Opfergabe vor deinen Altar treten: „Nie sollst du mit leeren Händen vor meinem Angesicht erscheinen.“ (Ex 23,15) Was soll ich also tun? Soll ich dich nicht mehr besuchen? Aber das würde dir missfallen. So will ich denn kommen, arm, wie ich bin. Du selbst wirst mich dann mit den Gaben versorgen, die ich dir bringen soll. Ich sehe ja, dass du in diesem heiligsten Sakrament zugegen bist, nicht nur um die zu belohnen, die dich schon lieben; nein, du willst auch die Armen mit deinen Gütern versorgen. Beginne dies Werk heute! Fang heute bei mir an!

Du König meines Herzens, ich bete dich an. Du wahrer Liebhaber der Menschen, du Hirt deiner Schafe, der du von Liebe zu uns entflammt bist, ich komme zum Thron deiner Liebe; da ich aber nichts anderes habe, biete ich dir mein armes Herz dar: Deiner Liebe, deinem Wohlgefallen soll es ganz geweiht sein. Mit diesem Herzen kann ich dich lieben; ich will es tun, so sehr ich nur kann. Ziehe mich, fessele mich an deinen Willen! Wie Paulus, dein geliebter Jünger, beglückt über die Fesseln deiner Liebe, schrieb: „Ich, Paulus, der Gefesselte Christi“ (Eph 3,1), so will auch ich von heute an erfreut bekennen.

Mach mich, mein Herr, ganz eins mit dir! Mach, dass ich mich selber ganz aufgebe! Hilf, dass ich eines Tages die Welt und mich selbst so ganz verliere, dass ich dich finde als mein einziges Gut, um dich ewig zu lieben!

Dich liebe ich, mein Herr im heiligsten Sakrament. Ich binde mich an dich, mit dir will ich eins sein. Lass dich finden, lass dich lieben von mir! Geh nie mehr weg!

Jesus, du allein bist mir alles.

Gruß an Maria

Der hl. Bernhard nennt Maria die „Königsstraße unseres Heilands“, sie sei der sichere Weg zu ihm und zu unserem Heile.

Wenn es also wahr ist, meine Königin, dass du jener Weg bist, der unsere Seele zu Gott führt, dann warte doch nicht, hohe Frau, bis ich selbst den Weg zu Gott gehe, nein, trag mich auf deinen Armen zu ihm hin! Ja, trage mich! Und wenn ich mich sträuben sollte, dann trage mich mit Gewalt! Bezwinge mein Herz, so sehr du nur kannst, mit der gewinnenden Gewalt deiner Liebe! Zwinge meine aufbegehrenden Triebe, dass ich die irdischen Dinge lasse, dass ich nur mehr nach Gott strebe, dass ich nur mehr seinen göttlichen Willen kenne! Lass den Himmel schauen, wie mächtig du bist! Du hast so viele Gnadenwunder gewirkt - lass uns nun noch dieses neue Wunder deines Erbarmens sehen, dass du den rückhaltlos zu Gott ziehst, der sich so bedenkenlos von Gott entfernt hatte!

O Maria, du kannst mich heilig machen; von dir erhoffe ich es.

30. Tag

„Warum verbirgst du dein Antlitz?“ (Hiob 13,24), so fragte Hiob, von Furcht ergriffen, als er sah, dass Gott ihm den Anblick seines Antlitzes verbarg.

Wir dagegen brauchen uns nicht zu fürchten, dass Jesus Christus seine Majestät im heiligsten Sakrament verbirgt; vielmehr soll uns das Liebe und Vertrauen schenken. Um unsere Zuversicht zu stärken und uns immer besser seine Liebe erkennen zu lassen, hält er sich in der Brotsgestalt verborgen. „Indem Gott in diesem heiligen Sakrament uns sein Antlitz verbirgt“, sagt Novarinus, „offenbart er seine Liebe.“ Wer würde es sonst auch wagen, mit Vertrauen zu ihm zu gehen, ihm sein Herz und seine Wünsche zu offenbaren, wenn dieser himmlische König auf unsern Altären den Glanz seiner göttlichen Herrlichkeit erstrahlen ließe!

