Zeugen
Wunder
Worte
Wege
Orte
Kongresse
Geschichte
Hilfen
Gebete
Links

www.loreto.de

Hl. Alfons von Liguori

Wisse, dass du wahrscheinlich viel mehr erlangst wenn du fünfzehn Minuten vor dem Allerheiligsten Altarsakrament betest als durch alle anderen geistlichen Übungen eines Tages. Wahrhaft, unser Herr hört unsere Gebete überall, denn er hat es uns versprochen: “Bittet, und ihr werdet empfangen!”, aber er hat seinen Dienern auch geoffenbart, dass jene, die ihn im Allerheiligsten Altarsakrament besuchen, eine überreiches Maß an Gnaden erhalten werden.

Ziehe dich zurück von den Leuten und verbringe wenigstens eine Viertelstunde oder eine halbe Stunde in irgendeiner Kirche in der Gegenwart des Allerheiligsten Altarsakramentes. Koste und sieh, wie gut der Herr ist, und du wirst lernen aus deiner eigenen Erfahrung, wie viele Gnaden es dir bringen wird.

Besuchungen des Allerheiligsten Altarsakramentes und der Gottesmutter Maria
vom Hl. Alfons Maria von Liguori

Aus “Vorbereitung auf den Tod”

Die nachfolgende Betrachtung “Über die liebevolle Gegenwart Jesu im Allerheiligsten Sakrament des Altares” ist einem der berühmtesten Werke Alphons’, der “Apparecchio alla Morte” Vorbereitung auf den Tod” entnommen. Von diesem Büchlein heißt es, dass es für das ganze Königreich Neapel so etwas wie eine “Generalmission” war. Es stand seit 1760 in der Handbibliothek praktisch jedes Geistlichen und in fast allen Familien. Davon zeugen allein 139 italienische Auflagen und 315 fremdsprachige. - Die “Vorbereitung” gründet ganz und gar in der Erfahrung der Volksmission. Alphons schreibt selbst dazu: “Bei den Missionen sind Predigten über das jüngste Gericht, die Hölle usw. gut, um die Leute wachzurütteln und zu erschüttern; Bekehrungen aus Furcht aber sind nicht von Dauer: Man vergisst, man zuckt die Schultern, und das ist alles ... Wird man aber durch die Liebe Jesu des Gekreuzigten bekehrt, ist die Bekehrung stärker und dauerhafter. Was die Liebe nicht erreicht, wird die Angst nicht zuwege bringen; sobald man sich aber an Jesus den Gekreuzigten wendet, hat man keine Angst mehr.” Das ist also der Grund, warum die Betrachtung über die Eucharistie in dieser “Vorbereitung zum Tode” steht: Es geht darum, die Liebe zu Jesus Christus als Grundlage des ganzen christlichen Lebens, gerade auch in seinem Blick auf das Ende zu begreifen und zu vertiefen.

Die eucharistische Gegenwart als Erinnerungszeichen

Als unser Erlöser diese Welt verlassen musste, nachdem er durch seinen Tod das Werk der Erlösung vollendet hatte, wollte er uns in diesem Tal der Tränen nicht allein zurücklassen. “Keine Sprache” - sagt der hl. Petrus von Alcantara - “vermag die Größe der Liebe herauszustellen, die Jesus zu jedem einzelnen in sich trägt. Denn damit seine Abwesenheit ihn nicht in Vergessenheit brächte, hinterließ der Bräutigam, als er aus diesem Leben scheiden wollte, das Heiligste Sakrament zum Gedächtnis, in dem Er selbst anwesend blieb: Er selbst wollte zwischen beiden das Zeichen sein, um die Erinnerung wachzuhalten.” Dieser große Erweis der Liebe Jesu Christi verdient deshalb unsere große Gegenliebe. Darum wollte er auch in Jüngster Zeit das Fest zu Ehren seines Heiligsten Herzens einführen, wie es seiner Dienerin, Schwester Margerita Maria Alacoque offenbart wurde: Darin soll unsere ehrfürchtige Zuneigung gleichsam eine Erwiderung dafür sein, dass Er seine Wohnstatt auf unseren Altären genommen hat; wir sollen darin auch die Ablehnung sühnen, die Er in diesem Sakrament der Liebe von seiten der Irrgläubigen und schlechten Christen erfahren hat und immer noch erfährt. Jesus ist im Heiligsten Sakrament gegenwärtig,

1. um sich hier von allen finden zu lassen;

2. um hier  allen Audienz zu gewähren;

3. um von hier aus allen Gnade zu erweisen.

