Zeugen
Wunder
Worte
Wege
Orte
Kongresse
Geschichte
Hilfen
Gebete
Links

www.loreto.de

Baron Gaston Jean Baptiste de Renty

Baron Gaston von Renty (1611-1649)

Dieser wahrhafte Edelmann stand in innigster Gebetsverbindung mit der gottseligen Margareta vom heiligsten Sakrament; gleich ihr liebt er Jesus mit der inbrünstigsten Liebe und weihte sich mit ihr dem Kind Jesus, dessen Armut, Demut, Sanftmut, Unschuld, Abtötung er mit unermüdlichem Eifer nachzuahmen suchte.

Der einzige Sohn des reichen Barons Renty in der Grafschaft Artois, studierte er auf der Hochschule zu Paris, wo er eines Tages in einen Buchladen trat, um zu seinen Studien zweckdienliche Bücher zu kaufen. Da legte ihm der Buchhändler auch das Buch ”von der Nachfolge Christi” vor und bat ihn, es zu lesen. Doch der junge Baron schob es zurück und verließ den Laden. Einige Zeit danach brachte ihm der Buchhändler mehrere Bücher in seine Wohnung und reichte ihm wiederholt das Buch „von der Nachfolge Christi“ dar, ihn inständig bittend, es zu lesen. Renty nahm nun das Buch mit, las es und war vom Inhalt so ergriffen, dass es von nun an sein beständiger Begleiter bei Tag und Nacht war, und die Liebe zu Jesus immer mehr Platz in seinem Herzen nahm.

Zweiundzwanzig Jahre alt, verehelichte er sich, führte aber auch im Ehestand ein gottgefälliges Leben. Im dreißigjährigen Krieg zog er als Hauptmann einer Kompanie ins Feld. Im Feindesland zeigte er sich besonders gutherzig. Nie ließ er zu, dass seine Soldaten die Leute hart behandelten oder gar beschädigten; was aber besonders bemerkenswert ist, er unterließ auch als Soldat die von Kindheit an liebgewonnene Übung des Gebetes nicht, und nie betrat er ein Quartier in einem Orte, ohne zuvor seinen Herrn und Gott in der Kirche besucht und angebetet zu haben.

Mit 27 Jahren übergab er sich der Leitung eines sehr frommen Priesters, verließ den königlichen Hof, brach alle Verbindung mit der vornehmen Welt ab und gab sich ganz der Heiligung seiner Familie und seiner eigenen Seele hin. Seine Lieblingsbeschäftigung war der Besuch der Armen, Kranken und Gefangenen und seine Wonne das Gebet und die Vereinigung mit Jesus durch die Heilige Kommunion. Täglich kommunizierte er, wenn er nicht etwa durch ein dringendes Liebeswerk abgehalten wurde.

Und da die rechte Verehrung des Heiligsten Sakramentes nicht darin besteht, oft, sondern gut zu kommunizieren, so verwandte er darauf alle Sorgfalt. Stundenlang weilte er kniend vor dem hochwürdigsten Gut und als einmal einer seiner Freunde sich wunderte, dass er durch eine so lange Andacht nicht müde werde, antwortete er: Darin besteht ja gerade die Erholung seines Geistes und die Erfrischung seiner Seele und er hole sich zu den Füßen des heiligsten Sakramentes immer neue Kräfte zur Erfüllung aller seiner Pflichten.

Unaufhörlich brachte er Gott Danksagungen für die Einsetzung der hochheiligen Eucharistie dar und lud alle, die er kannte, mündlich und schriftlich zum Lob des glorwürdigsten Gutes ein. Er pflegte zu sagen: „Gott hat die hochheilige Eucharistie einsetzen wollen, damit der Sohn Gottes unter uns zurückgehalten werde, damit er uns alle Gnaden erlange und uns für die ewige Glorie vorbereite. In der hochheiligen Eucharistie gibt uns Jesus die verschiedenen Stufen seines Lebens zu erkennen, um durch Wirkung des heiligen Geistes in uns eine Nachahmung seiner Geburt, seines Lebens, seines Todes  und seiner Auferstehung hervorzubringen.“