Lieber Jesus, welch wunderbare Erfindung deiner Liebe war es, dich im heiligsten Altarssakrament unter der Brotsgestalt zu verbergen, um dich auf Erden von jedem finden und lieben zu lassen, der nach dir verlangt! Der Prophet Jesaja hatte recht, als er die Menschen aufforderte, ihre Stimmen zu erheben und in der ganzen Welt laut zu künden von den Erfindungen der Liebe unsers guten Gottes: „Macht seine Taten unter den Völkern bekannt!“ (Jes 12,4)

Liebevollstes Herz meines Jesus, würdig, die Herzen aller Menschen zu besitzen! Herz, das allezeit sich völlig verzehrt im Feuer der reinsten Liebe! Verzehrendes Feuer, glühe mich aus und gib mir ein neues Leben in Liebe und Gnade! Mach mich so eins mit dir, dass ich nicht mehr von dir loskomme! Herz, das allezeit offen steht für jeden, der Ruhe sucht, nimm mich auf! Herz, am Kreuz durch die Sünden der Welt so bitter gepeinigt, lass mich meine Sünden wahrhaft bereuen! Ich weiß, dass du in diesem göttlichen Sakrament von derselben Liebe beseelt bist, die dich in den Tod auf dem Kalvarienberg trieb, und dass du auch heute noch innig danach verlangst, mich ganz mit dir zu vereinigen. Wie sollte ich da mich noch länger weigern, mich ganz deiner Liebe zu überlassen! Wie sollte ich je wieder deinem Wunsch widerstehen?

Lieber Jesus, um deiner Verdienste willen rühre mein Herz! Binde mich! Fessle mich! Vereinige mich völlig mit deinem Herzen! Kraft deiner Gnade entschließe ich mich heute, dir jede nur denkbare Freude zu machen. All die menschlichen Rücksichten, jede Neigung oder Abneigung, alle Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten will ich hinter mir lassen, die mich hindern könnten, dir vollkommen zu gefallen.

Gib, o Herr, dass ich nun auch tue, wozu ich entschlossen bin, dass von heute an alles, was ich tue, dass all meine Empfindungen und Strebungen ganz dein Wohlgefallen finden! Liebe meines Gottes, lösche jede andere Liebe in meinem Herzen!

Maria, meine Hoffnung, du kannst bei Gott alles erreichen. Erwirke mir die Gnade, ihm in der reinen Liebe Jesu zu dienen, treu bis in den Tod! So hoffe ich. Amen. So sei es für Zeit und Ewigkeit! Amen.

„Wer kann uns trennen von der Liebe Christi?“ (Röm 8,35)

Gruß an Maria

Der hl. Bernhard versichert, die Liebe Mariens zu uns könne nicht größer und nicht stärker sein, als sie ist; immer habe sie großes Mitleid mit uns, immer sei sie bereit, uns mit ihrer Macht zu helfen.

Mächtige Königin, reich an Macht und an Mitleid, du kannst und willst alle retten. So bitte ich dich heute mit den Worten deines frommen Verehrers Blosius: „Schütze mich, Herrin, im Kampf! Stärke mich, wenn ich Schwächen zeige“

Heiligste Jungfrau, sei immer meine Verbündete in dem furchtbaren Kampf, den ich gegen die Mächte der Hölle zu bestehen habe! Wenn du aber siehst, wie ich strauchle und zu fallen drohe, dann reiche mir schnell deine Hand und steh mir umso mächtiger bei! Mein Gott, wie viele Versuchungen werde ich bis zu meinem Tod noch zu bestehen haben! O Maria, meine Zuflucht, meine Stärke! Lass nicht zu, dass ich je wieder die Gnade Gottes verliere! Ich nehme mir ja fest vor, in allem, was mich anficht, sogleich zu dir zu flüchten und zu beten:

„Hilf, Maria! Hilf mir.“

31. Tag

„Jesus setzte sich an den Brunnen.“ (Joh 4,6) Welch kostbares Bild war es, als unser gütiger Heiland an jenem Tag, müde von dem Weg, am Brunnen saß, ganz Wohlwollen und Liebe, und die Samariterin erwartete, die er zu bekehren und zu retten gedachte!

Genauso liebevoll verhält sich Jesus noch täglich uns gegenüber: Er steigt vom Himmel herab auf unsere Altäre, zu diesen Brunnen der göttlichen Gnade; hier erwartet er die Menschen und lädt sie ein, ihm wenigstens für kurze Zeit Gesellschaft zu leisten; so will er sie immer mehr zu seiner vollkommenen Liebe führen.