Gegenwärtig im Sakrament, um sich von allen finden zu lassen

Jesus Christus ist auf so vielen verschiedenen Altären zugänglich, um sich von allen finden zu lassen, die ihn suchen. Als sich in jener Nacht der Erlöser anschickte, sich von seinen Jüngern zu verabschieden, um in den Tod zu gehen, weinten jene vor großem Schmerz, weil sie glaubten, sich von ihrem geliebten Meister trennen zu müssen. Jesus aber tröstete sie mit Worten (die er heute noch zu uns sagt): Meine Kinder, ich gehe hin, um für euch zu sterben und meine Liebe zu euch zu beweisen. Doch auch wenn ich sterbe, will ich euch nicht allein zurücklassen. Solange ihr auf Erden seid, will ich mit euch sein im Heiligsten Altarssakrament. Ich überlasse euch meinen Leib, meine Seele, meine Gottheit - mich selbst ganz und gar. Solange ihr auf Erden seid, will ich mich nicht von euch trennen. “Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt” (Mt 28,20). “Der Bräutigam wollte seiner Braut” - schrieb der hl. Petrus von Alcantara - “während seiner so langen Abwesenheit eine Weise des vertrauten Umgangs hinterlassen, damit sie nicht einsam sei; und deswegen schenkte er dieses Sakrament, in dem er selbst gegenwärtig bleibt. Dies ist die beste Weise des vertrauten Umgangs, die er ihr hinterlassen konnte. “ Die Helden haben viele Götter erfunden, doch konnten sie sich keinen Gott ausdenken, der liebevoller wäre, der uns näher stehen und uns mit größerer Liebe helfen würde als der unsere. “weiche große Nation hätte Götter, die ihr so nah sind, wie Jahwe, unser Gott uns nah ist” (Dtn 4,7). Genau dieses Wort wendet die heilige Kirche auf das Fronleichnamsfest an (Resp. 2, Noct. 3).

Jesus Christus hat sich auf dem Altar gleichsam wie in einem Gefängnis der Liebe eingeschlossen. Die Priester drängen danach, das Sakrament vor dem Tabernakel auszusetzen oder es als Kommunion auszuteilen. Dann stellen sie es wieder zurück und schließen es ein. Und Jesus begnügt sich damit, an diesem Ort Tag und Nacht zu bleiben. Wozu ist es aber gut, mein Erlöser, auch während der Nacht in den vielen Kirchen da zu sein, wo doch die Leute die Tore schließen und dich allein lassen? Es würde genügen, wenn du tagsüber anzutreffen bist! Nein, Er will auch während der Nacht da bleiben, selbst wenn Er allein ‘s t, und warten, auf dass ihn am Morgen jeder, der ihn sucht sofort antreffen kann. Die Braut (des Hohenliedes) machte sich auf, um ihren Geliebten zu suchen; sie fragte jeden, dem sie begegnete:

“Habt ihr ihn gesehen, den meine Seele liebt?” (Hld 3,3). Und als sie ihn nicht fand, rief sie mit lauter Stimme: “Mein Geliebter, lass mich wissen, wo du bist. Zeige mir, wo du weidest, wo du lagerst am Mittag! “ (Hld 1, 7). Damals konnte die Braut ihren Geliebten nicht finden, da es das Heiligste Sakrament noch nicht gab. Wenn aber in unserer Zeit jemand Jesus Christus aufsuchen will, braucht er nur in die Pfarr- oder in eine Klosterkirche zu gehen, und dort wird er den Geliebten finden , der schon auf ihn wartet.