Gleich der ihm geistig verwandten, in heiliger Liebe mit ihm verbundenen Dienerin Gottes Margareta vom heiligsten Sakrament erkannte er, dass sich im heiligsten Sakrament besonders alle Momente der Kindheit Jesu wiederspiegeln: die Einsamkeit des Kindes Jesu, seine Armut, seine Einfalt und Unschuld, besonders aber der Geist des Opfers für das Heil der Seelen; daher war er auch bestrebt, den Geist der Kindheit Jesu ganz in sich aufzunehmen und in sich nachzubilden. Er ging hierin so weit, dass er, um die Armut des Kindes Jesus nachzuahmen, seiner Gemahlin alle seine Güter verschreiben ließ, um nur kein Eigentum zu besitzen, und das, was er den Armen spendete, selbst erbitten zu müssen.

Um ihn der Gnade, sich und der Welt völlig abzusterben und nur für und in Christus zu leben, teilhaftig zu machen, suchte ihn Gott längere Zeit mit Trostlosigkeit und Verlassenheit heim. In dieser Zeit der Prüfung verharrte er treu im Gebet, verdemütigte sich immer mehr und brachte Gott sich selbst und alle Gnadengaben zum Opfer dar, und um auszuharren in dieser härtesten aller Prüfungen unterließ er es nicht, jede Zeit, die ihm gewährt war, vor dem Allerheiligsten zuzubringen.

In seinem Liebeseifer, den Herrn in heiligsten Sakrament zu ehren, machte er zu Fuß eine Rundreise in sämtliche Kirchen der Umgebung, um sich zu überzeugen, ob das Allerheiligste in geeigneten, reinen Tabernakeln aufbewahrt werde. Viele armen Kirchen schenkte er silberne Kelche und weil er in mancher Handarbeit sehr geschickt war, verfertigte und vergoldete er in seinen Mußestunden Tabernakel, um sie dann armen Pfarrkirchen zu übersenden. Die Männer und Frauen der Pfarrei, in welcher sein Schloss lag, hatte er dazu gebracht, mit Kerzen in der Hand  unserem Heiland zu folgen, wenn er zu den Kranken getragen wurde. Er selbst bekannte seinen Glauben an die Gegenwart Christi im heiligen Geheimnis des Altars ungescheut vor aller Welt, indem er bei Prozessionen und wenn die heilige Wegzehrung zu den Kranken gebracht wurde, sich unter das Volk mischte und mit entblößtem Haupt den König des Himmels begleitete.

Eines Tages, an welchem ein Sterbender mit der heiligen Wegzehrung gestärkt werden sollte, baten ihn seine Freunde und Verwandten, nicht mitzugehen, da der Regen in Strömen herabfiel und er, etwas leidend, seiner Gesundheit dadurch schaden könnte. Allein er ließ sich um keinen Preis abhalten und begleitete die ganze Länge des Weges mit bloßem Haupt seinen Herrn und Gott. Gott gefiel diese Treue seines Dieners. Als der Graf nach hause zurückgekehrt war, fand sich zum Staunen aller, dass seine Kleider auch nicht die geringste Spur von Nässe zeigten, obwohl es unaufhörlich regnete.

Sein Eifer für die Verehrung der hochheiligen Eucharistie verdiente ihm ein anderes Mal eine nicht weniger ausgezeichnete Huld des göttlichen Erbarmens. Er begleitete in einer Prozession seien göttlichen Heiland, als eine mit sechs Pferden bespannte Kutsche in vollem Lauf daherkam und der Kutscher ohne alle Ehrfurcht vor dem Allerheiligsten und ohne Rücksicht auf das betende Volk mitten durch die Prozession fahren wollte. Kauf sah dies der fromme Baron, als er sich mit Gefahr seines Lebens den Pferden entgegenstürzte und sie zum Stillstehen zwang, bis das hochwürdigste Gut vorübergetragen war.

