INDIEN - Heute werden Christen verfolgt, doch die Zukunft gehört uns
Interview mit Kardinal Ivan Dias von Bombay
Vatikanstadt (Fides) – „Die Zukunft der Kirche in Indien ist glänzend. Die Verfolgungen sind nur ein Vorgeschmack auf eine große Blütezeit",
erklärte der neugewählte Kardinal und Erzbischof von Bombay, Ivan Dias gegenüber Fides. Der Erzbischof von Bombay befindet sich anlässlich des Konsistoriums vom 21. Februar in Rom. Seit 1996 leitet der
65jährige Ivan Dias die Erzdiözese Bombay. Die Erzdiözese gehört mit ihren 10.000 qkm Ausdehnung und insgesamt 14.600.000 Einwohnern, von denen 550.000 Katholiken sind, zu den wichtigsten Kirchsprengeln des Landes.
In einem Gespräch mit Fides berichtete der neugewählte Kardinal von seinem persönlichen Engagement, der Situation seiner Diözese und den Perspektiven der Kirche in Indien. Es folgt der Wortlaut des Interviews.
Erzbischof Dias, was bedeutet für Sie die Ernennung zum Kardinal?
Diese Erhebung in die Kardinalswürde bestärkt mich in meinen Vorsätzen: es ist ein neues Kapitel meines Priesteramtes, das die Grundlage aller anderen Titel und
Ehren darstellt. Sie fügen dem nicht sehr viel zu, doch sie führen zu mehr Engagement im pastoralen Dienst, zu dem uns der Herr berufen hat.
Wie sieht die Situation der katholischen Gemeinschaft in Ihrer Erzdiözese aus?
Bombay ist die größte Diözese Indiens. Wir haben viele eifrige und engagierte Laien. Die größte Herausforderung liegt in der Vertiefung des Glaubens entsprechend
der Richtlinien des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ausserdem haben wir soeben die Synode in unserer Erzdiözese gefeiert: wir müssen weiterhin auf die wichtige Rolle der Laien in der Mission der Kirche bestehen. Dies
wird für mich persönlich und für die ganze Diözese eine vorrangige Aufgabe sein.
Auf welche Schwierigkeiten stoßen Sie?
Auf die größten Schwierigkeiten stoßen die Gläubigen bei der Verkündigung des Evangeliums unter ihren Mitmenschen. Weit verbreitet ist die Praxis der Anbetung: in 75 der insgesamt 114 Pfarreien der Erzdiözese findet jeden Tag die eucharistische Anbetung statt, an der zahlreiche Gläubige teilnehmen und auch die täglichen Gottesdienste sind gut besucht. Doch es bedarf des größeren Engagements bei der Evangelisierung. Es gibt viele Verbände und soziale Einrichtungen, doch der Schritt hin zum Nächsten und das Umarmen der Armen, wie dies Mutter Teresa tat, muss für alle Christen zur Normalität werden.
Wie beurteilen Sie die Perspektiven der Kirche in Indien?
Meiner Ansicht nach ist die Zukunft der Kirche in Indien glänzend. Auch der Heilige Vater betonte dies bei seinem Besuch vor zwei Jahren: im dritten Jahrtausend
wird die Kirche in Indien zu den Hauptakteuren gehören und die indische Kirche nimmt in der asiatischen Kirche einen besonderen Platz ein. Ich betrachte die Verfolgungen als etwas Natürliches: die Kirche war immer
davon betroffen, insbesondere in Zeiten der großen Blüte. Die heutigen Misshandlungen sind Vorboten einer zukünftigen Blütezeit. Die Berichte von fortwährender Gewalt gegenüber Christen erschüttern mich nicht: ich
bin mir sicher, dass der Herr etwas Gutes daraus machen wird. (23/2/2001)
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