Es gibt kein Dorf, und sei es noch so armselig, und kein Kloster, das nicht das Allerheiligste Sakrament aufbewahrt. An all diesen Orten gibt sich der König des Himmels damit zufrieden, in einem Holzkästchen oder Steingehäuse eingeschlossen zu sein, wo er gerade noch mit einer Öllampe oft allein bleibt, ohne irgendeinen, der bei ihm ist. “Das aber, Herr”, sagt der hl. Bernhard, “passt nicht zu Eurer göttlichen Majestät!” “Es spielt keine Rolle!” erwidert Jesus. “Nenn es nicht zu meiner Majestät passt, so passt es doch zu meiner Liebe.”

Welche Ergriffenheit empfinden die Pilger, wenn sie das Hl. Haus von Loreto besuchen oder die Stätten im Hl. Land, den Stall von Betlehem, Kalvaria, das Hl. Grab, jene Stätten, wo Jesus Christus geboren wurde, wo er wohnte, starb und begraben wurde! Doch um wieviel größer muss unsere Ergriffenheit sein, wenn wir in einer Kirche denselben Jesus im Allerheiligsten Sakrament gegenwärtig finden. Vom seligen P. Johannes von Avila heißt es, er wüßte kein Heiligtum, das mehr Andacht und Trost schenken könnte als eine Kirche, in der Jesus im Sakrament gegenwärtig ist. P. Balthasar Alvarez weinte, als er die Paläste der Fürsten voller Leute sah, die Kirchen aber, worin Jesus gegenwärtig ist, verlassen. O Gott, wenn sich unser Herr auf eine Kirche dieser Erde beschränkt hätte, z. B . nur auf St. Peter in Rom, und wenn er dort nur an einem Tag im Jahr anzutreffen wäre: wieviele Pilger, wieviele Adelige und wieviele Herrscher würden sich darum bemühen, an jenem Tag dort zu sein, um dem König des Himmels, der zur Erde zurückgekehrt ist, den Hof zu machen!

Welch kostbarer Tabernakel aus Gold und verziert mit Perlen würde ihm bereitgestellt! Mit welchem Aufwand an Lichtern würde man diesen Tag der Anwesenheit Jesu Christi festlich begehen! “Aber nein!”, sagt unser Erlöser, “Ich will nicht bloß in einer Kirche da sein und auch nicht nur für einen Tag; ich suche auch nicht Reichtum und Glanz, ich will fortwährend an allen Tagen und an allen Orten gegenwärtig sein, wo meine Gläubigen sind, damit mich alle leicht zu jeder beliebigen Stunde antreffen können!”

Wenn sich nicht Jesus Christus selbst diese Feinheit der Liebe ausgedacht hätte, wer wäre darauf gekommen? Wenn einer zu Jesus bei seiner Himmelfahrt gesagt hätte: Herr, wenn Du uns Deine Zuneigung beweisen Willst, bleibe bei uns auf den Altären unter der Gestalt des Brotes, damit wir Dich dort finden können, wann immer wir wollen! - welche Tollkühnheit hätte man in einer solchen Frage gesehen? Was aber kein Mensch wissen noch sich ausdenken konnte, das hat unser Erlöser sich ausgedacht und ausgeführt. Doch wo bleibt unsere Dankbarkeit einem so großen Gunsterweis gegenüber? Wenn ein Fürst von weither in ein Land kommen würde, mit dem ausdrücklichen Ziel, von einem bestimmten Dorfbewohner aufgesucht zu werden, welche Undankbarkeit wäre es da von diesem, wenn er ihn nicht oder nur im Vorbeigehen sehen wollte?