Von allen Altären, auf denen Jesus im heiligsten Sakrament zugegen ist, ruft er gleichsam allen die Worte zu: „Ihr Menschen, warum flieht ihr meine Gegenwart? Warum kommt ihr nicht, warum verweilt ihr nicht bei mir, obwohl ich euch so sehr liebe? Nur zu eurem Heile habe ich mich so erniedrigt. Warum habt ihr Angst? Jetzt bin ich doch noch nicht auf der Erde, um euch zu richten! In diesem Sakrament habe ich mich

aus Liebe nur deshalb verborgen, damit ich euch Gutes tun kann, damit ich jeden rette, der zu mir flüchtet. - Ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten'.“ (Job 12,47) Bedenken wir doch dies: So wie Jesus Christus im Himmel allezeit lebt, um für uns einzutreten (s. Hebr 7,25), so übt er im heiligen Altarssakrament Tag und Nacht ununterbrochen und gütig den Dienst unsers Anwalts aus; er bringt sich dem himmlischen Vater als Opfer dar, um von ihm Erbarmen und ungezählte Gnaden für uns zu erlangen. Deshalb ermahnt uns der fromme Thomas von Kempen, mit Jesus im heiligsten Sakrament ohne Furcht und ohne Scheu zu sprechen, ganz so, wie man mit einem guten Freunde spricht.

Mein verborgener, höchster Herr, da du es mir also erlaubst, so lass mich dir mit Vertrauen mein Herz offenbaren und so zu dir sprechen: Ich erkenne das Unrecht, das die Menschen dir antun, mein Jesus, Liebhaber der Seelen; du liebst sie, wirst aber nicht wiedergeliebt; du tust ihnen Gutes und empfängst dafür Missachtung; du willst liebevoll mit ihnen sprechen, aber sie wollen dich nicht anhören; du bietest ihnen dei ne Gnade an, sie aber weisen sie zurück.

Mein Jesus, ist es wirklich so, dass auch ich mich eine Zeitlang diesen Undankbaren zugesellt und dich ebenso gekränkt habe? Mein Gott, a, so war es! Aber ich will mich bessern; an allen Tagen meines Lebens, die mir noch bleiben, will ich dir Ersatz leisten für die Kränkungen, die ich dir angetan habe; so sehr ich es nur vermag, will ich dir zu gefallen suchen und dich erfreuen. Herr, sage mir, was du von mir verlangst, ich will es tun, vorbehaltlos! Lass es mich erkennen durch die, die in deinem Namen sprechen; dann hoffe ich, es auch zu tun.

Mein Gott, ich bin fest entschlossen und verspreche dir, in Zukunft nichts mehr zu versäumen, was nach meiner Erkenntnis dir wohl gefällt. Sollte ich dadurch auch alles einbüßen, Verwandte und Freunde, Ansehen und Gesundheit, ja selbst das Leben - mag alles verloren gehen, wenn ich nur dir gefalle! O seliger Verlust, alles zu lassen, alles hinzugeben, um deinem Herzen Freude zu machen! Du Gott, den ich liebe, du höchstes Gut, das liebenswürdiger ist als alles, was sonst gut ist! In meiner Liebe vereinige ich mein armes Herz mit den liebensglühenden Herzen der Serafim. Ich vereinige es mit dem Herzen Mariens, mit dem Herzen Jesu. Ich liebe dich mit all meiner Liebeskraft. Nur dich will ich lieben. Ich will dich ewig lieben.

Mein Gott, ich bin ganz dein. Du bist ganz mein, o Gott!

Gruß an Maria

Der selige Amadeus sagt, unsere seligste Königin stehe immerdar als unsere Fürsprecherin vor Gott und trage ihm ihre Bitten vor, die bei ihm so mächtig sind; unser Elend sei ihr also bekannt; und weil sie auch die Gefahren kenne, die uns drohen, so fühle die gütige Herrin in Mutterliebe mit uns und sei immer zur Hilfe bereit: „Sie sieht ja unsere Not und erbarmt sich unser als gütige und gnädige Herrin in mütterlicher Liebe.“

Meine liebevolle Fürsprecherin, liebste Mutter! siehst du wohl in diesem Augenblick, wie sehr ich in Not und in welcher Gefahr ich bin? Bittest du schon für mich? Bitte, flehe für mich und lass nicht nach, bis du mich gerettet im Himmel siehst! Da will ich dir danken.

Der fromme Blosius sagt: „Nach deinem göttlichen Sohne bist du das sichere Heil derer, die dir treu dienen.“ Das ist es, um was ich dich heute anflehe: Gewähre mir die Gnade, bis zu meinem Tode dir treu zu dienen, damit ich nach dem Tode dich im Himmel preisen kann! Dann erst werde ich sicher sein, nie mehr von dir getrennt zu werden in Gottes ganzer Ewigkeit. Amen.

Maria, liebste Mutter mein, o lass mich stets dein Eigen sein!