Als man ihm selbst in seiner letzten Krankheit die heilige Wegzehrung brachte, versenkte er sich mit langem Schweigen in die Gefühle der tiefen Demut und wollte in der Gegenwart seines Herrn und Erlösers, den er soeben empfangen hatte, zu den Seinigen nicht sprechen, um nicht einige Augenblicke zu verlieren, die Gott allein geweiht sein sollten. Indessen gestand er seine Freude ein, welche ihm der Gedanke einflößte, nun bald mit seinem geliebten Jesus vereinigt zu sein. Er seufzte mit dem heiligen Paulus nach der Auflosung und rief sehnsuchtsvoll: „Komm, o Bräutigam meiner Seele, komm, o Herr Jesus Christus!“ Bei dem Anblick der Sonne, die ihre Strahlen in sein Sterbezimmer war, rief er aus: „O Schöner Tag der Ewigkeit! O wie liege ich diese Helle, denn sie erinnert mich an die Klarheit jenes Tages, dem keine Nacht mehr folgt.“ Bald darauf sprach er: „Wo ist das heilige Jesuskind?“ und mit dem süßen Namen Jesus auf den Lippen starb er am 24. April 1649 in der rue Beautreillis in Paris, Pfarrei St. Paul. Er ist begraben in Citry sur Marne, in der Nähe von la Ferté sous Jouarre.

Ursprung und Gründung der ewigen Anbetung des glorwürdigsten Sakramentes

Der fromme Baron Renty empfand immer einen großen Schmerz, wenn er sah, wie einsam und verlassen außer der heiligen Messe der göttliche Heiland im Tabernakel sich befinde. Sein Eifer sann auf ein Mittel, um dieser Verlassenheit abzuhelfen. Es kam ihm der Gedanke, in der Pfarrei St. Paul eine Gesellschaft von Frauen zu bilden, wovon jede sich eine Stunde dem Besuch und der Anbetung des Allerheiligsten Sakramentes weihen sollte. Zu diesem Zweck verfasste er ein kleines Andachtsbuch mit Vorschriften für die Anbetung und legte sein Werk mit rührender Bescheidenheit seinem Oberhirten zur Bestätigung vor. Der Bischof gab gerne seine Einwilligung zu diesem frommen Verein und bald verbreitete sich derselbe in mehrere Pfarreien, besonders nach Dijon, wo Graf Renty ihn selbst mit vielem Erfolg, aber nicht ohne Schwierigkeiten, gründete.

Lange vor der Gründung der ewigen Anbetung durch Herrn von Renty wurde durch den hochwürdigen P. Anger von der Gesellschaft Jesu die ewige Anbetung in Paris dadurch gegründet, dass er den hochw. Herrn Bischof Gondy bat, das vierzigstündige Gebet einzuführen, damit die Gläubigen abwechselnd in jeder Kirche das allerheiligste Sakrament anbeten könnten. Der würdige Prälat gewährte die Bitte und beeilte sich, das Volk dazu einzuladen. Bald strömten die Gläubigen in Mengen zu den Altären, um den Gott des Erbarmens anzurufen. Wie alles Göttliche hatte auch diese Einrichtung ihre Widersacher doch der eifrige Pater Anger ging siegreich aus dem Kampfe hervor.

Nach P. Anger nahmen sich besonders zwei seeleneifrige Priester, P. Vincent Huby und P. Jean Rigoleuc um die Verbreitung der ewigen Anbetung an. P. Huby führte sie 1651 in der Kathedralkirche zu Quimper ein und von da verpflanzte er sie in das Bistum Vannes. Bemerkenswert ist, dass die Landleute von zwei Pfarreien bald die Ehre sich streitig machten, Tag und Nacht das heiligste Sakrament anzubeten. Als P. Rigoleuc die Entstehung der ewigen Anbetung im Bistum Vannes wahrnahm, glaubte er, dass sie überall die Herzen der Gläubigen mit einem neuen Geist der Liebe zu Jesus erfüllen werde. Auf seinen Vorschlag und unter seiner Leitung wurden die zwölf Monate des Jahres unter die verschiedenen Pfarreien verteilt. Jede Pfarrei übernahm einen Monat und die Mitglieder des Vereins wählten sich eine Stunde während eines Tages des Monats, um nach Empfang der hl. Kommunion die hochheilige Eucharistie anzubeten.

Von hier aus verbreitete sich die ewige Anbetung in mehrere Bistümer und Papst Klemens V. bestätigte den Verein und begnadigte ihn mit immerwährenden Ablässen. Von Frankreich aus wanderte die ewige Anbetung nach Belgien und Italien und von da nach Deutschland, wo sie in vielen Bistümern besonders am Rhein, Main und der Donau eingeführt ist.

(mit leichten sprachlichen Veränderungen übernommen aus: Ott, Georg, Eucharisticum, Regensburg 1869, S. 480-483)