Gegenwärtig, um allen Audienz zu gewähren

Jesus Christus gewährt im Sakrament allen Audienz. “Nicht alle auf dieser Erde können mit ihrem Fürsten sprechen”, sagt die hl. Teresa. “Die Armen können höchstens hoffen, durch die Vermittlung dritter Personen mit ihm zu sprechen und ihm ihre Nöte mitzuteilen. Für den König des Himmels aber braucht es keine Mittelsleute.” Alle, Adelige und Arme, können mit ihm von Angesicht zu Angesicht sprechen, da er im Sakrament zugegen ist. Deshalb bezeichnet sich Jesus als Blume des Feldes: “Ich bin eine Blume auf den Feldern, eine Lilie der Täler” (Hld 2, 1). Gartenblumen sind im Garten eingeschlossen und wenigen vorbehalten, die Blumen auf den Feldern aber zeigen sich allen. “Ich bin eine Blume auf den Feldern, weil ich mich allen zeigen will”, so lautet der Kommentar von Kardinal Hugo (de S. Charo).

Alle können also mit Jesus Christus in der Eucharistie sprechen, und zwar zu jeder Stunde des Tages. In seiner Meditation über die Geburt des Erlösers im Stall von Betlehem sagt der hl. Petrus Chrysologus [In Wirklichkeit: Johannes Chrysostomus], dass die Könige nicht jederzeit Audienz gewähren. Oft passiert es, dass einer sich aufmacht, um beim Fürsten vorzusprechen, er aber von den Wachen nicht vorgelassen wird mit dem Hinweis, dass gerade keine Zeit für Audienzen wäre und er später kommen müsse. Unser Erlöser aber wollte in einer offenen Höhle geboren werden, ohne Türen und ohne Wachen, um für alle jederzeit zugänglich zu sein. “Es gibt keinen Leibwächter, der abhält mit der Bemerkung, dass gerade keine Zeit wäre” [Johannes Chrysostomus]. Dasselbe trifft für Jesus im Allerheiligsten Sakrament zu. Die Kirchen stehen immer offen, jeder kann mit dem König des Himmels sprechen, immer wenn er will. Jesus wollte, dass wir mit ihm im Sakrament mit allem Vertrauen, dessen wir fähig sind, sprechen. Deshalb hat er sich in die Gestalt des Brotes begeben. Würde Jesus über den Altären auf einem Thron voller Herrlichkeit erscheinen, so wie er am jüngsten Gericht erscheinen wird, wer von uns hätte dann noch den Mut, sich ihm zu nähern? Weil aber der Herr wünscht, sagt die hl . Teresa, dass wir mit ihm im Vertrauen und ohne Furcht sprechen und seine Gnadenerweise suchen, deswegen hat er seine Majestät unter der Gestalt von Brot und Wein verborgen. Er wünscht - so Thomas von Kempen -, dass wir uns ihm gegenüber so verhalten, “wie sich ein Freund zu seinem Freund verhält”.

Wenn jemand sich zu den Stufen eines Altares begibt, sagt ihm Jesus sogleich jene Worte aus dem Hohenlied: “Steh auf, eile, meine Freundin, meine Schöne, so komm doch” (2, 10). “Steh auf”, sagt er zur Seele, und fürchte dich nicht, “eile”, stelle dich in meine Nähe; “meine Freundin”, du bist mir nicht mehr feind, wenn du mich liebst und es dich reut, mich beleidigt zu haben; “meine Schöne”, du bist nicht mehr häßlich entstellt in meinen Augen, meine Gnade hat dich schön gemacht; “und komm”, komm herauf, sag mir, was du wünschest, ich bin für dich auf diesem Altar bereit. Welche Freude könntest du erfahren, lieber Leser, wenn der König dich in sein Privatgemach rufen und dir sagen würde: Sag mir, was du wünschest! Was hast du nötig? Ich liebe dich und sehne mich danach, dir Gutes zu tun. Das sagt der König des Himmels, Jesus Christus allen, die ihn besuchen: “Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen” (Mt 11,28). Kommt ihr Armen, Kranken, Betrübten, ich kann und will euch reich machen, hellen, trösten. Eben deshalb bin ich auf den Altären gegenwärtig: “Wenn du um Hilfe schreist, wird der Herr dir Antwort geben: Hier bin ich” (Jes 58,9).

Eucharistische Gegenwart, um allen Gnade zu erweisen

Jesus gewährt im Sakrament allen Audienz, um allen Gnade zu erweisen. Der hl. Augustinus sagt, dass der Wunsch des Herrn, seine Gnade zu schenken, größer ist als unsere Bereitschaft, diese zu empfangen. Der Grund dafür ist die unendliche Güte Gottes; Güte aber verströmt sich von ihrem Wesen her, ja, sie sehnt sich danach, sich an alle mitzuteilen. Es ist für Gott ein Grund zur Klage, wenn die Menschen seine Gnade nicht suchen: “Bin ich denn für Israel eine Wüste geworden oder ein finsteres Land? Warum sagt mein Volk- Wir kommen nicht mehr zu dir?” (Jer 2,31). Warum, spricht der Herr, wollt ihr nicht mehr zu mir kommen? Etwa weil ihr mich wie ein unfruchtbares Land angetroffen habt, als ihr meine Gnade suchtet? Der hl. Johannes sieht den Herrn mit der Brust voller Milch, d. h. Barmherzigkeit, und gegürtet mit einem Band aus Gold, d. h. Liebe, mit der er seine Gnade an uns verströmen lassen will. “Ich sah einen, der um die Brust einen Gürtel aus Gold trug” (Offb 1, 13). Jesus Christus steht immer bereit, uns seine Wohltaten zu erweisen, aber, so hebt Discipulus [Johannes Herolt] hervor, gerade im Allerheiligsten Sakrament verteilt er seine Gnade in größerer Fülle. Und der sel. Heinrich Seuse meint, dass Jesus im Sakrament unsere Gebete mit größerer Bereitschaft erhört.

Wie eine Mutter ihre Brüste dem Kind zum Saugen reicht, um Erleichterung zu finden, genauso ruft uns der Herr von diesem Sakrament der Liebe aus zu: “Kommt an meine Brust ... Wie eine Mutter ihr Kind liebkosend tröstet, so tröste ich euch” (Jes 66,13). P. Balthasar Alvarez sah Jesus gerade in der Eucharistie mit Händen voller Gnade, um sie an die Menschen zu verschenken; er fand aber keinen, der sie wollte.

Wie selig ist jene Seele, die sich zu den Stufen eines Altars begibt, um von Jesus Christus Gnaden zu erbitten! Als die Gräfin von Ferla Nonne in Santa Chiara wurde, begab sie sich, wenn immer möglich, zum Allerheiligsten Sakrament und erhielt dort ununterbrochen Schätze von Gnaden. Als sie eines Tages gefragt wurde, was sie so viele Stunden vor dem Allerheiligsten tue, antwortete sie: “Ich könnte in alle Ewigkeit dortbleiben. Was man vor dem Allerheiligsten tut oder nicht tut? Was tut ein Armer vor einem Reichen? Ein Kranker vor einem Arzt? Was man tut? Man dankt, man liebt, man bittet.” ...

Jesus Christus beklagte sich bei der Dienerin Gottes, Schwester Margerita Alacoque, über die Undankbarkeit der Menschen angesichts dieses Sakramentes der Liebe; er ließ sie sein Herz mit einer Dornenkrone umgeben, darüber ein Kreuz auf einem Thron von Feuer sehen und wollte sie so auf die Gegenwart seiner Liebe im Sakrament hinweisen. Dann sagte er zu ihr: “sieh das Herz, das die Menschen so sehr geliebt und das ihnen nichts vorbehalten hat: es brennt danach ‘ ihnen seine Liebe zu erweisen. Doch statt Anerkennung erhalte ich vom größten Teil nur Undankbarkeit, da sie mir in diesem Sakrament der Liebe Ehrfurchtslosigkeit und Verachtung entgegenbringen.

Und das, was mich am meisten schmerzt, ist, dass es Seelen sind, die sich mir geweiht haben.” Die Menschen halten sich nicht bei Jesus Christus auf, weil sie ihn nicht lieben. Sie können zwar liebend gern stundenlang mit einem Freund plaudern, finden es aber langweilig, auch nur eine halbe Stunde mit Jesus Christus zu verbringen. Vielleicht werden sie sagen: Warum schenkt mir Jesus Christus seine Liebe nicht? Ich halte dagegen: Wenn ihr aus euren Herzen nicht die Liebe zu den irdischen Dingen vertreibt, wie soll da die göttliche Liebe in euch eintreten! Ach, könntet ihr doch aus vollem Herzen sprechen, was der hl. Philipp Neri beim Besuch des Allerheiligsten Sakramentes sprach: “Da bist Du, meine Liebe; Du, meine Liebe!” Ihr würdet keine Langeweile empfinden, wenn ihr Stunden und ganze Tage vor dem Allerheiligsten Sakrament verweiltet.

Für eine von der Liebe Gottes faszinierte Seele erscheinen Stunden vor dem Herrn im Sakrament Augenblicke zu sein. Der hl. Franz Xaver mühte sich den ganzen Tag um das Heil der Seelen, und was war dann in der Nacht seine Erholung? Sein Verweilen vor dem Allerheiligsten! Der hl. Johannes Franz Regis, der große Missionar Frankreichs, begab sich, nachdem er den ganzen Tag mit Beichtehören und Predigen zugebracht hatte, in der Nacht in die Kirche. Und wenn er sie manchmal verschlossen fand, hielt er sich draußen vor der Tür in Kälte und Wind auf, um so wenigstens von ferne seinem geliebten Herrn “Aufwartung zu machen”.

Der hl. Ludwig Gonzaga wünschte immer vor dem Allerheiligsten zu verweilen; von seinen Oberen wurde ihm aber auferlegt, es nicht zu tun. Wenn er am Altar vorbeikam und sich von Jesus zum Verweilen hingezogen fühlte, war er um des Gehorsams willen gezwungen, weiterzugehen. Der junge Heilige sagte deswegen in seiner Liebe zu Jesus: “Geh weg von mir, Herr, geh weg! Herr, zieh mich nicht an, lass mich gehen, so will es der Gehorsam!”

Wenn du aber, lieber Bruder und liebe Schwester, keine solche Liebe zu Jesus Christus spürst, bemühe dich darum, den Herrn jeden Tag zu besuchen, auf dass er dein Herz entflammt. “Dir ist kalt! Tritt zum Feuer!”, sagte die hl. Katharina von Siena. Wie glücklich bist du, wenn Jesus dir die Gnade schenkt, dich mit seiner Liebe zu entflammen. Denn dann kannst du nicht anders als Jesus lieben und alle Dinge dieser Welt geringschätzen. Der hl. Franz von Sales sagt: “Wenn ein Haus anfängt zu brennen, wirft man alle Dinge aus dem Fenster.”

(entnommen aus: Greshake/Weismayer, Quellen geistlichen Lebens, Die Neuzeit, Mainz 1989, S. 214-221)

Gebet

Mein Herr Jesus Christus, Du bist aus Liebe zu uns Menschen Tag und Nacht in diesem Sakrament gegenwärtig und voll Erbarmen und Liebe erwartest, rufst und empfängst Du alle, die Dich besuchen! Ich glaube, daß Du im Sakrament des Altares gegenwärtig bist, ich bete Dich an aus dem Abgrund meines Nichts und danke Dir für so viele erwiesene Gnaden, besonders dafür, daß Du Dich selbst mir in diesem Sakrament gegeben, daß Du mir Deine heilige Mutter als eine Fürsprecherin geschenkt und daß Du mich gerufen hast, Dich in dieser Kirche zu besuchen.

So grüße ich denn heute Dein liebevolles Herz und nehme mir vor, es in dreifacher Absicht zu begrüßen: Erstens, um Dir für diese große Gnade Dank zu sagen; zweitens, um alle Beleidigungen, die Du von Deinen Feinden in diesem Sakrament empfangen hast, wieder gut zu machen; drittens, um Dich durch diesen Besuch an all den Orten der Erde anzubeten, wo Du im Allerheiligsten Sakrament weniger verehrt, ja ganz verlassen bist. Amen!

Hl. Alfons M. Liguori